Das Schicksal Mittelerdes (RPG) > Lothlorien
Taur Giliath / Nördliche Wälder Lothlóriens
Thorondor the Eagle:
Faendir von der Ebene von Celebrant
Gemeinsam mit dem Trupp Grenzwächter ging Faendir über zahlreiche, kleine Pfade durch den Wald. Er war von tiefer Trauer umgeben, denn seine Gedanken waren nur bei der kleinen Nachtigall.
Celebithiel vermutete, dass irgendetwas geschehen würde. Ich hätte besser auf meine Begleiterin aufpassen müssen. Ich wog uns schon in Sicherheit als wir die Waldgrenze überschritten, warum habe ich nicht aufgepasst? Dieser kleine unschuldige Vogel hat kein solch qualvolles Ende verdient...
Ein letzter Flug mit den Adlern über das große Meer; dies wäre passend für die kleine Nachtigall, um ihren weiteren Weg zu beschreiten... Seite an Seite mit den größten ihrer Art... Sie hat in all den Jahren so viel Hilfe geleistet, mehr als so mancher Elb den ich kenne.
Wenn sie wieder gesund wird, werde ich ganz besonders auf sie Acht geben und sie überraschen.
Aber womit? Sie hat so vieles gesehen, überwunden und hat weitergelebt. Sie singt jedes Lied das ich kenne, also womit kann ich ihr eine Freude bereiten? Das Lied, der wunderschöne Gesang aus meinen Träumen... wenn ich dieses Musikstück erlerne, wird sie schnell wieder gesund werden! Es hat auch mir geholfen die dunkle Nacht zu überstehen...
Bis zu diesem Moment wirkte Faendir verzweifelt und verloren. Seine Miene war stark betrübt und seine Augen waren noch immer mit Tränen unterlaufen. Er ging leicht gebückt und sein halbes Gesicht verschwand im Schatten, den seine Kapuze warf. Aber mit dem Moment als ihm dieser Gedanke kam, erfasste ihn eine Entschlossenheit die einem Krieger glich, der einen Kampf nicht verlieren würde. Er blickte voraus auf dem Weg und er erkannte bereits in kurzer Entfernung die hohen Wipfel der Mallornbäume.
„Wir haben Caras Galadhon erreicht“, sagte einer der Wächter.
In Windeseile schritten sie die Treppen empor, welche sich wie Schlingpflanzen um die Stämme der Bäume wickelten. Die Luft wurde sehr diesig in den Kronen, doch das Atmen schien hier fiel leichter zu sein.
Am Ende der Treppe stand der Palast von Caras Galadhon und vor dessen Eingang stand bereits die Herrin des Lichts. Sie wirkte besorgt, so als ob sie schon wusste, was vorgefallen war.
„Wo ist meine kleine Nachtigall?“ fragte sie.
Der Soldat der sie trug ging auf Galadriel zu und legte sie in ihre offenen Hände.
„Großen Kummer bereitest du mir und Celebithiel kleine Gefährtin, doch wenig kannst du dafür und genauso wenig ist die Wache des Waldes daran Schuld. Die Späher des Feindes haben viele Gesichter. Einige kennen wir und andere nicht.“
Aus dem Schatten der Bäume kamen zwei Elben. Ihr Haar war seidig schwarz und reichte weit den Rücken hinab. Sie trugen feines Gewand und Schmuckstücke, die älter waren als Faendir.
„Sorge dich nicht, junger Faendir. Dies sind zwei Heiler aus dem edlen Hause der Noldor. Ihre Heilkünste sind älter und wirkungsvoller als alle anderen auf unserer Seite der Nebelberge. Sie wird wieder gesund werden und die Botschaft von Gandalf trägt sie in sich. Ruh dich nun aus, denn deine Reise war mühsam und schwer“, sagte Galadriel mit einer beruhigenden Stimme.
Die Wächter hatten sich wieder rasch in Richtung Boden aufgemacht. Vermutlich wurde jeder Soldat an der Grenze gebraucht. Galadriel ging mit den Heilern in den Palast.
Faendir wollte nicht weg, ehe eine gute Nachricht von den Heilern bekam. Also setzte er sich auf die Stiege und lehnte sich mit dem Rücken an die Wand. Er schloss die Augen und dachte krampfhaft über seinen Traum nach, doch ihm viel nichts mehr ein, außer einigen Akkorden, die er ungefähr zuordnen konnte.
Faendir griff nach seiner Flöte und setzte an. Er wollte einfach darauf losspielen und probieren, ob er die Klangfolge spielen konnte.
Die ersten Töne waren leicht zu finden, doch je länger das Lied wurde umso weniger konnte er sich erinnern, bzw. die richtigen Töne zuordnen. Das Leid, welches den Vogel widerfuhr, quälte den Elben sehr und es zwang ihn immer weiter zu spielen ohne Pause und ohne Verpflegung.
Auf einmal stand Galadriel am oberen Treppenabsatz. Sie schaute verwundert auf Faendir. In ihren Augen ruhte eine tiefe Trauer, doch sie kam nicht von den Geschehnissen der letzten Tage.
„Woher kennt ihr, Faendir, dies sagenumwobene Lied?“ fragte die Herrin.
Er setzte die Flöte ab und antwortete: „Gestern Nacht erst erschien es mir im Traum. Ich stand mitten in einem wunderschönen Wald. Um mich sprossen unzählige Frühlingspflanzen und der taufrische Duft lag in der Luft. Auf einem hohen Baum neben mir saß die kleine Nachtigall, meine Gefährtin. Sie stimmte diese wunderschöne Melodie an. Mit der Flöte mitzuspielen wagte ich nicht, denn es war so wunderschön, wie das Lied widerhallte...“
„Widerhallte?“ fragte Galadriel abrupt und überrascht.
„Ja!...“
„Aus einer Schlucht, welche sich gleich vor einer großen, unüberwindbaren Felsenkette auftat!“, unterbrach sie ihn wieder.
„Ihr hattet denselben Traum, meine Herrin?“
„Nein, dies war keiner meiner Träume. Was ihr hier erzählt, ist längst nicht mehr! Ich nehme an ihr kennt die Sagen über Beleriand, dem schönen Land der Elben aus dem ersten Zeitalter dieser Welt.“
„Nur sehr wenige.“
„Der Wald von dem ihr geträumt habt, war einst meine Heimat. Ich lebte dort mit meinem Gemahl Celeborn in den ehrwürdigen Hallen meines Onkels. Menegroth wurden sie genannt. Luthien, des Königs Tochter, sang oft auf der Brücke über dieser Schlucht und ihr Gesang erfüllte das gesamte Königreich mit Wonne und Glück.
Als ihr Ehemann fiel, verschwanden auch ihre Gesänge. Ihr Herz war zerbrochen und sie wurde dieser Welt müde. Sie verstarb kurz darauf und ihre Seele wanderte in die Hallen von Mandos.
Sie bat den Valar um Gnade und sang für ihn. Er gewährte ihr den Wunsch und sie wurden mit Beren glücklich bis an ihr Lebensende.
Das Lied, welches ihr spielt, lies damals Mandos†™ Herz erweichen...“
Galadriel schwieg für einen kurzen Augenblick. Sie sah Faendir verwundert an und versuchte seinen Gesichtausdruck zu deuten. Der irgendwo zwischen Stolz und Verwirrung umherirrte.
„Ich bin eine der wenigen auf diesen Gefilden, die dieses Lied kennt und euch wurde diese Ehre nun auch zu teil. Nutzt dieses Wissen gut, damit habt ihr die Gabe die Herzen der Menschen und Elben zu erweichen.“
Faendir blickte nun stolz in das Gesicht von Galadriel. Er hatte niemals daran gedacht, dass die Nachtigall in seinem Traum Lúthien Tinuviel gewesen war.
Thorondor the Eagle:
Als Faendir von der Anhöhe des Palastes herabstieg, war die Nacht bereits hereingebrochen, doch unter den schützenden Kronen der Mellyrn war das nicht von belangen. Im Reich von Lothlorien schien es schier zeitlos, schon seit Faendir das erste Mal hier gewesen war.
Er hatte eines der zahlreichen Flets unterhalb des Palastes erreicht. Er ging ganz zum Stamm des Baumes. Ehrfürchtig vor der Schöpfung Yavannas strich er langsam über die außergewöhnliche Rinde des Mallorn. Vorsichtig setzte er sich hin und lehnte sich daran.
Das Lied aus seinem Traum hatte er zum Teil fertig komponiert. Der Rest war in seinen Gedanken verschwommen.
Die kleine Nachtigall wird den guten Willen, den ich ihr mit diesem Lied bringen möchte, erkennen. Ein Glück, dass sie wieder gesund wird. Ich könnte mir diesen Verlust nie verzeihen. Die Trauer Celebithiels wäre eine Bürde, die ich bis ans Ende aller Tage ertragen müsste.
Er vertiefte sich in seine Gedanken und nickte ein wenig ein, bis ihn ein silberweißer Lichtschein aufmerksam werden lies. Es ging von dem wunderschönen Haar der Herrin des Waldes aus.
Sie stand am anderen Ende des Flets, an der Treppe zum Waldboden. Sie blickte auf den sitzenden Elben. In seinem Kopf hörte er klar und deutlich die Worte von Galadriel: „Faendir, der Schatten der Trauer der auf dir haftet, er ist nun verschwunden. Deine Gedanken sind durchdrängt mit gleißend hellem Licht und die Hoffnung erlangt wieder Stärke in dir... Die kleine Nachtigall ist wieder erwacht und sie hat nach dir verlangt“
Auf Galadriels Lippen zeichnete sich ein warmherziges Lächeln ab. Ihr Blick wandte sich von dem Elben ab und sie schritt zügig die Treppe hinab. Faendir war froh, solch gute Nachrichten zu hören. Er rannte zum Palast hinauf.
In einem kleinen Raum des Palastes saß die Nachtigall auf einer Stuhllehne. Neben ihr war ein Fenster und das Licht einer Laterne durchflutete den ganzen Raum. Er näherte sich dem Vögelchen und sah es an.
„Hallo meine kleine“, sagte er zu ihr „Es tut mir so leid, dass ich nicht auf dich aufgepasst habe. Celebithiel hatte es mir doch aufgetragen.“
Fröhlich zwitscherte die Nachtigall los, um Faendir klar zu machen, dass es ihr gut geht.
„Ich habe eine ganz besondere Überraschung für dich, meine kleine Freundin.“
Als Faendir seine Flöte ansetzte, verstummte der Vogel langsam und horchte aufmerksam auf die Melodie, welche Faendir ihr preisgab. Er spielte alles was er noch aus seinem Traum wusste. Die Töne durchdrangen jeden Raum des Palastes. Sie glitten die Treppen und Baumstämme hinunter, wie die Wellen über einen Wasserfall. Das Lied überwältigte jeden Elben und Menschen der es hörte. Das wirre Gezwitscher aus den Baumkronen hörte auf als die Melodie die Vögel erreichte.
Der letzte Ton, an den sich Faendir erinnerte, war seinem Instrument entronnen. Er hallte durch die Blätter der Baumkronen und verlor sich schließlich in den schönen Weiten des Waldes.
„Dein Eifer ist zu bewundern Faendir, so lange hast du geübt, bis du das Lied so hervorragend spielen konntest“, sagte eine unverkennbare Stimme aus dem Hintergrund.
„Das Ende ist mir jedoch entfallen, Herrin. Ich habe es vergessen, vielleicht war es mir doch nicht bestimmt dieses Lied zu spielen“, antwortete Faendir.
„Du hast ein Feuer in dir, wie nur wenige andere. Du musst dafür sorgen, dass es niemals erlischt, egal wie viele Niederlagen du einstecken musst. Dieser Traum hat dir das Lied offenbart, also bist du dafür bestimmt es zu spielen. Genauso wie es die Aufgabe der kleinen Nachtigall war, mir eine Nachricht zu überbringen. Zweifle niemals an dem was dein Leben dir bringt.“
Er richtete seinen Blick auf die Flöte die in seiner Hand lag. Er wusste, dass ihm gleich einen neue Aufgabe zuteil wurde. Ermutigt blickte er wieder zu Galadriel hinauf.
„Mithrandir hat mir in der Nachricht übermittelt, dass sein Weg nach Rohan führt. Er will die Dunkelheit, die das Land in seinem Bann hält, brechen und dafür muss er alleine über die Gefilde ziehen, so wie er es schon immer getan hat. Nur zwei treue Freunde hat er an seiner Seite und die Unterstützung der Elben. Wenn auch auf eine Weise, die niemand für möglich hält.
Trotzdem fürchte ich mich vor dem, was ihm bevorsteht“, sagte sie. Ihr Gemüt wirkte besorgt und in ihren Augen sah man eine plagende Unsicherheit.
„Faendir... Ich habe in den Spiegel geblickt, doch er hat mir nur weniges verraten. Deshalb will ich, dass du nach Süden gehst, weit in das Land der Pferdeherren. Verstecke dich gut in der Stadt Edoras und warte dort auf die Ankunft des weißen Reiters. Die Feinde besetzten die Stadt, doch keiner von ihnen ahnt auch nur im Geringsten, dass sich einer der tapfersten Elben dort einschleichen wird um das Blatt zu wenden.“
Faendir war verwirrt und ängstlich. Er hatte die Unsicherheit von Galadriel wahrgenommen: „Ich vertraute stets eurer Weisheit, Herrin und diesmal ist es genauso. Ich werde euren Wünschen folge leisten und tun was ich kann, für alle Elben Mittelerdes“
„Der Mut in dir ist sehr bewundernswert, Kundschafter des Düsterwalds“, ertönte die tiefe Stimme Celeborns, welcher plötzlich in der Tür stand. Er blickte zu seiner Gemahlin und sagte: „Gandalfs Wunsch kann ich nicht nachkommen. In Lothlorien gibt es keine Soldaten mehr, die einen Kampf überstehen würden. Alle Hoffnung liegt jetzt bei Mithrandir und in den Menschen Rohans.“
Er schaute wieder zu Faendir: „Gib den Menschen etwas von deinem Mut ab, sie werden ihn brauchen.“
„Ich habe vertrauen in sie“, widersprach sie Celeborn; „Ruh dich aus, Faendir, morgen musst du dich auf die Reise machen. Die kleine Nachtigall bleibt vorerst hier, bis sie sich wieder fliegen kann.“
Faendir zur Südgrenze Lothlóriens
Dragon:
Màroneths Start:
Die Sonne berührte schon fast den Horizont, als Màroneth die Erschöpfung der letzten Tage zu spüren bekam. Seit er das Schlachtfeld von Lorien passiert hatte, hatte er kaum Rast gemacht, denn nachdem er all das Leid dort erblickt hatte, verfolgte ihn ein Gedanke überallhin.
Ich muss Rohan erreichen, bevor es zu spät ist. Ich konnte schon nicht dabei mitwirken, Lorien zu verteidigen, wenn ich dann auch noch in Rohan nicht helfen kann, könnte ich mir das nicht verzeihen...
Er dachte nicht, das er als Einzelner viel ausrichten konnte, und doch würde er sich schuldig fühlen, es nicht einmal zu versuchen.
Doch jetzt, kurz vor Ende des Waldes, war er zu erschöpft, um weiterzumachen. Er stieg von dem Pferd ab, das er bei den Elben gekauft hatte, entfachte ein Feuer in einer nahen Höhle und bereitete sich darauf vor, hier die Nacht zu verbringen. Nachdem er ein Stück Fleisch gegessen und das Pferd an einem nahen Weiher getränkt hatte, begann er mit seinem täglichen Schwertkampftraining.
Er liess seine Klinge auf imaginäre Gegner herabsausen, nahm sie in eine oder in beide Hände, kämpfte mit oder ohne Schild und vollführte so bis zur Erschöpfung alle Techniken, die er kannte. Als er fertig war, liess er sich ausgelaugt neben das Lagerfeuer fallen, benutzte seinen Umhang als Decke und schlief sofort ein.
Am nächsten Morgen, als er aufwachte fühlte er sich schon viel ausgeruhter. Als er schon sein Zeug gepackt und sich geistesabwesend auf dem Weg zu seinem Pferd machte, merkte er auf einmal, das er es nirgends finden konnte. Er nach ihm, suchte die Umgebung ab, doch nirgends fand er einen Hinweis.
Als er bei seiner Suche schliesslich auf einer Waldlichtung ankam, vernahm er hinter sich auf einmal ein Rascheln im Wald.
Da bist du ja! dachte er sich und drehte sich um, doch statt seinem Pferd sauste ein schwarzer Pfeil auf ihn zu. Er konnte zwar noch wegspringen, wurde aber trotzdem an der Seite gestreift, sodass er mit Schmerzen auf dem Boden auftraf.
Erschrocken drehte er seinen schlammverschmierten Kopf in die Richtung, aus der der Pfeil gekommen war, und sein Herz pochte rasant, als er sah, was auf ihn zukam, den
vier Orks stürmten mit erhobenen Waffen und unter Kriegsgeschrei auf ihn zu...
Der kleinste der Orks, nur mit einem Schwert bewaffnet, kam am schnellsten bei Màroneth an. Dieser sprang mit ganzer Kraft auf, und durchbohrte das Herz des Orks, welcher ihn kurz zuvor wohl kaum mehr als Gefahr angesehen hatte. Ein weiterer Ork, mit einem Speer in der Hand versuchte Màroneth aufzuspiessen, doch dieser wich geschickt aus, packte mit der freien Hand (sein Schild lag noch auf dem Boden) den Speer und trat dann mit dem Bein dagegen, so das der Ork gezwungen war, loszulassen. Einen Augenblick später hatte Màroneth im auch schon die Kehle durchgeschnitten. Auch ein dritter Ork unterlag Màroneth im Zweikampf und wurde getötet. Der letzte Ork, der auf ihn zukam war besser bewaffnet, mit Schwert, Schild und Schwerem Kettenhemd, und Màroneth hatte Mühe, seinen Angriffen auszuweichen, bis er ihn schliesslich mit einem Tritt gegen das Bein ablenken und anschliessend enthaupten konnte.
Erst jetzt bemerkte er, dass auch der Bogenschütze noch stand, und mit gespannter Sehne auf Màroneths Kopf zielte. Dieser konnte gerade rechtzeitig seinen Schild aufheben, um den Pfeil abzuwehren. Danach warf er den Schild auf den Boden, um mit beidhändig gepacktem Schwert auf den Schützen zuzustürmen. Dabei merkte er gar nicht, wie ein Ork, der sich von hinten an ihn herangeschlichen hatte, mit einer schweren Keule nach seinem Bein schlug. Màroneth wurde durch die Wucht von den Füssen gerissen, er verlor das Schwert und, wie es ihm vorkam auch für ein Paar Sekunden das Bewusstsein. Dann merkte er auf einmal, wie der Ork erneut mit seiner Keule nach dem am Boden liegenden Màroneth ausholte. Er dachte schon, das wäre das Ende, doch noch war sein Überlebenswille gross genug, um dem Ork seinen Dolch in den Fuss zu rammen, sein Schwert zu packen und es seinem Gegner direkt in die Brust zu bohren. Er rappelte er sich unter Qualen auf, erschlug mit einer seiner verzwicktesten Schwerttechniken einen verdutzten Ork, der wohl ebenfalls hinter ihm gestanden sein musste, und warf dann mit letzter Kraft dass Messer in seinem Stiefel nach dem Bogenschützen. Es schlug in einem Baum neben dem Ork ein, doch allein der Schreck und Màroneths Blutbeflecktes Antlitz schienen zu genügen, um ihn kreischend in die Flucht zu jagen. Màroneth wollt ihm hinterher, doch er war zu schwach und stürzte vor Erschöpfung in den Schlamm.
Verflucht, die letzten Tage waren wohl doch anstrengender, als ich dachte. Wenn ich ihn nicht erledige, dann wird er wohl bald mit Verstärkung zurückkehren, und dann ist alles aus....dachte er sich noch, und bald hörte er auch schon Schritte.
Doch anstelle eines Trupps Orks war das letzte was Màroneth erblickte, bevor er in die Bewusstlosigkeit fiel ein Junger Mensch und eine seltsam anmutende Frau mit gelblicher Haut...
The Chaosnight:
Aiwyn und Jutan hatten sich mittlerweile zur Grenze des Waldes durchgeschlagen und es war noch immer kein Anzeichen von irgendwelchen Verfolgern zu sehen, was sie aufatmen ließ: Der Wald würde nicht ewig gehen und im Land wären sie erstmal sicher, sie glaubte nicht daran, dass der Hass der Nordländer so weit ging einen offenen Kampf in einem vom Feind besetzten Land zu riskieren. Ihr ganzer Körper schien sich merklich zu entspannen, im Zweifelsfall lediglich Orks zwischen sich und den Weiten Rohans zu haben erschien ihr angenehmer als ein Treffen mit von Zorn durchwucherten Menschen, die bis zum Erschlaffen des letzten Muskels nicht aufhören würden zu Kämpfen.
Sie beschleunigte ihre Schritte etwas und holte zu Jutan auf, dem sie bisher lediglich hinterhergetrottet war und ging ein paar Schritte neben ihm, bevor sie erneut beschleunigte und nun vor ihm Richtung Waldende ging.
Doch schon nach kurzer Zeit musste sie wieder stehen bleiben, der Wald vor ihr sah zu...unnatürlich aus: In seiner Mitte befand sich ein großer, unförmiger Fels und um ihn herum lagen undefinierbare, schwarze Körper. Sie legte ihre Hand an ihren Dolch und schritt weiter vorwärts, doch je näher sie kam, desto klarer wurde ihr, dass diese Orks bei aller Bösartigkeit nicht auf arglose Opfer warten konnten: Einem fehlte der Kopf und unter den anderen hatte sich eine riesige Lache gebildet, neben ihnen sah sie dann, dass sie allesamt grausame Löcher im Körper oder riesige Fleischwunden hatten. Doch wo war ihr Schlächter? Sie sah sich um und machte Anstalten sich auf den tiefen Felsen zu setzen.
"Sag mal Jutan, hast du hier einen Nichtork gesehe...", fragte sie den Jungen aus Rohan, der in der Zwischenzeit bestimmt etwas gesagt hatte, doch sie war zu sehr mit den Orks beschäftigt, um irgendetwas anderes wahrzunehmen.
Ein kurzer Aufschrei hatte die Frage jedoch beendet: Der Fels unter ihr hatte nachgegeben und unter der durchlässigen Schicht spürte sie etwas hartes. Sie sprang sofort wieder auf und stieß mit ihrem Fuß zweimal gegen den Felsen, der zuerst nachgab und dann erneut harten Widerstand preisgab. Vorsichtig schob sie ihren Fuß unter ihn und tatsächlich: Mit geringen Aufwand verschwand er förmlich unter ihm und mit einer kraftvollen Bewegung drehte er sich sogar um!
Doch unter ihm lag nicht die Rückseite einer Gesteinsschicht, sondern ein einfacher Mann in verdreckter Lederkleidung und geringen sichtbaren Verletzungen, aus denen noch immer Blut floss. Das Blut und der Schlamm waren noch nicht getrocknet, er war also noch nicht lange angegriffen worden.
Sein Umhang verschwamm augenblicklich wieder mit dem Boden und nur weil Aiwyn ihn schon kannte erkannte sie die felsenartige Auswüchse auf dem Boden als das Kleidungsstück, doch auch wenn sie ihn faszinierend fand, war sie sich sicher, dass seine Tarnkraft nichts bringen würde, wenn gesehen würde, wie er ihn sich umwirft oder dass die Orks den Umhang über ihn gelegt haben könnten, zumal keiner seiner Wunden tödlich schien. Dies ließ für sie nur einen Schluss zu: "Sie kommen!"
Dragonfire:
Ein plötzlicher Windstoss weckte Màroneth aus der Bewusstlosigkeit.
Er lag auf dem Bauch und seine Augen und Haare waren mit Schlamm verklebt.
Während er sich bemühte, die Herkunft der aufziehenden Kälte zu erkennen, kehrten langsam seine Erinnerungen an Vorhin zurück:
Der Ork-Pfeil, der ihn seitlich streifte... Wie er verzweifelt gegen ihre Überzahl ankämpfte... Der grosse Ork, der ihn von hinten mit seiner Keule erwischte...Und wie er es am Boden liegend gerade noch schaffte, seinen Mantel über sich zu werfen...
Dann wurde er sich mit einem erschreckten Moment gewahr, woher der Wind auf einmal kam.
Jemand muss meinen Umhang weggerissen haben!
Doch wer?
Als Màroneth genauer darüber nachdachte, fiel ihm ein, das es gar nicht so viele Möglichkeiten gab.
Entweder ein Freund oder ein Feind.
Er hoffte sehr das es das letztere war, und da noch keine scharfe Waffe in seinem Rücken steckte, wurde seine Hoffnung scheinbar bestätigt.
Dies war zwar ein gutes Zeichen, doch trotzdem empfand Màroneth es als das beste, sich weiterhin bewusstlos zu stellen, bis er etwas mehr über den oder die Fremden, die ihn entdeckt hatten, erfahren hatte. Er dachte noch lange daran, bis auf einmal ein weiteres Bild seines Kampfes in seine Erinnerung kam:
Der menschliche Junge und die Frau mit der gelben Haut, - der weibliche Ostling – die auf ihn zu liefen.
Die beiden sind das letzte, an das ich mich noch erinnern kann... Vielleicht sind sie es, die mich gefunden haben...
Erst war er froh, das er eine plausible Antwort auf die Identität seiner Finder entdeckt hatte,
doch dann war er sich dabei auf einmal nicht mehr wirklich sicher, ob es so gut war, von einem fremden Jungen und einem Ostling bewusstlos aufgefunden zu werden...
Egal,
alles ist besser als diese dreckigen Orks,
wiederholte er immer wieder in Gedanken.
Dann war es eine längere Zeit lang still, und gerade als Màroneth sich fragen wollte, ob sie wohl einfach weitergegangen waren, durchschnitt eine weibliche Stimme die Stille, die etwas so überraschendes sagte, in so einem beunruhigendes Tonfall, dass er es bei allem Verlangen, sich Bewusstlos zu stellen, nicht verhindern konnte, verstört die Augen aufzureissen und den Kopf in ihre Richtung zu drehen.
„Sie kommen!“
Navigation
[0] Themen-Index
[#] Nächste Seite
[*] Vorherige Sete
Zur normalen Ansicht wechseln