Zuallererst: Ich glaube, wir sollten hier mal vom Ton her runterkommen. Die Diskussion ist grade recht interessant, wir sollten sie nicht den Haien zum Fraß vorwerfen, in dem hier aufgrund von Anfeindungen geschlossen werden muss.^^
@Vexor:
Die Schule gibt dir nichts? Tja dann möchte ich dich mal sehen, wie du in unserer Welt zurecht kommst , ohne, dass du die Schule besucht hast
Nein, es ist genau umgekehrt.
Die Schule gibt dir Wissen bzw. die Noten, mit denen du später einen Beruf finden kannst. Du hingegen gibst der Schule absolut nichts (Mal Privatschulen ausgenommen). Deswegen kann man das nicht vergleichen.
Angenommen, wir haben zwei Personen A und B und betrachten das in zwei Situationen:
A: Lehrer; B: Schüler (Passt im Unterricht nicht auf, stört aber die anderen auch nicht)
A unterrichtet den Rest der Klasse und bekommt weiter sein Gehalt. B bricht die Schule ab. In erster Linie ist das seine Sache und nicht die des Lehrers.
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A: Arbeitgeber; B: Arbeitnehmer (Arbeitet nicht und träumt nur)
A bezahlt B, damit dieser für ihn arbeitet. Wenn B nicht arbeitet, hat A einen finanziellen Verlust.
Es herrscht eine ganz andere Situation vor.
@Denis:
Zu 1: (Zitiere ich mal nicht^^)
Eben. Gerade weil es so ist, ist der Klassenverband an sich schon eine hirnrissige Konstruktion. Zufällig werden 25-35 Schüler zusammengewürfelt-jeder bedarf einer individuellen Förderung, aber alle zusammen werden kategorisch gleich unterrichtet. Das kann nicht funktionieren.
Natürlich sind Privatlehrer für jeden einzelnen Schüler auch keine sinnvolle Alternative, das ist klar. Dennoch kann man sicherlich an einigen Punkten massiv was verändern. Wenn ein Schüler im Unterricht nicht aufpasst und dafür zu Hause besser lernt, als das im Unterricht der Fall gewesen wäre, sollte er nicht noch dafür bestraft werden.
zu 2:
Ich würde die Leute, die dann später Medizin oder so studieren, als Mitte bezeichnen.
Noten haben relativ wenig mit Begabung zu tun. Ich bin der Ansicht, dass jeder Mensch von Natur aus ein recht ähnliches Maß an Fähigkeiten hat und dieses sich nur unterschiedlich verteilen. Dazu kommt dann natürlich noch eine gute bzw. schlechte Förderung.
In der Schule sieben wir die Leute nach einem enorm geringem Spektrum an Fähigkeiten aus. Egal, wie begabt mancher als Arzt gewesen wäre-wenn er den Satz des Phytagoras nicht begreift, wird er nie die Chance bekommen, Medizin zu studieren.
Nach "Mitte" und den Randgruppen unterscheide ich nicht anhand des Notenschnitts, sondern Anhand der Begabungsverteilung. Wer halt zufällig die in der Schule geforderten Eigenschaften hat, kommt weiter. Der Rest erfährt keine angemessene Förderung und kann sich so meist nicht richtig entwickeln.
Die allgemeine Hochschulreife ist an sich aber auch eine Fehlkonstruktion. Im 19 (!) Jahrhundert, als das System eingeführt wurde, hat es noch gepasst: Drei Menschen braucht die Maschine: Einen, der sie erfindet und konstruiert, einen der sie repariert, und einen, der sie bedient.
Wir befinden uns aber in der "Postindustriellen Dienstleistungsgesellsch
aft", wie es so schön heißt. Dass ein über 100 Jahre altes System nicht noch für unsere Gesellschaft auch nur ansatzweise taugt, ist wohl offenkundig.
Seit der industriellen Revolution haben wir uns enorm spezialisiert. Das bedeutet auch, dass heute für Berufe auf den speziell geforderten Gebieten mehr Qualifikationen vonnöten sind. Auch der Demographische Wandel hin zur Überalterung spielt eine Rolle: Früher hat es noch funktioniert, nur ein Drittel seines Lebens aktiv zu arbeiten. Das kann heute nicht mehr funktionieren und wird auch in einer Bevölkerungstechnisch ausgeglichenen Gesellschaft nicht funktionieren. Dann müsste ja jeder Arbeitende drei Menschen durchs Leben schleppen: Sich selbst, einen Rentner und einen Lernenden. Auch hier ist wohl klar, dass das nicht auf Dauer gut gehen kann.
Also müssen wir entweder Lernzeit oder Rentenzeit verkürzen. Und hier lässt sich die Lernzeit mit deutlich geringeren Reibungswiderständen verkürzen-indem ganz einfach der unnötige Ballast herausgeworfen wird. Wenn ich nur das gelernt hätte, was ich wirklich brauchen werde, wäre ich jetzt wohl schon mit der Schule fertig.
Natürlich kann man aber auch noch nicht abschätzen, was von dem Gelernten man später brauchen wird, und man kann auch von keinem Erstklässler verlangen, dass er sich entscheidet, ob er mal später Arzt oder Programmierer werden will-aber das ist auch gar nicht nötig, wenn die Idee zu Ende gedacht wird.
Das ganze System mit den Klassen gehört abgeschafft. Warum soll es nicht möglich sein, Mathe auf dem Niveau der Klasse 9, aber Deutsch auf dem Niveau der Klasse 10 zu haben? Warum soll ein Fünftklässler nicht in der Lage sein, einfach die Fächer zu belegen, die ihm Spaß machen?
Und wenn er sich dann mal mit 16 oder so für einen Beruf entscheidet und feststellt, dass er dafür andere Dinge hätte lernen sollen-tja, dann belegt er ganz einfach die unteren Kurse der anderen Fächer nochmal und hohlt den Stoff auf. Ein weiteres Problem unseres Schulsystems ist, dass Fehler nicht verziehen werden-wenn du dich einmal für den sprachlichen Zweig entschieden hast, kannst du deine Wahl nicht auf den Natwurwissenschaftlichen umändern.
zu 3.:
Wisser, wenn du meinst in deinem Alter und ich schätze dich so um die 18+ ein, in einer Traumwelt verharren zu können, dann denke ich weiß ich wo meine nächsten Bezüge für die Arbeitslosenversicherung hin fließen werden.
Du denkst doch nicht ernsthaft, wenn du nur deine Ausbildungs- und Schulungszeit nicht ernst nimmst, mit deiner jetzigen Einstellung so weiter machst und dann irgendwann mal 5 Jahre hart arbeitest, dass du dannach ne fette Pension bekommst?
Nein, ich glaube, das denkt er nicht ernsthaft.
Klang für mich zumindest ziemlich sarkastisch.
Ehrlich gesagt halte ich seine Lebenseinstellung für die deutlich bessere als die deine-du findest dich mit den Problem ab, er versucht, sie zu lösen bzw. die Ausnahmesituationen zu finden, in denen sie nicht auftreten.
Ich habe auch keine 50 Jahre Berufserfahrung, aber ich glaube, dass allein schon der Menschenverstand einem sagt, dass letztere Gruppe eher erfolgreich sein kann als jemand, der sich mit allem abfindet.
Um den Bogen zurück zu 1 und 2 zu schlagen: Ich glaube, dass sich viel zu viele Leute mit ihrem Los zufrieden geben. Hätte Goethe auf die Umstände seiner Zeit und auf seine Eltern gehört, wäre er ein belangloser Anwalt geworden, den heute niemand kennen würde. Er hat sich für das auf den ersten Blick irrationale entschieden und ist so erst wirklich erfolgreich geworden.
Natürlich steckt nicht in jedem von uns ein Goethe, Schiller oder Shakespeare-dennoch ist es im Leben das unsinnigste, was man machen kann, seinen Träumen und Fähigkeiten nicht zu folgen, weil es ja schiefgehen könnte.