Das Schicksal Mittelerdes (RPG) > Minas Tirith

Kasernenhof im dritten Ring

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kolibri8:
Qúsay lag auf seiner Pritsche, sein Auge geschlossen. Zwei Tage waren seit seiner Ankunft in Minas Tirith vergangen. Es klopfte an seiner Tür. Er schlug sein Auge auf und blickte zur Tür.

„Herein!“, rief Qúsay als er sich aufrichtete.

Die Tür öffnete sich und einer von Qúsays Männern kam herein.
„Ah Dirar, was ist?“ fragte Qúsay ihn. „Herr, dort draußen sammelt sich eine Menschenmenge und fordert unseren Abzug“, antwortete Dirar.
„Und?“
„Es scheint das Herumor tot ist und die Stadt wohl recht bald von Mordors Truppen angegriffen wird.“
„Was? Wenn Herumor tot ist, dann sind wir hier nicht mehr willkommen.“
„Und wenn die Orks nicht wissen dass wir hier sind,…“
„…dann werden die uns ebenfalls angreifen.“, beendete Qúsay Dirars Satz.
Er hielt kurz inne um zu überlegen. „Wo sind unsere nächsten Truppen stationiert?“
„Linhir.“
Qúsay nickte, das passte in seine Planung. „Gut, Dirar, sagt unseren Männern Bescheid in einer Stunde ziehen wir uns aus der Stadt nach Linhir zurück“
„Ja, Herr.“ Antwortete Dirar, und verließ den Raum.

Qúsay drehte sich um und begann seine Sachen zu packen.

Eine Stunde später standen Qúsay und seine Männer bereit und gerüstet mit ihren Pferden im Innenhof. Qúsay wandte sich an seine Männer und sprach: "Haltet euch bereit. Ich will keine Toten sehen. Wenn sich jemand euch in Weg stellt reitet oder stoßt ihn um, benutzt die Schäfte eurer Speere, Knüppel oder eure Schilde, aber keine Klingen. Sobald wir die Kaserne verlassen haben reiten wir so schnell wir möglich zum Haupttor. So Zaid Manat will werden wir uns dort wieder zusammen finden und die Stadt gemeinsam verlassen. Dirar ihr reitet als Letztes." "Ja, Herr!" "Wenn Dirar also am Tor eingetroffen ist werden wir die Stadt verlassen. Aufsitzen!"
Dann wandte er sich zu den Torwächtern: "Öffnet das Tor!"
Das Tor wurde geöffnet, Qúsay stieg auf sein Pferd und die Haradrim ritten nach draußen.

Qúsay und seine Reiter auf die Straßen von Minas Tirith

Link korrigiert

Fine:
Azruphel und Beregond von den Pelennor-Feldern vor der Stadt


Auf dem Weg durch die Straßen der Stadt prägte sich Azruphel alles ein, was sie sah. Halte deine Augen stets offen. Offenbar waren nicht mehr sehr viele Menschen in der Stadt. Sie sah ungefähr dieselbe Zahl an Orks, die als Besatzer zu agieren schienen. Die Menschen Gondors die noch in Minas Tirith waren wurden hier zum Frondienst herangezogen und setzten in langsamer, mühseliger Arbeit die beschädigten Mauern und Befestigungen wieder instand. Je länger sich Azruphel ein Bild der Lage machen konnte desto weniger gefiel die Situation ihr. Menschen sollten nicht unter der Herrschaft von niederen Wesen wie den Orks stehen, dachte sie. Und vor allem nicht die edlen Dúnedain von Gondor.

Am Kasernenhof angekommen stellte sie fest, dass man den Ort der wohl einst einen Großteil der Soldaten der Stadt beherbergt hatte, in eine gut bewachte Unterkunft für Sklaven und Arbeiter verwandelt hatte. Azruphel ließ man passieren denn sie hatte ihre Ankunft in Minas Tirith am Großen Tor bereits bekannt gegeben und die orkischen Wachposten wussten, dass ein Bote aus Barad-dûr in der Stadt war. Der Mann namens Beregond konnte inzwischen wieder selbstständig stehen und führte sie zu einem kleinen Raum, den er sich mit vier weiteren Arbeitern teilte. Doch offenbar waren diese noch unterwegs, denn der das Zimmer war leer als sie herein traten.

Beregond sank erschöpft auf sein Bett nieder. Azruphel schloss die Tür und lehnte sich ihm gegenüber an die Wand.
"Warum habt Ihr mir geholfen?" fragte er schließlich.
Das hatte sich Azruphel auf dem Weg zur Kaserne selbst schon gefragt. Ja, warum?
In ihrem Inneren hatte sie einen Streit ausgetragen. Mitleid bedeutet Schwäche, hatte eine Stimme gesagt. Doch es war nicht die ihres Vaters gewesen, der als weniger grausam als sein Vorgänger galt. Erschrocken hatte sie festgestellt, dass es die Stimme ihres Bruders Balákan war.

"Nicht aus Mitleid," antwortete Azruphel langsam. "Sondern weil Ihr eine bessere Behandlung verdient habt."
"Ich verstehe nicht," sagte Beregond. "Wer seid Ihr, híril?(1)
Er spricht die Elbensprache, stellte sie fest und wechselte ins Sindarin, was ihr um einiges leichter fiel.
"Mein Name ist... Aerien."(2)
"Ein ungewöhnlicher Name," antwortete Beregond in derselben Sprache. "Ungewöhnlich für eine Dienerin Saurons."
"Ich diene Sauron nicht," zischte sie. "Nicht mehr. Wäre dem so läget Ihr nun verblutend vor den Toren dieser Stadt."
"Wem dient Ihr dann?"
"Ich gehe meinen eigenen Weg. Mein Ziel ist es, mehr über die Dúnedain des Westens herauszufinden. Denn wie sie stamme auch ich von den Menschen von Númenor ab."
"Dann.. dann seid ihr eine der Schwarzen Númenorer!" stellte Beregond fest und wich zurück.
"Mein Erbe habe ich verworfen und mein Schicksal abgelehnt," sagte Aerien sanft. Sie fühlte eine seltsame Verbundenheit zu diesem Mann. Auch durch seine Venen fließt das Blut der Erben Númenors, dachte sie.
"Das muss eine Täuschung sein," meinte Beregond ungläubig. "Ich verstehe nicht, was Ihr von mir wollt... ich bin nur ein gebrochener Mann ohne Hoffnung, in einer Stadt voller Feinde."
Aerien senkte ihre Stimme zu einem Flüstern. "Ihr müsst mir nicht vertrauen. Nein, das müsst Ihr nicht, Beregond. Doch wisst dass es Euer Anführer Aragorn tat. Er hat mich alles gelehrt, was ich über Gondor weiß."
Beregond blickte ihr überrascht ins Gesicht. "Mit Elessar selbst habt Ihr gesprochen? Und er hat Euch hierher geschickt? Aus welchem Grund?"
"Er hat mich nicht hergeschickt. Ich kam aus eigenem Entschluss. Ich will Saurons Herrschaft beendet sehen und meinen Teil dazu beitragen."
"Das ist sehr mutig, Aerien," sagte Beregond anerkennend. "Ich vermute, für Verräter wird der Dunkle Herrscher nur wenig Gnade aufweisen."
"Vermutlich. Deswegen ist es wichtig, dass keiner von meinen wahren Absichten erfährt. Viel kann ich den Herren des Westens über Mordor und seine Bewohner verraten, doch mein nächster Schritt ist mir noch nicht ganz klar. Soll ich weiter in die befreiten Gebiete ziehen?" fragte Aerien.
"Dol Amroth ist die letzte große Festung, die noch Widerstand leistet, und auch Rohan ist seit einem Jahr wieder in Freiheit. Beides wären gute Ziele," sagte Beregond nachdenklich. "Doch auch hier in der Nähe der Stadt gibt es Widerstandskämpfer, Partisanen und Waldläufer die durch die Wälder Ithiliens streifen. Ich habe mehrere Freunde dort, die im Frühjahr aus der Weißen Stadt geflohen sind."
"Oh. Ich bin auf dem Weg hierher knapp einem Überfall dieser Waldläufer entgangen," erinnerte sich Aerien. "Vielleicht sollte ich zu ihnen gehen. Sie sind näher an Mordor als Dol Amroth oder Rohan. Sicherlich können sie mein Wissen am besten verwenden."
Sie machte eine kurze Pause und blickte Beregond in die Augen. "Es wäre gut, wenn Ihr mich begleiten würden," sagte sie dann. "Wenn Ihr dort Freunde habt wird es einfacher, das Vertrauen der Waldläufer zu gewinnen."
"Ich vertraue dir noch nicht vollständig, Aerien," antwortete Beregond. "Doch mein Herz sagt mir, dass du gute Absichten hast. Wenn du mich sicher aus der Stadt heraus bringst werde ich dich zum Widerstand bringen."
"Dann lass' uns keine Zeit verlieren, Beregond. Ich vermute, bei Nacht wird es hier noch mehr Orks geben als tagsüber."
Beregond nickte und setzte sich auf. Nachdem sie eine kurze Mahlzeit zu sich genommen hatten, welche Aerien ihren Satteltaschen entnommen hatte, verließen sie die Kaserne und eilten durch die Straßen der Stadt zurück zum Großen Tor. Ungehindert verließen sie die Weiße Stadt, denn niemand wagte es in Frage zu stellen, warum die Abgesandte aus dem Dunklen Turm einen der Arbeitssklaven mitnahm. Aerien war es recht. Je weniger Fragen gestellt werden, desto besser.


Aerien und Beregond nach Süd-Ithilien

(1) sindarin "Herrin, hohe Dame"
(2) sindarin "Meerestochter"

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