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Geschichtsthread
Whale Sharku:
--- Zitat ---Haben wir auch nur mit einem Gott, nennt sich Mystik oder Dogmatik. Im Prinzip ist es wurscht, ob man einen Gott hat, der alles in sich vereint, oder mehrere Götter, auf die es aufgeteilt ist.
--- Ende Zitat ---
Götter spielen keine Rolle. Das Wort "Gott" in zwei Religionen auch nur vergleichen zu wollen, ist Zeitverschwendung. :D Das wirklich Entscheidende ist, wie es um etwas bestellt ist, das im Fachjargon als "Unsichtbare Religion" bezeichnet wird.
Der Sinn-Horizont einer Kultur.
z.B. gehört zu unserer modernen Unsichtbaren Religion der Glaube an und der Hunger nach ökonomischen Wachstum.
Und dieses Ding, unter dem sich alle unabhängigen Naturwissenschaften subsummieren und ohne dessen religiöse Freiheit sie nie hätten entstehen können, war in der Antike vollkommen anders, als im Folgejahrtausend.
In diesem Sinne zielte ich auch nicht auf einen Unterschied ab, der z.B. die Renaissance oder den Barock vom Mittelalter trennen könnte, sondern auf etwas viel, viel Fundamentaleres. Erst in der Epoche der Aufklärung erholte sich die europäische "Unsichtbare Religion" von ihrer Beherrschung durch das, was landläufig Religion genannt wird.
Dementsprechend halte ich es auch für nutzlos, hier zwischen den Grausamkeiten der Frühen Neuzeit oder dem Mittelalter zu unterscheiden, denn es war beides gleichermaßen in einer Weise unterbelichtet, die - meiner Meinung nach - in der klassischen Antike nicht vorstellbar war.
CynasFan:
--- Zitat ---Götter spielen keine Rolle. Das Wort "Gott" in zwei Religionen auch nur vergleichen zu wollen, ist Zeitverschwendung. :D
--- Ende Zitat ---
Nicht ganz, Whale.
Als Gott oder gottähnliches Wesen wurden immer solche Individuen bezeichnet, die mit ihrer Macht das menschlich Vorstellbare bis auf das äußerste reizen konnten und die wir in ihrer Macht oder in ihrem Wissen als zu mächtig empfanden/empfinden.
Es wäre daher durchaus denkbar, dass wir wirklich Aliens als Götter verehren oder was denkst du, was mit einem Menschen der Neuzeit, der Zugriff auf heutige Technik hat, geschehen würde, würde er in die Vergangenheit reisen?
Wäre das Volk, bei dem er landet, abergläubisch genug, wäre es doch ein leichtes ihnen einzureden, dieser Mensch, obwohl nur aus der Zukunft, sei ein Gott, weil er Dinge machen kann, die weit über die menschliche Vorstellungskraft hinausgehen.
Gruß, CynasFan
Saruman der Bunte:
Generell stimmt es aber schon, dass die Kirche nach dem Frühmittelalter die Forschung eher verlangsamt hat. Monotheistische Religionen haben nun mal eben eine ganz andere Mentalität; Polytheisten waren durchaus bereit weitere Götter in ihren Pantheon aufzunehmen, waren generell bereit zum Wandel. Monotheisten (wie der Name schon sagt) glauben nur an EINEN Gott, das ist der Kern des Glaubens. Darum ist der Gedanke and die Existenz anderer existierender Götter ausgeschlossen. Darum halten sich Monotheistische Religionen auch viel mehr an den Einzelheiten, den kleinen Mythen fest. Wenn andere Völker nicht erkannt haben, dass es nur einen Gott gibt, warum sollten dann andere ihrer Erkentnisse stimmen? Und wenn das Christentum eh das einzig richtige ist, wieso sollten dann ein paar Gedanken von Wirrköpfen zutreffen? Diese Mentalität hat sich über längere Zeit aufgebaut, und da die Religion in Europa eine besonders hohe Machtstellung einnimmt sieht man seinen (durch Wiederlegung von Behauptungen der Bibel) den Nimbus des "einzig wahren Glaubens" bedroht. In China bespielsweise (da Fortschritt in anderen Teilen der Welt vorher angesprochen wurde) hatte die Religion eine ganz andere Form und auch weniger Macht, sie hatte eine Mentalität die mehr Wandelbarkeit zuließ. Dort gab es gezielte Förderung der Wissenschaft, sowie Ausbreitung neuer Erkentnisse bei der Bevölkerung. Wenn z.B. eine Verbesserung des Reisanbaus entdeckt wurde, wurde dies gezielt von der Regierung an die Bauern weitergegeben. Die Song Dynastie hatten das vortschrittlichste Reich der Welt und die Metropole Kaifeng würde euch um das Jahr 1000 in erstaunlich vielen Punkten an eine moderne Großstadt erinnern.
Anmerkung zum Monotheismus und der Kirche:
Bei dem oben Geschriebenen muss man trotzdem bedenken, dass das Christentum kaum als Monotheismus zu Bezeichnen ist. Allein die Dreifaltigkeit stößt schon an Grenzen, was aber noch garnichts gegen das riesige christliche Heiligenpantheon ist. So wurde zum Beispiel eine keltische Göttin fast 1 zu 1 als Heilige übernommen, sogar der Namen war fast gleich. Eine sehr passende Bemerkung zu diesem Thema:
--- Zitat ---Das Christentum ist eine Mischung monotheistischer, polytheistischer und animistischer Inhalte, umgerührt in einem monotheistischen Topf.
--- Ende Zitat ---
Gruß, Saruman.
(Palland)Raschi:
--- Zitat ---Aber man durfte das Wissen aus den Klöstern nicht verwenden.
--- Ende Zitat ---
Genau, die 3-Felder-Wirtschaft ist ex-nihilo entstanden. Sry, aber dieses Verbot gab es nicht.
--- Zitat ---Außerdem ging es mir eben mehr darum, dass man das zumeist verlorenen Wissen nicht wiederentdecken konnte/durfte.
--- Ende Zitat ---
Es war aber nicht durch die Kirche zerstört worden, sondern durch weltliche Umbrüche verloren gegangen.
--- Zitat ---Die weisen Galileo oder Kopernikus wurden aber nur so lange gefördert, wie sie mit ihrer Wissenschaft Gott anpriesen.
Hättest du mal auf den Link geklickt, wäre dir aufgefallen, dass der Islam natürlich auch lieber Wissenschaftler sah, welche Allah glorifizierten, jedoch deutlich liberaler auch für gegenteilige Behauptungen waren.
--- Ende Zitat ---
Religion und Wissenschaft waren natürlich verwoben. Man verschloss sich aber nicht grundsätzlich dem Fortschritt.
Dass der Islam per se fortschrittlicher ist, stimmt ebenfalls nicht.
Gerade das universelle und umfassende Papsttum wird dazu geführt haben, dass alles was dem Anspruch des Papstes auf seine Stellvertrerrolle Christi auf Erden geschadet hätte, potentiell gefährlich war und verfolgt wurde.
Diese Gefahr gab es im Islam weniger, was vorallem durch die frühe Spaltung herbeigeführt wurde.
Dem Islam fehlt daher eine Komponente wie die des Papstes.
Auch nichtgrundsätzlich liberaler ist der Koran im Vergleich zur Bibel.
Allerdings ist er nach dem Glauben der Muslime das Wort Gottes schlechthin, und die Bibel nach Ansicht der Christen nur ein menschliches Werk, dass der Auslegung bedarf.
--- Zitat ---Wenn man mich fragt, wäre die Menschheit ohne die kriegerischen und destruktiven Einflüsse besonders der christlichen Kirche/n, aber auch anderer Religionen, jetzt nicht nur auf das Mittelalter beschränkt, schon mindestens fünfhundert (500) Jahre im Wissensstand fortgeschritten.
--- Ende Zitat ---
Ja, wenn man nur das schlechte betrachen möchte, dann kann man das so sehen.
--- Zitat ---Frühen Neuzeit oder dem Mittelalter zu unterscheiden, denn es war beides gleichermaßen in einer Weise unterbelichtet, die - meiner Meinung nach - in der klassischen Antike nicht vorstellbar war.
--- Ende Zitat ---
Naja, die Antike hatte auch ihre Hänger bei der Religion.
Alleine die Vorstellung Göttlichkeit des römischen Kaisers hat ner Menge Christen den Tod gebracht. Das ist ebenso "unterbelichtet".
Eine Glorifizierung der Antike halte ich ebenso falsch.
--- Zitat ---Das Christentum ist eine Mischung monotheistischer, polytheistischer und animistischer Inhalte, umgerührt in einem monotheistischen Topf.
--- Ende Zitat ---
Man musste sich ja irgendwie arrangieren. Sei es mit Heiligen, Erzengeln, Seraphim, Cherubim, oder schlciht Ikonen und Reliquien. Im Prinzip war das allerdings mehr als ein kluger Schachzug geplant, als ein wichtiger Glaubensbestandteil. Aber es hat sich irgendwie verselbstständigt.
kolibri8:
Und es geht los 8-|.
*Die Kirche hat den Fortschritt der Menschheit behindert* *Das Mittelalter war ne dunkle rückständige Zeit* *Die Inquisition hat Hexen verbrannt* *Die Bauern mussten verhungern, wärend die Adligen immer fetter wurden*
Ach Gott, wie ich diese Stereotypen hasse.
Ich würde eher mal die Gegenthese aufstellen, dass wir ohne europäisches Mittelalter und der Kirche weiter zurück wären als wir es heute sind. Die meisten Gelehrten und Erfinder des Mittelalter (ja die gab es auch!) kamen aus der Kirche (Roger Bacon, Thomas von Aquin, Hildegard von Bingen und viele mehr). Für etwas 90 % von denen war klar das die Erde eine Kugel war und einige haben bereits argumentiert, das die Erde sich um die Sonne dreht und nicht umgekehrt. Galileo und Kopernikus haben im übrigen große Teile ihrer Abhandlungen über die Heliozentrik von mittelalterlichen Autoren abgeschrieben und ihre Quellen einfach nicht angegeben (nicht, dass das damals üblich war).
--- Zitat ---Dementsprechend halte ich es auch für nutzlos, hier zwischen den Grausamkeiten der Frühen Neuzeit oder dem Mittelalter zu unterscheiden, denn es war beides gleichermaßen in einer Weise unterbelichtet, die - meiner Meinung nach - in der klassischen Antike nicht vorstellbar war.
--- Ende Zitat ---
Eine Kreuzigung ist nicht gerade zivilisiert. Was die Römer mit den Kimbern (und noch bestimmt mindestens einem Duzend anderer Völker) gemacht haben, würde man heuzutage mit Sicherheit einen Völkermord nennen.
Alexander der Große hat ganze Städte ausgelöscht
In der Antike waren die Menschen ganz gewiss nicht weniger grausam als in der Zeit danach. Die Perser waren noch am ehesten in Ordnung, die hatten nämlich keine Sklaverei, das verbietet nämlich der zoroastrische Glaube, aber im Krieg waren die auch nicht gerade zimperlich.
Wo du grade Grausamkeiten ansprichst, und warscheinlich an den "Völkermord" an den Indianern und die Hexenverfolgung denkst. Das Massensterben der Indianer ist zu großen Teilen durch einen aus Versehen eingeschleppten Virus ausgelöst worden, das hätte niemand, nichtmal der beste antike Gelehrte, ahnen können. Sicher die Spanier und später auch andere Europäer waren keine Blumenkinder, aber man sollte sie nicht übertrieben verteufeln.
Die Hexenverfolgung ging hauptsächlich von weltlichen Gerichten und begann erst im 15. Jahrhundert. Vorher war vorallem der Hexenglauben bekämpft worden. Inquisitionsgerichte waren außerdem vor allem gegen Häretiker und Ketzer gerichtet, und wenn die mal 'ne vermeintliche Hexe hatten, dann hat die zumeist überlebt, hat abgeschwört und gelobt sich nicht mehr mit dem Teufel einzulasse, dann wurden Hexen laufen gelassen.
Im Übrigen bei der hexenverfolgung waren die Protestanten zumeist radikaler als die Katholiken.
Und wärend ich schreibe wurden fast 5 Posts verfasst^^.
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