Wollen wir nicht lieber versuchen, uns in das räumlich / zeitlich Ferne hineinzudenken und im Hintergrund wirkende Zusammenhänge nachzuvollziehen?
Anstatt wahllos Beispiele für "schlaues Handeln im Mittelalter" und "dummes Handeln im Mittelalter" durch die Gegend zu schmeißen...?^^
war/ist das Grabmal für die Frau eine Maharadschas und hat wohl weniger mit Machtdemonstration als mit Liebe zu tun
Quatsch mit Soße.
Die Mogule haben natürlich ihre Präsenz und ihren Reichtum als Beherrscher Indiens demonstrieren wollen und es war in ihrer Dynastie zur Tradition geworden, das immer wieder (und zwar in immer größer!) in Form eines Palastes mit Palmgarten zu tun.
als Schutz gegen Feinde erbaut und von den Chinesen nach ihrer Aufgabe lange Zeit nicht beachtet
Welche Beachtung schenkst du Zahnbürsten, die man nicht mehr benutzen kann, weil die Borsten alle zur Seite stehen...?
Was sollte das Chinesische Kaiserreich denn mit der alten Mauer machen? Sich selbst charakterisieren? Aber was sagt denn eine alte, unbrauchbar gewordene Mauer aus? Die Quing-Herrscher haben gigantische Sommerpaläste gebaut, um zu unterstreichen, dass sie vor Reichtum zum Himmel stanken. Das waren schon eher Bauten, die dem Bürger etwas über die Festigkeit des Reiches
sagen wollten.
Es ist viel mehr, wie Saruman der Bunte es schon impliziert hat:
Solche Gebäude wollen etwas kommunizieren, und zwar die Festigkeit und die Macht der Herrscher-Institution. Sie sind eigentlich gar keine Gebäude, sondern reine Symbole.
Man entdeckt das in allen größeren und komplex organisierten Kulturen schon seit der Antike. Um sich in die Leute damals hineinzudenken:
Die waren nicht globalisiert.
Die kannten und brauchten keinen "Nationalstaat" sondern wenn es hoch kam, dann kannten sie den Unterschied zwischen
Zentrum und
Peripherie (Arsch der Welt) ihres Heimatreiches. Das Zentrum in ihren Augen als etwas Besonderes und Erhabenes gegenüber der restlichen Welt zu charakterisieren, war also naheliegenderweise ein Problem, das sich am besten lösen ließ, indem man die Gegend selbst verändert hat: Mit Prachtbauten, die immer gewaltiger und luxuriöser wurden, je reicher und eindrucksvoller die "normale" Architektur des jeweiligen Volks war. Denn genau von diesem Normalen sollte es sich ja abheben. Es sollte nicht oder nur sehr sekundär Reisende und Ausländer beeindrucken.
Warum war (und ist) es so wichtig, sich von der Norm abzuheben?
Alle menschlichen Kulturen stehen unter dem Druck einer
Kultur-Evolution. Was nicht haltbar ist oder nicht so haltbar wie das Nachbarland, geht unter. Jetzt ist innerer Zusammenhalt einer der wichtigsten Faktoren in diesem inhärenten Wettrennen der Kulturen (wenn nicht der wichtigste überhaupt).
In der Steinzeit war es in erster Linie der religiöse Kult mit Singen, Tanzen etc. der einer Gruppe von Menschen ein angemessendes und starkes Wir-Gefühl verliehen hat (darum sind Religionen quasi überall, es gibt mehrere tausend, auch wenn wir sie traurigerweise gern auf eine Handvoll reduzieren). In einem eisenzeitlichen Imperium mussten neue Mittel her, um dasselbe in einer neuen Größenordnung leisten zu können.
Also musste die Macht des Herrschers immer wieder betont werden. Keine Betonung - keine Loyalität.
Auch wenn ich Cyna's Antwort widerspreche, ist die Erwähnung des Colosseums aber doch sehr interessant. Es ist Unsinn, anzunehmen, dass da jemand so größenwahnsinnig / narzistisch war dass er sich unbedingt ein riesiges Denkmal bauen musste; es war stattdessen dieser Mensch
in seiner Funktion als Kaiser, der das Colosseum bauen ließ, um zu demonstrieren, dass das Kaiserreich "gesund" ist.
Aber es sticht insoweit heraus, dass die Menschenmassen hier in der Benutzung des Prachtbaus ganz anders eingebunden waren, als z.B. im Sommerpalast im Quing-China.
Mit anderen Worten, bei der
konkreten Anwendung und Ausprägung desselben Prinzips fangen die kulturellen Unterschiede an, sich bemerkbar zu machen.
Das ändert aber nichts an ihrer grundsätzlichen Vergleichbarkeit.