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Autor Thema: Moralische Entscheidungen  (Gelesen 8949 mal)

Erzmagier

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Moralische Entscheidungen
« am: 4. Mai 2011, 00:03 »
Hallo Leute

Mich würde mal interessieren, wie ihr in gewissen Situationen entscheidet.
Versucht euch wirklich in die Situation hineinzuversetzen und denkt auch über die Konsequenzen für euch persönlich nach.
Ihr könnt ja auch mal eure eigenen Erlebnisse hier posten, wenn ihr wollt. Es soll dabei um die Moral gehen. Ihr solltet sie allerdings wirklich erlebt haben und auch schreiben wie ihr entschieden habt.

Ich kam gerade eben nach Hause, zuvor war ich im Kino und hab Thor geschaut.
Auf dem Weg zum Bahnhof kam mir und meinem Kollege ein junger Mann entgegen. Er trug einen Anzug mit Krawatte und entsprechenden Schuhen und hatte einen MP3-Player (man sah die Ohrstöpsel am Kragen rausragen. Er war beinahe aufgedreht, zuerst dachten wir er habe Alkohol oder sogar Drogen konsumiert. Jedenfalls begann er sich mit Namen und Alter (25) vorzustellen und erklärte uns seine Situation. Zu beachten ist, dass der Verdacht von Alkohol/Drogenkonsum verschwand als er zu sprechen begann, er war ziemlich sicher bei klarem Verstand.
Er habe absolut nichts mehr, nur was er gerade bei sich trug. Keine Unterkunft und auch habe er schon lange nichts mehr gegessen. Geschlafen habe er in der Unterführung, darauf zeigte er uns kurz seinen Rücken, wo der Anzug tatsächlich ziemlich schmutzig war. Er habe starke Bauchschmerzen und es sei ihm ziemlich unwohl. Er wollte nur noch nach Hause zu seinen Eltern, die in Zürich wohnen. Er beziehe Sozialhilfe (bei euch Hartz IV) und erhalte das Geld aber erst nächste Woche, sprich in mindestens 6 Tagen, er nannte uns sogar den Betrag, allerdings habe ich den nicht mehr in Erinnerung.
Für den Zug bis nach Zürich brauche er aber ein Ticket, ich bin mir nicht mehr sicher, ob er sagte, es fehlen im noch 56 Franken oder es koste 56 Franken (ich glaube es war ersteres). Er zeigte uns darauf, dass er bereits 30 Franken von anderen Personen erhalten hatte. Er bat uns um Geld, dass er sich das Ticket bald leisten und nach Hause zu seinen Eltern gehen konnte. Er würde uns auch die Adresse der Eltern geben und das Geld zurückzahlen, sobald er die Sozialhilfe erhalten hätte. Er sei sogar schon bei der Polizei gewesen und habe dort um Hilfe gebeten, erhielt aber keine.

Hier möchte ich mal kurz einen Schnitt durch die Geschichte machen. Überlegt euch, was ihr in dieser Situation gemacht hättet, es war nur einer eurer engeren Freunde bei euch und Leute in deinem Umfeld hätten wohl nie davon erfahren, wenn ihr ihnen nicht davon erzählt hättet. Würdet ihr ihm Geld geben? Wenn ja, wie viel? Wenn nein, weshalb nicht?
Im Spoiler erzähle ich, wie es ausgegangen ist und auch meine Überlegungen dazu, schreibt bitte zuerst, was ihr gemach hättet und lest erst dann den Spoiler. Ihr könnt ja danach ein Spoiler mit einem Kommentar zum Ausgang der Geschichte in euren Post editieren.
Wichtig:
1 Euro = 1.2635 Franken (Schweizer Währung)
1 Franken = 0.7719 Euro


So ich bin jetzt mal gespannt auf eure Antworten, besonders die Begründung ist mir wichtig, ansonsten sagt es ziemlich wenig aus.

Noch was: im Nachhinein fühle ich mich interessanterweise an die moralischen Entscheidungen in KotoR erinnert, sowas macht einfach ein gutes Rollenspiel aus, aber darum geht es ja hier nicht.

MfG
Erzmagier

Edit: Die Orthographie war ja schrecklich, hab jetzt mal ein paar Dinge korrigiert, aber hab wohl kaum alles gesehen, jetzt wo ich noch müder bin. ^^
« Letzte Änderung: 4. Mai 2011, 02:05 von Erzmagier »
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Shagrat

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Re:Moralische Entscheidungen
« Antwort #1 am: 4. Mai 2011, 00:14 »
also, ich möcht ein eigenes Erlebniss erzählen:

Ich war auf Klassenfahrt und da hat mich ne Frau angesprochen, weil sie (angeblich) Geld für ihr Kind brauchte, ich gab ihr nichts, da ich sah, dass sie GOLDzähne im Mund hatte, wer sich das Leisten kann, dürfte wohl kaum schwierigkeiten haben, Geld fürs Kind aufzutreiben.

Nennt mich ruhig selbstsüchtig oder sonstwas, aber das Geld das ich dabei hatte war auch nur von meiner Mutter geliehen

It was at the Survivor Series that the dark path of the Undertaker was born. It seems like an eternity ago that the demons of hell passed judgement on the mortal world and unleashed a creature of the night so powerful that the mention of it's very name sends shivers down to the spines of who oppose him
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Nightmaster

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Re:Moralische Entscheidungen
« Antwort #2 am: 4. Mai 2011, 01:29 »
Man, da fühlt man sich ja echt wie in nem guten Rpg o_O
Also ich glaube, ich hätte ihm Geld gegeben, hast ja gesagt, dass er recht glaubwürdig rüberkam(so wie ich das jetzt verstanden habe), er hat ja auch anscheinend schon Geld von anderen Leuten bekommen, sowas macht für mich eine Entscheidung immer leichter.
Wie viel, weiß ich nicht, kommt drauf an, wie viel ich noch bei mir hätte, vllt 5 oder 10 Euro, das ist echt nicht einfach!
Hätte ihn eventuell zur Bahnhofsmission geschickt, die kümmern sich doch um solche Leute, oder?

Edit:
« Letzte Änderung: 4. Mai 2011, 01:32 von Nightmaster »
ich liebe diese Sterbeschreie die alle von scih geben wenn sie aufeinmal Sterben, das gibt mir Glücksgefühle  :D
er ist, böse, untot und sieht cool aus? dafür^^

Erzmagier

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Re:Moralische Entscheidungen
« Antwort #3 am: 4. Mai 2011, 01:54 »
Danke Nightmaster, dass du dich an dieses Prozedere gehalten hast. Scheint auf den ersten Blick sicher nervig, aber machts einfach viel interessanter.

Mein Freund wollte eigentlich auch nicht 20 Franken geben, jedoch hatte er bereits zugestimmt, Geld zu geben und er hatte nur noch diese Note, ich selbst hatte auch nicht kleinere Scheine oder genug Kleingeld.
Aber ich finde das ist wirklich interessant, vor allem, wenn man das mit dem Spoiler so einhält.
Zum einen ist es grundsätzlich interessant, wie die Leute in so einer Situation reagieren würden und zum anderen ist es dann nochmals interessant, was sie sagen, wenn man mehr Hintergründe dazu erfährt.
Ich habe mich ziemlich bemüht die Situation auch so darzustellen, wie ich sie erlebt habe.
Anfangs dachte ich, es sei ein wirklich schräger Typ, im Gespräch kam er mir dann wieder glaubwürdiger vor.

@Shagrat: Sicher, dass es nicht eine Amalgamfüllung war? Die können unter Umständen auch ziemlich stark an Gold erinnern, ausserdem wäre das die billige Variante.
(Bin jetzt nicht der Fachmann, habe das vage in Erinnerung....)
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ernesto-m

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Re:Moralische Entscheidungen
« Antwort #4 am: 4. Mai 2011, 07:46 »
...hm, eine gewissenfrage!


auf den ersten blick überwiegt "normalerweise" das mitleid, aber,....

ich gehe mal davon aus, dass seine eltern ein telefon besitzen. ein anruf kostet bestimmt weniger als 2 franken, somit wäre ihm hilfe sicher gewesen.

desweiteren hätte ich ihn gefragt, wie lange er gebraucht hat, um das erbettelte geld zusammen zu bekommen.

nach meiner einschätzung hätte ich ihm kein geld gegeben, diese entscheidung wird bestärkt, nachdem ich den spoiler gelesen habe.

es ist aber beruhingend, dass die spontane reaktion derer die geantwortet haben auf hilfsbereitschaft hinausläuft,...man darf also weiter an das gute im menschen glauben.


klingelbeutel mappergrüße
-ernst-
« Letzte Änderung: 4. Mai 2011, 09:42 von ernesto-m »

Adamin

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Re:Moralische Entscheidungen
« Antwort #5 am: 4. Mai 2011, 09:37 »
Bei solchen moralischen Fragen sollte man nicht zu naiv, aber auch nicht zu selbstsüchtig sein. Schwierige Sache.

Ich hätte dem Mann gegeben, was ich hätte entbehren können. Mein Geld ist meistens leider selbst knapp und ich habe nie viel bei mir. Aber hätte ich etwas und es nicht selbst gebraucht, hätte ich es ihm gegeben. Keine 20 Euro, aber 5 Euro schon (sofern ich wie gesagt soviel dabei gehabt hätte).


Der Wert von Geld ist für jeden anders, je nach Situation. Wenn dein Freund ein dickes Gehalt/Taschengeld bekommt, wird er die 20 Franken schon gut verkraften können.
Das muss er eben selbst wissen.

(Palland)Raschi

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Re:Moralische Entscheidungen
« Antwort #6 am: 4. Mai 2011, 11:23 »
tja, auch wenn das dem ein oder anderen nicht gefallen hätte, ich hätte ihm nichts gegeben.
ich muss zugeben, selber in einer solchen Situation zu landen, wenn sie denn bestünde ist freilich nicht schön, aber das Existenzminimum sichert unsere Wohlfahrt schon.
Soweit mir geläufig ist, findet sich an jedem Bahnhof eine Bahnhofsmission. Diese versorgt einen auch mit Essen, und notfalls mit einem Schlafplatz.
Bei starkem Bauchschmerzen und Unwohlsein könnte man auch über die Bahnhofsmission an ein Krankenhaus kommen. Versichert sollte er zumindest sein, wie jeder ALG Bezieher in Deutschland zumindest. Hier kenne ich allerdings die Sachlage in Österreich nicht.
Direkte Hilfe bekommt man auch von Kirchen oder anderen Wohlfahrtsverbänden, zumindest in Deutschland. Es mag einem zwar nicht gefallen, aber man kann da eher hingehen, als unter der Brücke schlafen zu müssen.
Und das Argument mit der Sozialhilfe, ob nun ALG I oder II verstehe ich nicht.
Es ist natürlich so, dass dieses recht bescheiden ausfällt. Aber man sollte sich schon überlegen, ob man irgendwo hinfährt, ohne Geld mitzunehmen. Wenn man ausgeraubt wurde, keine Frage, dass ist dann auch Sache der Polizei, war es aber offensichtlich nicht.

Ohne Frage kann man hilfsbereit sein. Ein Mensch stürzt auf einer Treppe, jemand droht zu erfrieren, oder erleidet einen Herzinfakt. Ein Einspringen in einer Notlage sehe ich hier als gerechtfertigt an. An dieser Stelle jedoch sehe ich erstens die Möglichkeit des Vermeidens, und zweitens viele andere Optionen, und würde in der Situation des Mannes nicht eine vergleichbare Notlage sehen.
Schlussendlich würde ich ihm nichts geben, und ihn an die oben genannten Orte verweisen.
MfG Raschi

Ohne Schuld verfasst einen Forumsbeitrag, wer beim Abfassen eines Beitrags wegen einer krankhaften seelischen Störung, wegen einer tiefgreifenden Bewusstseinsstörung oder wegen Schwachsinns oder einer schweren anderen seelischen Abartigkeit unfähig ist, die Verletzung der Forenregeln einzusehen oder nach dieser Einsicht zu handeln.

DireLion

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Re:Moralische Entscheidungen
« Antwort #7 am: 4. Mai 2011, 13:05 »
Also ich bin ganz ehrlich. Ich hätte ihm kein Geld gegeben. Ich hatte bereits eine ähnliche Situation. Ich saß im Zug zu meinen Großeltern und musste in Leipzig umsteigen. Da kam ein Typ hinein, der eine ähnliche Geschichte erzählte. Ich gab ihm etwas Geld, er bedankte sich und ging weiter.
2 Jahre später fuhr ich wieder zu meinen Großeltern und musste wieder in Leipzig umsteigen. Und wer betrat plötzlich den Zug? Richtig, der Typ dem ich 2 Jahre vorher schonmal Geld für sein "Ticket" gegeben habe. Welch ein Zufall, er fragte mich ob ich Geld für ein Ticket hätte, an genau den selben Ort wo er damals auch hin wollte. Diesmal gab ich ihm keins, denn da war für mich klar das das eine Masche ist, die er wahrscheinlich täglich abzieht.
Seitdem gebe ich grundsätzlich kein Geld mehr. Mittlerweile denke ich muss eigentlich keiner mehr auf der Straße betteln. Jeder kann die Unterstützung vom Staat erhalten, in die ich bereits mitzahle. Damit gebe ich schließlich jeden Monat schon einen großen Teil den Staat. Außerdem bin ich der Meinung das jeder was aus sich machen kann und wenn er will, findet er auch einen Job, indem er sich Geld dazuverdienen kann.
Das einzige was ich bei Erzmagiers Fall getan hätte, wäre einen Arzt zu rufen. Schließlich ging es ihm ja wohl nicht gut.

MfG,
DireLion
Autor der Lorfonbücher
Endlich! Der erste Band der Lorfonreihe ist im Handel erhältlich!

http://www.amazon.de/Lorfon-Band-Wolfsblut-Stefan-Ibels/dp/3842333277/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1298498765&sr=8-1

Erzmagier

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Re:Moralische Entscheidungen
« Antwort #8 am: 4. Mai 2011, 13:15 »
Also derart schlecht schien es ihm wirklich nicht zu gehen, er klagte nur über Bauchschmerzen, aber man hat ihm eigentlich nichts angemerkt. Und Bauchschmerzen kann es ja wirklich geben, wenn man eine gewisse Zeit nichts isst.
Ausserdem sollte jemand, der in der Lage ist, nach Geld zu betteln auch in der Lage sein, ein Arzt oder ein Krankenhaus aufzusuchen.
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James Branch Cabell

Schatten aus vergangenen Tagen

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Re:Moralische Entscheidungen
« Antwort #9 am: 4. Mai 2011, 14:50 »
Ich glaube ich hätte ihm kein Geld gegeben...
Wahrscheinlich hätte ich ihm gesagt, dass ich schnell was hole und er warten solle. Um seine Bauchschmerzen zu stillen, hätte ich ihm was zum Essen gekauft.

PumaYIY

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Re:Moralische Entscheidungen
« Antwort #10 am: 4. Mai 2011, 15:40 »
Ich würde ein bisschen mit ihm reden, wenn ich genug zeit hätte und wenn er einen nur verarscht, dann traue ich mir zu, dass ich das bemerkt hätte. Je nachdem wie die Leute sich verhalten wenn sie dann weggehen prägt einen das dann auch für andere Situationen. Also wenn der dann loslacht und ein Bier hinterm Rücken vorholt und wegläuft, dann würde ich wohl niemandem mehr was geben. Andererseits haben die sich wenigstens mehr Mühe gegeben als Leute die Fragen: "Haste mal ein bisschen Kleingeld..."
Am liebsten geb ich aber Straßenmusikanten Geld, weil sie wenn sie sich das Geld wenn sie gut sind auch verdient haben.

MCM aka k10071995

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Re:Moralische Entscheidungen
« Antwort #11 am: 4. Mai 2011, 16:12 »
Irgendwie habe ich mir unter dem Thread was anderes vorgestellt, als ich den Titel gelesen habe.
Ich meine, was ist an so einer Frage schon interessant? Wenn man ihn für glaubwürdig hält, gibt man ihm entweder das Geld (Im sozialen Fall) oder man ist egoistisch und gibt es ihm nicht. Wenn man ihn für unglaubwürdig hält, sowieso nicht.
Das ist eigentlich keine Frage, über die es sich zu diskutieren lohnt. xD
Dieses Beispiel ist im Prinzip sehr leicht mit der klassischen Ethik-Lehre "Hilf, wem du helfen kannst" oder wie man es halt formulieren möchte, zu lösen.
Dabei geht es aber nicht in erster Linie darum, was man wirklich tut, sondern darum, was man tun sollte.
Es gibt teilweise wirklich verdammt verzwickte Situationen, vor allem wenn man verschiedene, gültige Lehren hat. Darf man einen Menschen töten, um Menschenleben zu retten, wäre da zB. eine entscheidende Frage (Du steht an einem altmodischen Gleis-Schalter und kannst eine Bahn nach links oder nach rechts fahren lassen. Das Gleis ist so eignestellt, das der Zug nach links und damit in fünfzehn Menschen fahren wird. Auf dem rechten Fahrstreifen steht nur ein einzelner Mann. Stellst du um?).
Oder was war deine Intention beim eröffnen dieses Threads? Das wird mir iwie nciht ganz klar. xD

Es kommt immer darauf an, etwas zu tun, was der Gegner nicht erwartet.


Erzmagier

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Re:Moralische Entscheidungen
« Antwort #12 am: 4. Mai 2011, 16:22 »
Mich interessiert grundlegend, wie andere Leute in realistischen Situationen reagieren, in denen die Moral gefragt ist.
Ich frage keinesfalls, was man tun sollte, obwohl man sich auch dabei streiten könnte. Ich frage, was jeder einzelner tun würde.
Weshalb entscheidest du dich, ihm das Geld zu geben oder eben gerade nicht?
Was denkst du dabei?
Danach kann man ja mal den Spoiler lesen und sieht die Geschichte eventuell in einem anderen Licht, wie man darauf reagiert finde ich auch sehr interessant.
Ich denke, die Antworten sagen auch einiges über den Charakter der Leute aus.
Hier treten nicht die objektiven Antworten in den Vordergrund, deine subjektive Meinung ist gefragt.
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Re:Moralische Entscheidungen
« Antwort #13 am: 4. Mai 2011, 16:31 »
Da ich für gewöhnlich immer nur so viel Geld mitnehme, wie ich brauche (d.h. ich weiß schon vorher genau, was ich kaufen will), hat sich die Situation praktisch bereits erledigt, theoretisch überlegen kann (und werde) ich aber trotzdem:
Die beschriebene Situation ist ein Beispiel für eine solche, bei der die gängigen Moralsysteme (Utilitarismus, Kant usw...) versagen, weil es an Informationen zur Bewertung fehlt, weder kennt ihr seine tatsächlichen Absichten noch die möglichen Folgen der verschiedenen Handlungsweisen, weswegen man eigl nur auf sein "Bauchgefühl", also eine persönliche moralische Einschätzung, vertrauen kann.
Ich persönlich bin immer ziemlich vorsichtig, was um Geld bittende Leute jeglicher Art angeht, egal was sie für eine Geschichte erzählen - oft ist diese einfach erfunden und so ausgeschmückt, dass sie möglichst viel Mitleid erzeugt.
Höchstwahrscheinlich hätte ich ihn (in der Reihenfolge) an eine öffentliche Telefonzelle, von der er mit seinen 30 Fr seine Eltern anrufen kann, die Bahnhofsmission oder irgendeine andere charitative Organisation verwiesen - das Telefon, um seine Eltern um Geld (Überweisung?) und/oder Abholen zu bitten und die Mission (o.Ä.), damit er bis dahin nen Ort zum Schlafen und Essen hat.
Wenn man sinnvolle Alternativen aufzeigt, die keine Spende enthalten, kann man an der Reaktion der Person meist recht gut erkennen, wie es wirklich aussieht - wenn seine Geschichte wahr ist, hat er diese Option vielleicht ganz einfach vergessen und freut sich über den Hinweis (dann kann man ihn als Ortsansässiger ja durchaus noch zu ner nahen Telefonzelle führen, um ihm zu helfen) oder kann erklären, warum das keine Option ist  - für gewöhnlich ist das irgendwas ihm Peinliches, was man ihm ansehen dürfte - in diesem Falle kann man ruhig überlegen, ihm doch was zu geben.
Wenn seine Geschichte NICHT wahr ist, wird eine zuvor zurechtgelegte Geschichte quasi wie aus der Pistole geschossen folgen (wenn auch mit einem gerüttelten Maß an Schauspielerei, etwas Menschenkenntnis hilft hier enorm) oder er versucht, das Gespräch zu einem schnellen Ende zu führen, weil er merkt, dass bei euch nichts zu holen ist, meist geht er dann auf eure Vorschläge ein, dankt euch, sagt aber, dass es "wirklich nicht nötig ist, dass ihr ihn noch ein Stück begleitet", er habe auf dem Weg möglicherweise bereits ein Telefon gesehen.

An dieser spezifischen Situation komisch finde ich allerdings, dass er angibt, bereits bei der Polizei um Hilfe gebeten hat, aber nichts zu einem möglichen Telefonat mit den Eltern - denn das wäre auch bei der Polizei (wenn sie ihn ernst nehmen, und die haben meist ne ziemlich gute Menschenkenntnis vom Beruf her) der erste Schritt gewesen, insofern hätte sich mein Misstrauen eher noch gesteigert. Ebenso, dass er relativ teure Dinge (Anzug, Mp3-Player) dabei hatte, die er evtl hätte ins Pgandhaus geben (zumindest den Mp3-Player, Kleidung sollte er besser behalten) und nachher wieder auslösen können, wenn er bei seinen Eltern war.
Je nach Gesprächsverlauf hätte ich aber danach wohl versucht, mich mit einem mehr oder weniger starken schlechten Gefühl zu verdrücken, jenachdem hätt ich ihm vllt noch n bissl Geld für was zu Essen in die Hand gedrückt.
Evtl hätte ich ihm auch einfach zum Schwarzfahren angehalten, in einer Notlage kann man das da etwas weiter sehen... die Bahn hat deutlich weniger Probs, auf diese 56 Fr zu verzichten als ein Schüler.

Das alles war jetzt allerdings mit einiger Überlegung geschrieben, wie ich im Realfall gehandelt hätte (also ohne sonderlich viel Zeit zu überlegen), ist nicht ganz so leicht... wahrscheinlich ähnlich, ich hätte auf jeden Fall ein Gespräch angefangen und währenddessen überlegt.

\\
« Letzte Änderung: 4. Mai 2011, 16:44 von Chu'unthor »
Erst denken, dann posten.

Beleg Langbogen96

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Re:Moralische Entscheidungen
« Antwort #14 am: 4. Mai 2011, 16:49 »
Also ich habe eigentlich immer nur 5Euro dabei wenn ich in die Stadt gehe und meine Sparkassenkarte für den Notfall. Ich hätte dem Typen nix gegeben, da mir es erstmal komisch vorkommen würde das er einen Anzug trägt und einen Mp3 Player dabei hat. Dazu ist es noch komisch das man ohne geld in ein anderes Land fährt. Außerdem würde ich mich fragen, ob es wirklich ein Mp3Player ist oder vielleicht doch ein Handy mit Kopfhörern dran.