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Autor Thema: Philosophie-Thread  (Gelesen 65903 mal)

CynasFan

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Re: Philosophie-Thread
« Antwort #150 am: 24. Sep 2015, 22:43 »
aber ich widerspreche dir darin, dass es Zeitverschwendung sein würde, diese Kategorien gegeneinander abzustecken und z.B. mathematische und philosophische Logik zu trennen.
Wo habe ich bitte gesagt, es wäre "Zeitverschwendung" wäre?
Ich habe bloß gesagt, "mathematische" und "philosophische" Logik seien durch nichts in unserer Umwelt vorgegeben. Nur wir sind es, die unsere Umwelt in ein Korsett der Logik hineinpressen wollen, um uns auf diese Weise vorzugaukeln, wir würden unsere Umwelt verstehen.
Damit ist aber etwas vollkommen anderes gesagt, als dass es Zeitverschwendung wäre, über verschiedene Interpretationen eines Konstrukts, dass wir hier gerade Logik nennen, in bestimmten Lebensbereichen zu streiten.
Gruß, CynasFan
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Re: Philosophie-Thread
« Antwort #151 am: 24. Sep 2015, 22:44 »
Also das klingt ja schon ein wenig seltsam, CynasFan. Das Wort "Logik" mag menschlich sein, aber damit ist es noch lange eine menschliche Beschränktheit.
Wenn ich einen Stein von einem Haus fallen lassen, dann fällt der Stein auf den Boden.
Das ist so unabhängig davon, was der Mensch darin sieht. Es ist so, weil der Stein Gesetzen folgt, die existieren, ganz gleich ob wir sie kennen. Sein Verhalten entspricht dem Gesetz und ist damit nachvollziehbar, ergo logisch.
Wenn Du jetzt in Esoterik abdriften willst, dann viel Spaß.

Ich habe es "mathematische" und "philosophische" Logik genannt, um zu zeigen, dass Logik nicht alleine der Philosophie gehört.
Denn es wird offenbar die Ansicht vertreten wird, man müsse sich zur Lösung mathematischer Probleme der Philosophie bedienen.
Denn meine Ausgangsbehauptung war, dass man dafür diese grundsätzlich nicht notwendigerweise benötige, um naturwissenschaftliche Probleme zu lösen.
MfG Raschi

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Re: Philosophie-Thread
« Antwort #152 am: 25. Sep 2015, 12:00 »
Du sagst das ein bisschen so, Raschi, als wäre Logik für uns alle dasselbe schon allein dadurch, dass wir dasselbe Wort "Logik" benutzen.
Und das ist natürlich nicht so.
Wir verstehen uns erst (mit wissenschaftlicher Präzision), wenn wir denselben Begriff benutzen.

Wort = Zeichen- oder Lautkombination
Begriff = komplexes System aus bewussten und unbewussten Informationen, die in unserem Gehirn aufblitzen, wenn wir das zugehörige Wort wahrnehmen.

Und genau das ist es, was ich dir die ganze Zeit vermitteln will: Der krasse Unterschied zwischen Alltagslogik und wissenschaftlicher Logik.
Denn um sicher zu stellen, dass man nicht nur dasselbe Wort, sondern denselben Begriff verwendet, kann je nach Situation ein monströser Aufwand nötig sein - so monströs, dass man viel mehr und viel umständlichere Worte machen muss und alle, die es lesen, bitten einen, sich nicht so "akademisch" auszudrücken, weil sie nicht ahnen, wie notwendig die Umständlichkeit gewesen ist.^^

Warum ist das so?

Nun, zunächst mal denken wir bei einem Wort nicht immer an dieselbe Definitionsmenge. Ein deutliches Beispiel ist, wie du gestern den Bauingenieur als Gegenbeispiel zu meiner Aussage "ethisch unbedenkliche Wissenschaft ist Grundlagenwissenschaft" verwendet hast.
Du gingst davon aus, dass der Bauingenieur schon durch die Anwendung von Wissenschaft auch selbst Wissenschaft betreibt - und das ist eine Definitionsmenge, bei der der Grundlagenwissenschafts-Begriff tatsächlich keinen großen Sinn mehr haben würde.

Wenn der Begriff Wissenschaft so grundsätzlich verschiedene Tätigkeiten wie Forschung einerseits und Lehre andererseits oder vielleicht sogar Anwendung in sich vereint, dann ist er total super um damit im Alltag zu reden und zu wissen was grob gemeint ist, aber er ist ironischerweise absolut unbrauchbar als wissenschaftlicher Begriff.

Aber da hören die Probleme nicht auf, sondern sie fangen gerade erst an. Begriffe können missverständlich, uneindeutig, und sogar vollkommen widersprüchlich sein, und sie alle tun ganz unschuldig und wir benutzen sie in der Alltagslogik, ohne uns dieser Gefahr bewusst zu sein. ;)

Doch am krassesten ist es, wenn wir Begriffe verwenden, die aus sich selbst heraus vollkommen sinnlos und funktionslos sind, aber uns ganz normal erscheinen.
So ist z.B. der Begriff verschiedener menschlicher Rassen aus sich selbst heraus sinnlos und funktionslos. (Aber immernoch in vielen Ländern als das Normalste von der Welt angesehen.) Denn er beinhaltet einen (dramatisch) größeren Erklärungs- und Unterscheidungsanspruch, als z.B. verschiedene Haarfarben zu unterscheiden, aber in Wahrheit reden wir bei verschiedenen Hautfarben einfach nur davon dass ein paar lächerliche Gene anders sind - in genau demselben Ausmaß, wie wenn's verschiedene Haarfarben wären.
(Was man nicht wissen konnte, als dieser überaus hässliche und unnötige Begriff erschaffen worden ist.)
Würden heute noch Neanderthaler leben, dann wär das was anderes und "Rasse" wäre auch jenseits der Hundezucht ein an sich wissenschaftlicher Begriff.^^

Ein anderes Beispiel.
Ich habe kürzlich mit jemandem über Spieltheorie diskutiert, und er war der Meinung, dass mein Fokus auf Interaktion und geistigem Austausch zwischen beiden Spielern nutzlos ist. In Wahrheit drehe sich alles nur darum, wer "optimaler" spiele.

Aber was zum Henker heißt "optimal" spielen, wenn der Gegner in dynamischen Spielen wie StarCraft 2 zu 85% bestimmt, was ich machen kann ohne augenblicklich zu verlieren?
Erklär mir das mal einer bitte im Detail!
Der Begriff tut letztlich nur so, als wäre er sinnvoll. Er erweckt das Gefühl, dass man das mit ihm Bezeichnete bis ins kleinste Detail herausarbeiten könnte, doch man kommt, wenn man es versucht, an einen Punkt wo es einfach wegbricht und nur noch sagen kann: "Kommt halt drauf an, ne."
Aber man muss erstmal dahinter kommen.^^
« Letzte Änderung: 25. Sep 2015, 12:07 von Whale Sharku »

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Re: Philosophie-Thread
« Antwort #153 am: 25. Sep 2015, 12:36 »
Zitat
Aber da hören die Probleme nicht auf, sondern sie fangen gerade erst an. Begriffe können missverständlich, uneindeutig, und sogar vollkommen widersprüchlich sein, und sie alle tun ganz unschuldig und wir benutzen sie in der Alltagslogik, ohne uns dieser Gefahr bewusst zu sein

Mal kurz zu der Begrifflichkeit "Spieltheorie". In diesem Zusammenhang verursacht er jedenfalls bei mir Bauschmerzen, da er bereits eine feste und prominente Bedeutung hat. Dabei geht es um die Möglichkeit eine möglichst rationale Entscheidung zu treffen.
Aber offenbar gibt es auch eine "Spielwissenschaft" im eigentlichen Sinne.

a) Also ich tue mich erstmal schwer, die Logik der Philosophie zuzuordnen.
Soll heißen, alles was wissenschaftlich nachvollziehbar ist, und über eine bestimmte
Schwelle geht (also keine Alltagslogik darstellt) sei Philosophie.

Warum sehe ich das so ?
Zuerst erkennt man schon an den Begrifflichkeiten, dass es so nicht gemeint sein kann. Wäre die Logik reine Philosophie bliebe der Mathematik nichts mehr, was sie von der Philosophie unterscheiden könnte.

Genauso liegt es in der Rechtswissenschaft. Wenn die Logik alleine Sache der Philosophie ist, wäre die Teildisziplin "Rechtsphilosophie" nicht denkbar, sondern müsste als Oberbegriff fungieren.

Wer sich die "Rechtsphilosophie" anschaut, wird beispielsweise erkennen, dass Logik wie bei jeder wissenschaftlichen Tätigkeit eine grundsätzliche Notwendigkeit darstellt, und mehr nicht.

b) Wissenschaftlich arbeiten heißt auch, Gelerntes anwenden. Wenn man das Gelernte immer neu erfinden müsste, wäre das umständlich. Wenn ich ein Gutachten schreibe, dann fließt meist bereits Erforschtes hinein, aber auch eigene Schlussfolgerungen.
Beides gehört zur Wissenschaft.

Wie kommt nun die Philosophie im engeren Sinne (ich klammer die Logik mal aus) in diese Tätigkeit.

aa) Ich nehme jetzt mal die Rechtswissenschaft, da sie gut dafür geeignet ist.
Schon einfache Fragen zeigen, dass Philosophie eine herausragende Bedeutung bei der Lösung von Streitfällen hat.

-Alleine Art. 1 I GG, der von der "Würde des Menschen" redet, bedarf zur Auslegung einer philosophischen Betrachtungsweise.

-§ 138 I BGB, der von "Sittenwidrigkeit" spricht, bedarf in hohem Maße Rechts- und Sozialethische Wertungen, welche zur Rechtsphilosophie gehören.

- Auch die Frage eines "niederen Beweggrundes" beim Mord in § 211 I StgB bedarf derartiger Wertungen, wie auch die Frage nach "Treu und Glauben" in § 242 BGB

Das heißt, wir kommen nicht auf eine Lösung, ohne in die Philosophie zu greifen. Selbst wenn unser Ziel die Entwicklung einer bestimmten Theorie sein sollte, kann es sein, dass wir diese Fragen erst klären müssen. Warum dann die Entwicklung der Theorie an sich Wissenschaft, das andere keine Wissenschaft sein soll, erschließt sich mir nicht. Auch die Lehre ist mehr oder weniger nur die Präsentation von bereits erforschtem Wissen, und gehört zweifellos auch dazu.

bb) Wenn ich nun eine einfach Aufgabe aus der Naturwissenschaft zu einer Lösung führen möchte, brauche ich das aus meiner Sicht nicht, was ich oben getan habe:

1 + 1 = ? Hier wird weder die Anwendung von Moral oder Ethik notwendig, es reicht die logische Anwendung der Regeln.
Warum nun 1 + 1 = 2 richtiger wäre als 3 ist eine Frage der Philosophie und für das Ergebnis nicht von Bedeutung.

Und genau daher sehe ich die Philosophie nicht als notwendigen Bestandteil der Naturwissenschaft bei der wissenschaftlichen Arbeit.
« Letzte Änderung: 25. Sep 2015, 12:45 von (Palland)Raschi »
MfG Raschi

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Re: Philosophie-Thread
« Antwort #154 am: 25. Sep 2015, 13:34 »
Zitat
Also ich tue mich erstmal schwer, die Logik der Philosophie zuzuordnen.
Soll heißen, alles was wissenschaftlich nachvollziehbar ist, und über eine bestimmte
Schwelle geht (also keine Alltagslogik darstellt) sei Philosophie.

Zum wirklich allerletzten Mal:
Das habe ich niemals gesagt.

Ich sagte, dass die Form, in der man in der Rechtswissenschaft Logik anwendet, ein Produkt der Philosophie ist und daher eine philosophische Methode ist.
Natürlich ist es trotzdem nicht Philosophie, sondern Rechtswissenschaft.
Es ist ein Export der Philosophie aber von ihr verschieden, so wie du ein Export deiner Eltern bist und mit ihnen große Gemeinsamkeiten hast aber nicht deine Eltern bist.

Und das erklärt natürlich, warum die Art von Philosophie, die in der Rechtsphilosophie betrieben wird, eben gerade nicht die logische Methode ist, wovon wir sprechen, sondern etwas anderes (ewas Ethisches vermutlich).

Sie ist stattdessen ein weiterer, neuerer, Export aus der Philosophie. In unserer heutigen Kultur nehmen wir sie als aus der Philosophie exportiert und als "philosophisch" wahr, weil sie ein Randbereich ist.
Die philosophische Methode der echten Logik dagegen ist schon sehr lange Bestandteil der Rechtswissenschaft (um genau zu sein, exakt so lange, wie es überhaupt Rechtswissenschaft gibt) und essenziell zu ihrem Wesen als Wissenschaft überhaupt...
...und darum nennen wir sie nicht explizit "philosophisch", weil es für diese begriffliche Abgrenzung keinen Grund gibt.

So, wie du auch nicht dein Auto, falls du eines haben solltest, als "Elektro-Auto" bezeichnen würdest, nur weil Elektrik drin vorkommt,
so bezeichnen wir die logischen Segmente der Rechtswissenschaft nicht als "Rechtsphilosophie", nur weil Philosophie in ihnen vorkommt.

Bitte lies diesen Post zweimal, nein, besser dreimal, und antworte nur, wenn du dir totsicher bist, ihn verstanden zu haben.
Es ist nämlich sehr ermüdend, immer exakt dasselbe mit anderen Worten zu wiederholen.

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Re: Philosophie-Thread
« Antwort #155 am: 25. Sep 2015, 13:51 »
Mal eine kurze Zwischenfrage von mir:
Worauf möchtet ihr eigentlich hinaus?
Wollt ihr eine allgemeingültige Definition des Begriffs "Philosophie" erarbeiten? Wollt ihr die Logik in bestimmte Teilbereiche unterordnen und für verschiedene Teile des Lebens (Philosophie, Rechtswissenschaften, Mathematik, etc.) prägen? Oder was möchtet ihr eigentlich?
Momentan habe ich nämlich eher dass Gefühl, ihr beide (Whale und Raschi) redet viel, aber sagt doch nichts und ich als Mitleser frage mich schon seit ein paar Posts, was ist überhaupt deren Intention etwas zu schreiben?
Ich fände es zumindest schön, für diese Frage eine (am besten knappe) Antwort von euch beiden, auch gerne unabhängig, zu erhalten. :)
Gruß, CynasFan
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Re: Philosophie-Thread
« Antwort #156 am: 25. Sep 2015, 14:02 »
Basics der Wissenschaftsphilosophie .

Sind meiner Meinung nach hervorragende Basics um zu verstehen warum Philosophie den Rang einer Wissenschaft zurecht hat. Weils eben kein assoziatives Gelaber ist.^^

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Re: Philosophie-Thread
« Antwort #157 am: 25. Sep 2015, 14:03 »
Zitat
Nur wir sind es, die unsere Umwelt in ein Korsett der Logik hineinpressen wollen, um uns auf diese Weise vorzugaukeln, wir würden unsere Umwelt verstehen.
Die Naturwissenschaft erklärt nicht, sie beschreibt.

Zitat
Ich habe bloß gesagt, "mathematische" und "philosophische" Logik seien durch nichts in unserer Umwelt vorgegeben.
Der Naturwissenschaftler erfindet nicht, er entdeckt.

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Re: Philosophie-Thread
« Antwort #158 am: 25. Sep 2015, 14:16 »
Zitat
Nur wir sind es, die unsere Umwelt in ein Korsett der Logik hineinpressen wollen, um uns auf diese Weise vorzugaukeln, wir würden unsere Umwelt verstehen.
Die Naturwissenschaft erklärt nicht, sie beschreibt.
Die allgemeine Relativitätstheorie oder die Vererbungsregeln nach Mendel!
Sie haben sowohl einen beschreibenden Charakter, als auch einen erklärenden Charakter.
Naturwissenschaft möchte immer Beides. Erklären warum etwas so ist wie es ist und dann beschreiben warum die Erklärung richtig/unrichtig ist.
Zitat
Ich habe bloß gesagt, "mathematische" und "philosophische" Logik seien durch nichts in unserer Umwelt vorgegeben.
Der Naturwissenschaftler erfindet nicht, er entdeckt.
Das wäre jetzt das wirklich Schwierig zu beurteilen.
Man könnte zwar sagen, Ingenieure hätten etwa die Atombombe erfunden und die Wissenschaftler nur die Theorie wie das funktionieren sollte,  aber dann wäre die Frage, was macht ein Mensch der zwar Wissenschaftler ist, aber in angewandter Form auch neues erfindet? (Von der Jobbeschreibung etwa ein praktisch arbeitender Archäologe.)
Gruß, CynasFan
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Re: Philosophie-Thread
« Antwort #159 am: 25. Sep 2015, 14:17 »
Er muss aber, um etwas zu beschreiben, auch interpretieren.
Sprache dreht sich meistens um Zusammenhänge, und die sind immer Interpretationssache. Man kommt also nicht drum rum, egal in welcher Wissenschaft (wenn sie jetzt nicht gerade Mathematik heißt^^)
Philosophie hat jetzt eben nicht das Potenzial, alles schwammig zu machen, sondern im krassen Gegenteil durch gezielte Methodenkritik unzulässige Interpretationen zu erkennen und zu eliminieren.
Was der Grund ist, warum Naturwissenschaftler philosophisch angehaucht (d.h. systematisch kritisch) denken sollten, was nicht heißen soll, dass sie erstmal Philosophie studieren müssten um sich Naturwissenschaftler nennen zu können.

So, jetzt haben wir uns einmal im Kreis gedreht.
Ich werde mich auf das Ich-glaub-dir-nichts-solange-du-mir-nicht-meine-alltagslogischen-Kritiken-beantworten-kannst-Spiel jetzt nicht mehr einlassen, dann erspart uns das sicher weitere Karussellrunden. :D

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Re: Philosophie-Thread
« Antwort #160 am: 25. Sep 2015, 14:44 »
Zitat
Ich sagte, dass die Form, in der man in der Rechtswissenschaft Logik anwendet, ein Produkt der Philosophie ist und daher eine philosophische Methode ist.
Natürlich ist es trotzdem nicht Philosophie, sondern Rechtswissenschaft.
Es ist ein Export der Philosophie aber von ihr verschieden, so wie du ein Export deiner Eltern bist und mit ihnen große Gemeinsamkeiten hast aber nicht deine Eltern bist.

Eben. Du sagst, dass sich eine Wissenschaft um mit Logik zu arbeiten, sich erst einer philosophischen Methode bedienen müsse, um diese anwenden zu können.
Das heißt auf diese zurückgreifen muss.
Denn warum nennst Du es sonst "philosophische Methode" und nicht schlicht "Methode".
Was mir nicht passt ist vor allem der methodische Universalanspruch.
Man mag mathematische Methoden oder sprachliche Methoden haben und auch in anderen Wissenschaften nutzen. Das ist nicht weiter schlimm, da sie nicht die gesamte Wissenschaft definieren.
Das logische Nachvollziehen von Sachverhalten ist allerdings jeglicher Wissenschaft immanent. Jede Wissenschaft bedient sich bei fast jedem methodischen Vorgang der Logik. Da die Philosophie als solche gegenstandsneutral ist, wäre jegliche Wissenschaft tatsächlich Philosophie, da sie sich unentwegt ihrer Methoden bedient.


Interessant ist meiner Meinung auch, dass Du glaubst, man würde deine Texte nicht richtig lesen, oder völlig missverstehen. Tatsächlich sehe ich das Problem wieder andersherum.
Ich persönlich mag einen gewissen beschränkten Horizont haben, und nicht alles auf der Welt verstehen. Aber einen Großteil von sinnvollen Zusammenhänge kann ich durchaus erfassen, wenn sie nicht gerade technisch oder mathematisch sind.
Wenn Du willst, dass man dich versteht, dann schreib auch so, dass man dich versteht. Ich habe nämlich den Eindruck, dass Dir keiner folgen kann.
Vielleicht das Dilemma des Philosophiestudiums.

Zitat
Momentan habe ich nämlich eher dass Gefühl, ihr beide (Whale und Raschi) redet viel, aber sagt doch nichts und ich als Mitleser frage mich schon seit ein paar Posts, was ist überhaupt deren Intention etwas zu schreiben?

CynasFan, 2 Posts über Dir steht als Ergebnis in meinem Post am Ende folgender Satz
Zitat
Und genau daher sehe ich die Philosophie nicht als notwendigen Bestandteil der Naturwissenschaft bei der wissenschaftlichen Arbeit.

4 Post darüber steht am Ende folgender Satz
Zitat
Denn meine Ausgangsbehauptung war, dass man dafür diese grundsätzlich nicht notwendigerweise benötige, um naturwissenschaftliche Probleme zu lösen.

Ich habe bewusst immer am Ende mich wiederholt, um den Zusammenhang klarzumachen. Hier muss ich einmal Whale spielen, und sagen: Lies es bitte, bevor Du schreibst, denn es ist unmissverständlich erkennbar.

Die Teilfrage, in die auch Gnomi schon eingestiegen ist, ist, ob die Logik zur Philosophie gehört, und sich damit jegliche Wissenschaft (auch Naturwissenschaften) dieser bedienen müssen. Damit also dann doch Philosophie (oder philosophische Methoden) notwendig ist, um naturwissenschaftliches wissenschaftliches (Klärung des Wortes Wissenschaft siehe oben) Arbeiten erst zu ermöglichen.
Oder ob es sich auf Ethik und Moral beschränkt, also auf die Frage nach "ist etwas in Ordnung ?", "Warum tun wir das ?", oder beispielhaft "warum ist 1+1 eigentlich 2 ?"
« Letzte Änderung: 25. Sep 2015, 15:00 von (Palland)Raschi »
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Re: Philosophie-Thread
« Antwort #161 am: 25. Sep 2015, 15:01 »

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Re: Philosophie-Thread
« Antwort #162 am: 25. Sep 2015, 15:07 »
Ich kapituliere, da ich durch deine Erklärungen einfach nicht schlauer werde. Vielleicht stehe ich gerade wirklich auf dem Schlauch.
Wenn jemand meint es verstanden zu haben, würde ich ihn bitten, es hier für mich in seinen Worten zu formulieren.
Dies ist nicht beleidigend gemeint, aber ich steige schlicht nicht durch.
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Re: Philosophie-Thread
« Antwort #163 am: 25. Sep 2015, 15:15 »
Dein Fehler ist, (und das gehört absolut hierher, weil es sich dabei gerade um die Anwendung der methodischen Erkenntniskritik handelt die wir hier diskutieren) dass du es einfach nicht so hinnehmen kannst wie ich es formuliere.
Du musst immer meinen Schachtelsatz nehmen und ihn durch ein einzelnes Wort (hier: Philosophie) ersetzen und denkst dir: "Aha, das hätte man auch einfacher sagen können."

Nein. Hätte man nicht. Weil du mit diesem Stil, Leute zu interpretieren, all das, was ich dir eigentlich mitteilen wollte, über Bord geschmissen hast ohne es zu merken.

Wie hier zuvor vollkommen richtig geschrieben worden ist, besteht Wissenschaft eigentlich viel mehr daraus, die richtigen Fragen zu stellen, als die richtigen Antworten zu haben.
Wenn du jedes Mal, dass ich dir schreibe, anschließend erstmal hingehst und das so für dich rück-übersetzt, wie du es in meinem letzten Zitat gemacht hast, dann tust du verallgemeinert Folgendes:
Du eliminierst die richtigen Fragestellungen und ersetzt sie durch die falschen, die intuitiven, die einfachen, die alltagslogischen.
Und dann bricht alles, was ich dir geschrieben habe, in sich zusammen. Einfach so. Die geschriebenen Wörter sind alle noch da, aber die Begriffe dahinter, die ich umständlich für dich gestrickt habe, sind in dem Augenblick zerstört, indem du es in dir intuitiv erscheinende Fragen rückübersetzt.

Und das ist der Grund, warum dir meine Posts immer vor wie ganz viel ganz inhaltsleeres akademisches Gelaber vorkommen.



Ich verstehe und respektiere, dass man als Jurist Leute runterbrechen muss bis zum Gehtnichtmehr, denn man geht als Jurist vermutlich davon aus, dass Schachtelsätze zum Verbergen der Wahrheit gemacht werden.
Aber in einem philosophischen Gespräch (außer mit einem totalen Wannabe) könnte nichts falscher sein. Der Schachtelsatz ist nicht zum Spaß da. Er ist da, weil er was ausdrückt, das nicht intuitiv mit einem Wort ausdrückbar ist.
« Letzte Änderung: 25. Sep 2015, 15:26 von Whale Sharku »

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Re: Philosophie-Thread
« Antwort #164 am: 25. Sep 2015, 15:58 »
Zitat
Was der Grund ist, warum Naturwissenschaftler philosophisch angehaucht (d.h. systematisch kritisch) denken sollten
Wer sagt das das Denken von den Philosophen kommt? Systematisch zu kritisieren ist keine Methodik die die Philosophie erfunden hat, nur weil sie es anwendet. Ich kann genauso gut sagen, dass dieses Denken in echt aus Physik stammte und alle sich mit Physik befassen sollten, bevor sie irgendwas machen sollten, was natürlich falsch wäre. Diese Methode ist eine allgemeine, die keinen Fach "gehört".

Zitat
Stattdessen geht es mir darum, dass vitale Bestandteile der modernen Physik, die wir als zur Physik gehörig erachten würden, von der Philosophie entwickelt und geerbt worden sind. Insoweit ist die Physik vollkommen unabhängig von der Philosophie, und trotzdem, würde man alles Philosophische aus der Physik herausstreichen, dann bliebe nicht viel übrig.
Kannst du dafür ein Beispiel geben bzw. am besten einige?

Zitat
Die allgemeine Relativitätstheorie oder die Vererbungsregeln nach Mendel!
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Mendelschen Regeln: Naja, eigentlich beschreiben sie ja wie die Vererbung abläuft. Höchstens folgt aus der Beschreibung, eine Erklärung wie es abläuft ^^
Auf die ART gehe ich mal nicht ein, die ist blöd für Beispiele ^^
Die frage ist denke ich: Was versteht man selbst unter einer Beschreibung, was unter einer Erklärung bzw. wo der Unterschied liegt.

Zitat
Man könnte zwar sagen, Ingenieure hätten etwa die Atombombe erfunden und die Wissenschaftler nur die Theorie wie das funktionieren sollte
Wissenschaftler sollen die Theorie erfunden haben die den Bau der Atombombe ermöglicht?

Zitat
aber dann wäre die Frage, was macht ein Mensch der zwar Wissenschaftler ist, aber in angewandter Form auch neues erfindet?
Erfindet er wirklich? Oder findet er lediglich für Phänomene der Natur Anwendung in der Praxis? Mein Lieblingsbeispiel ist der Lichtsensor (der einfache^^)
Die Erklärung kann übersprungen werden bei Bedarf^^ Hier wird deutlich, dass keine Erfindung vorliegt, sondern lediglich diverse Phänomene der Natur zusammen gemixt werden und geschaut, ob das Anwendung für den Alttag finden kann.
« Letzte Änderung: 25. Sep 2015, 16:07 von Der Leviathan »