Das Schicksal Mittelerdes (RPG) > Nicht angenommene Charaktere

[na/Si]Iris Piperita Wanderbau, dritter Char von The Chaosnight

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The Chaosnight:
Am nächsten Morgen wachte Iris schon früh auf und war voller Tatendrang endlich ihre neue Arbeit beginnen zu können, sodass sie in ungewohnter Schnelligkeit ihr Frühstück verschlang und danach hektisch auf das Fertigwerden der übrigen Familienmitglieder wartete.
Kaum hatte auch der letzte Hobbit sein Besteck nieder gelegt, stand Iris auf und machte sich gehfertig. Noch während sie sich umzog, hatte ihre Familie sich vor der Tür versammelt und wartete darauf, dass sie ihren ersten (offiziellen) Schritt alleine ging.
Ihre Mutter war die erste, die sie umarmte, ihr gute Worte mit auf den Weg gab und sie (natürlich...) daran erinnerte ihrer Erziehung zu gedenken.
"[...] aber dass du immer auf deine Manieren achtest...",
"Ja."
"...den Hobbits deiner Umgebung keine Schwierigkeiten bereitest..."
"Ja."
"...nicht alleine vom Weg abkommst..."
"Ja."
"...vor Sonnenuntergang wieder hier bist..."
"Ja."
"....Zwei und zwei Fünf ergeben..."
"Ja...Was?!"
"Ich wollte nur wissen, ob du noch zuhörst.", sie umarmte sie erneut und sagte abschließend: "Dass du ja auf dich aufpasst!"
Sie nickte kurz und wandte sich ihrem Vater zu, "Ich habe dir nicht so viel mit auf den Weg zu geben, wie deine Mutter, nur dass ich mir absolut sicher bin, dass du alles perfekt machen wirst."
Auch er schloss sie kurz in seine Arme, bevor Iris sich ihren beiden Schwestern zuwandte, die beide traurig aussahen.
"Wehe wenn du uns zu lange fernbleibst!"..."Oder dir irgendetwas zustößt!"
So sehr sich Iris auch vrgenommen hatte an diesem Tag stolz zu dem Büttelhaus zu schreiten und ihre Aufgabe anzugehen, hatte sie nun stark mit den Tränen zu kämpfen: Noch nie hatte sie ihre Schwestern so besorgt um sie gesehen oder überhaupt eine solche Bindung gespürt. Sie kniete sich vor sie und zog auch die Beiden zu sich um sie fest an sich zu drücken.
"I..Ich werde schon auf mich achten."
Sie blickte beiden ins Gesicht und mit einem Lächeln fügte sie hinzu: "Und wie ihr mich in den letzten Tagen immer freundlich dran erinnert habt, werde ich ja auch nicht alleine sein."
Sie drückte sie noch einmal kurz an sich und richtete sich dann auf, bevor sie zügigen Schritts den heimischen Hof verließ.

Hinter dem ersten Hügel fielen die ersten Tränen.

The Chaosnight:
Das Haus der hiesigen Büttelverwaltung lag weit hinter dem ihr bekanntem See, direkt an der großen Hauptstraße. Diese Lage kam ihr überaus gelegen, konnte sie so doch ihr Gesicht von all den Tränenspuren säubern und sich nach all der Aufregung wieder frisch machen.
So abgekühlt beschritt sie den Rest des Weges, bis sie schließlich vor einer rundlichen Höhle mit hölzernem Anbau stand. Die Zeichenkette am Briefkasten und ein Schild neben der  Tür zeigten ihr schnell, dass sie ihr Ziel erreicht hatte.
Bestimmt trat sie bis zur Tür und klopfte zweimal, bevor sie plötzlich innehielt und sich fragte, was sie überhaupt sagen sollte, falls Goran nicht im Zimmer sein sollte. All ihre Möglichkeiten durch das bürokratische Netz hindurch diese Stelle antreten zu können, waren schließlich mit ihm verknüpft. Bevor sie jedoch darüber nachdenken konnte, tönte ein kraftvolles "Hinein" zu ihr und ihr blieb keine andere Wahl als herauszufinden ob sie sich irgendwie reinreden muste.

Im Zimmer konnte sie ihn jedoch nicht ausmachen, an einem massiven Eichentisch saß nur ein älterer, kraftvoller Hobbit, dessen rechtes Bein schlaff auf einem Hocker, neben dem sie zu ihrem Erschrecken einen der Jungen ausmachte, die sie immer am See verspottet hatten. Ohne von seinen Papieren aufzuschauen, sagte der Alte: "Was ist?"
Normalerweise hätte Iris irgendeine Bemerkung zu diesem unmöglichem Verhalten abgegeben, irgendwelche Sprüche an den Jungen gerichtet oder hätte ihn einfach gänzlich ignoriert, doch einerseits wollte sie in den Bütteldienst eintreten und andererseits wollte sie nach dem Fehlgriff mit ihrem übertriebenem Stolz bei ihrem ersten Treffen nicht noch weitere Probleme für Goran heraufbeschwören.
"Goran hat mir empfohlen mich hier als Aushilfsbüttel zu melden.", sagte sie mit zusammengepressten Zähnen.
"Hier gibt es keinen Goran. Nur Robin, Bosco und mich, Goradoc...auch wenn mein Sohn Goramac im Moment meine Außendienste für mich erledigt und Goralas hier mir mit meinem Bein hilft."
"Ich meinte Goramac."
"Warum dann dieser LÄCHERLICHE Name? Er heißt Goramac, nach seinen Eltern und Großeltern und nicht anders!"
"Ich..äh..hielt Goran für kürzer...", log sie sich schnell zurecht, woraufhin Gorbadoc zum Glück nur ein "Lass ab jetzt den Schwachsinn" schnaufte und kurz darauf fortfuhr: "Er sagte irgendetwas von Aushilfe...eine Schande so etwas! Er hat einen starken Bruder und noch bin ich stark und beweglich genug um selbst genug meiner Pflichten erledigen zu können. Vor alle...AAAH..verdammtes Bein!"
Er hievte sich mühsam auf und humpelte zu einer der beiden Türen zu dem Anbau, während Goralas vergeblich versuchte ihn irgendwie zu stützen, doch der Alte stieß ihn nur zu Seite: "Noch bin ich nicht so alt! Und den Verband wechseln kann ich mir noch selbst!"
Kaum hatte er den Raum verlassen, stürmte Goran hinein: "Was ist lo...", setzte er an, bevor er Iris erblickte, dann halb freudig, halb schuldbewusst ihren Namen ausrief und sie kurz umarmte. "Entschuldige bitte, ich dachte du kommst erst später.", murmelte er, bevor er sich wieder seinem Bruder zuwendete. Dieser blickte zornig auf Iris und antwortete: "Dieser verdammte Fisch hat Vat..."
"Hör auf damit, Lasse!"
"Womit?"
"Solche Namen zu verwenden!Oder soll ich dich wieder 'Junior' nennen? 'Nachäfferbaby'? Ich denke du kennst noch einige weitere Namen, denen ich mir bewusst bin..."
"Das wagst du nicht..."
"Ach ja, Lassileinchen?"
"Hör auf damit!"
"Dann halt jetzt die Klappe und beantworte meine Frage ohne solche Wörter!"
"Du kannst dir ja denken, um was es ging...Mac"
Er drehte sich zornig um und ging in den Raum zu seinem Vater, während Goran nur ein Fluchwort hervorbrachte und kurz darauf wieder ruhiger sagte: "Es tut mir Leid, dass du das miterleben musstest...meine Familie ist manchmal etwas schwierig. Wenn du immer noch Interesse hast, kann ich dir die anderen vorstellen und deine Papiere vorbereiten...auch wenn ich verstehe, wenn du jetzt einfach nur weg willst..."
"Auf keinen Fall! Wenn du kein Problem damit hast gegen den Willen deines Vaters zu handel, bin ich weiterhin dabei. Ich bauch nur 'ne Minute oder so um wieder zur Ruhe zu kommen!"
Ein breites Lächeln breitete sich in seinem Gesicht aus und nach einer kurzen Pause führte er sie zur Tür des zweiten Nebenzimmers. Bevor sie eintraten, hielt sie ihn jedoch noch einmal zurück: "Ein paar Fragen  hätte ich vorher jedoch..."

The Chaosnight:
"Geht es um die Sache eben?"
"Ja."
"...Ich denke ich schulde dir die eine oder andere Erklärung...fürs Erste genügt es jedoch zu wissen, dass meine Familie nicht die einfachste ist. Inmitten illustrer Großgrundbesitzer und lokaler Berühmtheiten gilt Ansehen als eines der wenigen Kriterien um weithin akzeptiert zu werden und zwingt uns immer mehr zu erreichen. Alles was nicht in dieses Bild passt wird verachtet und ausgemerzt."
"Ist das auch der Grund für die Namenssache?"
"Ja. Verdammter Stolz einer jahrhundertalten Linie, die ihre Kinder stets nach ruhmreichen Vorfahren benennt und hofft die alte Blüte wiederaufleben zu lassen. Alles unförmliche, gewöhnliche ist dort verhasst."
"Wa..."
"Lass uns dieses Gespräch doch ein anderes Mal fortsetzen, unsere Kameraden warten und wir wollen dich ja nicht mit trockenem Mund vorstellen müssen."

Hastig griff er nach dem alten Türknauf und öffnete die dazugehörige Tür. Der Raum hinter ihr war grundsätzlich verschieden von dem Eingangsbereich: Ansteller rustikaler Tische und Schränke, altehrwürdiger Portraits und eher rundlichen Formen, war der neue Raum beinahe quadratisch, beherbergte keinerlei Statussymbole und in ihm standen mehrere Ledersessel um einen einfachen Tisch. An diesem saßen bereits zwei weitere Hobbits, ein älterer, rustikaler, der in hochwertigem Stoff gehüllt war und ein eher jüngerer, vielleicht gerade aus den Jugendjahren gekommen, der eher einfache Kleidung trug. Beide trugen eine einzelne Feder an ihren Hüten, der ältere eine in dunklen, erdnahen Brauntöne, der jüngere eine eher rötlich-braune, die sich beide deutlich von Gorans reinrötlicher unterschieden.
Kaum hatten Goran und Iris den Raum betreten, erhob sich der jüngere und stellte sich vor: "Robin. Robin Kleinlöchner, seit knapp drei Jahren Büttel."
"Iris", murmelte sie leise zurück, "hoffentlich seit heute Büttel."
Ein kurzes Lachen entfuhr dem alten Hobbit: "Damit hast du wohl nicht gerechnet, Rob. Mich nennt man übrigens Bosco...aber auch nur weil ich vor dem alten Doc hier war, ansonsten wäre ich wohl als Bandrobosco bekannt. Es war gut zu hören, dass er diesen Kurzformen einfach nichts abgewinnen kann."
Goran errötete leicht und antwortete: "Ich hätte wohl dran denken sollen sie vorzuwarnen. Na ja, er wird sich dran gewöhnen, mittlereile darf ja selbst Rob die ganzen Kurzformen verwenden..."
"...Nach einem halben Jahr!"
"Aber du darfst es.", er drehte sich kurz zu Iris um, "Wollen wir uns setzen?"

Am Tisch setzten die drei Büttel ihr Gespräch fort und schienen ihre Themen scheinbar willkürlich zu verändern: Von den Namen kamen sie auf die jährlich schräger werdenden Geburtstagsfeiern eines nicht näher benannten (aber sehr wohl bekannten) Hobbits der Region, an denen ein Bekannter Robins immer beteiligt war, von diesen Feiern kamen sie auf das Glück ewiger Gesundheit einiger (erneut nicht benannten, aber bekannten) Familien und davon auf die scheinbar unerschöpfliche Anzahl von Quellen und Bekanntschaften Robins. 
"Hmm, ich dachte das wäre die Büttelarbeit: Präsenz zeigen und die Ordnung wahren und wo droht mehr Gefahr als in eng besiedelten Gebäuden?"
"Typisch Rob", antwortete Bosco, "Immer zuerst mit dem Magen denken und dies dann als 'Arbeit' definieren."
"Hey, immerhin bringe ich genau so viele Ergebnisse wie ihr und sammel dabei noch unzählige Informationen, die man sonst nirgendwo hört."
"In der Tat, laufende Bäume sind sonst eher selten im Munde, Drachen, Elbenheerscharen oder ähnliches auch nicht."
Bosco und Goran lachten und auch Iris konnte es sich nicht verkneifen...natürlich kannte sie die Geschichten von Drachen und Elben, aber nur im Zusammenhang der Geschichten des alten Beutlings, die in fernen Ländern stattfanden und vielen Hobbits als maßlos übertriebene Beschönigungen anderer Gründe galt...auch wenn sie zu gerne an das Gold glaubten. Aber laufende Bäume? Schon alleine die Vorstellung war lustig, aber so etwas ernsthaft zu verbreiten...das war vielmehr lächerlich.
"Keine Angst, Iris, im "Grünen Drachen" gibt es um einiges geistreichere Beiträge, wo nicht alles sofort abgeschmettert wird. Einige hier Anwesende scheinen zu vergessen, dass solche Feuerwerke wie im letzten Jahrzehnt auch als nicht möglich galten..."
"..andere scheinen vielmehr zu vergessen, dass der Bütteldienst aus mehr als nur dem Drachen besteht.", warf Goran ein, bevor sich die Augen auf Iris richteten. Während der anhaltenden Diskussion hatte sie nur zugehört und war mit sich selbst beschäftigt: Die Anspannung aus ihrer erzwungenen Ruhe, ihre Verwirrung über das seltsame Verhalten von Gorans Familie und die fremdartigen Geschichten der Büttel hatten ihre Konzentration vereinnahmt, nun, wo sie aber selbst gefragt war, kehrte die Nervosität in sie zurück.
Ein einfaches "Feuerwerke?" war das beste, was sie hervorbringen konnte.
Bosco ergriff sofort das Wort: "Oh ja, Feuerwerke. Dieser große Graue – wie war doch gleich sein Name? - bringt sie zu größeren Anlässen immer wieder mit. Ich gehöre zu den wenigen, die zwei solcher Spektakel erleben durften und jeder einzelne Effekt war etwas besonderes. Aber ich fürchte, dass sie dich nicht ganz so fesseln würden wie den Rest Hobbingens, Lasse hat uns in ziemlich unschöner Sprache erklärt, dass du eher das Wasser magst."
"Wasser", schwärmte Iris, "das blaue Gold meines Herzens und samtene Tuch meines Körpers. Ich kann nicht in Worte fassen, wie ich zum Wasser stehe, zu viele Erinnerungen binden mich an es, zu viel Freude, Angst und Kampf. Doch trotz aller Herausforderungen oder Tücken seiner Art hat es mich nie im Stich gelassen. Hier mag zwar der Brandibock in mir sprechen, aber von kleinauf war es mehr für mich als nur das flüssige Nass, welches bei uns wohnt." Ihre Nervosität war vollkommen verschwunden, als sie über ihre Leidenschaft sprach und nach und nach ihre ersten Schritte in diesem Element wiederholte. Es war eine überaus blumige Erzählung, voller Ausschmückungen und Umschreibungen, doch Iris fühlte sich als ob sie es nicht anders sagen konnte.

Am Ende ihrer Erzählung schwiegen zuerst die drei Büttel: Goran saß mit offenem Mund neben ihr und Robin wirkte etwas verwirrt von dieser eigenartigen Erzählweise, wie er sie bestimmt selten in Kneipen fand und Bosco schien in Gedanken versunken, bevor er langsam begann: "Tja Iris, hier spricht bestimmt Großmutter Tuk aus mir: Ich bin eher erdverbunden und bewundere die Wärme und Geborgenheit des wilden Rotes. Ich kann zwar keine so...lebhafte Geschichte dazu erzählen, nur dass sie mich einst zum Bütteldienst brachte. Wie auch immer Goran dich gefunden hat, er hat jemand mit Seele gefunden."
Bevor Iris antworten konnte, hatte Goran das Wort ergriffen: "Ich traf sie an ihrem See.", er blickte sie kurz an um sich zu vergewissern, wie viel er sagen durfte, "Ich war beeindruckt von ihrer Hingabe und Tatendrang und nach einem kurzen Gespräch war ich mir sicher, dass sie perfekt passen würde."
"Du mit deinen Glücksgriffen", murmelte Robin, bevor er sich verabschiedete: "Ich fürchte der Drache ruft mich, heute soll ein neue Kraut vorgestellt werden...die Südländer scheinen ein verdammt gutes Jahr erwischt zu haben."
"Na dann fürchte ich ist auch unsere Aufgabe hier getan", sagte Goran, "Hast du noch einen Wunsch, Bosco?"
"Nein, nein. Ehrlich gesagt bräuchte ich nur eine kleine Pause, ich bin nun mal nicht mehr in dem Alter für solch lange Gespräche...auch wenn ich diese noch immer genieße. Wenn ihr mal vorbeikommen wollt – du kennst ja meine Wege."

Iris und Goran verließen den Raum durch einen Seitenausgang und kaum hatten sie die Tür hinter sich verschlossen, sagten beide zeitgleich: "Hast du.."
"...die Sachen mit dem Wasser...nun ja..."
"...Kurz gesagt: Ich weiß gar nicht, was ich genau gesagt habe, die Sachen kamen nicht aus meinem Kopf, sondern direkt aus meinem Herzen. Das mag zwar blöd klingen, aber bei gewissen Begriffen fließen die Wörter einfach."
"Es war wunderschön."
".Danke..Hast du..es eigentlich ernst gemeint? Das mit 'Leidenschaft und Tatendrang'?"
Goran errötete sichtlich und verhaspelte sich mehrmals.
"Jedes Wort", sagte er schließlich.
 Nun war es Iris die errötete und nur ein leises "Danke" hervorbrachte.

The Chaosnight:
Verglichen mit dem Geschehen im Büttelhaus, war die eigentliche Büttelarbeit eher ereignisarm: Die beiden Hobbits gingen fast nur die Hauptstraßen der Stadt und Umgebung entlang, unterhielten sich kurz mit einigen Bewohnern und mussten in den wenigsten Fällen irgendwo Hand anlegen. Genau genommen war das ereignisreichste, was sie an diesem Tag erwartete ein Karren, der im Dreck stecken geblieben war. So blieb ihnen allerhand Zeit sich zu unterhalten, besser kennenzulernen und natürlich über Robins Gerüchte zu lachen. Außerhalb dieser lachhaften Geschichten gab es jedoch wenig wirklich Neues, denn Goran blockierte beinahe sämtliche Versuche irgendwelcher Fragen zu seiner Vergangenheit. Weitere bittere Worte bezüglich seines Vaters und einige unschöne, dunkle Worte über seinen Bruder waren alles, was er schließlich dazu zu sagen hatte. Nachdem sie ihn erst noch zu überreden versuchte, verstand auch sie nach dieser Antwort, dass dieses Thema zu sensibel war um es gleich beim ersten wirklichen Treffen offenzulegen. Mangels eigener Gesprächsansätze, gingen sie schnell wieder zu Robins Geschichten über oder unterhielten sich über allgemeine Büttelweisheiten.

Als der Himmel schon langsam zu Grauen begann, erinnerte sich Iris an das Versprechen, was sie ihrer Mutter gegeben hatte und zusammen gingen beide Hobbits den Weg zurück. Es war ein seltsames Gefühl den Anbruch der Nacht von draußen zu erleben und nach und nach zu sehen, wie Laterne um Laterne entfacht wurde oder ältere Herren und Damen sich zu ihren abendlichen Stammtischen aufmachten, doch gleichzeitig...besonders: Die Umgebung wirkte ruhiger und entspannter, im Feuerschein von Kaminen und im Leuchten der Laternen konnte man größere Ansammlungen von Hobbits in enger Eintracht erkennen und das voranschreitende Dunkel machte auch aus dem vertrautesten Weg etwas...Neues. Iris mochte noch immer das Gefühl und mit der Ruhe des Büttelamtes war so etwas genau das Richtige um ihre Energiereserven wieder zu wecken und aufzubrauchen...wäre sie nicht vor Erstaunen halb eingefroren. Während sie ihren Kopf hin- und herrenkte, um die Wunder der anbrechenden Nacht zu erforschen, war Goran in eine Art andächtige Stille verfallen und folgte Iris Blicken mit einem leichten Grinsen.
"Dein erster Nachtgang?", fragte er, als sich in ihrem Hintergrund ein großer Hügel auftat.
"Ja. Ich hätte nie gedacht, dass das so bekannte Auenland so mysteriös werden kann...und selbst verfremdet unbeschreiblich schön bleibt. Unter all diesen Fackeln und Laternen verstehe ich nun zumindest, was Bosco am Feuerschein findet."
"Wenn du willst kann ich dir irgendwann mal die großen Plätze bei Nacht zeigen...insbesondere Wasserau ist stets einen Besuch wert. Beleuchtete Flussbetten, Lichtkegel um die große Wasserpumpe...mindestens einmal muss man die gesehen haben!"
"...Wasserau ist ziemlich weit weg. Ich weiß nicht ob ich dort in nächster Zeit hindarf."
"Schade...aber rgendwann musst du dies unbedingt sehen.", er machte eine kurze Pause und drehte sich kurz um, "Ich fürcte, dass dein Haus hinter diesem Hügel liegt. Ähm...dann bis Morgen?"
"Bis Morgen!"
"Ich..äh..komme dann gegen Mittag vorbei, nach der Sache heute will ich mein Glück nicht überfordern."
"Gut. Ach ja...wenn du irgendein Problem damit hast über sie zu reden, dann sag das bitte, ich komme einfach nicht damit klar, dass du dann immer so seltsame Antworten gibst und dann sofort das Thema wechselst."
"Ich habe kein Problem damit über sie zu reden...es ist nur..kompliziert. Sobald ich bereit bin darüber zu reden, werde ich es dich wissen lassen. Aber was ist mit dir? Du redest fast gar nicht über dich und wenn nur über Medien wie das Wasser oder die Zahlen."
Iris schluckte. Um ehrlich zu sein konnte sie kaum etwas anderes erzählen, denn prinzipiell war ihr Leben bis hierhin überaus linear gewesen und hatte wenige wirkliche Wendungen.
"Viel mehr gibt es auch nicht. Meine Eltern hatten die Geschichten und ich suche sie..."
"Nichts gefunden?"
"Nun ja...ich habe die Welt der Zahlen erobert, das Wasser gezähmt und stecke nun im Büttelamt...sonderlich viel Stoff bietet dies nicht...auch wenn die ganzen Wege wohl einiges an  Potential bieten."
Goran lachte kurz, "Bei mir ist es umgekehrt...ich finde mehr Abenteuer als mir lieb ist..."
"Dann hast du dir whl die falsche Begleitung ausgesucht...meine gesamte Familie zieht solche Sachen chronisch an...wenn auch zumeist für ihre Umgebung."
"Wie meinst du das?"
"Morgen?
"Was?"
"'Morgen'. Es gibt Sachen, die sollte man in Ruhe erzählen."
"Na dann...Gute Nacht!"
"Gute Nacht."


Zurück im Postamt fühlte sich Iris trotz ihres unterdrückten Energieschubes überaus erschöpft, trotzdem ieß sie sich nicht einfach in einen der Sessel fallen, sondern suchte augenblicklich ihre Schwestern auf. Sobald sie sie erblickte, drückte sie beide fest an sich und hatte endlich das Gefühl ein 'normales', gesundes Verhältnis zu ihnen zu haben...trotz aller Differenzen zwischen ihnen.
"Weinst du etwa?"
"Ist dieser Büttel doch nicht der Richtige gewesen?"
"N..Nein. Ich bin nur so froh, dass ihr beide meine Schwestern seid..u.und keiner unserer Konflikte unsere Beziehung trübt."
Sie drückte beide fester an sich, bis sie die Tür laut knartschen hörte und sich instinktiv umdrehte. Ihre Mutter stand mit dem größten Lächeln, was Iris je gesehen hatte, auf der Schwelle und beobachtete das Geschehen. Sofort löste Iris die Umarmung zu ihren Schwestern und lief auf ihre Mutter zu und umarmte auch sie.
"Und meine Große? Wie war es?"
"Anstrengend...und wundervoll."
"Tja, ich fürchte morgen früh wirst du uns dies allen ausführlich erklären müssen. Heute hast du dir noch etwas Ruhe verdient."
Sie strich ihr kurz durchs Haar  und machte den Weg zum Ausgang frei, doch Iris blieb noch stehen: "Wo ist Papa?"
"Im Büro. Die Berichte sind etwas länger geworden."

Lange Berichte bedeuteten schon immer schlechte Nachrichten, zumeist weil irgendein dramatischer Abfall einer Sparte auf unzähligen Seiten analysiert wurde. Sie betrat das Arbeitszimmer, in dem Papier nur so umherflog. Beide Männer wirkten müde, doch trotzdem arbeiteten sie bestimmt weiter und machten nur eine kurze Pause, als Iris die Tür öffnete.
"Hallo Iris. Ich würd' dich jetzt gerne vernünftig begrüén und dir allerhand fragen stellen, doch diese verfluchten Papierenehmen mir alle Kraft..."
"Kein Problem. Braucht ihr Hilfe?"
"Bei aller Güte – Nein! Du musst doch bestimmt müde sein, da können wir dir nicht auch noch diese Arbeit aufhalsen."
"Ich bin wach genug...und ihr beide seht mir auch nicht wacher aus."
"Hmmpf...Du gibst ja eh keine Ruhe bis du vorm Papier sitzt..."
"...Korrekt."
 "Aber ja kein Wort zu deiner Mutter!"
Iris nickte und setzte sich zu den beiden. Die Papiere, die sie bekam, waren jedoch um einiges verschieden von den bekannten: Die Zahlen hatten teilweise Größen, die nur schwerlich rechenbar waren,  Null oder ergaben in ihrem Umfeld nur schwerlich Sinn. Fest stand nur: Die Endergebnisse sahen nicht gut aus! Zu ihrer Überraschung sollten die Formeln jedoch nicht gelöst werden, sondern gekürzt oder vermehrt werden, damit das Ergebnis vorteilhafter wurde. Doch trotz aller Bemühungen kam sie zu keinem vernünftigen Ergebnis: Die Rechnungen sahen aus wie immer, außer dass die Werte der südlicheren Bezirke fehlten.

Die nächsten Tage verliefen ähnlich: Am Tag war sie Büttel und wanderte durch die Straßen der Stadt und des Nachts arbeitete sie an solchen Gleichungen. Es war ein seltsames Gefühl, war doch die bezahlte Arbeit jene, die sie auch umsonst ausführen wollte und die kostenfreie diese, die sie auslaugte und sich viel mehr nach "Arbeit" anfühlte.
meh, Mir fällt kein passender Schlusssatz ein -.-

The Chaosnight:
Wochen um Wochen vergingen und auch die Monate zogen vorrüber, ohne dass sich die Tagesabläufe an sich veränderten. Leidglich Iris selbst war es, die sich verändert fühlte: Die langen Nächte hinterließen sie schlaflos und erschöpft, die täglichen Wege ließen ihre Füße einfach nicht zur Ruhe kommen und mit jedem verstreichendem Tag fiel es ihr schwerer 'klar' mit Goran zu sprechen.
Es war einer jener Tage, knapp drei Wochen vor den Lithetagen, wo Goran sie auf eben diese Feierage ansprach: "Hast du dann eigentlich schon irgendetwas vor?"
"Nein."
"Was meinst du? Sollen wir uns nach Wasserau wagen?"
"Du kennst meine Antwort."
Goran seufzte. Er hatte Iris schon zweimal gefragt und beide Male musste sie ablehnen, da sie aufgrund komplizierter werdender Rechnungen zu Hause gebraucht wurde.
"Auch am Lithetag?"
"Glaube schon."
"Ich dachte die Post steht dann still! Was machst du an all diesen Tagen?"
"Frag meinen Onkel was genau das ist...für mich sit das nur ein Haufen Rechnungen über das Amt..."
"Vielleicht hast du ja diesmal Glück..."
"Hoffentlich."

Bevor sie im Amt die rage stellen konnte, trat schon ihr Onkel auf sie zu: "Ich habe die letzten Tage nachgedacht. Der Papierkram häuft sich zwar im Moment weiter, doch in den Feiertagen kommen ja keine weiteren hinzu. In diesen Tagen dürfte ich es auch alleine schaffen den Berg auf eine annehmbare Höhe zu stutzen."
"Danke!"
"Gern geschehen. Hast du an diesem Tag schon irgendetwas vor oder warum freust du dich so extrem?"
"Goran wolte mir Wasserau bei Nacht zeigen."
In den Augen ihres Onkels tat sich ein kurzes Funkeln auf, "Das erklärt einiges. Für diesen Anblick würde ich auch jederzeit die Arbeit niederlegen...", er räusperte sich kurz, "Wenn du schon einmal da sein wirst, könntest du im dortigen Postamt die Regionalstatistiken anfordern? Ich werde dir dann ein entsprechendes Schreiben mitgeben."
Er beugte sich etwas zu ihr und flüsterte dann schon beinahe: "Mir ist es überaus wichtig, dass ich diese Statistiken zu lesen bekomme. Sollten deine Eltern etwas gegen diese Reise sagen, sag mir ruhig bescheid, ich regel das dann schon."
Dies war jedoch gar nicht erst nötig: Ihre Eltern hatten nichts gegen diese Reise einzuwenden, alles was sie ihr sagten waren die allseits bekannten Sätze der Vorsicht.

Mit einer ungewöhnlichen und in der Höhe für sie unbegreiflichen Freude traf sie Goran am nächsten Tag am See.
"Es hat geklappt?!"
"Ja!"
"Man sieht es dir an. Es ist schön dich mal wieder lächelnd zu sehen..."
"Ist das so ungewöhnlich?"
"In den letzten Tagen irgendwie schon."
Nach einem kurzen, mechanischen Nicken von Iris begannen beide ihren heutigen Weg und zu ihrer Überraschung fühlte sich Iris um einiges befreiter.

Die nächsten Tage vergingen und Iris gute Laune hielt weiterhin an und trotz der langen Nächte fühlte sie sich ungewohnt erholt. Mit jedem weiterem Tag fühlte sie sich jedoch auch nervöser: Was wenn sie irgendetwas falsch machen würde? Mit den Wegen und dem Warten auf den Sonnenuntergang würden sie knapp über zwei ganze Tage brauchen und Iris wusste einfach nicht, ob sie in solch langer Zeit zumindest halbwegs 'normal' bleiben konnte.
Ihre Sorgen verstärkten sich, als sie am Tag des Aufbruches Goran am großen See mitsamt zwei kräftiger Ponys sah.
"Hey Iris, Bosco hat mir für die Tage zwei Ponys beschafft. Damit dürfte der Weg um einiges einfacher werden."
"Ich kann nicht reiten..."
"Das erschwert es dann doch ein wenig. Aber wir haben ja genug Zeit um das in den drei Tagen zu ändern, du stürzt dich ja eh auf alles Neue."
"Hierbei bin ich mir nicht sicher."
"Wieso?"
"Das hier ist anders...auf diesem Tier habe ich keine...Kontrolle. Egal ob im Wasser,  an den Arbeitstischen oder bei den Aufgaben des Bütteldienstes weiß ich, dass Ich über meine Fähigkeiten entscheide ob ich Erfolg habe oder nicht. Wenn es schief geht weiß ich, woran es liegt und was ich verbessern muss, auf diesem Vieh hat es den letzten Willen."
"Bei den Straffgürtels hattest du kein Problem mit solchen Sachen."
"Du bist kein Tier. Mit dir kann ich reden und dir kann ich vertrauen. Aber woher soll ich wissen was so ein Gaul macht?"
"Ist es nicht dass, was dich einst so am Wasser gefesselt hatte? Die Ungewissheit des Gegenübers und die Herausforderung?"
"Es war der Reiz nach etwas Neuem und mein frühes Begehren meinen Lebensraum zu erweitern. Die Brandibocklinie in mir hat dabei bestimmt auch geholfen, doch trotz allem war dies...anders."
"Sehe es doch so: Der Gaul erweitert deinen Lebensraum nicht über die Art, sondern die Reichweite und die unberechenbaren Wogen sind der Wille des Tieres."
"..."
"Ich sehe schon, meine Seemetaphern sind nicht die besten."
"Nicht wirklich. Wenn ich jetzt auf dieses Tier steige...passt du dann darauf auf?"
"Jeden Meter!"
"Dann los!"

Sie war sich noch immer unsicher, aber sie vertraute Goran voll und wollte keineswegs noch ängstlicher wirken...immerhin war er gerade auf sie aufmerksam geworden weil sie wild auf Neues war. Zögerlich stieg sie in den Sattel des Tieres und fühlte sich bei jeder Bewegung des Tieres unwohler und unsicherer. Währenddessen hatte Goran sich geschwind auf sein Tier geschwungen und es dicht neben das von Iris geführt.
"Der alte Bill ist ganz ruhig, ohne Ansage bewegt der sich kaum mehr."
Er zeigte ihr kurz die infachen Worte und Griffe um Bill zum Laufen, wenden und stehen zu bringen und zeigte ihr dann an es selbst zu probieren. Sie drückte daraufhin zweimal mit ihrem Fuß an das Pferd, das sich (viel schneller als erwartet) in Bewegung setzte. Vor lauter Überraschung hielt sie es sofort wieder an.
"Ich glaube das wird nichts..."
"Wieso? Bill hört auf dich, das ist ein guter Anfang."
"..."
Erneut ritt Goran direkt neben sie und nahm ihre Hand. Gleichzeitig brachte er beide Pferde zum Losgehen und schaffte es irgendwie beide dazu zu bringen ihre Geschwindigkeit nur gemächlich zu steigern.
"Fühlst du dich sicherer?"
"Etwas..."
"Du brauchst echt keine Angst zu haben, Bill hat noch niemanden abgeworfen.."
"Dann werde ich wohl die erste sein..."
"Bestimmt nicht.  Wie lief es eigentlich bei dem Papierkram?"
"Viel seltsame Ergebnisse, insbesondere die Abrechnungen aus dem Süden ändern sich in jedem Papier."
"Irgendwelche Vermutungen?"
"Nein...außer irgendwelcher unbekannter Fortschritter der südlicheren Postämter."
"Das wäre schon arg seltsam, immerhin läuft das Postwesen seit jeher stabil und sicher so wie es steht, ich frage mich wer dies ändern würde."
"Irgendwer mit nichts außer Profit und Kontrolle im Sinn?"
"Wer würde so tief gesunken sein? Die Gewinne der einzelnen Ämter sind genau auf die Lebenserhaltung der Postmänner ausgelegt und ich kann einfach nicht glauben, dass ein Hobbit die gesamte Gesellschaft verändern möchte..."
"Ich auch nicht...", murmelte Iris. Insgeheim konnte sie es sich schon vorstellen, nach den ganzen Geschichten ihrer Eltern, wo sie noch umherwandern mussten und als Ausgestoßene galten, doch auf dem Rücken des Gaules wollte sie nicht darüber reden. Neben der Unsicherheit sollte nicht auch noch Zorn aufkommen.

Die Kilometer zogen dahin und unter all diesen Unterhaltungen spürte sie ihre eigene Unsicherheit kaum mehr und mit Goran so dicht an ihrer Seite war auch die Furcht vor fatalen Fehlern wie weggeblasen. Zugegebenermaßen, sie kamen nur überaus langsam voran und als sie die ersten Häuser Wasseraus erkannten, dämmerte es auch schon, doch nach den ersten Metern voller Panik war das viel mehr als erwartet.
Sie ritten zu einem Stall der örtlichen Gaststätte und mit dem Absteigen merkte Iris erst, in wie weit dieser Weg sie wirklich mitgenommen hatte: Sie fühlte sich schwach auf den Beinen und schwitzte aus allen Löchern. Während Goran die Tiere in Obhut eines Stalljungen gab, lehnte Iris erschöpft an der Wand und versuchte sich zu beruhigen – Wenn sie den Weg schon kaum aushielt, wie sollte sie dann nur die Zeit in der Stadt aushalten?
"Und? War es so schlimm?", fragte Goranaus den Ställen
"J..ein"
Als er aus den Ställen zurückkam und Iris an der Wand erkennen konnte, versuchte er ihr wieder hochzuhelfen und sie zu stützen, doch sie lehnte dies vehement ab, ihr war es schon peinlich genug überhaupt in so einer Situation zu sein.
"Gut. Wie wäre es mit einem original Wasserauer Brötchen? Bosco meint die hätten sich in den letzten Monaten enorm verbessert."
"Gerne."

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