Das Schicksal Mittelerdes (RPG) > Eigene Geschichten
Aus den Schatten in den Schatten
Khamul:
Neues Kapitel, neues Glück:
Zwei einsame Reiter:
Elohir war gerade auf dem Weg zu den Stallungen, wo sein Pferd schon aufgezäumt auf ihn wartete. Es war ihm eine willkommene Abwechsung, nach Minas Tirith zu reiten. Obwohl er nichts gegen die Menschen hatte, war es doch anstrengend für ihn, den ganzen Tag unter schwitzenden Männerleibern zu arbeiten. Doch was noch schlimmer war: Der Schweiß der Menschen brachte seinen eigenen Körper auch zum Schwitzen, was für einen Elben ein großer Makel war. Seit dem Scheiden seiner Mutter aus Mittelerde hatte Elohir sich geschworen, die Ehre der Elben gebührend zu vertreten, doch nun besudelte er sie mit seinem eigenen Schweiß! Doch nun wäre es vorbei, denn er würde nach Minas Tirith gehen, wo er endlich seine Schwester wiedersehen konnte. Dort wäre er weit weg von den schwitzenden Leibern der Dunedain.
Als Elohir die Stallungen betrat, erwartete ihn eine Überraschung: Sein Bruder Elladan stand in dem Gebäude und tätschelte einem Pferd die Nüstern.
„Glaubst du wirklich, du könntest deinem eigenen Bruder wegschleichen? Ich habe mir schon gedacht, dass du gleich Heute aufbrechen würdest!“
Die beiden Brüder lächelten sich an. Elladan war wirklich ein Meister darin, Elohir zu durchschauen. „Ich werde unsere Schwester von dir grüßen“, wehrte dieser die Frage seines Bruders ab. Elohir war gerade nicht nach Rechtfertigungen zu Mute. Elladan schien dies gemerkt zu haben, deswegen ging er auf den Themenwechsel ein: „Du vermisst sie sehr, nicht wahr?“
„Vater sagte immer, in ihr sei die Schönheit Luthiens wiedergeboren...“
„Und wie diese hat auch sie sich in einen Menschen verliebt!“, scherzte Elladan. Elohir bemühte sich, das Lächeln seines Bruders zu erwidern. Die Beiden waren zwar gute Freunde Aragorns gewesen, doch er war sterblich. Würde er sterben, was früher oder später sicherlich passieren würde, würde auch Arwen Undomiel, die schönste Blüte des Stammbaumes der Elben, vergehen.
Elohir reichte seinem Bruder die Hand zum Abschied. „Ich werde jetzt in die weiße Stadt reiten. Wenn du mir noch etwas zu sagen hast, so ist dies deine letzte Gelegenheit dazu, Bruder.“ Elladan erwiderte den Abschied mit einem kräftigen Händedruck und sagte: „Kehre wohlbehalten wieder, dies ist alles, was ich von dir will.“
Gemeinsam bepackten die Brüder noch sein Pferd, dann schwang sich Elohir darauf. Während er aus den Stallungen ritt, warf er seinem Bruder noch einen Blick zu. Er konnte nichts aus dem Gesicht seines Bruders ablesen, doch dies war ihm auch einigermaßen egal. Er würde endlich seine Schwester wieder sehen! Ob sie wohl schon Kinder geboren hatte? Hatten sie wohl spitze Ohren, so wie Elben? Mit diesen Gedanken ritt er schnell wie der Wind in Richtung Rohan.
Am Abend machte Elohir an einer Waldlichtung Rast. Er befand sich unweit der Wetterspitze, der Ruine des einstigen Wachturms Amon Sûl. Dort hatte sich einst einer der sieben sehenden Steine, der Palantiri befunden, doch während des Krieges mit Angmar wurde der Turm zerstört. Der Palantir war dann nach der Zerstörung von Fornost mit einem Schiff untergegangen. Der Sieg über Angmar war schon mehr als tausend Jahre her, dennoch erinnerte sich Elohir noch daran, als wäre es erst gestern gewesen. Er war an der Seite Glorfindels geritten, als sie den Hexenkönig und den Rest seines Heeres verfolgt hatten. Während Glorfindel gegen den Hexenkönig von Angmar gekämpft hatte, war Elohir in einen Kampf mit einigen Hügelmenschen verwickelt gewesen. Er hatte gerade noch gesehen, wie der Hexenkönig vor Glorfindel und Earnur von Gondor geflohen war. Earnur war von seinem Pferd abgeworfen worden, und hatte den Hexenkönig verfolgen wollen, doch Glorfindel hatte zum Prinzen Gondors gesagt: „Verfolge ihn nicht! In weiter Ferne liegt noch sein Ende und von keines Mannes Hand wird er fallen!“
Mit diesen Gedanken kehrte Elohir wieder in die Wirklichkeit zurück. Er nahm einen Bissen von seinem Lembasbrot, als er eine Gestalt in der Dunkelheit bemerkte. Sie kam aus südlicher Richtung direkt auf ihn zu. Er hätte kein Feuer machen dürfen! Schnell zog Elohir sein fein geschmiedetes, leicht gebogenes Elbenschwert und ging einige Schritte auf die Gestalt zu. „Wer bist du?!“, rief er in die Dunkelheit hinein. Die Gestalt war nun schon beinahe vor ihm, und er konnte erkennen, dass es ein kleiner Reiter war – ein Kind! Und es war schlecht um das Mädchen und ihr Pferd bestellt! Beide waren abgemagert und müde, also packte Elohir das Pferd an den Zügeln und führte es zu seinem eigenen. Nachdem der dem Pferd zu Trinken gegeben hatte, hob er das Mädchen aus dem Sattel und setzte es ans Lagerfeuer.
„Wie ist dein Name?“, fragte er das Menschenmädchen, während er ihm ein Stück Lembas gab. Das Mädchen nahm das Brot dankbar an, sah Elohir jedoch fragend an. Sie schien ihn nicht verstanden zu haben.
Elohir betrachtete das Mädchen genauer. Woher kam sie. Es schien ihm so, als wäre ihre Haut gelblich. Gehörte sie etwa zum Volk der Ostlinge? Als sie das Lembas aß, bemerkte Elohir noch ihre rote Zunge. Nun gab es keine Zweifel mehr für Elohir! In der rauen Sprache der Ostlinge fragte er das Mädchen: „Wie ist dein Name?“
Wieder sah das Mädchen ihn an. Dann öffnete sie den Mund und sagte langsam: „Ich heiße Mirianda...“
Khamul:
Hier kommt ein kleiner Machtkampf zwischen zwei Orks - Viel Spaß dabei!
Der gescheiterte Triumph:
Das Sonnenlicht blendete Boltans Augen. Es war schon beinahe Mittag, denn nun leuchtete die Sonne unglaublich hell, wie sonst nie am Tag. Er befand sich gerade in Minas Morgul, der schwarzen Stadt. Sie war unbewohnt und verfallen gewesen, als sie vor zwei Tagen hier angekommen waren. Einen Tag hatten sie noch geruht, die Verwundeten und Toten gezählt, und ihre Vorräte aufgefrischt, dann waren sie zwei Tage lang nach Minas Morgul marschiert. So waren sie nun schon zwei Tage hier, denn Khamûl wollte noch Katapulte bauen lassen, bevor sie den direkten Angriff auf Minas Tirith, die weiße Stadt wagten.
Von Minas Morgul aus konnte man gut auf Minas Tirith blicken, manchmal glaubte Boltan sogar, das blinken einer blanken Waffe erkennen zu können. Ihre Anwesenheit war sicher bemerkt worden. Welcher Späher übersah schon ein so riesiges Heer wie das von Saurons Mund?
Boltan streckte sich. Er hasste Sonnenlicht, mindestens genauso wie er Khamûl hasste. Dieser Geist war aufs brutalste hinterhältig! Er hatte bestimmt irgendwelche Spione in der Stadt, denn immer wusste er alles, was Boltan machte! Vielleicht war es ja, weil er seinen Körper verlassen konnte, doch das glaubte Boltan nicht. Khamûl müsste ständig außerhalb seines Körpers sein, um so viel über Boltan in Erfahrung bringen zu können, wie er wusste.
Unûar war auch unausstehlich. Der Halbork war von Saurons Mund in die Schmiedekunst unterwiesen worden und war nun der Oberste, wenn es darum ging, die Katapulte zu bauen. Was hatte Boltan seinem Meister angetan, dass er ihm so unwichtig geworden war? Hatte Saurons Mund gar noch erfahren, dass Boltan sein Gespräch mit Khamûl belauscht hatte? Hatte es ihm am Ende noch Boltan berichtet? „Nein“, versuchte er, sich selbst zu beruhigen: „Er hat dich nicht gesehen. Du bildest dir nur ein, vernachlässigt zu werden. Du bist doch schon oberster Feldherr.“ Eigentlich stimmte das nicht Khamûl war über ihm, doch er wollte im Moment nicht daran denken. „Führst du Selbstgespräche?“, fragte ihn eine kräftige Stimme von Hinten. Boltan ahnte Schlimmstes. Er wandte sich um, und seine dunklen Vorahnungen wurden bestätigt: Unûar war hinter ihn getreten. Der Halbork hatte ein verschlagenes Grinsen auf seinem Gesicht, während er Boltan von Oben hinab betrachtete.
Boltan konnte sich die Beleidigung nicht verkneifen und sagte in einem sehr unfreundlichen Ton zu Unûar: „Wie ist denn die Luft da oben?“ Dieser war nämlich zwei Köpfe größer als er.
Das Grinsen des Halborks erstarrte zu einer grässlichen Fratze. Er war sichtlich bemüht, nicht gleich ein Opfer seiner Wut zu werden und auf Boltan einzuprügeln. „Wenn du nicht höher gestellt wärest als ich, dann würde ich dir sofort deinen Schädel einschlagen...“, stieß er hinter zusammengepressten Zähnen hervor, während er drohend seine schwere Keule hob.
Sollte er Unûar noch weiter reizen? Boltan entschied sich dafür, denn so bekäme er die Chance dazu, diesen aufgeblasenen Muskelberg selbst aus dem Weg zu räumen. Darum erwiderte dem Halbork frech: „Kannst du es etwa nicht ertragen, dass mein Schädel im Gegensatz zu deinem nicht hohl ist?“
Unûars gesamter Körper bebte vor Zorn. Noch immer mit zusammengepressten Zähnen stieß er hervor: „Du dreckiger, kleiner...“
Boltan empfand es als Spaß, den Halbork zu reizen und ihm dabei zuzusehen, wie er sich vergeblich selbst zu beherrschen versuchte. Er setzte mit einer weiteren Beleidigung nach und sagte mit vorgetäuscht kinderhafter Stimme: „Ja, was will er denn, der große böse Onkel Unûar?“
Nun war dem Halbork die Geduld geplatzt. Er hob seine Keule über seinen Kopf und wollte Boltan damit treffen. Der Angriff Unûars kam jedoch so langsam, dass es Boltan ein Leichtes war, der Keule seines Gegners zu entgehen. Schon hatte er seine Axt aus der Lederschlaufe an seinem Rücken gezogen und rief dem Halbork zu: „Erinnerst du dich noch an deine erste Fechtstunde bei mir? Lass dich nicht von deinem Zorn leiten! Er wird dich nur irreführen!“
Unûar schwang seine Keule wieder über seinem Kopf und brüllte Boltan: „Du hast mir nichts zu sagen!“, entgegen, während er auf ihn zusprang.
Boltan sprang zur Seite und setzte gleich darauf mit einem Hieb seiner Axt nach. Seine Waffe hinterließ einen Schlitz in der Brust seines Gegners, welcher sofort wütend aufschrie und versuchte, ihn mit seiner Faust zu erwischen. Wieder wich er aus und war sogleich wieder außerhalb der Reichweite der Keule Unûars. „Hör auf zu tanzen und kämpf endlich!“, rief dieser ihm entgegen. Boltan wusste, dass er durch pure Körperkraft nicht gewinnen konnte. Es wäre purer Selbstmord, sich auf ein Kräftemessen mit seinem Gegner einzulassen, denn seine Axt war weder zum Parieren feindlicher Hiebe geeignet, noch war eine Keule eine Waffe, die man gefahrlos abwehren konnte.
Nun schwang Unûar seine Keule mit aller Wucht hin und her, sodass Boltan vor ihm zurückweichen musste, um nicht von der Waffe seines Gegners zermalmt zu werden. Der Halbork nutzte den neu gewonnenen Platz und zog seine Peitsche aus seinem Gürtel. Unûar hieb mit seiner Keule auf Boltan zu, sodass dieser ausweichen musste, doch dann setzte er mit seiner Peitsche nach, welche sich um Boltans linken Fuß schlang.
Wenn er jetzt nichts tat, dann war alles aus! Unûar würde ihn einfach zu sich heranziehen und ihn dann erschlagen! Um dies zu verhindern sprang Boltan auf den Halbork zu und rammte ihm den Dorn an der Spitze seiner Axt in den Bauch. Mit einem schmerzerfüllten Stöhnen ging sein Gegner in die Knie. Jetzt konnte Boltan ihn endlich aus dem Weg räumen! Mit einer Drehung befreite er seine Axt aus dem Bauch Unûars und nutzte diese noch für einen Angriff auf den Hals seines Gegners. Er würde ihn köpfen und aus seinem Schädel eine Trinkschüssel machen! Die Schneiden seiner Axt waren nur noch Zentimeter vom Hals Unûars entfernt, als plötzlich ein schwarzes Schwert auftauchte und Boltans Axt abblockte. Der Ork war geschockt. Das schwarze Schwert war von einer Hand in einem Goldenen Handschuh geführt worden, und diese war in einem schwarzen Ärmel. Boltan wagte es kaum, genauer hinzusehen, wer es war, um zu wissen, wer ihn um seinen Triumph gebracht hatte: Khamûl.
Er musste sich irgendwie da rausreden, ansonsten würde der Geist ihn töten! „E-er hat mich zuerst angeg-griffen...“, stotterte er, doch Khamûl brachte ihn mit einem seiner tödlichen Blicke zum Schweigen. Langsam sagte er: „Ich weiß, dass er es verdient hätte, von dir getötet zu werden, aber ich brauche ihn noch. Er ist mein Katapultmeister!“
Boltan musste jetzt aufpassen, dass nicht er seiner Wut erlag. Dieser Geist hatte ihn mit Absicht seines Triumphes beraubt, darin war er sich sicher! Khamûl ließ ihn beobachten und bespitzelte ihn! Der Ork hasste diesen Geist. Was hatte er ihm jemals getan?
Khamul:
Nach längerer Pause gibt's endlich wieder Neues:
Feiges Piratenpack:
Schon seit fünf Tagen belagerten sie Umbar. Sie befanden sich zwar schon in der Stadt, aber die Haradrim leisteten noch immer erbitterten Widerstand gegen das Heer von König Elessar. Am ersten Tag der Schlacht schon war er schwer von Pfeilen verwundet worden. Man hatte ihn zu Radagast dem Braunen gebracht, welcher ihn schnell wieder geheilt hatte. Nun kämpfte er wieder in der Vordersten Reihe der Zwerge mit.
Gimli kämpfte noch immer mit seiner einschneidigen Axt und seinem großen Schild, um sicherer vor den Pfeilen der Haradrim zu sein. Diese Wüstenmenschen waren gute Bogenschützen, doch noch schlimmer als sie waren die Korsaren. Sie waren allesamt ruppige, ungewaschene Krieger, die ständig nach Rum stanken. Mit ihren Entermessern und Säbeln kämpften sie wie Berserker, und obwohl sie nicht so gut gerüstet waren wie die Zwerge und die Soldaten Gondors, schienen sie ihre Wunden nicht so sehr zu spüren. Wahrscheinlich lag das am Rum, sie waren wohl allesamt betrunken.
Mit einem Hieb in dessen Brust streckte Gimli einen Korsaren nieder, duckte sich hinter seinem Schild vor weiteren Hieben, und schlug wieder mit seiner Axt weiter auf seine Gegner ein. Die Verteidiger waren zwar in der Unterzahl, doch die engen Straßen von Umbar machten es unmöglich, wirklich effektiv im Nahkampf zu agieren.
Zirka tausend Krieger aus dem Heer Aragorns waren während dieser erbitterten Schlacht schon gefallen, unter ihnen auch etliche Zwerge vom Erebor und Menschen aus Thal. Noch nie hatte Gimli an einer so in die Lämge gezogenen Schlacht teilgehabt wie an dieser. Immer wieder zogen sich ermüdete Krieger aus dem Heer Aragorns zurück, während die Ausgeruhten schon nachrückten.
Gimli machte einen Satz nach Vorne, direkt in seine Feinde, und schwang seine Axt wie ein Berserker über dem Kopf. Den überraschten Korsaren stand noch der Schreck über den plötzlichen Angriff Gimlis in den Augen, während sie sterbend zu Boden sanken. Einige Zwerge und Soldaten Gondors rückten hinter ihm auf, während er sich zurückzog, denn seine Kräfte begannen schon, ihn zu verlassen. Nach einem kräftigen Schluck Wasser und einem Stück Brot wäre er wieder bereit, um weiter zu kämpfen.
Mit seinem Schild deckte er seinen Rücken, während er zur Versorgungsstelle eilte. Kein Pfeil wurde auf ihn verschossen, er hatte auch nicht wirklich damit gerechnet. Die Bogenschützen der Haradrim waren vielzu sehr mit den Soldaten an der Front beschäftigt, als dass sie sich mit den müden Kriegern beschäftigen könnten! Umbar war eher schachbrettartig aufgebaut, doch die meisten Straßen waren verhältnismäßig eng dafür, dass dies eine so große Stadt war. Die meisten Bewohner waren gleich bei Beginn des Angriffes zu den Schiffen geflohen, der Hafen stand nun angeblich mehr. Aragorn befürchtete jedoch, dass die Einwohner Umbars um Hilfe gebeten hatten, und bald mit Verstärkung kommen würden. Gimli hatte noch nie sonderlich viel für Schiffe übrig gehabt, deswegen konnte er nicht viel dazu sagen.
In einige der nun leer stehenden Häuser hatte Aragorn einen Versorgungspunkt für sein Heer eingerichtet, wo nun alle Vorräte untergebracht worden waren. Auch einen Brunnen gab es dort, es fehlte nur noch Bier, und schon wäre dieser Ort direkt angenehm – zumindest so lange, bis man sich nach seiner Heimat zu sehnen begann. Gimli hatte nur selten in seinem Leben Heimweh verspürt, oft war ihm sogar langweilig in den Eisenbergen oder am Erebor, vor Allem dann, wenn er nichts Neues zu Schmieden hatte. Mit der Zeit hatte er auch am Bergbau ein wenig die Interesse verloren, denn es gab wenig Neues zu entdecken in den Minen des einsamen Berges. Die glitzernden Grotten von Helms Klamm waren da anders, sie schienen Gimli so unglaublich schön und voller Überraschungen. Sogar Legolas hatte dies zugeben müssen, als er mit ihm gemeinsam dort gewesen war. Der darauffolgende Besuch mit dem Elben in Fangorn hatte dem Zwerg nicht gefallen. Er mochte diesen scheinbar toten Wald nicht recht.
Gimli stieß gegen einen Soldaten Gondors, der ihm entgegen kam. Er wollte diesen soeben anschreien, dass er gefälligst aufpassen sollte, als er merkte, dass es Aragorn war. Der König Gondors lächelte ihn an.
„Nun, Gimli, mein alter Freund? Du musst wohl sehr müde von der Schlacht sein?“
„Wir rücken Zoll um Zoll vor, und haben weitaus weniger Verluste als unsere Feinde!“
Aragorn sah genau in die richtung, aus der Gimli gerade eben gekommen war. Den Hafen verteidigten die Korsaren wie eine verletzte Wölfin ihre Welpen. Gerade in dieser für sie so auswegslosen Situation waren die Seeräuber am gefährlichsten, da sie wirlkich gnadenlos kämpften und auf nichts, aber auch gar nichts, Rücksicht nahmen. Nachdenklich murmelte der König Gondors: „Wir müssen den Hafen so schnell wie möglich nehmen, ansonsten wird die Verstärkung für die Korsaren noch rechtzeitig eintreffen, um das Blatt in dieser Schlacht zu wenden...“
Aragorn wollte soeben weitergehen, als Gimli ihn noch einmal mit folgenden Worten zurückhielt: „Pass auf dich auf, Aragorn!“
„Mögen deine Axt scharf und dein Mut ungebrochen sein, mein Freund.“, antwortete Aragorn, und dan ging er in Richtung Hafen. Das war doch nicht seine Art, er schwang doch sonst nie Sprüche von Zwergen herum!
War die Situation wirklich so auswegslos? War die Verstärkung der Korsaren wirklich schon so nahe?
Khamul:
Dieses Kapitel wird euer Bild von den Menschen Gondors wohl auf ewig verunstalten:
Zivilisiert unzivilisiert:
Imrahil war gerade mit fünf Soldaten unterwegs, um die Häuser Umbars zu durchsuchen. Sie sollten die noch verbliebenen Bewohner gefangen nehmen, sodass sie dem Heer König Elessars nicht in den Rücken fallen konnten. Die Häuser der Stadt hatten so ziemlich alle denselben Bau: Das unterste Stockwerk war aus festen Ziegeln, doch die oberen Stockwerke waren aus Holz gezimmert. Überall hier war es feucht, und allem haftete ein leichter Modergeruch an.
Die Schlacht schien ewig zu dauern, und er hatte es einfach nicht mehr ertragen können, immer nur zu kämpfen. Sein jetziger Auftrag war jedoch auch nicht viel ehrenvoller. Wehrlose Frauen und Kinder gefangen zu nehmen war zwar in seinen Augen nicht richtig, aber so konnte er wenigstens der Schlacht entfliehen.
Viele Häuser waren schon durchkämmt worden, ohne Ergebnisse. Bei so einer Suche musste man sich ganz auf seine Sinne und sein Gefühl verlassen. Die meisten der Haradrim, die Umbar bewohnten, waren wohl in der Nähe von Brunnen getrieben, daher marschierte er mit den Soldaten zum nächsten Brunnen.
Irgendwie war er sich nicht mehr sicher, ob diese Begegnung, die er mit Niniel gehabt hatte, der Wahrheit entsprochen hat. War dies wieder so ein Traum gewesen, wie der vom Schatten des Ostens? Obwohl, wer schlief schon ein während einer Schlacht? Imrahil war noch nie vor dem Ereignis vor fünf Tagen bewusstlos gewesen, daher wusste er nicht, ob man während einer Bewusstlosigkeit träumen konnte. Es war ihm zwar alles so real vorgekommen, doch auch in Träumen erschien einem vieles als wirklich.
Unwillkürlich musste er lächeln. Seine Brustplatte hatte er noch nicht ersetzt, daher wurde er hinter vorgehaltener Hand scherzhaft „Der Fürst mit dem zerschnittenen Herz“ genannt. Wie Recht sie damit hatten! Zu seiner Erleichterung tuschelten die fünf Soldaten hinter ihm nicht, denn ansonsten hätte er glauben können, es ginge um ihn. Wie so oft freute ihn die Disziplin der Soldaten Gondors, die den Haradrim wohl in jeder Hinsicht überlegen waren!
Der Marsch näherte sich seinem Ende zu, denn der Brunnen, den Imrahil zu erreichen suchte, war schon in Sichtweite. Umbar war eine verschachtelte Stadt mit unzähligen engen Gassen, in denen man sich leicht verirren konnte. Imrahil jedoch hatte einen sehr guten Orientierungssinn, der ihn noch nie verlassen hatte. Sie waren nun unweit des Heerlagers nahe dem Hafen, aber dennoch so weit vom Hafen entfernt, dass kein Schlachtenlärm mehr zu ihnen vordrang. Nun waren sie am Brunnen angelangt. Dieser stand inmitten eines größeren Platzes, an dem sich vier Straßen kreuzten. Umgeben war dieser Platz von mehreren normalen Häusern, doch im Südwesten, direkt an der Straße, von der sie gekommen waren, befand sich ein Gasthaus. Imrahil wandte sich zu den fünf Soldaten, die ihn begleiteten, zu. Er deutete auf die zwei, die ihm am Nächsten waren, und befahl ihnen: „Ihr zwei werdet mir dabei behilflich sein, das Gasthaus zu durchsuchen!“, und zu den anderen dreien: „Und ihr durchsucht währenddessen die Häuser!“
Mit den zwei Soldaten im Schlepptau ging Imrahil direkt auf das Gebäude zu. Es war weitaus größer als die anderen Häuser in dieser Straße, außerdem hing ein Schild, auf dem in der Schrift und Sprache der Haradrim: „Zur zischelnden Wüstenschlange“ Stand. Während Imrahil die Tür aufstieß, zog er sein Schwert. Niemand befand sich in der Gaststube, doch es roch noch nach frischem Bier. Hier hatte erst vor kurzem jemand Bier gebraut oder getrunken!
„Ich durche das obere Stockwerk, ihr seht hier unten nach!“, befahl Imrahil knapp. Die Gaststube war ziemlich groß, überall standen Stühle und Tische, jedoch so geordnet, dass es den Anschein hatte, jemand hätte gerade erst aufgeräumt. Dem Eingang direkt gegenüber war die Ausschank, und direkt daneben befand sich eine Treppe. Dieser folgte Imrahil in den oberen Stock. Von der Treppe ausgehend führte ein enger Gang nach Links und nach Rechts, an dem sich viele Türen befanden. Dies waren wohl die Gästezimmer. Er wandte sich nach Rechts und stieß gleich die erstbeste Tür auf. Im dahinter liegenden, sehr kleinen Raum befand sich nichts Weiteres als ein Bett und ein Beistellkästchen, auf dem eine Öllampe stand. Viel mehr hätte darin auch keinen Platz gefunden.
Auch im nächsten Raum befand sich nicht mehr als ein Bett und ein Beistellkästchen, und als Imrahil die Tür zum dritten Raum öffnen wollte, hörte er von Unten einen gedämpften Aufschrei und kurz darauf das Scheppern von Metall. Die beiden Soldaten hatten wohl jemanden in der Küche aufgestöbert, der sich nun mit den Kochtöpfen zu wehren versuchte!
Mit gezücktem Schwert stieß er die Tür auf, und fand auch diesen Raum leer vor. Weiterhin ertönten Schreie von Unten zu ihm hinauf. Die Stimme gehörte eindeutig zu einer Frau. Wahrscheinlich wollte sie sich nicht gefangen nehmen lassen. Imrahil verließ den Raum wieder. Drei weitere Räume durchsuchte er erfolglos, doch plötzlich wurde das Schreien der Frau zu einem kaum noch hörbaren Wimmern, und ein anderes Geräusch gesellte sich dazu – das Lustvolle Stöhnen eines Mannes! Imrahil ahnte schrecklichstes. Er stürmte die Treppe hinunter, vorbei an der Ausschank, direkt durch eine offene Tür, aus der die Geräuschen kamen.
Der Raum, den er durch die Tür betreten hatte, war tatsächlich eine Küche, doch nicht die Kochtöpfe hatten so gescheppert! An den Wänden des relativ großen Raumes standen Tische, und an einer Ecke war eine Feuerstelle. Vor der Feuerstelle jedoch lag eine Frau mit zerrissenen Kleidern, die von einem nackten Mann am Boden festgehalten wurde – einem der beiden Soldaten! Der Mann vergewaltigte diese Frau, und der andere Soldat war auch im Raum, und zog sich gerade aus. Als die beiden jedoch Imrahil bemerkten, wirkten sie merklich geschockt. Der Fürst von Dol Amroth spürte brodelnde Wut in sich aufsteigen. Vor kurzem noch hatte er die Disziplin der Soldaten Gondors gelobt, und nun?
„Ihr beide!“, brüllte er die Soldaten an: „Lasst die Frau in Ruhe und nennt mir eure Namen!“ Der ausgezogene ließ die Frau los und ging von ihr runter. Imrahil konnte erkennen, dass er schon in sie eingedrungen war. Ihn würde sicherlich die härtere Strafe treffen! Der Soldat, der sich gerade ausgezogen hatte, als Imrahil gekommen war, antwortete als Erster auf dessen Frage. Er schien noch ziemlich jung zu sein, er hatte kurzes schwarzes Haar und keinen Bart: „Ich bin Barahir von Minas Tirith. Ich...“ Mit einer barschen Geste brachte Imrahil Barahir zum Schweigen. Nichts rechtfertigte eine Vergewaltigung! Die Frau versuchte so gut es ging, mit ihren zerrissenen Kleidern ihre Blöße zu verdecken, und kroch weg vom nackten Soldaten, dem wohl das Wort in der Kehle stecken geblieben war. Lange schwarze Haare hatte die Frau, und sie wirkte sehr jung, während der nackte Soldat offensichtlich schon älter als dreißig Winter war. Seine Haare waren blond, und er hatte außerdem einen Vollbart.
„Muss ich dir deine Worte erst aus der Kehle schneiden, treuloser Hund, du!?“, drohte er dem Nackten mit erhobenem Schwert. Endlich antwortete dieser: „Ich bin Beregost aus Dagorland.“ Imrahil konnte seinen Zorn nicht mehr länger an sich halten. Unbeherrscht und in wilder Wut schrie er: „Beregost und Barahir! Warum glaubt ihr, habt ihr das Recht, eine wehrlose Frau zu vergewaltigen! Ihr sagt, die Haradrim seien Barbaren, und dann handelt ihr selbst wie sie! Was würden eure Frauen dazu sagen, wenn sie davon erfuhren?“
Die beiden Soldaten schienen sich tief in den Boden zu schämen, und keiner der beiden wagte es, Imrahil in die Augen zu sehen.
„Seht mich an und antwortet mir!“, herrschte er sie an. Sie sollten seinen Gesamten Zorn zu spüren bekommen für ihre Treulosigkeit und Unbeherrschtheit. Imrahil würde die beiden bestimmt nicht ungeschoren davonkommen lassen!
P.S.: Feedback dazu bitte in das Thread: "Personen und Hintergründe" im RPG-Konzept.
Khamul:
Der Vogelschwarm:
Es war bereits Nachmittag. Jeden Tag wunderte er sich aufs Neue, wie die Bewohner von Umbar diese unglaubliche Hitze zur Mittagszeit überstehen konnten. Vielleicht wurde man so etwas ja auch mit der Zeit gewohnt, ebenso wie den Geruch von Vogelkot? Er musste schmunzeln. Lange Zeit hatte er unter den Adlern, den größten und mächtigsten Vöglen Mittelerdes gelebt. Von ihnen hatte er vieles gelernt, was ihm heute noch nützlich war. Außerdem hatte er in dieser Zeit enge Freundschaft mit Gwaihir, dem Fürsten der Adler, geschlossen. Von ihm hatte er auch gelernt, mit anderen Arten von Vögeln zu kommunizieren. Nun war er dankbar dafür, denn ansonsten würde König Elessar ungehindert in sein Verderben rennen. So war der König von Gondor wenigstens Gewarnt.
Radagast der Braune, der Freund der Tiere, wollte jedoch Gewissheit über das Nahen seiner Feinde haben, also verließ er das Lager, um die Möwen zu befragen. Oft waren seine Dienste gefragt worden während dieser erbitterten Schlacht, denn durch seine Magie vermochte er selbst schwere Wunden zu verschließen, als seien sie nie geschlagen worden. Richtigen Dank erhielt er nur selten für seine Taten, obwohl er bestimmt schon vielen Soldaten Gondors das Leben gerettet hatte. Nun lag es wieder an ihm, viele Soldaten vor dem Tod, ja vielleicht sogar König Elessar vor einer Niederlage zu bewahren. Dazu musste er aber zuerst einen Vogel finden, der um die Sache, welche er zu erfahren suchte, wusste.
Zielstrebig lenkte er seine Schritte gen Nordosten, denn dort war vor kurzem eine Schar Möwen niedergegangen. Wenn er glück hatte, waren sie von einem längeren Flug übers Meer zurückgekommen. Möwen waren erstaunliche Vögel, sie vermochten es, mehrere Tage, Wochen oder sogar Jahre in der Luft zu segeln, ohne jemals landen zu müssen. Welche Freiheit man wohl beim Fliegen verspürte? Radagast war schon oftmals auf einem Adler durch die Lüfte geritten, doch er war sich sicher, es wäre ein anderes Gefühl, aus eigener Kraft zu fliegen. Könnte er seine Gestalt verändern, würde er zum Vogel werden, und für alle Zeiten durch die Lüfte gleiten, in der unendlichen Freiheit des Himmels.
Als Radagast die Straße entlang ging, spürte er schon leicht die Gedankenwellen, die von den Vögeln ausgestrahlt wurden. Sie würden ihm den rechten Weg weisen! Leichte Andeutungen von Gefühlen und Gesprächen erfüllten die Luft überall, wo Vögel waren. Obwohl sie sich desöfteren durch ihr Gezwitschere verständigten, die Adler sogar sprechen konnten, so war ihnen doch die Gedankensprache das liebste Mittel zur Kommunikation. Jedem unwissenden blieben die Strömungen verborgen, doch wer gelernt hatte, sich auf sie zu konzentrieren und sie zu verstehen, sogar selbst zu verwenden, konnte mit jeglicher Art von Vogel sprechen. Radagast gehörte zu diesen wenigen, die selbst keine Vögel waren, aber dennoch deren Gedankensprache beherrschten.
Nun waren die Gedankenströme der Vögel unglaublich stark. Er musste ihnen ganz nahe sein. Er stand in einer engen Gasse, an beiden Seiten erhoben sich die Häuser steil in die Luft. Radagast konzentrierte sich. Er musste eine Gedankenbotschaft aufbringen, stark genug, sodass sie von allen Vögeln in der Nähe gehört werden konnte. „Wer ist der Anführer eures Schwarms?“, lautete die Botschaft Radagasts.
Während er auf eine Antwort wartete, nahm er leichte Gedankenwellen wie „Wer spricht hier zu uns?“ oder „Ein Mensch!“ wahr. Schließlich erhob sich eine der Möwen und kreiste über ihn.
„Ich bin die Anführerin dieses Schwarms. Was willst du von mir, Mensch?“, ertönte die Stimme der Möwe in seinem Kopf.
„Kommt dein Schwarm vom Meer und aus dem Südosten?“, sandte Radagast ihr in Gedanken. Nebenbei hatte er die Worte auch ausgesprochen, denn dies war für ihn noch immer gewohnter als die pure Unterhaltung in Gedankensprache.
Die Möwe ließ sich einige Zeit mit ihrer Antwort. „Warum sollte dir dies von Nutzen sein?“
Radagast hasste diese Meeresvögel! So unfreundliche Tiere hat er noch nie erlebt! Vielleicht half es, die Anführerin des Schwarms direkt darauf anzusprechen: „Ich will wissen, ob du viele schwarze Schiffe gesehen hast?“ Mit dieser Botschaft schickte er noch das Bild eines Korsarenschiffes mit.
„Warum sollte dir dies von Nutzen sein?“, gab die Möwe aprupt zur Antwort.
Er musste seinen aufsteigenden Zorn unterdrücken. Diese Schwingungen durften die Möwe nicht erreichen! Sie zielte doch nur darauf, ihn zu reizen! Es würde wohl nichts helfen, sie zu belügen, also blieb er weiterhin direkt: „In diesen Schiffen befinden sich Feinde von mir. Ich will wissen, wie weit sie von hier entfernt sind.“
Anstatt eine Antwort zu geben stieß die Anführerin ein Kreischen aus, worauf sich auch die anderen Mitglieder des Schwarms in die Lüfte erhoben. Einen weiteren solchen Ruf stieß sie aus, und die Möwen flogen wieder auf das Meer zu. Nur noch die Anführerin kreiste über Radagasts Kopf. „Was soll das?“, fragte Radagast sie. Er hatte sich seinen Zorn nicht mehr verkneifen können, jetzt würde sie sicherlich mit ihm spielen und sich an seinem Ärger erfreuen!
Tatsächlich spürte er einen Hauch von Belustigung in der nächsten Botschaft der Möwe: „Warum sind sie deine Feinde?“
Jetzt wurde es ihm aber zu bunt! Er gab sich keine Mühe mehr, seinen Zorn zu verbergen, außerdem schrie er die Botschaft und schickte ein Gedankenblid Gwaihirs mit: „Ich bin ein Freund des Adlerfürsten, und du wirst mir gefälligst eine Antwort geben, wenn ich dich etwas Frage!“
Wieder ließ sich die Möwe Zeit mit ihrer Antwort. Wenn sie jetzt wegfloge, dann wäre all die Mühe umsonst gewesen! „Ist ja gut“, ertönte schließlich die Stimme der Möwe in seinem Kopf: „Die Schiffe werden hier sein, wenn die Sonne das nächste Mal über den Rand der Welt hinaufklettert!“ Sofort darauf flog sie davon.
So nahe waren sie also schon... Radagast wusste nicht warum, aber er glaubte, noch eine Überraschung erleben zu werden. Ob sie positiv oder negativ sein würde, konnte er nicht erahnen.
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