Zum tänzelnden Pony > Herr der Ringe

Was ihr schon immer wissen wolltet

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Linwe:
Tolkien war Katholik und hat davon sehr viel seiner Geschichten abgeleitet, aber auch aus der Nordischen Mythologie

Whale Sharku:
Ja aber das nimmt seinem Werk halt in den "höheren Sphären" ne Menge Organik, was ich persönlich schade finde. Beispielsweise muss man Saurons Motive nicht verstehen können. Man muss auch nicht verstehen warum die Valar offenbar nur extrem geringes Interesse am Frieden stiften haben, dann aber Leute hinschicken, dann aber ihre Macht begrenzen, dann aber die Begrenzung zurücknehmen, es dann aber auch nur halb tun.
...
Das ist alles so weil es so sein soll, nicht weil es sich so ergibt. Was prinzipiell nicht zu einer guten Geschichte führt. Aber dem Herr der Ringe verzeihe ich das gerne, zumal solche Probleme ja doch sehr hintergründig sind^^

Adamin:
Ich höre im Moment übrigens das Silmarillion Seminar vom Tolkien Professor Corey Olsen. Der Podcast ist im Grunde eine Kapitelweise Besprechung des Buches und hilft dem Verständnis ungemein. Nach drei gescheiterten Versuchen das Silmarillion zu lesen, will ich es jetzt nochmal begleitend zum Podcast versuchen.

Ich hab bisher nur die ersten fünf Folgen angehört, aber schon das bringt ziemlich viel Einsicht in die Mythologie und Hintergrunde von Mittelerde. Das ganze Wissen aus dem Podcast/Silmarillion hier runterzuschreiben würde den Rahmen sprengen, ich kann es nur wärmstens empfehlen und hier in aller Kürze ein paar Hinweise geben.

Das Machtverhältnis zwischen Valar und Maiar ist garnicht so gradlinig. Man kann nicht wirklich sagen dass alle Maiar gleich stark sind und alle Vala noch stärker. Sie alle sind Ainur, unterschiedliche göttliche Wesen, von Ilúvatar geschaffen. Von diesen haben 14 bestimmte den "Auftrag erhalten" die Welt erschaffen. Die 14 heißen Valar, alle anderen sind Maiar. Die Valar sind natürlich besonders mächtige Ainur, aber es gibt auch Beispiele für ähnlich mächtige Maiar, wie Ungolianth.

Melkor gehörte ursprünglich auch zu den auserkorenen Schöpfern, aber er war egoistisch und wollte nur seine eigenen Wünsche/ Ideen erschaffen, wollte Kreaturen die ihm huldigen. Nachdem er sich von Ilúvatar abwandte, "floh" er nach Mittelerde und begann die Schöpfung der Valar nach seinem Verlangen zu korrumpieren. Melkor ist darum sehr oft persönlich aufgetreten, hat Elben gefangen um sie zu verderben, Berge aufgeschüttet für seine Festungen, oder wurde direkte von den Elben und/ oder Valar konfrontiert.
(Das hat mit dem allgemeinen Bild des christlichen Teufels relativ wenig gemeinsam.)
Tolkien hat eine Mythologie für Mittelerde entwickelt, aber das heißt nicht dass überhaupt nichts mehr Sinn macht, oder es gar nicht muss. Tolkien war ein Sprachwissenschaftler und selber ein "Nerd" für Geschichten, wie Beowulf. Es hätte ihn vermutlich selbst wahnsinnig gemacht wenn seine eigene Geschichte interne Unschlüssigkeiten oder fehlende Motive besitzen würde. Alle uns bekannten Hintergründe sind bewusst konstruiert und besitzen eindeutige Motivationen.

Tolkien war Christ ja, aber wer sein Vorwort zum Herrn der Ringe gelesen hat, weiß dass die Geschichte eben nicht als Allegorie ausgelegt ist. Es gibt keine bewussten versteckten politischen oder religiösen Bedeutungen darin. Wer den Herrn der Ringe nur auf bestimmte Einflüsse reduziert, verpasst die eigentliche Aussage der Geschichte.

Bei der Gandalf vs Nekromant Frage habe ich auch an den Matchup-Thread gedacht, aber ich dachte es wäre interessanter sich der Frage eher theoretisch mit Buchinhalten zu nähern.

Ich hab übrigens bewusst von einem magischen Zweikampf gesprochen, keinem physischen Kampf. Wer mehr Macht hat lässt sich schwer sagen, aber die übernatürlichen Potentiale der beiden sollten (ironischerweise) doch wohl etwas besser greifbar sein.

Hat der Weiße Rat im Buch eigentlich gewusst das der Nekromant nur geflohen ist, oder dachten sie sie hätten ihn vernichtet?

Der Dunkle König:

--- Zitat von: Adamin am  7. Apr 2015, 06:38 ---Tolkien hat eine Mythologie für Mittelerde entwickelt, aber das heißt nicht dass überhaupt nichts mehr Sinn macht, oder es gar nicht muss. Tolkien war ein Sprachwissenschaftler und selber ein "Nerd" für Geschichten, wie Beowulf. Es hätte ihn vermutlich selbst wahnsinnig gemacht wenn seine eigene Geschichte interne Unschlüssigkeiten oder fehlende Motive besitzen würde. Alle uns bekannten Hintergründe sind bewusst konstruiert und besitzen eindeutige Motivationen.

Tolkien war Christ ja, aber wer sein Vorwort zum Herrn der Ringe gelesen hat, weiß dass die Geschichte eben nicht als Allegorie ausgelegt ist. Es gibt keine bewussten versteckten politischen oder religiösen Bedeutungen darin. Wer den Herrn der Ringe nur auf bestimmte Einflüsse reduziert, verpasst die eigentliche Aussage der Geschichte.

--- Ende Zitat ---
Von bewussten Parallelen habe Ich nie gesprochen, genausowenig von Allegorien, aber es sind nun mal die Parallelen zum Christentum vorhanden - am deutlichsten zeigt sich das in der Schöpfungsgeschichte, die natürlich nicht direkt aus der Bibel entnommen ist, aber gewisse Ähnlichkeiten zeigt. Und im Herrn der Ringe geht es dann die ganze Zeit über darum, dass das Gute stärker ist und am allermeisten die Gnade, wie z.B. wenn Frodo Gollum verschont, was letztendlich der Grund für den Sieg des Guten war.
Tolkien war ein religiöser Mensch, also fließt das bewusst oder unbewusst in das Werk mit ein. Ich habe dieses interessante Zitat gefunden, dass offenbar aus einem Brief von Tolkien vom 2. Dezember 1953 an Robert Murray stammt: "Der Herr der Ringe ist natürlich von Grund auf ein religiöses und katholisches Werk; unbewusstermaßen zuerst, aber bewusst im Rückblick."

Kili:

--- Zitat von: Adamin am  7. Apr 2015, 06:38 ---Hat der Weiße Rat im Buch eigentlich gewusst das der Nekromant nur geflohen ist, oder dachten sie sie hätten ihn vernichtet?

--- Ende Zitat ---

Wenn man den "Kleinen Hobbit" als Quelle benutzt, wird dort geschildert, dass der Geisterbeschwörer vertrieben wurde und nun der Norden um einiges friedlicher sein würde.
Im Mittelerde-Lexikon wird durchgehend gesagt, dass Sauron floh bevor der Weiße Rat Dol Guldur betrat. Ein Kampf fand also nicht statt aber dem Rat war bewusst, dass Sauron geflohen war.

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