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Autor Thema: Unter den Emyn Arnen  (Gelesen 11038 mal)

Thorondor the Eagle

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Unter den Emyn Arnen
« am: 4. Mär 2013, 22:45 »
Elea und Doréal aus Minas Tirith


Es gab keinen Weg in Eleas Leben der beschwerlicher war als der aus der Stadt. Ihre Glieder schmerzten, ihre Wunden klafften bei jedem Schritt auseinander ihr Blick war getrübt. Es dauerte beinahe einen Tag bis die beiden den Pelennor verliesen immer mit dem Gefühl den Feind im Nacken zu haben. Dann endlich erreichten die beiden den Anduin wo sie bereits von zwei Waldläufern erwartet wurden.

Zwei schmale Boote standen am steinigen Ufer und warteten darauf ins Wasser gehieft zu werden.
„Da seid ihr endlich“, wurden sie mit besorgter Stimme begrüßt.
„Verzeiht uns, es ging nicht schneller“, gab Doreal zurück.

Sogleich begannen sie damit das erste Boot zu Wasser zu lassen und hielten es fest.
„Kommt Elea, steigt zuerst ein“, bat Doreal und reichte ihr behelfsmäßig die Hand. Seinen Mantel breitete er auf, sodass sie sich darauf legen konnte. Den Leinensack mit der Krone Gondors ließ sie niemals aus der Hand. Es dauerte keine zwei Minuten, bis Elea ihrer Erschöpfung nachgab und einschlief.



„Elea, verzeiht dass ich euch störe.“
Die Dunadan öffnete einen ihre Augen einen Spalt breit. Durch dichte grüne Baumkronen sah sie den graublauen Himmel.
„Ihr müsst aufstehen und euch dort auf die Trage legen. Wir bringen euch dann in ein Versteck.“
Nicht weniger erschöpft als zuvor richtete Elea sich auf, hob einen Fuß aus dem Boot und stand im eiskalten Wasser des Anduin. Für jeden anderen war es betäubend, doch Eleas Wunden wurden von der Kälte beruhigt.

Auf der Trage schlief sie sofort wieder ein.



Ein leises Tropfen ließ Elea erwachen.Es war dunkel um sie herum, nur ein fahler Lichtschein erhellte die Kammer.
Sie spürte, dass sie auf ein paar Decken lag und darunter war ein harter, kühler Boden. Der Schmerz lähmte ihren Körper, doch hatte sie das Gefühl, dass es schon besser geworden war.

Wo bin ich nur? Wie komm ich hierher? Wo ist… wo ist die Krone?

Mit dem schreckhaften Gedanken öffneten sich ihre Augen ruckartig. Sie sah um sich ohne großartig den Kopf zu bewegen und da, neben ihr lag der Leinensack ungeöffnet.

Wieviele Tage sind vergangen seit Minas Tirith? Was für einen Tageszeit haben wir überhaupt?

Plötzlich hörte sie Schritte auf dem Steinboden. Es war bereits wie ein Reflex, dass Elea die Augenlieder vor lauter Angst zusammenpresste. Sie spürte wie sich ein warmer Körper neben sie setzte und langsam ihr Kleid nach oben schob. Sie fühlte wie ein in lauwarmes Wasser getauchtes Tuch über ihre Verletzungen fuhr und sie reinigte. Ein sanfter Duft von Rosen lag in der Luft.

Es ist wie damals in dem kleinen Kräuterladen von Brianna. Ach Brianna, bist du es die mich hier versorgt? Dann habe ich keinen Grund meine Augen zu verschließen.

Die Dunedain öffnete ihre Augen und sie sah wieder die blonden Haare und die dunkelgrünen Augen vor sich.
„Es ist wie damals, in deinem Haus. Wieder pflegst du mich und wieder bin ich hilflos“, flüsterte sie.
„Das mache ich doch gerne“, antwortete er in sanfter Tonlage.
Sie schnaufte und lies die Behandlung über sich ergehen: „Wo sind wir hier?“
„In einem Höhlensystem unter den Emyn Arnen. Es ist ein Versteck der Waldläufer, schon seit Jahren sind sie hier in Sicherheit.“
„Wie spät ist es?“
„Es wird bald dämmrig. Aber ruht euch noch aus, ihr habt noch nicht genug Kräfte um wieder aufzustehen. Ich bringe euch nachher noch eine nahrhafte Suppe, genauso wie das letzte Mal in meinem Haus“, sagte er und lächelte dabei.
„Wie steht es um die Stadt?“
„Sie steht“, antwortete er wieder mit ernster Miene „Noch…“
« Letzte Änderung: 19. Feb 2016, 13:48 von Fine »
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Thorondor the Eagle

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Re:Unter den Emyn Arnen
« Antwort #1 am: 14. Apr 2013, 01:47 »
Einsam saß Elea auf einem kleinen, unscheinbaren Felsvorsprung. Sie hatte sich einen graugrünen Mantel über die Schultern gelegt und starrte über die Ebene des Pelennor auf Minas Tirith. Es war Wochen her seit die Orkarmee von Süden heranmarschierte und sich langsam, wie ein schwarzer Vorhang über die weiße Stadt legte. An ihrer Spitze marschierte einer der Nazgul, berichteten die Späher.

Elea mochte sich gar nicht vorstellen wie grausam die Menschen hingerichtet wurden, wie ihre Körper durch die Straßen der Stadt geschleift wurden und wie sich die Feinde über ihr Fleisch hermachten. Vermutlich hatte keiner überlebt. Das Ende Minas Tiriths war gekommen, die Stadt und deren einstiger Ruhm verblasste, so wie einst die Pracht Minas Ithils.

Keine Mimik, kein Zucken im Gesicht war Elea abzuringen. Sie starrte einfach nur in die Ferne.
„Herrin“, sagte der sich nähernde Doreal „Warum seid ihr hier herausen? Ihr solltet doch noch nicht aufstehen. Zeigt mir eure Hand.“
Willenlos lies sie ihn ihr Handgelenk nehmen. Die Dunedain verspürte einen leichten Schmerz. Die Blutergüsse gaben ihrer Hautfarbe noch einen grünlichen Stich, doch auch diese waren bald verheilt. Immernoch versetzte ihr der Anblick auf den Stummelfinger einen Schock, obwohl es schön verheilt war.

„Herrin?“, fragte er sie nochmal und starrte ihr dabei auf ihr Profil.
Sie antwortete nicht, gab ihm aber zu verstehen, dass sie zuhörte.
„Ihr habt nicht viel gesprochen seid wir hier sind“, sagte Doreal und sein Blick wich nicht von ihrer Wange.
Elea seufzte.
Doreal fuhr fort: „Lange haben wir Minas Tirith verteidigt, doch letztendlich mussten wir dabei zusehen, wie die brasselnden Schwerter auf die Stadt zustürmten und sie nahmen.“
„Ja, es war schutzlos. Sie war ausgeliefert, die Stadt der Wacht, selbst lange eine schützende Hand für alle die Schutz brauchten und letzten Endes war sie allein… waren wir alleine“ sie setzte kurz ab, rang nach Luft „… war ich alleine.“
Der Soldat setzte sich neben sie und legte ihr die Hand über die Schultern. Die Tränen stiegen ihr in die Augen und sie legte ihren Kopf auf Doreals Schulter. Das dumpfe Schluchzen drang an sein Ohr.

Es dauerte eine Weile bis sie sich wieder fing, doch dann sah sie mit ihren rot unterlaufenen Augen in das Gesicht des Soldaten: „Doreal, danke dass du für mich da bist und mir kaum von der Seite weichst.“
„Das mach ich doch gerne.“
„Danke. Ich weiß, ich kann mich auf dich verlassen, genauso wie ich mich auf meinen Mann verlassen konnte oder auf Beregond, aber da, in Minas Tirith“, sie kämpfte wieder mit den Tränen. „Ich…“, ihre Lippen zitterten „Ich war so schutzlos… ihnen ausgeliefert. Ich konnte nichts tun, selbst wenn ich es wollte. Das… so soll… das darf nicht sein.“
„Soweit wird es nicht mehr kommen. Ihr seid hier in Sicherheit.“
„Ich möchte, dass du mir den Umgang mit dem Schwert beibringst. Ich möchte kämpfen können, auch wenn ich es bisher immer verachtet habe.“
Überrascht schaute er in die feuchten Augen Eleas: „Natürlich bringe ich es euch bei, so gut ich eben kann.“
„Ich danke dir“, sagte sie und umarmte ihn nochmal. Lange noch blieb Elea dort sitzen. Sie rang oft mit den Tränen, verspürte wieder den Schmerz der Folter und versuchte Mut zu fassen um ein Schwert zu führen.
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Thorondor the Eagle

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Re:Unter den Emyn Arnen
« Antwort #2 am: 29. Jun 2013, 14:17 »
Die letzten beiden Nächte hat Elea schlecht geschlafen. Sie fühlte immer noch die Hilflosigkeit und den Schmerz der Folter und gleichzeitig hatte sie Angst. Sie war gehemmt ein Schwert in die Hand zu nehmen, da sie es doch schon immer verachtete und stets versuchte jedem auszureden.

An der Felswand waren zwei Fackeln befestigt. Das orange Leuchten der Flammen erhellte den Raum. Er war fast leer, nur ein paar Kisten standen am Rande der Höhle. Sie hörte das leise Geräusch von Wassertropfen aus den dunklen Ecken.

„Wollen wir beginnen?“, fragte sie Doreal und holte sie aus ihrer Trance.
Sie nickte ihm zu.
„Nun gut. Wie war das nochmal, am Beginn meiner Ausbildung? Ach ja, das wichtigste beim Schwertkampf: unerlässlich ist ein guter Stand. Das schärfste Schwert, die beste Rüstung bringen gar nichts, wenn ihr unsicher steht. Stellt euch mit dem rechten Fuß leicht nach vorne, als ob ihr einen Schritt nach vor gehen wolltet.“
Elea befolgte die Anweisung, während Doreal näher kam, eine Runde um sie machte und dabei genau musterte: „Habt ihr das Gefühl gut zu stehen?“
„Ja!“

Wie aus dem Nichts gab er ihr mit der Hand einen Stoß gegen die Schulter. Sie verlor das Gleichgewicht, konnte sich aber durch ein Übersteigen gerade noch auffangen.
„Was…“
„Ihr müsst gut stehen. Die Beine etwas mehr als hüftbreit auseinander und versetzt.“
Sie tat es.
„Noch ein Stück weiter!“
Er gab ihr erneut einen Schups, doch diesmal wankte Elea nicht.
„So stabil wie ein Baumstamm“, sagte er und grinste dabei.
„Und nun?“, fragte sie ein wenig frech.
„Wartet“, er verschwand im Schatten und öffnete eine Truhe „Ihr seid bei weitem noch nicht bereit ein Schwert zu führen, aber ich möchte euch einmal ein Gefühl dafür geben.“
Aus der Truhe zog er ein altes Schwert, knapp einen Meter lang und stumpf.

Elea war unwohl bei dem Gedanken es gleich in der Hand zu halten. Doreal kam näher. Ihre Hand begann zu zittern und doch streckte sie ihm diese entgegen. Vorsichtig legte er das Heft in ihre Handfläche. Es dauerte einen Moment, doch dann umschloss sie mit ihrer Hand das grob gearbeitete Leder.
Der Dunadan wurde leicht schwindlig als sie die Klinge anvisierte und das volle Gewicht des Schwertes spürte: „Nimm es! Bitte nimm es.“ Ihre Hand löste sich und der Soldat fing die Waffe auf.

„Verzeih mir“, keuchte sie „Es geht nicht, ich kann es einfach nicht.“ Beschämt drehte sich Elea weg und verließ den Raum. Eilig ging sie Richtung Ausgang und verharrte dort. Sie stützte sich mit einer Hand an die feuchte Felswand. Sie rang mit den Tränen, doch konnte sie sie gerade so unterdrücken.

Elea, du schaffst das. Du musst es einfach schaffen.

Sie atmete einmal tief durch. Plötzlich hörte sie stimmen. Ein Spähtrupp kam zurück.
„Du bist wahnsinnig, mach das nie wieder“, sagte einer der Waldläufer.
„Aber es hat sich gelohnt.“
„Gelohnt, wofür? Du wärst beinahe entdeckt worden. Wenn das der Hauptmann erfährt.“
„Er wird sich freuen, wenn er sieht was ich entdeckt habe.“
„Er wird sich freuen, dass er beinahe einen weiteren Mann verloren hätte, der zudem weiß wo unser Versteck ist? All der Irrsinn für ein paar Blätter Pergament?“
„Die Blätter sind vielleicht einfach, aber der Inhalt umso wertvoller.“

Elea wurde aufmerksam. Sie verdrängte ihre erste Begegnung mit dem Schwert und folgte dem Trupp unauffällig in das Höhlensystem. Kurz vor der großen Halle, wo tagtäglich die Versammlungen und Beratschlagungen der Waldläufer stattfanden, hielt sie. Sie verbarg sich in einer Felsnische und versuchte so wenig wie möglich zu atmen.
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Thorondor the Eagle

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Re:Unter den Emyn Arnen
« Antwort #3 am: 20. Okt 2013, 22:35 »
„Hauptmann!“, sagte einer der Soldaten.
„Da seid ihr ja endlich wieder. Wieso ward ihr solange unterwegs? Wir dachten schon wir hätten euren gesamten Spähtrupp verloren.“
„Seh…“ platze der wagemutige Soldat heraus.
„Shhhhht!“, bremste ihn der Anführer des Spähtrupps. Elea konnte ihn nicht sehen, malte sich jedoch ein Bild vor Augen, in dem ein Älterer dem Jüngeren die Hand vors Gesicht hielt um ihn zum Schweigen zu bringen.

„Hauptmann“, setzte nun der Anführer fort und seine Stimme wurde so leise, dass Elea nichts mehr verstehen konnte. Lange hörte sie nur das Flackern der Flammen im Wind ehe die dunkle Stimme des Hauptmanns wieder ertönte: „Ist das wahr?“ fragte er mit einem besorgten Tonfall. „Zeig mir das Pergamet“ befahl er.

Es vergingen wieder einige Minuten ehe er fortsetzte: „Du bist ein mutiger Mann und ein guter Soldat. Dieses Mal hattest du Glück, aber ich verbiete dir nochmals so waghalsige Aktionen und Alleingänge. Die Zeiten sind zu gefährlich als dass einer alleine etwas erreichen könnte. Ist das klar?“
„Ja, Hauptmann!“, gab er klein bei, aber der Stolz in seiner Stimme war kaum zu überhören.
„Bringt das Pergament für die restliche Nacht zu Thandor. Er weiß was zu tun ist und in der Morgendämmerung bringen wir es zu unserem nördlichen Außenposten und von dort zu unserem Heerführer. Ich denke, dass ihm diese Information gar nicht gefallen wird.“
Sogleich eilte einer der Männer davon und die anderen verblieben in der großen Halle. Was stand nur auf diesem Pergament fragte sich Elea und versuchte dem Soldaten lautlos zu folgen. Vielleicht würde der Hauptmann es ihr sagen oder einer der Späher. Aber ihre Worte hatten hier kein Gewicht. Hier war sie nur ein Flüchtling unter vielen. Niemand wusste wer sie war und was sie bei sich trug.

Nicht allzuweit entfernt von der großen Halle, bog der Soldat in einen schmalen, unscheinbaren Gang in welchem er nicht einmal aufrecht gehen konnte. Nach wenigen Metern schien es bergauf zu gehen, dann die Silhouette des Soldaten verschand. Lediglich der Lichtschein war zu sehen. Schnell huschte sie in den Gang hinein. Der Boden war etwas feucht bis zu der Stelle wo es leicht nach oben ging.
„Hier! Dies schickt euch der Hauptmann. In fünf Stunden holen wir es wieder ab und bringen es zum Heerführer.“

Elea hörte das Pergament rascheln, als er es Blatt für Blatt durchschaute. „In nur fünf Stunden?“, krächzte ein älterer Mann „Vor zwanzig Jahren würe das noch ohne Probleme gegangen, aber jetzt? Wie soll sich das nur ausgehen?“
„Ich denke nicht, dass ihr eine andere Wahl habt!“, sagte der Soldat streng.
„Das ist nicht möglich!“, klagte er.
„Schreibt und hört auf zu diskutieren!“, forschte ihn der Soldat an.
„Jaja, geht nur...“, stöhnte er vorwurfsvoll und nuschelte noch so etwas wie „Sklaventreiber“ hinterher.

Plötzlich fiel Elea ein, dass sie hier kein Versteck hatte in diesem schmalen Gang. Jegliche Felsspalte in der Wand war zu wenig tief um sich darin zu verstecken. Verzweifelt suchte sie sich die Wand entlang während die Schritte immer näher kamen. Der rote Lichtschein am Boden und an den Wänden wurde immer intensiver und da, auf einmal stand der Soldat vor ihr.
„Wer bist du?“, herrschte er sie an.
„Ich?“ gab sie zögerlich und erschrocken zurück „Ich ähm bin“
„Habt ihr mich verfolgt?“
„Nei..“ stotterte sie unsicher „Nein. Ich komme zu Thandor!“
„Das werden wir gleich sehen“, fauchte er sie an und packte sie am Oberarm. Elea wehrte sich zunächst und versuchte ihn zurückzuhalten, aber der Soldat war zu kräftig. Auf einmal Stand sie in einem kleinen Raum. Auf den Felsvorsprüngen standen zahlreiche Kerzen, deren flüssiges Wachs bereits die Felswände heruntergeflossen war. Einige Regale standen an den Wänden und waren gefüllt mit zahlreichen Pergamentrollen. Gegenüber vom Eingang stand ein vermoderter alter Tisch an dem saß Thandor, der konzentriert auf ein Pergament starrte.
„Kennt ihr die?“, fragte er den alten Mann.
Thandor rührte kein Ohr.
„Hey, alter Mann! Kennt ihr diese Person?“, fragte er etwas schärfer.
Nunendlich löste sich Thandors Blick von dem Schriftstück. Elea war nervöst, denn letztendlich hatte sie diesen Mann noch nie gesehen und er sie genauso wenig. Wie würde er reagieren und was wird passieren wenn er bezeugte sie nicht zu kennen?
Es war sicherliche in flehender Blick in Eleas Gesicht und zugleich ein besorgter den Thandor sah: „Warum schreit ihr mich so an? Wie soll ich denn da arbeiten?“, konterte er ruhig.
„Schreiber, kennt ihr diese Frau?“ Elea spürte den Griff am Oberarm fester werden.
„Natürlich kenne ich dieses Kind. Was glaubst du wie ein alter Mann in nur fünf Stunden mit dieser Abschrift fertig werden soll?“
„Ich habe euch das Pergament eben erst gebracht?“, fragte er misstrauisch.
„So schätz ihr mich ein, ein Verräter? Ein Verräter, nachdem ich 25 Jahre lang als Archivar in der königlichen Bibliothek treu gedient hab? Lasst uns endlich in Ruhe arbeiten! Geht!“, sagte er etwas hönisch und winkte ihn mit seinen Fingern hinfort.
Mit skeptischem Blick sah er noch zu Elea und verschwand dann. Sie lauschten noch den Schritten des Soldaten bis es schließlich ganz still wurde.

„Danke“, hauchte Elea leis und sah schüchtern zu Boden.
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Thorondor the Eagle

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Re:Unter den Emyn Arnen
« Antwort #4 am: 10. Nov 2013, 20:02 »
„Und nun meine Liebe, erzählt mir doch was euch zu mir führt?“, fragte er in einem ganz harmlosen Tonfall.
„Ich bin eine Flüchitge aus Minas Tirith“, antwortete sie mit der Absicht ihre Identität hier nicht preis zu geben.
„Mhmmm, tja. Es ist schon eine Zeit her, dass ich in der weißen Stadt war. Aber ein Gesicht wie eures hätte ich wohl kaum vergessen.“
„Ich war dort ein niemand. Eine einfache Verkäuferin in einem kleinen Kräuterladen. Kaum erwähnenswert“, gab sie zur Antwort.
„Kaum erwähnenswert?“, fragte er. „Mein Kind, ich glaube ihr unterschätzt euch und mich ein wenig. Lange genug habe ich im Hause der Könige gedient um eine zu erkennen die dem edlen Geblüt der Dunedain angehört. Eine Verkäuferin, vielleicht. Aber nicht aus freien Stücken und schon gar nicht von Geburt an. Sagt es mir ruhig, ich weiß durchaus wie man ein Geheimnis über Jahre hinfort vor dem Tageslicht versteckt.“
„Was für einen Sinn würde es machen euch meinen Namen zu nennen. Ich kenne euch nicht, warum also solltet ihr mich kennen?“
„Das kann man nie wissen!“, antwortete er und lies vorübergehend von seiner neugierigen Fragerei ab „Kommt her, wenn ihr mir schon nicht sagen wollt wer ihr seid, so helft mir doch.“
Hastig ging Elea zu dem Pult an dem der Schreiber saß und wollte begierig einen Blick auf das Pergament des Soldaten werfen.
„Nein nein! Das nicht. Es ist vom Hauptmann persönlich, das dürfen nur befugte Menschen sehen!“, herrschte er sie an und hatte dabei fast ein höhnisches Grinsen auf den Lippen „Diese Karten hier gehören unbedingt vervielfältigt für die weiteren Schlachtpläne. Hier habt ihr Feder und Pergament.“
Etwas entäuscht setzte sich Elea auf die andere Seite des Pultes und warf einen kurzen Blick auf die Karten.Auf ihnen war Ithilien im Zentrum abgebildet und reichte bis nach Dol Amroth, sowie im Noden bis nach Cair Andros.

„Ihr sagtet es sei lange her, dass ihr in Minas Tirith gewesen seid. Wieso?“
„Nunja, ich denke der Grund ist offensichtlich derselbe wie der eure. Nur, dass ich noch unter der Herrschaft Denethors die Stadt verließ, kurz bevor das Heer aus Minas Morgul Osgiliath eroberte. Ich packte soviele Schriften ein wie ich mithilfe meiner Diener tragen konnte und wandte mich Hilfesuchend an meine Freunde in Pelargir. Dort überstanden wir gerade mal so den Angriff der Korsaren, jedoch nicht die Okupation des Landes durch Sauron selbst und tja, seitdem sitze ich hier in diesem Felsentempel und erfülle meine Aufgabe.“
„Die darin besteht Karten abzumalen?“
„Wenn Kartenmaterial benötigt wird, so stelle ich es natürlich auch zur Verfügung. Aber meine Liebe, ich bin Archivar. Meine Aufgabe besteht darin aufzuschreiben… alles aufzuschreiben was geschieht, damit irgendwann, irgendjemand lesen kann, dass wir existiert haben, welche Qualen und welch Glück wir durchlebt haben und damit derjenige vielleicht versteht warum wir manches so gemacht haben wie es passiert ist.“
„Denkt ihr, dass irgendemand in einer fernen Zukunft Schlüsse daraus zieht?“
„Wer weißt das schon. Aber immerhin wissen sie, dass es uns gegeben hat“, gab Thandor trocken zurück und war ganz vertieft in den Brief.
„Wen sollte das schon interessieren?“, fragte Elea ungläubig.
„Kennt ihr die Heldenlieder von Elendil?“
„Natürlich.“
„Nun denn, jeder Held und jede seiner Taten werden besungen und von Generation zu Generation weitergegeben“, sagte er, stand auf und ging zu einem der Regale. Mit leicht zittriger Hand suchte er nach einer Schriftrolle „aber wer huldigt dem Knappen des Königs, der einfachen Bäckerin die jeden Tag das Brot für die Soldaten bäckt oder der Mutter die ihre Söhne heranzieht die eines Tages Heldentaten vollbringen? Auf den Pergamentrollen und in den Büchern findet jeder Platz und ist er noch so unbedeutend. Vor wenigen Tagen fiel mir dies in die Hände, ein Bericht einer Heilerin samt Rezeptur. Sie war in der Lage Menschen zu heilen, die scheinbar von einer Art geistigen Umnachtung befallen waren.“

Elea sah auf das Pergament und las es. Sie wurde ganz bleich, als sie die Worte ‚Die Hände des Königs, die Hände eines Heilers‘ las. Gezeichnet war der Bericht von niemand anderem als von Ioreth. Einen kurzen Moment dachte sie an ihre letzte Begegnung mit ihr und an den kurzen Abschied: „Sie war nicht unbedeuntend, auf keinen Fall war sie unbedeutend“, seufzte Elea.
Mit einem verwunderten Blick sah Thandor die Dunedain an: „Ihr kanntet sie?“
„Ja, ich kenne sie und sie ist nicht unbedeutend“, sagte Elea bestimmt.
„Im Strudel der Zeit wird sie genauso verschwinden wie wir alle, es sei denn jemand schreibt ihre Geschichte auf. Zum Beispiel jemand, der sie kannte oder zumindest einen Teil von ihr“, ein sanftes Lächeln legte sich auf seinen Mund.
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Thorondor the Eagle

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Re:Unter den Emyn Arnen
« Antwort #5 am: 19. Nov 2013, 20:19 »
In den folgenden Wochen:

„Elea, wenn ihr kämpfen wollt, so müsst ihr das Schwert auch in der Hand halten!“, redete ihr Doreal zu.
„Ich weiß!“, fauchte sie zurück.
„Hier!“
Zögernd hob sie ihre Hand und kam dem Heft Milimeter für Milimeter näher. Das Blut in ihren Adern war am gefrieren und ihr Körper bebte…



Ein kalter Schauder lief Elea den Rücken hinunter. Ihre Hand zitterte.
„Was ist los mit euch? Mit solch einer zittrigen Hand könnt ihr nie und nimmer eine Karte abmalen… es sei denn ihr wollt Berge versetzten oder Flüsse umleiten.“
„Verzeiht, lasst mir einen Moment ruhe, dann wird es sicher gleich besser.“
„Was beschäftigt euch denn so?“
„Nichts, gar nichts“, sie schwieg einen Moment, hakte aber dann gleich nach: „Sagt, gibt es noch mehr von diesen Berichten, wie jenen aus vorletzter Nacht… von Ioreth?“
„Diese Art sind eher eine Seltenheit. Aber es gibt die Chroniken und dies sind mehrere hundert Bände seit der Gründung der Stadt. Unsere Zunft hat ihren Ursprung bereits in Numenor und die Tradition alles zu vermerken haben meine Vorfahren mit in dieses Land gebracht. Seit Beginn dieses Reiches wird alles von uns notiert was auch nur irgendwie von höchstem belangen ist, oder auch weniger.“
„Habt ihr auch Berichte über den König aus dem Norden?“
„Oh das ist wahrlich lange her, diese Berichte findet ihr in Minas Tirith, aber nicht hier.“

Die Hand Eleas hatte sich ein wenig beruhigt. Lautlos griff sie nach der Feder und dem Tintenfass. Sie starrte auf den harten Griffel in ihrer Hand…



„Seht ihr, jetzt habt ihr es doch geschafft“, freute sich Doreal.
Es kam der Dunedain wie eine Ewigkeit vor, als sie das Schwertheft in ihrer Hand sah. Es kam ihr nicht so vor als wären es ihre eigenen Finger die diese metallene Waffe festhalten: „Und nun?“
„Nun legen wir es wieder weg und verwenden etwas weit aus weniger gefährliches.“
„Du scherzt?“
„Nein leider, aber alles was wir jetzt lernen wäre umsonst, wenn ihr nicht in der Lage seit ein Schwert zu führen.“
„Da hast du vermutlich Recht, Doreal.“

Mit einem Mal nahm er ihr das Schwert aus der Hand und reichte ihr einen nicht weniger langen Stock: „Beginnen wir mit der ersten Attacke. Ihr müsst auf jedenfall darauf acht geben, dass ihr euch verteidigen könnt, ob mit Schwert oder Schild oder lediglich einem Stock. Schaut!“

Der Soldat hielt das Schwert etwa in einem 45 Grad Winkel von seinem Oberkörper entfernt. Langsam zeigte er eine Art Grundattacke, die aussah als würde er auf jemanden einhacken. Unaufgefordert machte es Elea ihm nach. Sie empfand es als erstaunlich einfach.

„Und nun stellt euch gegenüber von mir hin. Dasselbe nochmal!“
Elea holte nach rechts aus, genauso wie Doreal. Die Stöcke prallten aufeinander. „Genauso!“ Rechts, links, rechts, links…
Plötzlich beugte sich der Soldat übernatürlich weit nach hinten, holte mit seinem Stock aus und schlug ihn ein Stück über der Hüfte auf Eleas Körper. „Au!“



Ein Schmerz durchfuhr ihren Körper als sie sich den Stuhl zurecht rückte. Vorsichtig griff sie sich auf den Bluterguss auf ihrer Hüfte.
„Was ist los? Tut euch etwas weh?“, fragte Thandor aufmerksam, obwohl er kaum von seinem Manuskript aufsah.

„Seht ihr, mir fällt gerade ein, dass ihr mich in den vergangnen Tagen nach den Königen des Nordens gefragt habt. Schaut, dies dürfte euch interessieren.“ Er überreichte ihr ein in Leder gebundenes Buch mit der Aufschrift Heldenlieder des Nordens.
„Ihr seid sehr aufmerksam. Aber ich meinte nicht die Könige aus der altvorderen Zeit…“
Thandor wurde aufmerksam: „Ihr fragt nach ihm? Kanntet ihr auch ihn?“
„Nur aus Erzählungen von Ioreth“, redete sich Elea aus.
„Zu kurz war seine Herrschaft über Gondor als das er irgendwo Erwähnung fand. Wenn ihr etwas über ihn wisst, dann müsst ihr es mir sagen oder aufschreiben. Er ist die größte Hoffnung der letzten Jahrzehnte die das Volk Gondors jemals hatte. Gutmütig, gerechet, weise und erfahren; furchtlos aber nicht tollkühn… Ein Held so wie er in diesem Buche steht. Ein Held so wie wir ihn brauchen.“
„So sprach auch Ioreth von ihm“, lächelte Elea und sie bemerkte, dass ihre Augen feucht wurden.
„Meine Liebe, ihr müsst mir nicht sagen wer ihr seid, aber euer Gesicht verrät mir, dass ihr den Mann von dem wir sprechen, gekannt habt. Es sei den ihr wärt überdurchschnittlich patriotisch, sodass euch allein meine Worte so berühren… Für seine Geliebe vergießt ihr ein bisschen zu wenig Tränen, aber für eine Konkubine würde es vermutlich reichen.“
Das traurige Gesicht wich schlagartig einem zornigen: „Was fällt euch ein so über ihn und über mich zu sprechen. Sein Herz war vergeben und niemals würde er sie, die eine die er liebt, verletzen“, antwortete sie bestimmt.
„Der Mantel einer zornigen Frau ist nicht sehr dick, aber bitte, verzeiht mir meine Anmaßung.“

In der Aufregung hatte Elea vergessen die Tinte abzutupfen ein Tropfen löste sich von der Feder und fiel nach unten...



„Au!“, schrie Doreal. Elea sah wie der rote Tropfen auf dem kalten Steinboden zersprang.
„Nein, verzeiht… verzeiht mir!“, stotterte sie und drückte ihm sofort ein Tuch gegen die Wunde auf der Hand.
„Ihr müsst mich ja nicht gleich umbringen. Ich bin doch euer Freund.“
„Verzeih mir!“, sagte sie nochmals.
„Ihr seid gut geworden in den letzten Wochen. Das harte tägliche Training hat sich durchaus rentiert.“
„Aber die Übung fehlt mir in jedem Fall noch!“
„Ich hoffe ihr seid mir nicht böse, wenn ich mich dafür nicht mehr zur Verfügung stelle. Ich würde gerne Arme und Beine weiterhin verwenden.“
„Vielleicht sollten wir wieder die Stöcke verwenden.“
„Das wäre wohl nur ein Rückschritt nach all den Strapazen und draußen auf dem Schlachtfeld nützt euch ein Stock nur äußerst wenig“, sagte der Soldat.
„Ein gutes Stichwort mein Freund, ich denke es ist an der Zeit dieses schützende Höhlensystem zu verlassen. Es gibt wichtiges zu berichten.“
„So? Was kann das denn sein?“

Sie reichte Doreal das Schwert und zog aus der Tasche ein zusammengefaltetes Pergament. Ihr Blick verharrte auf dem Dokument.
„Herrin?“, fragte Doreal.
Aus dem Gedanken gerissen antwortete sie: „Ich hab noch etwas zu erledigen. Aber Doreal, begleitest du mich, wenn ich die Emyn Arnen verlasse?“
„Überall hin!“, sagte er mit Überzeugung.

Der Dunedain huschte ein Lächeln über die Lippen als sie sich umdrehte und den Raum verließ.
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Re:Unter den Emyn Arnen
« Antwort #6 am: 8. Dez 2013, 20:26 »
Aus der Sicht Thandors

Sorgsam rollte der Archivar eine Schriftrolle auseinander. Sie war sehr alt und sehr lang. „Ah, ich sehe, du wurdest lange nicht mehr angeschaut und erneuert. So mancher würde mich fragen ob es denn noch Sinn macht dich zu ergänzen, aber erstens, wer weiß das schon und zweitens hat es uns nie gekümmert wie sinnhaft unsere Arbeit ist oder auch nicht.“, nuschelte er zu sich selbst.
Verkrampft versuchte er sich an alles zu erinnern was er aufschreiben wollte, aber es viel ihm nicht ein. Er starrte in die einsame Flamme der Kerze, welche vor ihm stand. Wie auch schon fünf Tagen zuvor brannte sie unbekümmert der Anwesenden vor sich hin.

„Ich wollte mich nur noch von euch verabschieden und mich ein letztes Mal bedanken“, sagte Elea leise und sie spürte, dass ihre Augen feucht wurden.
„Das war zu erwarten“, entgegnete Thandor.
„Das ich gehe?“
„Nein, dass ihr euch aus lauter Schuldgefühlen heraus zum hundersten Mal bei mir bedankt… Natürlich, das ihr geht.“
„Eure provokante Art werde ich wohl nicht vermissen, aber alles andere. Diese Hallen gaben mir doch die nötige Ruhe und Kraft um wieder auf die Beine zu kommen und zu der zu werden die ich war.“
„Wenn ihr wieder so seid, wie ihr ward, solltet ihr lieber bleiben!“, scherzte er.
„Sehr witzig. So wie ich vor meiner Ankunft in den Höhlen war, vor meiner Ankunft in Minas Tirith… oder besser gesagt in Gondor.“
„Ich habe vermutet, dass ihr von weiter her kommt. Zu wenig kennt ihr von unseren Gebräuchen und unseren Sitten.“
„Ihr seid sehr scharfsinnig.“
„Ich bin Archivar, Details sind mein Leben“, grinste er „Wartet einen Moment…“. Wie gewohnt stand er auf und kramte in seinen Unterlagen herum. „Ich kenne euch nun gut genug um zu wissen, dass es bei euch nicht in den falschen Händen ist; außerdem lautete der Befehl bloß, nicht das Schreiben selbst in falsche Hände zu geben aber von einer Abschrift war nie die rede. Haltet es gut versteckt, wenn es stimmt was darin steht, so darf es nicht an die Öffentlichkeit gelangen… der Norden ist sicher und noch nicht verloren. Geht dorthin wenn euch an eurem Leben etwas liegt.“

Besorgt und ein wenig zittrig nahm sie das Pergament entgegen.
„Ich danke euch für euren Rat und eure Freundschaft. Ich werde zurück in den Norden gehen, aber nicht aus Gründen der Sicherheit.“
„Wie auch immer.“, antwortete er „Lebt wohl.“

Am nächsten Morgen kam Thandor wie gewohnt in seine Halle. Die Kerzen waren alle erloschen und es roch noch nach kaltem Rauch und Kerzenwachs. „Guten morgen“, richtete er an die Bücher und Schriftrollen. Petantisch musterte er die Regale und seinen Tisch ehe er den Brief am Pult entdeckte.

Lieber Thandor,
ich habe euren Rat befolgt und obwohl die Zeit knapp war und meine Kräfte begrenzt, so habe ich doch die heutige Nacht genutzt um euch dieses Geschenk zu bereiten. Bis zu unserem nächsten Treffen, In Dankbarkeit, Elea


Er schob den Brief beiseite und fand etliche Blätter an beschriebenen Pergamentstücken:

Es gibt nicht viel über mich zu sagen, mein lieber Thandor, außer dass ich – wie du schon weißt – eine der Dunedain bin. Meine Großmutter war Ivorven, Mutter von Arathorn dem II und meiner Mutter,…
…Es war ein kühler Herbsttag, als ich besorgt um das Leben meines Großvaters zitterte. Ich saß an der Kante seines Bettes und streichelte behutsam über seine Stirn. An meinem Hals glitzerte unser ältestes Erbstück, der Stern Elendils. Ich sah wie das Leben aus seinen Augen wich und die Worte „Lote in Dunadan“ seinen lahmen Lippen entwichen. So nannte er mich seit ich ein Kind war. Die letzte weibliche Nachfahrin Elendils…
…der frühe Herbst legte sich über das Blätterdach der Wälder um Annuminas. Ich werde diesen Tag niemals vergessen, an dem Haldar mit dem Rest der Grauen Schar in den Süden ritt. Er lies mich und meinen Sohn Helluin allein, wie wir erfahren sollten – für immer…
…und in einer Stunde, in der ich jegliche Hoffnung verloren hatte, in der mein Sohn mich verlassen hatte um Soldat zu werden, traf ich auf Brianna, die Kräuterfrau. Ich wusste nicht viel über sie, doch war ihr Herz rein und ihre Hilfe bedingungslos. Sie machte sich mit mir auf in Richtung Süden um Haldar zu finden und um die düsteren Jahre meines Lebens ungeschehen zu machen…
…wir trafen auf ein zerstörtes Edoras und auf ein übervölkertes Aldburg. Flüchtlinge aus allen Windrichtungen waren dort versammelt und warteten auf den Hungertod oder auf das Erfrieren… Wenige Wochen nur war ich Gehilfin Ioreth‘ in den Heilhäusern und Ihrer Versammlung an Königstreuen ehe ich in eine Rolle gezwängt wurde die ich niemals einnehmen wollte. Als Verlobte des Feindes wurde ich zur Verräterin und zur Hassfigur des Volkes…
…Als Herumor fiel und Minas Tirith im Chaos versank, fasste man mich und folterte mich über Tage, Wochen oder Monate. Ich weiß es nicht mehr, denn ich habe diese Zeit verdrängt. Das nächste was ich weiß, war dass ich meine Freunde verlor, Beregond den Turmwächter, Brianna die Kräuterfrau, Paola die Kurtisane… Minas Tirith versank für immer im Dunkeln…

Und nun war ich hier bei euch in den verborgenen Hallen der Emyn Arnen und verstecke mich und meinen Namen vor der Welt, aber nichts wünsche ich dem Volke mehr, als Aragorn den II. auf dem Thron. Nichts wünsche ich Gondor mehr als Freiheit. Nichts wünsche meinen Freunden mehr als ein Leben in Frieden. Nichts wünsche ich mir mehr als meinen Sohn zu sehen. Ich habe ihn verlassen um meine Familie zu finden und habe dabei völlig vergessen, dass er es ist und immer war.


Die Flamme flackerte weiterhin stumm vor sich hin. Sorgsam streifte Thandor die überschüssige Tinte von der Feder. In seiner schönsten Schrift, schrieb er „Erelieva, Lote in Dunadan“ auf das Pergament, daneben Haldar und darunter Helluin. Er verband die Namen mit den dafür vorgesehen Strichen.
„Jetzt bist du wieder vollständig“, sagte er zufrieden zu sich selbst und rollte den Stammbaum der Erben Elendils zusammen.


Elea und Doréal den Anduin hinab...
« Letzte Änderung: 19. Feb 2016, 13:50 von Fine »
1. Char Elea ist in Bree  -  2. Char Caelîf ist in Palisor

Fine

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Die Waldläufe von Ithilien
« Antwort #7 am: 18. Feb 2016, 22:32 »
Beregond, Aerien und die Waldläufer Ithiliens von Süd-Ithilien


Ungefähr eine Stunde lang war Aerien von den Waldläufern geführt worden - oder vielmehr vor ihnen hergeschoben worden, ohne dass sie sehen konnte, wohin sie ging. Sie waren die meiste Zeit auf leicht ansteigendem, aber recht unwegsamem Gelände gegangen, doch nun begann der Weg mit einem Mal deutlich steiler zu werden. Oben angekommen spürte sie, wie der Untergrund fester wurde. Der Boden hier scheint aus glatten Felsen oder gemauerten Steinen zu bestehen, dachte sie und versuchte mit ihrem Gehör einen Anhaltspunkt zu erhalten, wo sie sich befand.
Der Waldläufer, der hinter ihr her ging, stieß sie weiter vorwärts. Ihr Fuß trat ins Leere und sie stolperte nach vorne. Sie wäre gestürzt wenn man sie nicht am Arm festgehalten hätte, denn es ging nun eine steile Treppe die sich im Kreis nach unten wand hinab. Aerien hörte, wie die Schritte der Gruppe laut zu hallen begannen. Wir müssen in einer Art Höhle sein, schlussfolgerte sie.

Sie wurde noch eine ganze Weile weitergeführt bis jemand ihr endlich die Augenbinde abnahm. Sie blinzelte aufgrund des plötzlichen Lichtes, das von einer nahen Fackel stammte. Sie befand sich tatsächlich in einer Höhle. Es schien eine Sackgasse zu sein, denn der einzige Zugang war der, durch den man sie offenbar gerade gebracht hatte. Im Durchgang standen zwei grimmig dreinblickende Waldläufer - ein Mann und eine Frau - die ihre Hände nie weit von den Griffen ihrer Schwerter entfernten. Meine Bewacher, stellte sie fest. Sie blickte sich weiter um. Einige leere Kisten standen am hinteren Rand der Höhle und zwei einfache Betten standen an einer der beiden gemauerten Wände, die vom Eingang ausgingen.
Aerien begann zu überlegen, wie sie am besten mit den Gondorern reden sollte. Sei diesmal wenigstens vorbereitet. Und vor allem: Überlebe!

Allzu weit kam sie nicht mit ihren Gedanken, denn schon bald darauf kündigten nahe Schritte mehrere Besucher an. Beregond trat herein, gefolgt von dem Waldläufer, dessen Leben Azruphel in dem Gefecht gegen die Orks gerettet hatte. Zuletzt kam ein Mann, der seine grüne Kapuze (im Gegensatz zu seinen Kumpanen) abgesetzt hatte. Er hatte dunkles Haar und musterte sie durchdringend.
Das muss ihr Anführer sein, vermutete Aerien.
Beregond trug nicht mehr die arg mitgenommene Kleidung eines Sklaven, in der er aus Minas Tirith geflohen war sondern war nun in ein Kettenhemd von gondorischer Machart und Brust- und Rückenpanzer gehüllt. Außerdem trug er einen schwarzen Wappenrock. Auch er warf Aerien einen undeutbaren Blick zu.
Vorsichtig machte sie einen Schritt rückwärts. Der Waldläufer, der als letzter die Höhle betreten hatte kam auf sie zu und blieb in ungefähr zwei Metern Abstand vor ihr stehen. Einen Moment lang blickte er in die Augen und sie stellte fest, dass seine grau wie tiefer Nebel waren.
"Mein Name ist Damrod," erklärte er. "Ich würde gerne wissen, wie deiner lautet. Beregond hast du dich als Aerien vorgestellt, doch glauben wir nicht, dass dies dein richtiger Name ist, Mornadan."
Aerien sah keinen Sinn darin, Damrod zu belügen. Sie hoffte, dass man ihr zuhören würde, wenn sie von Anfang an die Wahrheit erzählte.
"Azruphel,"(1) sagte sie leise. "Mein Name ist Azruphel."
"Das ist schon besser," stellte Damrod fest. "Und wie weiter?"
"Azruphel von Haus Balákar. Bêlkali(2) von Aglarêth,"(3) antwortete sie.
Damrod schien damit nichts anfangen zu können. "Holt Thandor," befahl er, und einer der Waldläufer eilte hinaus.
"Ich will wissen, was du in Minas Tirith zu schaffen hattest," sagte Damrod. "Wieso hast du Beregond aus der Gefangenschaft befreit? Welchen Plan hattest du mit ihm?"
"Ich kam um mein Wissen über die Dúnedain von Gondor zu erweitern," erwiderte sie wahrheitsgemäß. "Und um meine Hilfe gegen Mordor anzubieten."
"Und du denkst, ich glaube dir das, nur weil du ein paar entbehrliche Orks erschlagen hast?" frage Damrod mit kalter Stimme. "Dieser Ort blieb den Dienern Saurons bisher verborgen und ich habe nicht vor, ihn auffliegen zu lassen indem ich dir leichtfertig vertraue."
"Ich habe nicht vor, euch zu verraten!" rief Aerien. "Ich kann euch helfen!"
Bevor Damrod antworten konnte kehrte der Waldläufer den er entsandt hatte in Begleitung eines alten Mannes zurück. Dieser kam näher und musterte sie einen langen Augenblick ohne etwas zu sagen.
"Azruphel von Durthang," sagte er schließlich leise. "Ich habe schon einiges über dein Haus gehört. Viele mächtige Feinde Gondors entstammen daraus."
"Also sagt sie die Wahrheit über ihre Herkunft?" schlussfolgerte Damrod.
"In der Tat," stimmte der alte Thandor zu. "Freunde, ihr wisst nicht, welch großen Fang ihr gemacht habt. Dies ist die Tochter des Fürsten der Mornedain(4), Varakhôr Adûnphazan."(5)

Erstauntes Schweigen folgte auf diese Feststellung. Aerien beschloss, die Gelegenheit zu nutzen.
"Ihr wisst, wer ich bin, und welches Gewicht mein Name hat. Könnt ihr denn nicht sehen, wie wenig Sinn es für meinen Vater ergeben würde, mich als Spionin zu euch zu schicken? Ihr würdet jemandem wie mir nie vertrauen. Versteht doch, dass ich aus eigenem Entschluss hergekommen bin. Ich habe Beregond befreit weil mich sein Leid bewegte und ich habe erkannt, dass Sauron der Feind aller Menschen, aber besonders der Feind der Erben Númenors ist. Er muss aufgehalten werden und ich will meinen Teil dazu beitragen."
"Du hattest also doch Mitleid mit mir?" sagte Beregond. "Warum gerade ich? Wieso hast du nur mich befreit und nicht auch den Rest der guten Männer, die sich in Minas Tirith zugrunde schuften?"
"Ich bin aus Mordor geflohen, gegen den Befehl meines Vaters. Ich hatte nicht viel Zeit bevor meine Tarnung auffliegen würde," erklärte sie.
"Sie hat mir auf der Straße das Leben gerettet," mischte sich der Waldläufer ein, an dessen Seite sie gegen die Orks gekämpft hatte.
"Still, Glóradan," sagte Damrod scharf. "Ich werde entscheiden, was mit ihr geschieht. Thandor?"
Der Alte trat vor. "Ja?"
"Du bist vertraut mit Elessar und den Dúnedain des Nordens. Wenn sie wirklich mit unserem König gesprochen hat wie sie Beregond gegenüber behauptet hat, dann soll sie es beweisen!"
"Wie?" fragte Aerien. "Ihr geht davon aus, dass jedes meiner Worte Lüge ist!"
Thandor blickte ihr in die Augen. "Du sagst, du hast mit Aragorn gesprochen und er hat dir vieles über Gondor, Arnor und die Dúnedain erzählt. Sprach er jemals auch von seiner Familie? Hat er dir von seinen Verwandten erzählt?"
"Er erwähnte einen Vetter... Halbarad, der im Kampf fiel. Geschwister hat er keine," antwortete Aerien, die angestrengt darüber nachdachte, worüber sie sich mit Aragorn unterhalten hatte.
"Und weiter?" verlangte Thandor.
"Es gab noch jemanden... eine Cousine... ihr Name war Elea."
Thandor zeigte zunächst keine Regung. Ein Augenblick der Anspannung verstrich, doch dann lächelte der Alte zufrieden. "Sie sagt die Wahrheit, Freunde. Damrod, mein Rat an dich ist, ihr zu vertrauen. Mein Herz sagt mir deutlich, dass sie gute Absichten hat."
"Die Entscheidung treffe ich selbst," sagte Damrod grimmig. Er ging mehrere Minuten in der Zelle auf und ab, tief in Gedanken versunken. Aerien hielt ihren Atem an. Ihr Schicksal stand auf Messers Schneide.

Ohne Vorwarnung kam eine junge Botin in den Raum gestürzt. "Damrod, wo ist Damrod? Ich habe eine dringende Nachricht für ihn!"
Alle blickten die Waldläuferin an, doch Damrod hob die Hand um sie zum Schweigen zu bringen. Ein weiterer langer Augenblick verging, dann öffnete er die Augen. "Sprich, Serelloth."
"Ich bringe eilige Kunde von Ioreth aus Linhir!" sprudelte es aus Serelloth hervor, deren hellbraunes Haar ganz zerzaust war. "Fürst Imrahil lässt dir ausrichten, dass Belfalas gesichert ist und er ein Bündnis mit den Haradrim Harondors und Nah-Harads geschlossen hat. Im Süden wird es Krieg geben. Er befiehlt dir, alle Männer die du entbehren kannst, kampfbereit zu machen und dem neuen Fürsten von Harondor zur Unterstützung zu entsenden."
Damrod blickte Serelloth einen Moment nachdenklich an. "Die Befehle des Truchsessen von Gondor werde ich nicht infrage stellen," sagte er dann. "Doch nur wenige Kämpfer kann ich momentan entbehren. Dieser neue Fürst Harondors, dieser Qúsay... er wird seinen Wert beweisen müssen bevor ich mich ihm vollends anschließe. Er wird sich zunächst damit begnügen müssen, dass wir die Nordgrenze Harondors, den Übergang über den Poros und den Turm von Barad Harn(6) bewachen werden. Er soll keinen Angriff aus Mordor fürchten müssen. Doch dies ist vorerst alles, was ich ihm anbieten kann."
Die Waldläufer Glóradan und Serelloth eilten davon, um Damrods Anweisungen weiterzuverbreiten.
Damrod wandte sich wieder Aerien zu. "Dies nun also ist mein Urteil über dich, Azruphel Bêlkali. Du wirst mir alles über die in Mordor verbliebenen Truppen, die Verteidigungsanlagen im Morgul-Tal und was du sonst über die militärische Einsatzbereitschaft Saurons weißt verraten. Lasse nichts aus! Dann wirst du von deinen Fesseln befreit werden, doch mein Vertrauen musst du dir verdienen. Du wirst dem Fürst Qúsay die Nachricht überbringen, dass ich auf Imrahils Anweisung seine nördliche Grenzen schützen und ihn im Krieg unterstützen werde, wenn er sich als treu zu Gondor stehend erweist. Du wirst noch heute nach Süden aufbrechen. Beregond wird mit dir gehen. Wenn du diesen Auftrag ohne Verrat ausführst wirst du dir mein Vertrauen erworben haben."

Aerien atmete lauthals auf. Allzu begeistert von Damrods Auftrag war sie zwar nicht, doch sie tröstete sich damit, auf dem Weg durch Ithilien und Harondor viele Orte zu sehen, die ihr Wissen über die Dúnedain Gondors erweitern würden. Sie erzählte Damrod alles, was er von ihr wissen wollte während der alte Thandor die wichtigsten Punkte mitschrieb. Dann führte man sie durch die Gänge des verborgenen Stützpunkts der Waldläufer nach draußen. Sie blickte sich um und sah Minas Tirith in weiter Ferne.
"Wir befinden uns am höchsten Punkt der Emyn Arnen," erklärte Beregond, der zwei gesattelte Pferde herbeiführte. "Dies," sagte er und wies auf die überwucherten Ruinen die sie umgaben, "ist Bâr Húrin(7), der alte Wohnsitz des Hauses Húrin."
"Das Haus der Truchsessen Gondors," stellte Aerien fest.
"Sehr gut, Aerien," nickte Beregond und lächelte. "Ich hatte gehofft, dass dein Herz so rein ist wie du es vorgabst," fügte er hinzu.
"Und dennoch hast du mich verraten."
"Ich musste sicher gehen, dass es keine Täuschung war. Ich wollte dir vertrauen. Doch Damrod ist ein vorsichtiger Mann. Nicht zuletzt deswegen gibt es seine Widerstandsgruppe hier in Ithilien überhaupt noch. Oft schon sind sie nur knapp der Entdeckung durch die Orks entronnen."
Aerien erwiderte nichts. Sie musste das Erlebte erst einmal verarbeiten. Unbeholfen schwang sie sich in den Sattel des hellbraunen Pferdes. Lôminzagar hatte man ihr zurückgegeben und ihre Rüstung sowie den grauen Mantel trug sie nach wie vor. Sie war bereit für die Reise nach Harondor.
Beregond trieb sein Ross an und preschte im Eiltempo in südlicher Richtung los. So gut sie konnte folgte Aerien ihm hinab von den Emyn Arnen auf dem Weg nach Harondor...


Aerien und Beregond nach Süd-Ithilien

(1) adûnâisch "Meerestochter"
(2) adûnâisch "Strahlende Jungfrau"
(3) adûnâisch "Glorreiche Festung" (Durthang)
(4) sindarin "Dunkelmenschen[/i] (Schwarze Númenorer)
(5) adûnâisch "Prinz des Westens"
(6) sindarin "Südturm"
(7) sindarin "Húrins Haus"
« Letzte Änderung: 26. Aug 2017, 08:47 von Fine »
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