Arafaron von "Vor den Toren"
Der Mond war schon untergegangen und die Sonne war kurz vor dem Aufgehen, als Arafaron vor dem Tor Isengarts stand und auf den Mund, die Orkwache und zwölf Bogenschützen mit gespannten Sehnen, acht Meter über ihm, blickte. Ihm war etwas mulmig zumute, aber er zeigte nichts davon. Schließlich eröffnete der Mund das Gespräch mit einer scharfen Frage:
"Was sucht ein Mensch, der kein Dunländer ist, vielleicht sogar ein Waldläufer aus dem Norden, vor den Toren Isengarts? Ist er hier, um zerstückelt zu werden, als gerechte Strafe für sein Wiedersetzen gegenüber Sauron, dem rechtmäßigen Herrscher Mittelerdes?"
"Nein, dass ist er nicht. Er ist gekommen um dem Mund des großen Gebieters, dem Statthalter Isengarts, seinen Dienst anzubieten"
"Sieh an. Und warum sieht ein Waldläufer, der zu den größten Aufrührern gehört plötzlich seinen Fehler ein und begibt sich unter die gnädige Hand des Herrn von Barad-Dur?"
"Weil ich weiß, dass es meine einzige Chance ist, mich nicht zu verkriechen. Weil ich lieber auf der Siegerseite stehe. Außerdem hat niemals jemand etwas für mich getan. Warum sollte ich sie nicht verraten?"
"Und warum sollte ich euch nichts einfach hier erschießen lassen,
Verlassener?"
"Weil ich ein sehr guter Schwertkämpfer und Anfüher bin. Schickt mir euren besten und kräftigsten Uruk, ich werde ihn töten."
"Das will ich sehen,"lachte der Mund leise und setze dann laut hinzu:" Bringt mir Ishihosch. Wenn dieser Waldläufer so gut ist, wie er behauptet, ist der Verlust verschmerzbar."
Natürlich war dieser Ishihosch nicht der beste Soldat vom Mund. Dieser war nicht so dumm, das Leben seines besten Krieger unnötig zu riskieren. Nach wenigen Minuten öffnete sich schließlich das Tor und Arafaron blickte auf einige Dutzend Uruk-Hai, weder besonders schwer noch besonder leicht bewaffnet, die hinter dem Tor standen. Der Waldläufer atmete tief durch und blickte dem größten Uruk direkt in die blutroten, stechenden Augen. Ishihosch, ein kräftiger Krieger mit schwarzem Kettenhemd, Berserkerblut in den Adern und einem Scimtar der Uruk-Hai, löste sich aus der Masse und marschierte auf Arafaron zu. Als sie nur noch wenige Meter von einander entfernt waren, rannten die Orks plötzlich aus dem Torbogen und umringten die zwei. Alle Orks trugen Speere oder lange Schwerter, die sie in die Mitte des Kreises reckten. Ein tödlicher Ring mit einigen Quadratmetern Inhalt für ein Duell auf Leben und Tod. Der Mund richtete noch einmal das Wort an sie:
"Wenn dieser Waldläufer siegt, werde ich ihn unter der schützenden Hand des dunklen Herschers aufnehmen. Wenn Ishihosch siegt, wird er zum Hauptmann gemacht. Nun denn, fangt an."
Nur einen Bruchteil nach dem verklingen der Worte sprang Ishihosch auf Arafaon zu. Dieser machte eine Hechtrolle nach links und der Uruk krachte in die Speerreihe. Der Waldläufer dachte schon, es wäre vorbei, aber sein Gegner machte einen Schritt rückwärts und zog sich einen Speerschaft aus der Schulter. Blut lief in Strömen aus der offenen Wunde. "Drecksack," brüllte er, "Jetzt stirbst du."
Arafaron wurde überumpelt, er hatte damit gerechnet, dass eine solche Wunde seinen Feind mindestens kampfunfähig machen würde. Im letzen Moment blockte er noch einen Schlag von oben, seinen Genger schien die tiefe Wunde überhaupt nicht zu behindern. Der Schlag kam sehr kräftig und hinterlies eine Scharte im Schwertstahl , ehe die Klinge abrutschte und ihm am linken Arm verletze. Fortan wich Arafaron lieber aus, als sein Schwert weiter der Gefahr eines Splitterns auszusetzen. Es war ein recht einseitiger Kampf, der Waldläufer legte es darauf an, dass sich sein Gegner erschöpfte. Als nach guten zehn Minuten noch immer keine Ermüdung zu spüren war, änderte er seine Taktik.
Er versuchte nun, seinen Gegner erneut in die Speere zu locken, aber der Uruk war zu schlau dazu. Nach noch einmal fünf Minuten konnte Arafaron schließlich beide Klingen an der linken Seite blockieren. Er nutzte sofort seine Gelegenheit, schnellte vor und brach dem Uruk die Nase. Dieser brüllte darauf schmerzhaft und schlug nach dem Waldläufer. Dieser jedoch sprang zurück, wurde nur leicht gestriffen und wartete auf eine Reaktion. Die kam prompt, als sein Gegner den weggeworfenen Speer wieder aufhob und ihn nach dem Waldläufer schleuderte. Arafaron wich aus und so traf der Speer den Ork hinter ihm. Dieser röchelte und brach zusammen. Da kam dem Waldläufer eine Idee:
"Ich dachte, du wolltest mich töten? Bist du dazu zu dumm oder was ist?" Der Uruk brüllte darauf erneut und griff ihn an. Arafaron änderte nun sein Kampfverhalten und ließ ihn nicht einmal in seine Nähe. Dadurch wurde der Uruk-Hai, von Arafarons Kommentaren angestachelt, noch wütender. Schließlich war also Wut sein Ende.
"Na? Immer noch nicht?
Töte Mich, töte mich. Auf, auf. Oder hast du Angst vor dem direkten Kontakt? Bist du etwa zu schwach für den richtigen Kampf?"
Dieser Kommentar brachte das Fass zum Überlaufen-mit einem Wutgebrüll, dass den Orthanc erzittern ließ, warf Ishihosch sein Schwert nach Arafaron. Das war der Moment, auf den deiser gewartet hatte. Er ließ sich auf den Boden fallen und sprang sofort wieder auf. Diesmal waren die Orks gewarnt und der Ring öffnete sich für das Schwert. Es schepperte gegen das Tor. Mit diesem Geräusch kam Ishihosch zu Besinnung. Er blickte auf seine leeren Hände und dann auf Arafaron, der auf ihn zusprintete. Der Uruk begriff zu spät und wollte ausweichen, aber der Waldläufer war zu schnell für ihn. Mit einem ekeleregenden Geräusch drang die Klinge eines Dunedain in den Körper des Uruk-Hais, von der Schulter bis zum Herz und bleib im Brustkorb stecken.
Die Orks blickten fassungslos auf den Leichnahm. Arafaron erkannte aber auch einige erfreut blickende Gesichter, offenbar war Ishihosch noch schlimmer gewesen als der Rest. Sein Blick wanderte umher und blieb schließlich am Mund hängen. Arafaron meinte unter dem verdeckten Gesicht ein diebisches Lächeln zu erkennen.
Der Mund des großen Gebieters verlies das Tor und kam herunter. Die Orks traten auseinander und der Mund richtete das Wort an Arafaron:
"Du hast Ischihosch besiegt. Und wurdest nur leicht verletzt. Wir brauchen gute Krieger hier in Isengart, vor allem weil wir uns gerade in einer schwierigen Truppenlage befinden.Sei willkommen im Dienst des Dunklen Herschers. Aber sei gewarnt, wir können uns keine Gefahr leisten. Wenn hier jemand Ärger macht, wird das sein Ende sein."
Arafaron zur östlichen Mauer