Das Schicksal Mittelerdes (RPG) > Rohan
Aldburg - Die Ratshalle
Thorondor the Eagle:
Galadriel erhob sich vom Tisch. Das Entsetzen in ihrem Gesicht war der Wut gewichen und schließlich der Enttäuschung. Elea fühlte, dass dieser Moment die Elbe verändert hatte. Genauso wie er Elea veränderte, wenn auch auf eine andere Art und Weise.
"Dein Schweigen ist mir Wahrheit genug!" sagte Galadriel und sie schien zu einer alten Stärke zurückgefunden zu haben "Bietest uns Obdach in deinem Heim, bittest uns um Hilfe für dein Heer... NEIN. In diesen Abgrund folgen wir dir nicht, keiner wird das... nicht einmal meine Tochter hätte dies getan so groß ihre Liebe auch war."
"Celebrian war in der Lage eigene Entscheidungen zu treffen und sie war mutig genug gewagte Bündnisse einzugehen. Stets bin ich deinem und Mithrandirs Rat gefolgt, doch mittlerweile gehen uns die Alternativen aus", entgegnete Elrond bestimmt.
Plötzlich erhob sich der Zwergenkönig mit einem lauten Rumpeln von seinem Stuhl: "Ich mag diesen weißen Greiss genauso wenig wie ihr, Galadriel und mir grummelt es im Magen, wenn ich in seine grimmigen Augen schaue und seine zwiegespaltene Zunge höre... aber dies ist ein Ort der Verhandlung. Vielleicht sollten wir anhören, was er zu sagen hat ehe wir ihm den Kopf abschlagen."
"Er hat Recht, es sind uns nur noch wenige Möglichkeiten geblieben um Sauron zu besiegen", legte Elrond sanft nach und versuchte Galadriel und Celeborn zu beruhigen.
Die Elbe wehrte sich wieder: "Wie wäre es, Herr Zwerg, wenn wir auch Khamul zu uns an den Tisch laden. Er der eure Frauen und Kinder auf dem Gewissen hat. Er der euch aus eurer Heimat vertrieben hat? Seid ihr dann ebenfalls noch ein so großer Diplomat? Narren hätte euch Mithrandir genannt, wäre er heut hier. Denn das seid ihr alle. Ich kenne ihn und lange genug erlag auch ich seinem schmierigen Zauber, doch das wonach Saruman trachtet ist nichts geringeres als das was Sauron begehrt. Heute wird er euch noch Freunde nennen und schon morgen wird er euer mächtigster Feind. Ihr wisst es Eowyn, sagt allen wie es war, damals als Rohan beinahe gefallen wäre."
Eowyn nickte zustimmend. Ihr Blick suchte jedoch das Ferne.
Plötzlich trat eine rothaarige Elbe aus dem Hintergrund hervor. Ihr Blick war zunächst auf Glorfindel gerichtet, der den ihren erwiderte und ihr kaum wahrnehmbar zunickte.
"Gala..." begann sie zaghaft zu sprechen und die Dunedain bemerkte, dass die Worte nur widerwillig aus ihr heraussprudelten "Galdriel, stets bist du mir mit gutem Rat zur Seite gestanden. Vor allem in Momenten des Zorns und der Wut in denen es uns allen an Weitsicht fehlt. Hören wir uns an, was Saruman zu sagen hat und danach können wir gehen."
"Nein", und plötzlich verschwand die wiedergefundene Stärke aus Galadriels Körper "Nein Celebithiel, ich ziehe es vor gleich zu gehen. Komm mit mir. Kommt alle mit mir."
Celeborn lies sein Schwert langsam sinken und sah auf seine Gemahlin. Er ging ein paar Schritte auf sie zu und positionierte sich hinter ihr. Seine Hand lag auf ihrer Schulter und glitt sofort wieder sanft ihren Arm hinab.
Wortlos gingen sie auf die noch offenstehende Tür zu, gefolgt von Celebithiel, Oronel und einigen anderen Elben.
Staunend folgte Elea's Blick den Elben und blieb schließlich am Antlitz ihres Sohnes hängen. Aufrecht stand er da und sah verächtlich dem Schauspiel zu. Sie fragte sich, was aus ihm geworden war und ob er auch dem Zauber Sarumans unterlag. Am liebsten wäre sie aufgesprungen, ihm in den Arm gefallen, hätte ihn an der Hand genommen und aus dem Haus, aus Aldburg, aus Rohan zurück an den Abendrotsee gebracht. Aber so wie er mit ihr gesprochen hat? Er war nicht mehr er selbst.
"Es ist wahr. Sarumans Ankunft war mir bekannt", sagte Elrond nun in die Runde "Und aus nur einem Grund ist sie zu tolerieren. Wir haben einen gemeinsamen Feind gegen den taktisches und vereintes Vorgehen nun unerlässlich ist. Es schmerzt zu sehen, wie so viele Freunde deshalb gehen, aber es ist auch nur zu gut nachzuvollziehen. Dies ist der ideale Zeitpunkt sich ihnen" und dabei deutete er auf die offene Türe "anzuschließen, sollte euch dieser Schritt zu gewagt erscheinen."
Ein Schweigen nahm den Raum ein. Viele sahen sich ratlos an und achteten darauf ob sich irgendwer erhob. Wie anzunehmen war, erhob sich Faramir von seinem Stuhl und ging Richtung Tür. Er fasste nach dem Griff und drehte sich nochmals zu seiner Gemahlin. Unverzüglich folgte Eowyn seiner Aufforderung und erhob sich. Plötzlich schloss Faramir die Tür, strich Eowyn beim zurückgehen auf seinen Platz über den Rücken und setzte sich wieder. Er nickte dem Elben zu und deutete ihm weiterzumachen.
"Saruman! Ich", begann der Elb zu sprechen, stockte, sah in die Runde und begann erneut "Wir haben dich nicht gehindert an dem Rat teilzunehmen, aber glaub deshalb nicht, dass du willkommen bist. Sag was du zu sagen hast."
"Das sind forsche Worte an jemanden, der euch zu Sieg und Glorie verhelfen wird."
"Was erwartest du? Nicht einmal eine Woche ist es her, seit du Lothlorien niedergebrannt hast und unsere Sippe vertrieben hast", entgegnete Elrond kühn.
Skeptisch sah Saruman auf Elrond und auf die anderen Mitglieder des Rates: "Ihr habt nun gesehen wozu ich in der Lage bin und wie wichtig es ist euch mir anzuschließen."
"Schon einmal hast du deine Macht und deine Stärke demonstriert, aber schon einmal wurdest du besiegt. Vielleicht lehnst du dich ein wenig zu weit aus dem Fenster. Keiner hier spricht davon sich dir anzuschließen. Wir sind bereit über ein Bündnis zu verhandeln, ein Zusammenschluss gegen einen gemeinsamen Feind."
Sarumans Stimme wurde wieder laut: "Ihr tut gerade so, als wärt ihr alleine in der Lage diesen Krieg zu gewinnen. Aber darf ich euch ins Gedächtnis rufen, dass Erebor, der Düsterwald und halb Gondor sowie Minas Tirith an Mordor gefallen ist. Eure Front wird immer kleiner. Die Rückzugsorte spärlicher." Seine Stimme besänftigte sich: "Mit meiner Hilfe, können wir Sauron bezwingen!"
"Saruman!", rief Elrond ihn nun wieder zu Ordnung "Dies hier ist kein Kräftemessen. Wir helfen uns gegenseitig. Ich habe davon gesprochen, dass wir alle zusammenrücken müssen um Sauron zu bezwingen. Aber ein gemeinsamer Feind macht uns noch nicht zu Freunden."
Die Worte wirkten im Raum.
"Galadriel hat natürlich nicht ganz Unrecht. Schon einmal warst du unser Freund und wurdest über Nacht zu einem gefürchteten Feind. Ich denke es ist nur fair uns gegenüber einen Vertrauensbeweis zu erbringen."
Saruman zog seine Brauen nach oben: "Einen Treuebeweis", sagte er mit einer übertrieben lächerlichen Stimme "Hilfe anzubieten kostet also in euren Augen."
"Es ist das Eine, Hilfe aus Selbstlosigkeit anzubieten, aber etwas ganz anderes, wenn auch du einen Nutzen aus dem Sieg ziehst."
Saruman wurde aufbrausend: "Einen Nutzen? Welchen Nutzen meinst du? Die Rache die ich an Sauron übe? Ja, das wird mir Genugtuung verschaffen, aber Nutzen. Ich höre dasselbe Misstrauen wie aus Galadriels Mund. Es war sinnlos hierher zukommen."
"Könntest du ihn alleine besiegen, wärst du wohl kaum zu uns gekommen", stellte Elrond fest.
"Und welchen Vertrauensbeweis meinst du soll ich erbringen?", fragte Saruman und entblößte somit seine Unsicherheit.
"Das Auenland! Gib es frei. Es wird unseren kleinen Freunden hier unterstellt und sie werden unsere, wie auch eure Armee mit allem Nötigen versorgen."
"Wer hat behauptet, dass ich das Auenland unter meiner Kontrolle habe?", fragte er und versuchte die Anwesenden zu verwirren.
"Habt ihr oder habt ihr nicht?", schrie Pippin ungeduldig heraus und zog so alle Blicke auf sich.
"Vielleicht sollten wir deine Freunde fragen, die sich überraschenderweise euch angeschlossen haben?", fragte Elrond und deutete auf die Dunedain-Waldläufer.
Was? Was sagt er da? Elrond fordert die Freiheit des Auenlandes? Und was ist mit den Waldläufern? Was ist mit Helluin? Sind sie auch gemeint oder spricht er dies noch extra an?
"Das Auenland aufgeben? Und wer gibt mir die Gewähr, dass meine Armee nicht nach und nach ausgehungert wird?", fragte Saruman.
"Wir waren es nicht die Verrat begangen haben", antwortete Elrond und versuchte so die Vertrauenswürdigkeit seines Volkes auszuspielen.
"Ich soll euch also vertrauen und ihr tut es nicht? Was ist mit meinem Vertrauensbeweis?", konterte er geschickt.
"Ich hab es satt!", schleuderte Pippin in die Diskussion und haute mit seiner kleinen Faust auf den Tisch. Überrascht schaute Saruman und Elrond auf den Hobbit. "Ich habe es satt, dass hier Fremde über das Schicksal des Auenlandes entscheiden. Wir sind es die es bewohnen, die es bewirtschaften, die es hegen und pflegen und zu dem schönen flecken Erde gemacht haben, der es heute ist... oder zumindest war." Pippin warf einen Blick zu Merry hinüber. "Wir bestimmen, was angebaut wird; wann und wie wir zu arbeiten haben und was wir euch zur Verfügung stellen. Eure Handlanger können da bleiben wo sie sind, aber sie haben nichts zu sagen und nichts zu bestimmen. Denn wer außer wir weiß, wo unsere Gerste am besten gedeiht oder wo das Weizen am meisten Sonne bekommt?"
"So sollen wir eurem 'Bürgermeister' alles Walten überlassen?", frage Saruman etwas ungläubig.
"Jawohl! Unter eurer und unter Herrn Elronds Aufsicht natürlich. Aber ihr dürft kein Wort dazu sagen, außer es geht um das Verteilen selbst."
"Ein kluger Vorschlag, Herr Peregrin", unterstützte ihn Elrond "An den Feinheiten werden wir wohl noch schleifen müssen, aber der Grundgedanke ist ein sehr guter. Was sagst du Saruman? Bist du einverstanden?"
Er überlegte.
"Nungut. Wir werden dies noch unter uns aussprechen", sagte er zu Elrond "Mit euch natürlich auch", ergänzte er noch. Sein verschmitzes Lächeln war hinter dem langen Bart gut versteckt.
Unzufrieden mit dem Ergebnis dieser Verhandlung erhob sich Elea: "Und was ist mit den Waldläufern?", redete sie auf Saruman ein.
Überrascht und mit verborgenem Zorn in den Augen musterte er sie: "Fragt sie doch. Jeder von ihnen hat sich mir freiwillig angeschlossen. Keiner von ihnen wurde gezwungen oder dazu genötigt. Aber was geht euch das an."
"Herr! Hört nicht auf sie", sprach plötzlich Helluin.
"Wer ist das Hauptmann?", fragte er und starrte weiterhin auf Elea.
"Das ist bloß meine törichte Mutter", antwortete er mit einer Kälte die Elea's Herz zerspringen lies.
"Soso. Nun ihr könnt ihn gerne Fragen ob er mit euch kommt. Wie gesagt, er ist freiwillig in meinem Gefolge."
"Helluin", sprach Elea ihn vorsichtig an "Bitte mein Schatz. Komm mit mir. Es war ein Fehler dich zu verlassen." Sie setzte kurz ab und sah in seine teilnahmslosen Augen. "Ich habe es gefunden, das Grab deines Vaters. Aber nun komme ich zurück zu dir an den Abendrotsee... zurück nachhause."
"Du hast mich damals verlassen. Ich hatte kein zuhause mehr. Ich irrte umher Nacht um Nacht und Stunde um Stunde und ich fand Saruman. Meine Freunde und ich schlossen uns ihm an, denn er versprach uns unser eigenes Reich, unser eigenes Zuhause. Keine verkommenen Hütten am Ufer eines kleinen Waldsees, sondern eine große Stadt mit starken Mauern und einem glänzenden Tor. Paläste, Märkte, Kasernen,... größer und mächtiger als Annuminas", entgegenete ihr Sohn.
"Aber Helluin...", begann Elea, sie wurde aber sogleich von Elrond unterbrochen "Elea, dies ist nicht der richtige Ort um dies zu besprechen. Bitte, nimm Platz."
Widerwillig folgte sie den Anweisungen des Elben. Wut überkam sie aber und sie begann innerlich zu fluchen.
Oronêl und Celebithiel hinaus in die Stadt
Titel angepasst, Link eingefügt
Curanthor:
Eigentlich war es für ihn recht merkwürdig, in einer solchen Versammlung, so oft Unterbrechungen zu haben. Dennoch ertrug Mathan die ellenlangen Debatten mit einem gelassenen Gesichtsausdruck, auch wenn es ihn kitzelte ebenfalls zu den Dingen etwas zu sagen. Besonders die Nachricht, dass einer der neun Ringe gefunden und wieder verloren wurde weckte seine Neugierde, auch wenn der Schmied bis jetzt nur mit halben Ohr zugehört hatte. Die Tatsache, dass einer der Werke, an denen er sogar mitgearbeitet hatte dem Feind abgejagt wurde, weckte ihn ihm ein ungeahnte Freude. Nur der rasche Verlust des Ringes dämpfte dieses Gefühl. Wie eine Flut überkam ihn der Zorn, als er daran dachte, wie Annatar damals in seiner Heimatstadt herumspatzierte und es keinen störte. Die Erinnerung mindestens zwei der neun Ringe fast vollendet zu haben, quälte ihn besonders. Doch all das war nichts gegen den erneuten Schmerz, den der Verlust von Lorien ihn ihm auslöste.
Mit einem bösen Funkeln in den Augen beobachtete er Oronel, der gerade geendet hatte. Irgendwie passte es Mathan nicht, wenn in einem leichten Plauderton über seinen Geburtsort gesprochen wurde. Wie viele mörderische Gefechte in in den Trümmern ausgefochten wurden, wüsste nur sein Vater, der das Ende des letztens Gefechts nicht mehr erlebte. Und jetzt wurde darüber geredet, als ob es nur noch ein Haufen alter Steine währe. Nichtswisser! Niemand Fremdes wusste genau, wo die Ringschmieden lagen... , dachte sich der Elb gehässig und lenkte den Blick zur Tür. Es war müßig hier zu sitzen, er hatte das gesagt, was er sagen wollte und überlegte gerade zu gehen. Im selben Moment schwang das alte Holz beiseite und gab den Blick auf einen Kerl frei, der kurz danach eine Frau auffing, die fast hingefallen wäre. Wer aber hinter den offensichtlichen Waldläufer stand, brachte sein Blut zum kochen. Auch wenn sein Auftritt vergleichsweise lahm lahm ausfiel, genügte nur die Gestalt des Zauberers, um alle Anwesenden verstummen zu lassen. Vereinzelt wurde der Name gemurmelt, meist mit Abscheu oder Zorn in der Stimme. Den meisten Leuten blieb aber schlicht die Luft weg.
Mathans Körper reagierte schneller, als sein Verstand. Mit einem leisen Zischen schnellten seine Schwerter aus den Scheiden. Einzig Glorfindels Kopf hatte ihn davon abgehalten die Waffen zu werfen, mit mühsam unterdrücker Wut zwang er die Klingen zu Boden, legte sie aber nicht aus den Händen. Gleichzeitig schickte sich Celeborn an, das zu tun, was Mathan und einige Anwesende zu gern getan hätten. Jedoch kam es nicht dazu, denn kurz darauf erschien Thranduil und stellte sich auf die Seite Sarumans. Mathan versperrte sich gegen die Stimmte des Istari, die höhnischen und arroganten Worte bohrten sich wie Dolche in seinen Verstand und reizten ihn bis zur Weißglut. Selbst das Wortgefecht zwischen den Verbündeten blendete er so weit es ging aus, dennoch sickerte Eowyns Stimme zu ihn durch:
"Tut das nicht. Lange genug haben wir unter den Lügen Sarumans gelebt ehe er uns beinahe in den Untergang trieb. König Thranduil! Glaubt ihm nicht."
Er unterdrückte den Impuls laut loszuschreien, irgendwie hatte der Tag auch nur zu gut angefangen. Immer musste irgendwas schief laufen, oder unterwartetes geschehen!
Mit einiger Selbstbeherrschung zwang sich Mathan zur Ruhe und setzte sich langsam wieder hin. Noch war es nicht die Zeit jemanden den Hals aufzuschlitzen, auch wenn dieser Kerl keine zehn Schritte von ihm entfernt stand. Das hin und her, sowie die fast schon dreisten Antworten von Saruman drangen nur halb zu Mathan vor. Er beobachtete verbissen den Kerl, den die eine Frau Heluin genannt hatte und blendete alles andere aus. Plötzlich drängte sich eine bekanntes Gesicht in sein Blickfeld, warme, sanfte Hände strichen über sein Gesicht.
"Tu es nicht.", flüsterte Halarîn und gab ihn einen flüchtigen Kuss.
Glorfindel war so taktvoll zur Seite zu blicken und unauffällig einen Stuhl aufzurücken.
"Blicke in die Gesichter und du wirst erkennen, dass viele ihre Angst verbergen. Die meisten versuchen aber ihren eigenen Vorteil zu nutzen, selbst als Verbündete. Du musst dich nicht auf eine Stufe stellen, wenn sie mit dem alten Verräter verhandel.", sie sah kurz auf und sie beide beobachteten, wie einige der Elben den Saal verließen. Er warf der hinausrauschenden Galadriel einen Blick zu und ihre Augen versprühten eine Mischung aus Zorn, Trauer und Enttäuschung. Halarîn nahm sein Gesicht in beide Hände und sprach einfach weiter: "Lasse dich nicht von ihm reizen, wenn es dir zu viel wird, stehst du wortlos auf und gehst. Ich bin immer bei dir.", mit den Worten zog sie sich zurück, unageachtet der Diskussion am Tisch.
Es schmeckte Mathan zwar nicht, aber Halarîn hatte recht. Halb interessiert, halb säuerlich verfolgte er die Debatte und war überrascht etwas von den Hobbits zu hören. Ein leichtes Schmunzeln huschte über sein Gesicht, denn der kleine Kerl hatte ordentlichen Mumm. Für ihn stand es fest, dass er bei Gelegenheit den kleinen Mann mit den Namen Pippin mal aufsuchen sollte, bestimmt gibt sich dann ein interessantes Gespräch.
Inzwischen sprachen zwei Menschen, scheinbar Mutter und Sohn, wenn auch nicht ganz relevante Dinge, bevor sie zur Ordnung gerufen wurden. Allerdings gab es in einer der Sätze des jungen Mannes etwas, das ihn aufhorchen ließ.
Mathan, der seit einer längeren Zeit nichts gesagt hatte erbat das Wort, auch wenn es noch sehr unruhig war. Sarumans Blick wanderte abschätzend über seine Ausrüstung, die Waffen und zum Schluss das Gesicht. Dem Elb entging nicht die gut versteckte Gier in den Augen des Zauberers, als er den Ring aus Mithril an seinem Finger entdeckte.
"Du erinnerst mich an Annatar.", sprach Mathan frei heraus und sorgte auf der einen Seite für Unverständniss und auf der Anderen für erstaunte Augen.
"Und das ist so wichtig, dass du dafür den Rat stören musst? Ich denke, diese Versammlung hat wichtigeres zu besprechen", antwortete Saruman, dennoch missglückte das Ablenkungsmanöver.
"Erspare mir deine trügerische Zunge, mit der du dich immer versucht herauszuwinden. Du hast den Waldläufern ein eigenes Reich versprochen, da drängt sich doch einem die Frage auf, wo genau es denn entstehen soll? Wer sind die Untertanen, etwa Orks, Uruks und Trolle? Deine Meinung über Menschen ist ja spätestens nach der Schlacht von Helms Klamm weit bekannt. Da erscheint es einem dann etwas merkwürdig, wenn du sie zuerst vernichten willst und dann plötzlich ein eigenes Reich zusprichst, also in Zukunft eine potentielle Gefahr für dich.", als Mathan eine kurze Pause machte, schienen Sarumans Augen ihn zu durchbohren, doch sonst hatte er sich voll im Griff. Es war Elrond, der erneut zu Ordnung rief und Saruman somit eine Antwort ersparte.
"Auch wenn ich dieses Reich der Waldläufer ebenfalls fragwürdig finde, muss ich zur Tagesordnung rufen. Außerdem denke ich, ist es an der Zeit, dass nur noch der innerste Kreis berät. Ich möchte somit alle Gäste und Zuschauer bitten, diese Halle zu verlassen."
Gleich darauf ertönte ein Lärm aus zurückgeschobenen Stühlen und trappelnden Schritten. Halarîn legte ihm kurz die Hand auf die Schulter und ging ebenfalls hinaus. Elrond blickte ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue an, doch Mathan blieb sitzen. Deutlich leerer und ruhiger war es nun in der Halle, einige Männer eilten herbei und räumten die leeren Stühle beiseite. In dem kurzen Moment trat Mathan zu Elrond: "Ich werde bleiben und das Sprachrohr für Eregion sein, ganz gleich was der Rat sagt. Schließlich geht das auch mein Volk etwas an.", der letzte Satz kam etwas bissig rüber, dennoch nickte der Herr von Bruchtal: "Ich denke auch, dass eure militärische Erfahrung im folgenden Gespräch sehr nützlich sein kann.", sprach er etwas lauter und sie beide setzen sich an den Tisch. Einige fremde Leute waren noch immer im Saal, doch noch sagte keiner etwas und als sich langsam die Tür schloss, wurde sie wieder aufgestoßen. Ein sichtlich verwirrter Bote kam schnellen Schrittes herein, flüsterte etwas Eowyn ins Ohr und eilte wieder zur, inzwischen geschlossenen Tür.
"Ich bin äußerst überrascht, aber eine Königin der Avari erbittet um eine Audienz. Herr Elrond, habt ihr kunde...", Eowyn wurde von einem überraschten Ausruf Mathans unterbrochen: "Meine Tochter?!", verwunderte, sowie verärgerte Blicke trafen ihn. Als ihm bewusst wurde, dass er sein Gedanken laut ausgesprochen hatte, schob er eine hastige Entschuldigung nach.
Scheinbar reichte das der Königin und sie nickte dem Boten zu, der durch die Tür schlüpfte, die gleich darauf augestoßen wurde. Vier Elben traten vor, drei von ihnen in schweren Panzerharnischen und unterschiedlich bewaffnet, die vierte Elbe trug dagegen ein weißes Kleid, das mit Schulter und Brustplatten verziert wurde. Wenn Mathan nicht gewusst hätte, dass es seine Tochter währe, hätte er sie glatt für Galadriel gehalten.
Titel angepasst
Faelivrin:
Faelivrins Start:
Diese Stadt war für Elben nicht geschaffen, ständig musste sie Menschen ausweichen, die sie anstarrten, von dem üblen Geruch abgesehen. Der junge Waldläufer, den sie vor einiger Zeit in der Nähe der Stadt trafen, trottete hinter ihnen her. Ihm hatten sie es zu verdanken, dass die Wache sie durchgelassen hatte und es ärgerte sie ein klein wenig, dass sie nicht mitbekommen hatte, was der junge Mann mit dem Wächter besprochen hatte. Grübelnd schritt sie an der Spitze der drei Elben, die ihr folgten und Schaulustige auf Abstand hielten. Die Königin rückte ihre Krone zurecht und rollte die Schultern durch, gleichzeitig hob sie den Saum des Kleides an, um ihn nicht durch eine Pfütze zu ziehen. Hinter ihr hörte sie Angatar unwirsch brummeln, fast tat er ihr leid, denn es war bekannt, dass er keine großen Mengen mochte. Fanael und Aesa dagegen wirkten neugierig, sie hatten noch nie Menschen zu Gesicht bekommen. Trotzdem blieben sie nach außen hin kühl und abweisend, doch als ihre Königin kannte sie die drei Elben gut genung. Jeder hatte zwar seine Schwächen, doch glichen sie sich gegenseitig aus. Faelivrin war froh, dass sie sie begleiteten, alleine würde sie sich nicht wohl fühlen und das war ein wichtiger Punkt. Denn wenn sie sich nicht wohlfühlte, könnte sie schwer jemanden um Hilfe bitten, auch wenn es ihr so oder so schon schwer viel.
Mit unverholenem Erstaunen musterte sie den großen Platz, der vor der Halle lag, den Tainan ihnen gewiesen hatte. Zu ihrer überraschung war es ihm lieber vor der Stadt zu warten, scheinbar ertrug er nicht mehr die Größe einer solchen Sieldung. Den Elben war das jedoch ziemlich gleichgültig, denn nun hielt es Angatar nicht mehr aus.
"Wollen wir jetzt?", fragte er ungeduldig und schob nach einem Blick ihrerseits ein "Königin..." nach.
Etwas unwohl sah sich Faelivrin noch einmal um, die Bauweise der Menschen war schlicht und zweckmäßig, ähnlich wie der ihren. Scheinbar war das wohl nicht zu vermeiden, wenn man anfangs kaum Mittel hat. Schließlich ließ sich die Angelegenheit nicht mehr aufschieben, auch wenn sie zu gern zurück vor die Stadt gegangen währe. Schmunzelnd erinnerte sie sich, wie sie kurz vor der Stadt sich in einem Busch umgezogen hatte, beschützt und vor Blicken abschirmt von ihrer Leibwache. Es war recht amüsant zu wissen, dass die Elben, die hier lebten sich so etwas niemals getraut hätten. Rasch schob sie den Gedanken beiseite und schritt stolz erhobenen Hauptes die Stufen zur alten Halle empor. Die geschlossenen Türen verrieten, dass dort bereits alles besprochen war, oder aber alle noch am Tisch saßen. Eine Wache drehte sich ungehalten zu ihr um, nahm aber Haltung an, als ihr Blick den seinen traf. Der Mann hatte blondes Haar und einen sorgsam gestutzten Bart, sein Haupthaar hatte er abrasiert, was für sie befremdlich wirkte. Faelivrin merkte, wie der Mensch unruhiger wurde und schenkte ihm ein beruhigendes Lächeln.
Im selben Augenblick wurden die Türen geöffnet und einige Elben traten heraus, während die vier Avari rasch zur Seite traten. Die Königin hatte nicht erwartet jemanden aus ihrem Volk hier zu treffen, aber die Ratsteilnehmer scheinbar auch nicht, wie ihre erstaunten Gesichter verrieten. Jedoch fiel kein Wort, was die drei Leibwachen unruhig werden ließ und Faelivrin sie mit einer Geste beruhigen musste. Als die Überraschung verfolgen war, stürmten die offensichtlichen Waldelben geradezu die Treppen herunter und verschwanden in der Stadt. Kurz darauf wurden die Türen wieder von innen geschlossen.
"Merkwürdig, ich hatte mit einer anderen Reaktion gerechnet.", murmelte Aesa verstimmt und blickte auf ihre gepanzerten Stiefel.
"Gerade glücklich sahen die nicht aus...", ergänzte Fanael, während Angatar nur zustimmend brummte und nach seinem Schwert langte.
Mit einer Handbewegung von Faelivrin verstummten die Drei, während der Wächter, der nun auf der anderen Seite des Tors stand die Ohren spitzte.
"Keine aggressiven Handlungen. Wir gehen defensiv und angekündigt hinein, erbitten um Erlaubnis zu sprechen und warten, was sich ergibt."
Als sie endete, zogen alle ihre Schilde und Angatar ließ sein Schwert auf dem Rücken, wenn auch mit einer grimmigen Miene. Aesa ging zu der Wache und wechselte einige Wörter mit dem neugierigen Mann, der verstand sie aber kaum. Ehe Faelivrin jedoch hier helfen konnte, öffnete sich die Halle erneut und ein Strom aus Elben, Menschen und Zwerge ergoss sich auf den Platz. Kurz glaubte sie, die bronzenen Haare ihrer Mutter gesehen zu haben, tat das dann aber als Sinnestäuschung ab. Sie wollte sich besser nicht ablenken, denn hier ging es jetzt um mehr.
Die Wache, oder der Bote, was auch immer er sein mochte verstand schnell was Faelivrin vom ihm wollte.
"Ihr dürft Artanis tûh Merenwen, die Königin der Avari ankündigen.", gab sie dem Mann noch mit auf dem Weg, ehe er in der dunklen Halle verschwand.
"Meine Königin, ich glaube nicht, dass der Mensch sich Euren Königsnamen merken kann.", stichelte Aesa, was sie ignorierte.
Fanael, der an dem offenen Spalt an der Tür gelauscht hatte grinste.
"Kann er auch nicht.", sagte er und zwinkerte Aesa zu.
"Benehmt euch in der Nähe eurer Königin.", grummelte Angatar und hob seinen Schild an.
Faelivrin ignorierte die Leibwache, auch wenn sie diese Geplänkel eigentlich schätzte. Ihre Gedanken kreisten um das, was gleich kommen würde. Und es kam sogar recht schnell.
"Der Rat empfängt euch.", sagte der Mann sofort, als er aus der Halle trat.
"Öffnet beide Türen und haltet euch danach im Hintergrund. Wenn mir Gefahr droht, handelt ohne meine Erlaubnis. Wir wissen nicht, warum die anderen Elben gegangen sind, also bleibt wachsam.", schärfte sie ihren Wachen ein, die nur stumm nickten.
Gleich darauf wurden beide Türflügel geöffnet, recht von ihr ging Aesa, links Fanael und vor ihr war Angatars breiter Rücken, der nach einem winzigen Moment zur Seite wich. Ein einziger Blick genügte um das bekannte Gesicht unter all den Fremden zu erblicken.
Ihre Lippen formten das Wort in Sindarin "Vater", aber kein Laut kam über ihre Lippen, dennoch erstahlte ihr Gesicht und Glücksgefühle durchströmten sie. Mühsam riss sie sich zusammen.
"Willkommen in Aldburg und in diesem Rat, Königin der Avari. Mein Name ist Eowyn von Rohan.", begrüßte sie eine blonde und gleichzeitig bleiche Frau. Scheinbar war sie die Königin dieses Landes.
"Mein Name ist Faelivrin Nénharma, Tochter der Halarîn und des Mathan. Genannt Artanis tûh Merenwen, Königin der Nénharma-Avari. Ich danke dafür, dass ihr uns empfängt.", bei ihrer Vorstellung neigte sie leicht das Haupt, das glitzern der Edelsteine in ihrer Krone huschte durch den Raum.
Die restliche Versammlung starrte sie fast durchgehend an, es waren schließlich die Elben, die sich zuerst fingen. Ein dunkelhaariger Mann trat vor und neigte ebenfall leicht das Haupt.
"Willkommen Königin Artanis, mein Namen ist Elrond von Bruchtal.", grüßte er auf Sindarin.
Ein kurzes Lächeln huschte über Faelivrins Lippen, scheinbar ging er davon aus, dass die Avari Hinterwälder seien. Der Kampf der Verhandlung hatte also begonnen.
"Danke, Herr Elrond, es hat einige Mühen gekostet hier her zu gelangen.", antwortete sie höflich auf der gleichen Sprache und trat in den Raum ein, ihre Wachen folgten ihr wie Schatten.
"Unser Kommen hat leider keine guten Gründe und es würde jetzt zu lange dauern diese zwischen Tür und Angel zu erklären. Darum bitte ich im Namen meines Volkes an diesem Rat beizusitzen, sodass ich selbige gebührend erklären kann.", sprach sie in der Allgemeinsprache und starrte dabei unwillkührlich ihren Vater an. Sie spielte mit der Neugierde der Anwesenden, zumindest konnten sie sich nicht herausreden oder sie vertrösten. Ihr Blick fiel auf einen alten Mann mit weißen Bart und Gewändern, dem vereinzelt bösartige Blicke zugeworfen wurden. Selbst ihr Vater maß ihn in unbeobachteten Momenten mit Blicken, die ihr einen Schauer über den Rücken jagten. Sie kannte ihn gut genug um zu wissen, dass er diesen Greis allzu gern den Kopf zwischen die Füße legen würde und es unter normalen Umständen längst getant hätte. Sich Bewusst, dass ihre Austrahlung die meisten wohl wenigsten etwas einschüchtern würde, schob sie herausfordernd das Kinn vor und gab ihrer Wache einen Wink, die das Tor schlossen und ihre fein gearbeiteten Waffen ablegten, die protzigen Schilde aber behielten.
"Ich denke, dass schafft genug Vertrauen und wenn ihr Zweifel habt, fragt meinen Vater ob ich vertrauenswürdig bin.", sagte sie, als die Versammlung weiter schwieg.
Kurz sah sie, wie ein flüchtiges Grinsen über sein Gesicht huschte, der alte Greis aber anstalten machte zu sprechen.
--Cirdan--:
Der militärische Rat
Aus der Sicht des Halblings
Pippin war sich nicht sicher was er tun sollte. Die meisten der Ratsteilnehmer standen auf und verließen die Halle, doch auch einige blieben. Der Rat schien beendet zu sein, allerdings gab es weitere Themen, die in kleinerer Runde besprochen werden sollten und Pippin fragte sich, ob er wohl dazu gehören durfte. Unsicher erhob sich Merry neben ihm zum Gehen. Dann kam Elrond zu ihnen herüber und erlaubte, dass sie als Vertreter des Auenlandes auch am militärischen Rat teilnehmen durften.
Es war eine überschaubare Anzahl an Teilnehmern für diesen Rat. Thorin III. blieb mit zwei weiteren Zwergen, die rechts und links von ihm saßen. Eowyn und Faramir blieben wie auch Erkenbrand und vier weitere Hauptmänner Rohans. Den Vorsitz der elbischen Vertreter übernahm natürlich Elrond unterstützt durch Glorfindel. Eine kleine Gruppe Elben, darunter Mathan, größtenteils aus Imladris, blieben ebenfalls, wie auch zwei Elbenfürsten aus dem Waldlandreich, die sich hinter Thranduil setzten. Thranduil selbst saß zur Rechten von Saruman und zu Sarumans Linken saßen Helluin und weitere der Dunedain des Nordens.
Mit Pippin und Merry kam der militärische Rat auf knapp zwanzig Teilnehmer.
Bevor der Rat anfangen konnte darüber zu diskutieren, in wie fern sich die freien Völker mit Saruman verbünden würden, wurden sie unerwartet gestört. Eine Königin der Avari betrat gefolgt von ihren Leibwächtern die Ratshalle. Zuerst hatte Pippin gedacht, dass Galadriel zurückgekehrt sei um mit Saruman kurzen Prozess zu machen, denn die beiden Frauen sahen sich auf den ersten Blick etwas ähnlich.
Nachdem sich die Ankommende vorgestellt hatte und darum bat dem Rat teilwohnen zu dürfen, erhob sich Saruman und begann zu sprechen: „Dies ist nicht irgendein Rat von Vertretern die zusammen getroffen sind um einen Kaffeeklatsch abzuhalten. Ihr kommt von wo auch immer weit her und schneit hier mir nichts dir nichts herein. Ihr wollt am Rat teilnehmen ohne auch nur irgendeinen Grund zu nennen und habt auch keine Ahnung was hier besprochen werden soll! Entsendet ihr Grüße aus Barad-dûr oder was sind eure Absichten?“ Zuerst sah Saruman zu der Königin herüber, doch dann wendete er sich fordernd an Elrond: „Wir wissen nichts von ihr. Werft sie hinaus.“
Faelivrin, die sich von Saruman zu recht angegriffen fühlte, wie Pippin fand, wollte grade etwas entgegnen, als Elrond seine Stimme erhob: „Ich weis genug um sie hier zu lassen.“ Elrond sah kurz zu Mathan herüber; „und ich freue mich mit Artanis tûh Merenwen nach diesem Rat in Ruhe zu sprechen. Nun allerdings sollten wir uns um die Themen kümmern, die wirklich wichtig sind.“
Saruman setzte sich wieder und auch Faelivrin nahm sich einen freien Stuhl.
Ein Bündnis mit Saruman. Ein Bündnis mit Saruman?! Mit Saruman, der Rohan eroberte, der Lothlorien eroberte, der Khazad-dûm für sich gewann, der das Auenland unterdrückt!
Lachte Pippin traurig in sich hinein und schluckte dann, als er sich umsah. Pippin sah Menschen, Elben, Zwerge und Merry neben sich und im Kopf ordnete er die eroberten Reiche den Teilnehmenden zu. Rohan den Menschen, Lothlorien den Elben, Khazad-dûm den Zwergen und das Auenland Merry und ihm.
Was für eine verrückte Welt, dass nun ausgerechnet Saruman in diesen Rat tritt und ein Bündnis schließen will. Ich kann Galadriel sehr gut verstehen. Was würde solch ein Bündnis rechtfertigen?
„Den Feind kennt ihr alle“, hörte Pippin nun Elrond sagen, der schon längst wieder angefangen hatte zu reden, „Sauron! Lägen die Dinge anders, könnte wohl niemand ein Bündnis mit dir wollen, Saruman. Doch verstehe ich, dass auch wir kaum Alternativen haben. Entweder wir schließen uns zusammen und koordinieren unser Vorgehen, oder wir werden nacheinander vernichtet.“
„Und wenn wir uns verbünden, was tun wir dann? Sollen wir eine Verteidigungslinie am Anduin bilden?“, knurrte Thorin. „Nein, wir müssen mehr tun“, antwortete Saruman besserwisserisch und erhob sich mit Hilfe von Gandalf Stab, „jede Verteidigung wird irgendwann gebrochen. Wir müssen das Gegenteil tun. Wir müssen angreifen!“
Genauestens beobachtete Pippin den Istari. Immer wieder bemerkte er ein leichtes Zucken von Sarumans Augen ins Richtung Elrond. Pippin schien es fast so, als führten Elrond und Saruman einen kleinen Machtkampf des Geistes, ohne das es jemand bemerkte, aber vielleicht sprachen sie auch einfach in Gedanken miteinander.
Mit einmal merkte Pippin, wie Merry neben in zusammenzuckte und auch einige andere Teilnehmer zogen erschrocken ihre ausgestreckten Füße unter die Stühle. In dem steinernen Fußboden der Ratshalle zeichneten sich wie von Geisterhand feine und gröbere Linien. Kleine Hügel und Täler entstanden.
„Eine schöne Karte“, sagte Elrond zusprechend und kippte daraufhin sein Glas aus. Das Wasser floss in einer kleinen Rinne, die Saruman wie auch den Rest der Karte erschaffen hatte, abwärts in Pippins Richtung. Links, parallel zu dem kleinen Fluss, sah Pippin Unebenheiten und ein Schriftzug Nebelgebirge. Rechts konnte er Düsterwald lesen und dahinter den Erebor erahnen. Das Wasser floss in kleinen Kurven weiter und fiel bei dem Wort Raurosfälle einen kleinen Absatz hinunter. Danach machte der Fluss einen großen Schlenker um dem Weißen Gebirge nicht zu nahe zu kommen.
„Mittelerde“, kam es aus Faramirs Mund heraus, während das Wasser grade die Städte Gondors am Anduin durchfloss.
„Ja, Saruman hat uns die Karte von Mittelerde gezeichnet“, erklärte Elrond und bewegte sich danach elegant über den steinernen Boden zu einem Punkt, den er als Aldburg auswies. Danach erklärte Elrond weitere wichtige Orte, die Pippin vor sich liegen sah. Ein bisschen mehr verstand Pippin jetzt, warum Frodo in Elronds Haus in Bruchtal so viel Zeit damit verbracht hatte, die Karten und Schriften zu studieren. Ihm selbst waren viele Orte zwar vom Namen her bekannt, doch wo sie genau lagen, wusste er bis jetzt nicht.
„Es gibt einige Ziele“, sprach nun wieder Saruman, „die angegriffen werden könnten und dessen Verlust Sauron einen schweren Schlag verpassen würden.“ „Es gibt nur eine Richtung“, erklärte Faramir“, die Berichte aus Minas Tirith sind rar geworden. Der Widerstand womöglich geschlagen wurden. Ich setze dies als Bedingung für ein Bündnis mit Saruman: Wenn wir wirklich in eine Richtung marschieren, dann nach Gondor um Minas Tirith zurück zu erobern.“
„Gondor“, wiederholte Saruman abschätzend, „und was gebt ihr mir, wenn ich dabei helfe die weiße Stadt zurück zu erobern?“
Bevor sich Faramir dazu äußern konnte, ergriff nun erstmals in dem kleinen Rat Glorfindel das Wort: „Bevor wir uns für ein Angriffsziel entscheiden, sollten wir erst einmal klären, welche Stärke wir aufbringen können. Können wir wirklich einen Angriff riskieren, oder sollten wir zunächst im Schutz des Bündnisses unsere Verteidigung stärken und hintenheraus unsere Stärke mehren? Wie viele Soldaten zählt eure Armee Saruman, oder besser; wie viele Kreaturen der Dunkelheit besitzt ihr? Und wie viele Krieger können die Menschen aus Rohan aufbringen, wie viele die Zwerge, wenn sie sich dem Kampf anschließen?“
„Ich kann euch keine Zahl nennen, doch kann ich sagen, dass mein Heer stündlich wächst. In den tiefen von Khazad-dûm erstehen neue Krieger und mit den Ressourcen aus Lothlorien werden Waffen gebaut und geschmiedet, die im Kampf gegen unseren gemeinsamen Feind sicher nützlich sind“, erklärte Saruman und zog bei den Erwähnungen von Khazad-dûm und Lothlorien einigen Zorn auf sich.
Thorin erklärte bereits, dass die Zwerge nicht nach Gondor ziehen werden, wenn ihnen weder Erebor noch Khazad-dûm gehört und Eowyn ließ verkünden, dass Rohan kaum Männer hat und die Wenigen beim Wiederaufbau und der Nahrungsversorgung benötigt würden.
Zum Glück berief Elrond kurz darauf eine Pause ein, bevor weitere Ärgernisse entstehen konnten. Die Teilnehmer des militärischen Rates erhoben sich von ihren Stühlen, doch kaum jemand verließ die Ratshalle. Vielmehr taten sich kleine Gruppen zusammen, die in den unterschiedlichen Ecken der Halle miteinander sprachen.
Pippin sah Erkenbrand und Faramir in einem hitzigen Gespräch. Elrond redete auf elbisch mit Thranduil. Mathan und seine Tochter hatten sich in eine Ecke gesetzt und Thorin besprach sich mit seinen beiden zwergischen Begleitern.
Fine:
Cyneric vom Platz vor der Ratshalle
Schild und Speer hatte er bei Wigmund vor der Halle gelassen, das Schwert hing an seiner linken Seite. Er war nicht aufgeregt – die langen Jahre des Wachdienstes hatten ihn an die Gesellschaft der Mächtigen gewöhnt – und doch wirbelten ihm viele verschiedene Gedanken durch den Kopf, als er ins Innere der Ratshalle schritt. Noch immer spürte er ein leichtes Nachhallen des Gefechts auf den Feldern, und er fragte sich, wie sein Bericht darüber wohl aufgenommen werden würde.
In kleinen Gruppen verteilt standen die Teilnehmer des Rates in der Halle verstreut, viele ins Gespräch vertieft, einige nachdenklich schweigend. Cyneric sah den Zwergenkönig zu seiner Linken stehen, und zwei weitere Zwerge waren bei ihm, sich angeregt unterhaltend. Auch viele Elben sah er, mit Namen kannte er jedoch nur den Herrn Elrond, der schon einige Zeit länger in der Stadt war.
Einen Moment blieb sein Blick an den beiden Halblingen hängen, die leise tuschelnd nebeneinander saßen. Er kannte sie zwar aus Éowyns und Faramirs Gesellschaft, hatte jedoch bisher kein Wort mit ihnen gewechselt. Im Wachdienst war er für gewöhnlich nicht gesprächig, sondern wachsam.
Ich frage mich, was die Holbytlan wohl von dieser Versammlung halten. Vielleicht würde er einen der beiden eines Tages danach fragen.
Suchend ließ er den Blick weiter durch den großen Raum schweifen. Schließlich entdeckte er, wen er gesucht hatte: Erkenbrand, der gerade ein Gespräch mit dem Heermeister Faramir beendet hatte, und sich nun nachdenklich durch den Bart strich. Cyneric ging auf ihn zu und blieb in kurzer Entfernung stehen.
„Marschall,“ sagte er, und hob die Faust der rechten Hand in einer respektvollen Grußgeste, wie sie bei einem Kommandeur angebracht war, vor die Brust. Dabei neigte er das Haupt leicht, und nahm dann den Helm ab. „Nachricht von den Ebenen. Ein Plünderungszug der Orks wurde gesichtet, gestellt und vernichtet.“
Erkenbrand sah ihn verwundert an. „Haben die Kundschafter sie rechtzeitig entdeckt?“ Schnell und leise fasste Cyneric die Geschehnisse für den Marschall zusammen. Sie unterhielten sich auf Rohirrisch. Man kann nie wissen, wer alles zuhört.
Als er den Bericht beendet hatte, blickte ihn Erkenbrand besorgt an. „Sie lassen uns wohl keine Ruhe,“ sagte er und seufzte leise. „Ich werde veranlassen, dass zusätzliche Reiter über die Ebenen geschickt und mehr Kundschafter das Land überwachen sollen – vor allem an den östlichen Grenzen. Doch deine Nachricht sollte auch Éowyn und Faramir überbracht werden, Gardist. Komm.“ Er wandte sich zu den Genannten um, die nicht weit entfernt waren, und Cyneric folgte ihm.
Heermeister Faramir stand neben dem Stuhl, auf dem die Herrin Éowyn saß, die Hände in den Schoß gelegt. Als er sie so sah, musste Cyneric daran denken, was im Frühjahr dieses Jahres geschehen war. Es lastet noch immer auf ihr, dachte er. Er trat vor die Herrin Rohans und sank auf ein Knie herab. Erkenbrand blieb neben ihm stehen, und ermutigte ihn, Éowyn und Faramir seinen Bericht zu erstatten, dann winkte er einen nahebei stehenden untergebenen Kommandanten heran und begann diesem leise seine Anordnungen mitzuteilen.
„Erhebe dich, Cyneric,“ sagte Éowyn sanft. Er hatte schon vor einiger Zeit aufgehört sich zu wundern, dass sie beinahe jeden von ihrem Volk mit Namen ansprechen konnte. Eine gute Herrscherin kennt ihr Volk ganz genau. Er wechselte zur Gemeinsamen Sprache, damit Faramir ihn besser verstehen konnte, und gab erneut wieder, was sich vor weniger als zwei Stunden ereignet hatte. Als er geendet hatte, blickte ihn Éowyn mit einem sorgenvollen Ausdruck im Gesicht an.
„Ich danke dir für deinen Bericht, und für deinen mutigen Ritt gegen die Orks, während wir hier Rat hielten,“ sagte sie, und drehte dann den Kopf, um ihren Mann, Faramir, anzublicken. Dieser hatte nachdenklich die Hand ans Kinn gelegt. „Die Orks sind wahrlich kühn geworden, wenn sie nun schon so offen nach Rohan eindringen,“ sagte er. „Wurden zusätzliche Ausritte über die Ebenen und an den Grenzen entlang angeordnet?“
„Ja, Heermeister,“ antwortete Erkenbrand. „Ich sandte soeben eine Éored an den Mering-Strom und eine weitere zum Ostwall, um die Lage dort zu überprüfen.“ Cyneric sah aus den Augenwinkeln, wie der rohirrische Kommandant, mit dem Erkenbrand gesprochen hatte, die Halle verließ, um dessen Befehle auszuführen.
„Gut,“ sagte Faramir und nickte zufrieden. „Wie steht es mit der Ausbildung weiterer Streitkräfte? Wieviele Bauern können wir im Notfall bewaffnen?“
„Nur wenige können auf den Feldern entbehrt werden, Heermeister“, erwiderte Erkenbrand. „Die Erntezeit wird in einigen Wochen beginnen, und wir benötigen dringend Vorräte für den Winter – umso mehr, nun da so viel Elbenvolk in der Stadt ist.“
Faramir blickte unbehaglich drein, und Cyneric verstand, weshalb. Sie waren in einer schwierigen Lage. Die Felder mussten bestellt und die Äcker gepflügt werden, um das Volk zu ernähren, aber sie brauchten mehr Reiter, um die Bauern ausreichend schützen zu können – besonders jetzt, da die Orks offensichtlich Rohan wieder ins Visier genommen hatten.
„Der Feind regt sich also,“ sagte eine Stimme hinter ihm.
Cyneric drehte sich überrascht um. Da stand er, flankiert von zwei düster drein blickenden hochgewachsenen Männern, auf einen Stab gestützt, und sah sie mit einem stechenden Blick im Gesicht an. Anscheinend hatte er mit angehört, worüber sie gesprochen hatten.
Saruman.
Wie von selbst legte sich seine Hand auf den Griff seines Schwertes, doch Cyneric zog sie schnell wieder zurück. Der Zauberer schenkte ihm keine Beachtung, sondern trat einen Schritt auf Éowyn und Faramir zu.
„Wie lange meint Ihr, euer Land noch ohne meine Hilfe schützen zu können, Herrin von Rohan? Es mangelt Euch an Reitern, um den Feind vollständig fernzuhalten, und Eure Felder liegen brach. Diese eine Horde Orks mögt Ihr vernichtet haben, doch es werden mehr kommen. Seht Ihr denn nicht, dass Ihr meine Hilfe benötigt?“
Widerstreitende Gedanken rauschten Cyneric durch den Kopf. Saruman der Verräter bot seine Hilfe an? Saruman, der Rohan so viel Leid zugefügt und für den Tod so vieler guter Menschen verantwortlich war? Saruman, der nun auch das Elbenreich Dwimordene in Flammen aufgehen gelassen hatte?
Und doch schienen seine Worte einen Sinn zu ergeben, und Cyneric wünschte beinahe – nein, er wollte, dass Éowyn dem Zauberer zustimmen und seine Hilfe annehmen würde. Konnte sie denn nicht erkennen, dass er sich offensichtlich geändert und erneut zu einem Freund Rohans geworden war? Sie musste!
Da sprach Faramir, und der Bann von Sarumans Stimme verflog, fiel von Cyneric ab wie Laub von den Bäumen im Herbst. Er kam sich auf einmal sehr leichtgläubig und beeinflussbar vor. „Dies zu entscheiden liegt nicht in der Hand eines Einzelnen, Saruman. Seht Euch vor. Noch seid Ihr nur ein geduldeter Gast, und kein angesehener Verbündeter der freien Völker.“
Doch Saruman nickte nur. „Dann soll der Rat entscheiden, wie auf die Ereignisse reagiert werden soll,“ sagte er spöttisch, und wandte sich an alle Anwesenden in der Hall, die Stimme erhebend. „So hört, was den Herren von Rohan soeben berichtet wurde!“
„Sauron schläft nicht,“ sagte Saruman laut, als sich die Teilnehmer des Kriegsrates ihm zugewandt hatten. „Während ihr hier sitzt und beratschlagt, ist er nicht untätig geblieben. Seine Orks sind erneut nach Rohan gekommen. Dieses Mal haben die Reiter Rohans sie vertreiben können, doch jedem hier muss klar sein, dass weitere folgen werden.“
„Der Feind wird nicht schwächer, sondern stärker werden, je länger ihr wartet! Eure Lande sind bereits zu schwach geschützt, um sie ausreichend zu verteidigen. Ihr müsst erkennen, dass ihr meiner Unterstützung bedürft. Es ist Zeit, zu handeln! Zu lange schon habt ihr versucht, euch verborgen zu halten, in der Hoffnung, dass Sauron euch in Ruhe lässt. Ich aber sage, gemeinsam können wir ihm einen Schlag versetzen, der ihn für lange Zeit von euren Landen fernhalten wird. Er zu bestürzt und abgelenkt sein, wenn wir erst eine seiner Festungen erstürmen. Eile ist geboten!“
Der hastig geführte Schlag geht oft fehl, dachte Cyneric, dem ein alter Spruch eingefallen war, der zu Sarumans Vorschlag passte. Er hatte nun seinen Bericht erstattet, und erkundigte sich leise bei Erkenbrand auf rohirrisch, ob er auf seinen Posten zurückkehren solle. In die Beratungen der Mächtigen hatte er sich noch nie eingemischt, und wollte es auch nicht. Auf Erkenbrands Geheiß hin verließ er die Ratshalle und schloss leise die Türen hinter sich, während im Inneren der Kriegsrat nach der Pause wieder aufgenommen wurde...
Cyneric zum Platz vor der Ratshalle
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