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Autor Thema: Die Straßen von Minas Tirith  (Gelesen 41620 mal)

Thorondor the Eagle

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Die Straßen von Minas Tirith
« am: 27. Aug 2010, 16:20 »
Elea aus ihrer Unterkunft im vierten Ring


Eilig hastete Elea die engen Treppen hinab. Links und rechts türmten sich hoch die weißen Häuser der Stadt auf. Vor sich und immer mit ihren Augen fixiert, sah sie die Rauchfahne. Mit ihren Händen hob sie das Kleid nach oben um nicht darüber zu stolpern.
Manche Männer überholten sie beim Laufen und manche Verzweifelten liefen einfach nur davon. Die Menschen halfen sich gegenseitig. Kübel für Kübel voll Wasser wurden in die Flammen geworfen. Am Rande des Geschehens standen Zwei, ein Mann und eine Frau. Ihre Haut war voller Ruß und ihre Kleider zerfetzt. Beide weinten und warfen Hilfe suchende und verzweifelte Blicke auf das Haus.
Elea näherte sich ihnen langsam und hörte dem Wimmern der Frau zu: „Unser Kind. Unser Sohn… Alles nur wegen dir!“ Sie schluchzte laut und kniff dabei fest in seine Oberarme. „Warum musste er nur im Haus sein.“
„Ich weiß. Ich bin Schuld an allem“, warf er sich vor. „Was hab ich nur getan.“
Die Frau ließ sich auf den Boden fallen. Vergrub ihr Gesicht in ihren Händen und weinte aus vollem Herzen. Der Mann ging herum, Elea beobachtete ihn wie er umher schrie, doch die Stimme verschwand im tosenden Lärm der Helfer, Soldaten und dem lauten Knistern von brennendem Holz.

Elea setzte sich neben die Frau. Sie legte sanft ihre Hand um ihre Schulter und spendete Trost. Sie kannten einander nicht, aber das war egal. Etwas verband die beiden, das spürte Elea. „Schhhhht“, beruhigte sie die Mutter. Lange verblieben sie so. Aufmerksam verfolgte die Dunedain das Getümmel vor sich. Sie sah wie sich der weiße Stein schwarz färbte und wie sich die Türe, die Fenster und die Möbel langsam in Asche verwandelten. Die Männer schwitzten im Angesicht des umherschlagenden Feuers, aber sie bekamen es in den Griff und schließlich löschten sie auch die letzte Glut.
Dampf vermischte sich nun mit dem stinkenden, grauen Rauch. Die Menschenmenge löste sich auf und unruhig kam der Mann zurück. „Es ist vorbei; er ist…“, sagte er, begann laut zu weinen und warf sich neben seine Frau.

„Was machst du hier herunten?“, fragte eine Stimme Elea.
Sie sah den Bund eines schwarzen Mantels vor sich, den sie in den letzten Tagen sehr häufig gesehen hatte.
„Ich wollte helfen“, antwortete sie Herumor.
„Sie haben es überstanden, das Feuer ist gelöscht“, sagte er.
Erelieva erhob sich vom Boden und wischte sich den Staub von der Kleidung: „Nein, sie haben gar nichts mehr.“
Sie sah in fordernd an. Er griff nach etwas an seinem Gürtel und lies ein paar Münzen auf den Boden fallen.
Neugierig sah der Mann am Boden auf. Er wirkte erschüttert: „Euer Geld wollen wir nicht!“
„Dann lasst es eben liegen“, entgegnete Herumor gefühlskalt „Gehen wir, Elea. Lassen wir diese Starrköpfe alleine.“
Sie folgte den Anweisungen und ging die ersten Treppen hinauf. Ein letztes Mal drehte sie sich um. Weinend saßen die beiden dort. Ihre Arme waren ineinander verschlungen. Der kalte Dunst verschlang sie.


Elea und Herumor zum Haus im vierten Ring
« Letzte Änderung: 19. Feb 2016, 14:13 von Fine »
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Re: Die Straßen von Minas Tirith
« Antwort #1 am: 18. Sep 2010, 19:33 »
Brianna aus Aldburg


Brianna drückte den Korb fester an sich, um sich durch die Massen von Menschen zu drücken.

So, was brauchte ich nochmal? Ach ja genau ich wollte frisches Obst und Gemüse kaufen und natürlich nach ein paar Kräutern Ausschau halten

Sie hatte ihr braunes Haar zu einem lockeren Pferdeschwanz gebunden und trug ein schlichtes zitronengelbes Kleid, welches vor allem wenn die Sonne darauf fiel, fast blendend strahlte.
„ Guten Tag Brianna!“ Sie fuhr herum und entdeckte das Gesicht eines kleinen Jungen. Er war der Sohn einer Frau, mit der sie in den Heilhäusern arbeitete.
„ Sei gegrüßt Fero“, lächelte Brianna, um mit den Jungen auf Augenhöhe zu sein, „ was machst du denn hier allein?“
„ Ich soll für Mama ein paar Sachen einkaufen. Sie will heute groß für uns Kochen!“. Der Junge strahlte und zeigte dabei ein paar Zahnlücken.
„ Na dann solltest du dich lieber beeilen, sonst wird sie noch sauer. Richte ihr liebe Grüße aus!“, sagte Brianna und wuschelte Fero einmal durchs rötliche Haar, bevor er schon wieder in der Menschenmenge verschwunden war. Brianna lächelte herzlich. Sie hatte sich gut in Minas Tirith eingelebt und hatte die weiße Stadt schon bald in ihr Herz geschlossen.
Ihre Augen fuhren über die Stände des kleinen Marktes im dritten Ring, und sie musste feststellen, dass mit jeden Tag das Angebot dürftiger würde. Die Händler erklärten dies mit der Besetzung durch Mordor, der ihnen den Handel erschwerte.
Mit einem Korb voll frischer Tomaten, Auberginen und Petersilie machte sie sich auf den Weg.

Sie nahm den üblichen Weg durch die kleine Gasse, wo es eine kleine Kaffeestube gab und wo es immer so herrlich duftete, dass es ihr das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ. Ihre kleine Wohnung war in der äußersten Hälfte des dritten Ringes, in der Spielmanngasse. Sie hatte lachen müssen, als der gondorianische Beamte gesagt hätte, dass man dort für sie eine Wohnung gefunden hatte. Seit sie in Gondor angekommen war, trug sie das Emblem der Spielleute täglich und dachte auch wieder öfter an ihre Eltern.

Brianna kramte gedankenverloren in ihrem Korb nach dem Schlüssel, als sie den Kopf hob erschrack sie so heftig, dass sie das Gemüse fallen ließ und die Auberginen, wie Murmeln über den weißen Steinboden kullerten.
« Letzte Änderung: 19. Feb 2016, 14:58 von Fine »


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Thorondor the Eagle

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Re:Die Straßen von Minas Tirith
« Antwort #2 am: 19. Sep 2010, 11:49 »
Elea vom Haus im vierten Ring


Es war noch immer kühl in der Stadt und es gab kaum Grünflächen darin. Elea konnte nicht sagen, ob es schon Sommer war oder noch Frühling, denn die Sonne sah man nur sehr selten durch die dichte Wolkendecke hindurch.
Eifrig suchte sie den Weg nach unten in die tieferen Ringe der Stadt. Am Markt erkundigte sie sich nach den Händlern, die bald wieder aufbrechen würden in Richtung Norden und sie fand tatsächlich einen.
„Werter Herr“, rief sie. Ein Mann mit struppigem, grauem Haar und einer dicken Knollnase drehte sich um. Seine Augenbrauen waren buschig und sein Blick wirkte streng und alt.
„Gnädige Frau?“, begrüßte er sie förmlich.
„Ihr seid fahrender Händler habe ich gehört und eure Reise führ euch in den hohen Norden.“
„Wer will den das wissen?“
„Ich möchte es wissen. Wo geht es denn hin?“
„Warum sollte ich euch das sagen?“
„Weil ich euch ein Geschäft anbieten möchte.“
„Dann lasst einmal hören.“
„Ich habe hier einen Brief, dessen Siegel ganz ist und das auch noch ganz sein soll wenn es in Eriador ankommt.“
„So, so… Eriador. Ich denke, das ließe sich einrichten für einen guten Lohn. Ihr habt Glück, denn ich fahre über die große Nord-Süd-Straße nach Tharbad und schließlich auch nach Bree. Heutzutage muss man aufpassen wo man sich aufhält, es gibt nur noch wenige Handelsstädte die nicht von Spionen und Folterknechten überfüllt sind. Um Aldburg zum Beispiel wurde mir geraten einen großen Bogen zu machen. Aber Bree, da komm ich hin.“
„Hier, ich gebe euch die paar Goldmünzen, mehr habe ich leider nicht.“
„In Ordnung. Euer Brief hat ohnehin nicht viel Gewicht“, antwortete er und nahm das Geld und das Papier entgegen.
„Wenn ihr wieder zurück kommt, verlangt nach Elea. Die Soldaten wissen wer ich bin und sie werden es mir ausrichten. Vielleicht habt ihr das ein oder andere wofür ich mich interessiere“, sagte sie lächelnd und verabschiedete sich mit den besten Wünschen für die Reise.

Elea war froh dies alles alleine und ohne Hilfe Herumors geregelt zu haben. Sie wollte ohnehin nicht, dass er von Helluin weiß und von ihrem Leben am Abendrotsee. Der Tag war noch jung und die Frau beschloss die Heilhäuser zu besuchen. Sie hatte noch gar nicht gesehen wo Brianna arbeitete und was dort vor sich ging. Vielleicht hatte sogar Haldar eine Zeit lang dort gelegen um sich von den schweren Wunden zu erholen. Sie marschierte zahlreiche Stufen hinauf in den vorletzten der Ringe. Vor sich sah sie die weiße Fassade des Hauses und nebenbei, wie eine kleine Insel inmitten der ruhigen See, einen kleinen Kräutergarten. Die Blumen blühten schon zahlreich und die Bienen und Schmetterlinge flogen emsig von Blüte zu Blüte. Sie holte tief Luft um den herrlichen Geruch einzufangen und in ihrem Gedächtnis zu speichern. So wurde ihr bewusst wie sehr sie den Abendrotsee und die wunderschöne Natur im hohen Norden vermisste.


Bald schon ging sie durch die Türe und stand in der großen Halle der Heilhäuser. Einfache Betten standen darin und hin und wieder lag ein Verletzter oder Kranker darin. An den Wänden waren hohe Kästen mit verglasten Türen hinter denen hunderte von Büchern standen und kleine Glasphiolen gefüllt mit den merkwürdigsten Tränken. Sie sah die alte Ioreth wie sie sich nach einem dieser Fläschchen streckte, doch sie erreichte es nicht. „Wartet“, rief Elea und lief zu ihr „Ich helfe euch.“
„Das ist sehr nett von euch, Elea.“
„Bitteschön“, sagte sie und reichte ihr das Gefäß mit einer zähen gelben Flüssigkeit darin.
„Das ist nur Honig“, sagte Ioreth „Er reinigt die Wunden und beugt gegen Narbenbildung vor. Man muss nur ein klein wenig davon auf die offene Wunde geben. Wie ich sehe habt ihr euch schon gut eingelebt bei uns und schon zahlreiche Bekannte hier in der weißen Stadt.“
Elea nickte.
„Und wie ich auch sehe hat das schlechte Benehmen eures Gefährten noch nicht auf euch abgefärbt.“
„Wie bitte?“, fragte Elea verwirrt.
„Ja. Ich habe euch gesehen, mit Herumor, letztens auf dem Marktplatz. Die ganze Stadt spricht schon darüber, über die geheimnisvolle Dunedain aus dem Norden. Alle möglichen Gerüchte, ja manche sogar sagen ihr seid eine Prinzessin.“
„Ich bin keine Prinzessin“, sagte die Frau in einem törichten Tonfall.
„Nun denn, muss Herumor tatsächlich etwas an euch finden. Hübsch seid ihr ja. Selten habe ich eine solch anmutige Frau wie euch gesehen. Aber ich komme ja aus dem Süden, aus Lossarnach. Dort sind alle klein und dunkelhäutig. Menschen wie euch gibt es dort nicht.“
„Ich bin nicht die Gefährtin von Herumor. Nein keines Wegs. Ich bin… war glücklich verheiratet.“
„Oh nein, wie tragisch. Was ist denn passiert mein Liebes?“, fragte die Alte neugierig.
„Das was mit allen passiert in diesen schrecklichen Zeiten. Er ist im Krieg gefallen, mit dem König an seiner Seite.“
„Euer Mann gehörte zur grauen Schar?“
Elea nickte.
„Ein paar von denen hatte ich hier. Die Elbenzwillinge haben mir geholfen die Verwundeten auf die Betten zu legen. Ich bin einfach zu alt für solch schwere Lasten. Was hätte ich nur ohne sie getan? Und jetzt wo ich so nachdenke, kommt mir auch dein Name sehr bekannt vor. Ich habe die beiden reden gehört. Den König und diesen Waldläufer und sie haben ganz deutlich euren Namen genannt. Ich glaube der König wollte ihn nachhause schicken zu Elea und du…“, plötzlich stockte sie und sagte nur noch „Ich verstehe. Du warst sein Frau.“
„Habt ihr Haldar gekannt?“
„Nur vom sehen. Er war nicht verletzt und so hatte ich nicht die Gelegenheit ihn kennen zu lernen. Aber er sah sehr nett aus, soweit man das von einem griesgrämigen Waldläufer sagen kann. Ich muss mich jetzt um meine Verletzten kümmern. Ihr könnt mir gerne helfen oder auch nicht. Auf jeden Fall könnt ihr gerne ein bisschen hier bleiben.“
„Ich warte eigentlich auf Brianna, sie ist eine Freundin von mir.“
„Sie war heute noch nicht da. Ist gestern am frühen Nachmittag auf den Markt gegangen und nicht mehr wieder gekommen. Aber sie müsste heute noch hier erscheinen.“
„Dann warte ich.“
« Letzte Änderung: 19. Feb 2016, 11:29 von Fine »
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Re: Re:Die Straßen von Minas Tirith
« Antwort #3 am: 21. Sep 2010, 20:58 »
Ok reiß dich zusammen Brianna. Du gehst jetzt einfach in die Heilhäuser und wenn du zurückkommst ist er schon wieder weg.

Möglichst leise trat sie in den Flur. Behutsam schloss sie die einfache Holztür hinter sich, um Araloth nicht zu wecken. Durch einen kleinen Spalt blickte sie kurz in ihr Schlafzimmer und sah den nackten Körper Araloths auf ihrem Bett liegen. Sein schulterlanges schwarzes Haar hing ihn übers Gesicht, während er auf dem Bauch schlief und leise schnarchte.
Auf Zehenspitzen ging sie den Flur entlang und blieb bei einer Kommode neben der Haustüre stehen. Sie war einen flüchtigen Blick in den Spiegel und zog sich eine einzelne haselnussbraune Strähne hinter die Ohren und betrachtete ihren Hals. Der kleine Bluterguss prangte an ihrem Hals, wie um alle Welt da draußen über die gestrige Nacht in Kenntnis zu setzen.

Mit einen leichten Seufzer nahm Brianna den dünnen, seidenen Schal aus smaragdgrüner Seide und legte ihn sich um den Hals, um den Fleck zu bedecken. Danach schlüpfte sie in ihre weichen Stiefel und vergewisserte sich noch einmal, dass Araloth schlief.
Sie hatte die Tür fast ganz hinter sich geschlossen, als sie noch einmal zurückging und Araloth eine Nachricht hinterließ, dass sie in die Heilhäuser gegangen war. Sie wusste selbst nicht, warum sie das gemacht hatte, aber irgendwie hatte sie das Gefühl es Araloth schuldig zu sein.

Als Brianna in die Spielmannsgasse trat, war sie geblendet und musste einen Moment inne halten, denn ein paar Sonnenstrahlen waren durch den sonst, mit schwarzen Wolken bedeckten, Himmel gebrochen und die weiße Stadt erstrahlte, wie ein Palast aus glitzernden Schnee. Zielsicher war ihr Schritt durch Minas Tirith, auch wenn ihre Gedanken sofort wieder abschweiften; hin zu Araloth, Elea und manchmal auch an Rhia.
Sie plagten manchmal Alpträume in denen sie die letzten Stunden Rhias leben nochmal durchleben musste.
Der Angriff der Ostlinge auf ihren Hof schien dann wieder so real, dass es Brianna schien als würde sie den Geruch des verbrannten Fleisches wieder in der Nase spüren. Als würde sie die wimmernden und von Schmerz verzerrten Schreie der Ostlinge vernehmen, die schlussendlich vor ihrer Haustüre verendet waren.
Brianna musste dann mit ansehen, wie Rhias Atem schwächer wurde und sie schlussendlich in das Totenreich entglitt, wo sie für sie unerreichbar war.
Nach diesen Abenden wachte Brianna schweißgebadet auf und konnte nicht mehr einschlafen. Sie setzte sich meistens in ihr kleines Arbeitszimmer und studierte die uralten Bücher über Heilkunst, die sie aus der Bibliothek der Heilhäuser ausgeliehen hatte.
Jedoch wurden die Träume seltener und die Erinnerungen fingen immer mehr an zu verschwimmen und nur noch blass konnte sie sich an das Gesicht ihrer geliebten Freundin erinnern.

„ Passen Sie halt auf!“, brüllte sie die Stimme eines schmächtigen Mannes an, den sie offenbar gerade angerempelt hatte. Irritiert blickte Brianna den Mann an und ging weiter, ohne sich zu entschuldigen.
Auf den Straßen hinauf zu den Heilhäusern nahmen die Menschenmassen immer weiter ab, bis sie ab einen gewissen Punkt nur noch die Frauen traf, die ebenfalls in den Heilhäusern arbeiteten. Allgemein traf man in der weißen Stadt hauptsächlich auf Frauen, denn die meisten Männer waren mit ihrem König am Schwarzen Tore gefallen, hatte ihr Ioreth erzählt, als sie mit ihr zusammen die Kranken pflegte.

„ Nun leben in der Stadt nur noch wenige Männer – Kranke, Invalide oder – das schlimmste- Günstlinge Herumors und des Packs aus Mordor. Pass auf Brianna, Minas Tirith ist ein Nest voller Frauen und diese Männer sehen das als eine Art Freibrief. Gerade das Gesindel des Feindes ist gefährlich! Trage am besten immer ein Messer bei dir, vor allem in den Stunden der Dämmerung.“
Gerade, als sie sich Ioreths Worte ins Gedächtnis rief, traf es sie wie ein Blitz.
Verdammt ich habe mein Messer auf dem Küchentisch liegen lassen…nun ja mir wird heute schon nichts passieren. Bis jetzt habe ich es eh nicht brauchen können.

Sie bog in eine kleine Gasse ein, wo der kleine Junge lebte, den sie gestern auf dem Markt getroffen hatte. Als sie seine Haustür passierte sah sie, dass sie verschlossen war. Als war seine Mutter ebenfalls bereits in den Heilhäusern.
Nach wenigen Minuten betrat sie die Heilhäuser und legte ihren Mantel ab, um sich eine der Schürzen umzubinden und sich die Haare zu flechten. Sie sah durch ein Fenster in den Kräutergarten, wo sie Ioreth erblickte, die dabei war ein paar der Kräuter zu flücken.
Gedankenverloren betrat sie den Raum, wo die Kranken aufgebahrt waren und wollte sich ans Tagewerk machen, als sie ihre Freundin erblickte.
Strahlend schlich sie sich von hinten an Elea und hielt ihr die Augen zu.
„Na wer bin ich“, sagte sie mit einen neckischen Ton.


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Thorondor the Eagle

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Re: Re:Die Straßen von Minas Tirith
« Antwort #4 am: 25. Sep 2010, 19:01 »
Ein wenig erschrocken von den warmen, vertrauten Händen aus dem Hinterhalt, drehte sich Elea jedoch schnurstracks um und umarmte ihre Freundin. Getrost konnte sie Brianna schon Freundin nenne, denn immerhin war sie in ihrer schwersten Zeit bei ihr. Sie begleiteten einander durch Freud und Leid, durch gefährliche und durch ruhige Zeiten, simpel gesagt durch dick und dünn.
„Hallo!“, sagte Elea herzlich.
„Endlich besuchst du mich einmal, hier in den Heilhäusern“, erwiderte Brianna.
„Ja, es war wirklich schon Zeit. Viel zu lange habe ich mich vor der Welt versteckt.“
„Dazu hattest du auch allen Grund.“
Elea nickte kurz: „Aber nun habe ich all dies überwunden. Ich habe Helluin einen Brief geschrieben.“
„Gut so. Er wird dich sicherlich sehr vermissen.“
„Ja“, stotterte Elea und ihre Augen waren wässrig „Aber nicht mehr lange. Ich werde bald wieder zu ihm heimkehren. Er braucht eine Mutter, eine die er verdient hat.“
„Lass es mich rechtzeitig wissen, bevor du dich aufmachst.“
„Ja“, antwortete Elea und schweifte dann mit ihrem Blick durch den Raum „Sag, Brianna, was hältst du denn von dieser Ioreth?“
„Ioreth? Du kennst sie bereits?“
„Ja. Am Löwenbrunnen sah ich sie zum ersten Mal und dort sprach sie auch mit mir. Hier nun sah ich sie zum zweiten Mal. Sie wirkt verwirrt und schweift oft in Erinnerungen.“
„Wirr ist sie nicht im Kopf, die alte Ioreth. Sie ist viel gewiefter, als so mancher ihr noch zutrauen würde und sie weiß das auch. Sie spielt eine Rolle, denke ich und sie spielt sie sehr gut. Und die Erinnerungen in denen sie umherschweift halten sie jung und lebendig.“
„Jung und lebendig? So wirkt sie auf mich absolut nicht.“
„Ihr Körper mag alt sein, aber nicht ihr Geist. Unterschätze sie bloß nicht, mit so mancher Kunst hat sie mich überrascht. Alte Tinkturen die dieser Tage keiner mehr kennt, kann sie dir in- und auswendig aufzählen. Sie vergisst keine Gesichter und keine Namen“, sagte Brianna leise.
„Sie kennt Aragorn und kannte Haldar. Einst heilte sie die Verletzten, die hier in der Stadt gegen die Truppen Mordors kämpften.“
Brianna nickte: „Sie ist eine Anhängerin des Königs, meistens zumindest. Immer wieder höre ich sie etwas murmeln ‚Die Hände des Königs sind die Hände eines Heilers‘.“
Neugierig sah sie zu der alten Frau hinüber, die ihr nur einen kurzen, flüchtigen Blick zuwarf und sich dann um einen Mann kümmerte dessen Arm straff in Verbände gewickelt war. Sie sagte nichts mehr über Ioreth, nur in ihren Gedanken stellte sie sich immerzu Fragen über Fragen.
„Und meine Liebe, was gibt es bei dir neues? Wie geht es dir und was hat sich getan seit du das letzte Mal bei mir im Haus warst?“, fragte Elea aufrichtig.
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Re: Re:Die Straßen von Minas Tirith
« Antwort #5 am: 27. Sep 2010, 19:33 »
Elea…sie aus als damals, als sie aus den Verließen gekommen war. Die Tagen rotgeweint und ihr Gesicht ausgemergelt und fahl. Nun strahlt sie schon wieder ein bisschen des Glanzes aus, das ihr Gesicht getragen hatte, als sie sie zum ersten Male erblickt hatte.

Brianna zögerte, keineswegs wollte sie Elea gegenüber Araloths Aufenthalt erwähnen. Schließlich fuhr sie dann dennoch mit freundlicher Stimme fort.
„ Ach viel zu wenig, meine Liebe. Wir sehen uns einfach viel zu selten!“. Beherzt stand sie auf und hakte sich bei Elea unter und gemeinsam flanierten sie durch die Straßen der weißen Stadt im Süden. Brianna hatte Ioreth einen kleinen Zettel dagelassen, dass sie bald zurück sei.

Gemeinsam schlenderten die beiden Frauen durch die Gassen. Zwei Frauen die unterschiedlicher nicht sein könnten, die eine aus königlichem Hause, die andere die Tochter einer Familie von Spielleuten.
Sie hielten vor einem kleinen Geschäft an, indem winzige Spieluhren verkauft wurden. Winzige Sonnenstrahlen, hingen wie Banner der Hoffnung, vom schwarzen Wolkenhimmel herab und reflektierten sich in der Scheibe. Die Auslade im Schaufenster war fast vollkommen leer und als die beiden den Laden betraten war niemand da.
Brianna fuhr über die hölzerne Regale und bemerkte, dass sich der Staub dort in rauen Mengen absetzte.
„ Hallo? Ist jemand da?“, rief Elea, aber es schien als würde der schwere Teppich ihre Worte verschlingen, wie ein gieriger Wolf. Als sie erneut schrie kam ein gebückter Greis die Treppe hinunter. Er trug eine schiefe Brille auf der buckligen Nase und blinzelte sie aufrichtig an.
„ Oh Kundschaft…“.Leicht irritiert stieß er fast eine Spieluhr um. Es zeigte eine Frau, wenn sich Brianna anstrengte konnte sie sogar erkennen, dass es eine Elbe war, denn ihre Ohren liefen spitz zu. Die Frau streckte einen Arm weit in die Luft und auf ihrem Zeigefinger saß eine Nachtigall.
„ Es tut mir leid, in letzter Zeit bekomme ich nur selten Besuch, und erst Recht nicht von solch hübschen Damen, wie Ihr es seid“, lächelte der Mann. „ Wie kann ich euch dienen?“.
Elea unterhielt sich angeheitert mit dem Mann, während Brianna sich zu der Spieldose herunter bückte, die der Mann gerade eben beinahe umgestoßen hätte. Sie pustete leicht und winzige Staubflusen wirbelten durch die Luft, während sie versuchte die Gravur zu entziffern.
„ Lu-luthien Tinuviel“, las sie halblaut und der alte Mann drehte sich lauthals um.
„OH JA! Eines meiner besten Werke, junge Dame. Es zeigt die Elbe Luthien, sie war vor sehr sehr langer Zeit, die schönste Elbe Mittelerdes und gab ihr Herz einen Menschen, namens Beren.“
Er verstummte kurz, bevor er mit verschwörerischer Stimme fortfuhr, „ Man erzählt sich sogar, dass die Elbe gegen Sauron kämpfte und ihn bestahl.“
Brianna lächelte. „ Wieviel kostet sie?“, fragte Brianna. „ Aber gnädige Frau, wollt ihr nicht einmal hören, wie sie klingt? Sie-“. Brianna schüttelte den Kopf und entgegnete mit verträumtem Blick, „ Das ist nicht nötig.“
Verdutzt nahm der Mann die Brille ab und tupfte sich mit einem bestickten Tuch die Stirn ab. Er musterte Brianna und Elea einen Augenblick, bevor er hinter der Theke eine kleine Schatulle herausholte.
„Nehmt sie. Es ist ein Geschenk. Ich werde diesen Laden, sowieso verkaufen. Ich bin zu alt und mit der Niederlage am Schwarzen Tor, kommen kaum noch Leute nach Minas Tirith, um Spieluhren zu kaufen.“
Dankbar lächelnd, nahm Brianna die Schatulle entgegen und verließ mit Elea den Laden. Die Ladenklingel ertönte, als sie die Tür öffneten und ein kalter Wind blies ihnen entgegen, sodass Brianna die Augen zukneifen musste.

Sie stellte sich mit den Rücken in den Wind und ihr Kleid flatterte wie verrückt in der Böhe. Ihre Haare wurden nach vorne gerissen und einen Augenblick schien Brianna alles klar. Sie drückte Eleas Hand fest, welche sie daraufhin fragend anblickte.
„Was ist Brianna? Hast du etwas vergessen, oder wollen wir weitergehen?“
Brianna atmete tief ein und sagte mit entschlossenen Herzen, „ Ich werde einen Laden eröffnen!“

Sie schlenderte gemeinsam weiter, aber nicht ohne, dass sich Brianna noch mehrmals umblickte, als ob sie sichergehen wollte, dass der Laden im nächsten Augenblick nicht verschwunden war.


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Re: Die Straßen von Minas Tirith
« Antwort #6 am: 27. Sep 2010, 22:38 »
Schneidig pfiff der Wind zwischen den beiden hindurch und warf ihnen die Haare ins Gesicht. Elea sah auch noch einmal zurück und starrte an die grau schimmernde Fassade des Geschäftes. Die Fenster waren verstaubt und es sah düster dahinter aus.
Sie schaute Brianna an: „Dieser Laden? Wirklich?“
Ihr gegenüber nickte schelmisch grinsend: „Du musst ihn durch meine Augen sehen. Eine weiß Front, glasklare Fenster, frische Blumen in Regalen hinter der Scheibe. Stell dir die getrockneten Kräuterbuschen vor, wie sie zu duzenden von der Decke hängen. Der Geruch von Minze, Lavendel und Flieder kriecht dir in die Nase, wenn du die Türe einen Spalt breit öffnest. Auf dem Verkaufspult stehen ein Mörser aus Stein und eine alte Mühle. Ich kann ihn sehen, riechen und auch schon fühlen.“
Briannas Augen erstrahlten in hellem Glanz als sie von ihrer Vorstellung erzählte. Ein wenig konnte die Dunedain mitempfinden, aber von Geschäften hatte sie nur wenig Ahnung: „Ich werde dir helfen, so gut ich kann.“ Nickte Elea ihrer Freundin zu „Selbst, wenn ich nur die Vorhänge für dich nähe.“
Beide kicherten. „Was wird wohl Ioreth davon halten, wenn sie eine ihrer besten Heilerinnen verliert?“, fragte Elea.
„Ach, sag doch so etwas nicht“, antwortete Brianna bescheiden.
„Warum, ich denke du bist ein wertvoller zugewinn für die Heilhäuser von Minas Tirith.“
„Ioreth lässt sicherlich mit sich reden. Vielleicht kommen wir sogar überein, dass wir den Heilhäusern seltene Kräuter günstiger als gewöhnlich überlassen.“
„Qualität und Erfahrung hat schon seinen Preis“, sagte Elea bestimmt.
„Natürlich!“, stimmte Brianna zu.
Schweigend gingen sie ein Stück den Weg entlang und als ihre Heiterkeit etwas abflaute begann Elea nochmals nachzuhaken: „Hast du überhaupt das Geld für diesen Laden?“
„Ich weiß doch noch nicht einmal was er kostet, Elea. Und ja, ein wenig Geld habe ich aus Thal mitgebracht, von all dem was noch übrig war.“
„Wenn du Hilfe brauchst, sag es nur. Ich habe zwar kein Geld hier in Minas Tirith, aber ich kenne jemanden der mir noch, nennen wir es Gefallen, schuldig ist.“
„Werde ich machen. Oh Elea, du bist eine gute Freundin. Lange haben wir gebraucht um uns zu finden und jetzt verstehen wir uns so gut, obwohl wir uns mehr Unterscheiden wie Sonne und Mond.“
„Ja, doch sogar Sonne und Mond verbindet der Horizont.“
Arm in Arm marschierten die beiden über den Markt. Es war still und man hörte nur das trostlose Pfeifen des Windes, das bei starken Böen laut aufschrie und gleich wieder versiegte.

Der kalte Wind nahm stetig zu und fegte den letzten Schmutz des Winters hinfort. Eine gute Stunde gingen die beiden Frauen noch durch die Straßen und redeten über die Geschehnisse in Minas Tirith. Elea erzählte von Herumor und seiner Art sie zu umwerben. Sie erzählte vom Brand in der untersten Ebene der Stadt und von den armen, nun obdachlosen Menschen die es bewohnten. Und sie berichtete vom Fest zu dem sie eingeladen war und welches sie in Begleitung Herumors bestritt. Schließlich erreichten sie wieder die Heilhäuser.


Elea und Brianna zu den Häusern der Heilung
« Letzte Änderung: 19. Feb 2016, 11:36 von Fine »
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Re: Re:Die Straßen von Minas Tirith
« Antwort #7 am: 16. Okt 2010, 23:12 »
...Brianna von ihrem Haus


Elea schien ziemlich aufgebracht. Ich hoffe ihr geht es gut, vielleicht hat sie die Sache mit Herumor schon von anderer Seite erfahren. Ich muss noch einmal mit Paola sprechen

„ Guten Tag“, begrüßte sie ein zartes Mädchen mit rosigen Wangen, heller Haut und feuerroten Haaren.
Brianna hatte das Klingeln überhört, und schrak zusammen als das Mädchen plötzlich vor ihr stand. Sie trug ein rotes Kleid, was ihre Haut nur noch blasser erschienen ließ. Außerdem hatte sie unzählige Sommersprossen auf den Gesicht.
„ Guten Tag, wie kann ich Ihnen helfen?“, setzte Brianna dennoch freundlich hinzu.
Das Mädchen schlenderte, ohne etwas zu sagen durch den Laden, und fuhr mit ihren Fingern über sämtliche Gläser und Bücher, die in den Regalen standen. Hier und da klopfte sie mit ihren Nägeln gegen ein Gefäß, was ein klirrendes Geräusch verursachte, oder zog ein wenig an den herabhängenden, getrockneten Kräutern und Gemüse. Sie bewegte sich dabei so bewusst weiblich, dass Brianna schnell klar wurde, dass sie eine der Kurtisanen, unter Paolas Aufsicht, war.
„ Ach du bist gekommen, um den Heiltrank für Herleif zu holen nicht wahr?“, fragte Brianna lächelnd, obwohl sie die Antwort schon kannte, und kurz im Lager verschwand, um den Trank zu holen.
Sie kam mit vier Flaschen, voll roter Flüssigkeit zurück, die sie auf den Tresen stellte. Das Mädchen blätterte derweil, mit einem Gesichtsausdruck der sowohl Freude, wie auch Langeweile ausdrückte, in einen der Bücher über Kräuter des Nordens.
„ Hier bitte schön. Ich habe zwei verschiedene Tränke gebraut, die ihr Herleif verabreichen könnte.“ Sie deutete auf den dunkelroten, der einen leichten Purpurstich hatte. „ Diesen bekommt sie die ersten drei Tage verabreicht. Es ist ein starkes Konzentrat. Ich habe ein wenig Holunder beigemischt, damit er nicht ganz und gar bitter schmeckt. Der andere“, er hatte einen helleren, rosigeren Farbton“, darf sie mit Wasser verdünnt, dann eine weitere Woche trinken. Die beiden fördern die Wundheilung von ihnen und mindern die Infektionsgefahr, oder die Gefahr von Fieber.“
Das rothaarige Mädchen stellte das Buch verkehrt herum in das Regal zurück und hüpfte beherzt zum Tresen, wo sie die Flaschen in Empfang nahm.
Sie kramte in den winzigen Beutel, den sie um ihren Körper trug, und legte drei Goldmünzen auf den Tisch.
„ Hier bitte schön, für eure Mühen!“.
Brianna legte Lächelnd die Finger auf die Münzen und schob sie wieder in Richtung des Mädchens, „ Nein danke! Ihr müsst mich nicht dafür bezahlen. Ich bin froh euch helfen zu können.“
Das Mädchen schüttelte hartnäckig den Kopf streckte die Zunge heraus und lief aus den Laden, während sie noch schrie: „ Wenn ihr das Geld zurückgeben wollt, dann müsst ihr schon zu Paola persönlich gehen und es zurückgeben!“.

Brianna lachte und schüttelte den Kopf, während sie die Münzen aufsammelte, denn das Mädchen hatte ihren gesamten Beutel auf den Boden verteilt und es waren bestimmt schon an die 35 Goldmünzen, die Brianna vom Boden aufgelesen hatte.

Heute kommt sicherlich niemand mehr. Ich denke ich werde wirklich Paola aufsuchen. Ich muss sie noch ein paar Sachen fragen, außerdem will ich mich nach Herleif erkunden und fragen, wie es wohl ihren Wunden geht.
Sie legte den weißen Schal um die schmalen Schultern, bevor sie den zitronengelben Mantel überstreife. Sorgfältig vergewisserte sie sich noch einmal, dass alle Fenster geschlossen waren und Lichter gelöscht, bevor sie den Laden verließ und zusperrte.
 Die Sonne war gerade dabei, hinter einer schwarzen Wolke zu verschwinden, als Brianna auf die Straße trat. Ihr Geschäft lag im dritten Ring der Stadt und von hier aus hatte man schon einen relativ guten Überblick über die restliche Stadt. Das alles war natürlich nichts gegen die Aussicht, die sie von den Heilhäusern aus genossen hatte.
Sie ging ein paar Schritte auf die Mauer zu und blickte über sie hinweg in den zweiten Ring hinunter, in dem die winzigen Menschen emsig umher wuselten.

Brianna wollte sich gerade umdrehen, als ihr Blick auf das Tor der Stadt fiel. Auf dem weißen Gestein, welches seitdem sie angekommen war unbemannt gewesen war, standen rechts und links vom Tor zwei Standartenträger. In ihren Händen eine Flagge haltend, die Brianna einen Stich ins Herz versetzte. Ein verzehrtes, grausames blutrotes Auge, auf pechschwarzem Hintergrund, flatterte im Wind, wie zum Hohn über die Bürger Minas Tiriths. Brianna konnte nicht erkennen, ob es Menschen oder Orks waren, die die Standarte hielten.
So geht die Stadt der großen Menschen vor die Hunde. Solange habe ich nicht die direkten Auswirkungen des Krieges in Minas Tirith gespürt, aber langsam und schleichend holt mich der Krieg wieder ein.

Brianna wurde mulmig und sie dachte an Herleif, wie sie blutend in der Gosse gelegen hatte, und sie stürmte sie noch einmal in ihr Geschäft, um den kleinen Dolch zu holen, den sie in die Innenseite ihrer Stiefel steckte. Sie setzte sich auf ihren Stuhl hinter den Tresen, erschöpft und auf eine gewisse Weise traurig.
Ich vermisse Araloth. Wann kommt er denn wieder?

Es war bereits stockdunkel, als Brianna den Laden verlies und sich selbst für ihre Dummheit rügte, gewartet zu haben bis es dunkel war. Sie stellte sich nochmal bis an den Rand der Mauer, um sicher zu gehen, dass die Banner des dunklen Landes noch immer auf den Zinnen des Tores flackerten. Zu ihrem Leidwesen war das Zeichen der Verachtung noch immer gegenwärtig. Es schien erstaunlich kalt für diesen Herbsttag zu sein und als Brianna ihren üblichen Weg nahm, um nach Hause zu gehen, schlug sie trotz der späten Stunde den Weg zum Haus der Kurtisanen ein.

Es war ein relativ kleines Haus für die Menge an jungen Mädchen und Frauen, die dort lebten. Seine Fassade stach vor allem durch die Blumentöpfe heraus, die an den Fensterläden hingen und die mit roten Vorhängen verhangen Fenster. Brianna kam es bizarr vor, dass ihr, als sie davor stand, dass Haus in seltsamer Weise an die Banner Mordors erinnerte. Sie klopfte nur kurz und trat hinein.
„Hallo? Paola seid ihr da?“, rief sie, während sie ihren Mantel und Schal abnahm und an den Haken neben der Tür hing.
„ Ah Brianna da seid ihr ja“, kam ihr Paola entgegen, die seltsam angespannt wirkte, „ habt ihr schon das Neueste gehört? Eines meiner Mädchen hat einen der Neun bei uns in der Stadt gesehen!“

Die Neun? Ich habe schon so viel über diese Wesen gehört, aber genaueres weiß ich nicht.


Brianna zum Haus der Kurtisanen
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Re: Die Straßen von Minas Tirith
« Antwort #8 am: 23. Nov 2010, 20:10 »
Elea und Karthull aus Briannas Wohnung in der Spielmannsgasse


Wie ein Nadelstich der sich tief in ihr Herz bohrte, fühlten sich die Vorwürfe Briannas an. Erschreckenderweise verstand sie ihre Freundin jedoch und sie hatte Recht, nichts anderes hatte Elea für sich selbst getan. Aschgrau war der Himmel als sie die Straße betrat und zu beider Seiten saßen ihre Leibwächter an die Wand gelehnt. Wortlos standen die beiden auf und folgten ihr auf Schritt und Tritt.

Ich habe Helluin allein gelassen! Wofür? Für mein eigenes Wohl… Ich bin eine schlechte Mutter, seine Bedürfnisse sollten an erster Stelle stehen, das ist das Los, das eine Mutter zieht und dass sie jederzeit bereit ist einzugehen. Helluin verzeih mir, hoffentlich kannst du mir jemals verzeihen… hoffentlich sehe ich dich wieder.

Es war kalt an diesem winterlichen Nachmittag. Die Sonne hatte ohnehin kaum Kraft zu dieser Jahreszeit, doch die dunklen Wolken schirmten sie zusätzlich ab. Mit festem Griff hielt Elea ihren dicken Mantel geschlossen. Sie stoppte einen Augenblick und starrte auf die Gebäude. Vor ihr offenbarte sich Fen Hollen, der Eingang in die Grüfte und ein starker Wunsch überkam sie. Es war gleich nebenbei eine etwas kleinere Türe, aber bei weitem nicht weniger bemerkenswert. Sie näherte sich den schweren Holztüren und berührte sie mit einer Hand.

„Ich möchte bitte einen Augenblick alleine sein“, sagte Elea ein wenig flehend.
„Was ist das hier?“, fragte einer der Korsaren.
„Eine Gedenkstätte“, antwortete sie.
„Ich muss zumindest einen Blick hineinwerfen. Herumor hat befohlen euch streng zu bewachen. Wer weiß wem ihr dort eure Geheimnisse anvertraut.“
„Niemandem… außer vielleicht zierlosen Buchstaben gemeißelt in fahlen und kalten Stein, bei denen ich erzittere, wenn meine Haut ihre Konturen ertastet. Mehr als nur meine Vergangenheit verbindet mich hiermit…“
„Herrin, ich verstehe nicht.“
Elea gab der Tür einen starken Ruck und sie öffnete sich. Staub wirbelte auf und Stieg Elea vor die Augen: „Hier ist das Grab meines Mannes, obwohl auf dem Schlachtfeld nichts von ihm überblieb nachdem der Feind noch auf ihn einhackte als er schon tot war.“
Sie verschwand in der Dunkelheit des Raumes und einer der beiden ging ihr nach. „Hier, nimm die Fackel“, hörte Elea noch den zweiten rufen.

Ein oranger, greller Schein durchzuckte das Schwarz der Schatten. Der schmucklose Raum war leer, abgesehen von Elea die sich vor eine Wand kniete: „Du siehst, hier ist niemand außer mir. Lass die Fackel in der Türhalterung und schließe das Tor.“
Eleas Unterkiefer bebte als sie immer und immer wieder den Namen Haldar las: „Warum nur habe ich ihn alleine gelassen. Ich habe deinen Sohn einem einsamen Schicksal übergeben. Er hat dich verloren und ich habe ihn verlassen. Um meinetwillen, selbstsüchtig und stur. Ich wünschte ich wäre nie hier her gekommen. Hätte ich nur vorher schon gewusst, zu welcher Verzweiflung mich dieser Weg führt. Ich bin grausam…“

„Grausam?“, kam überraschend eine Stimme aus der Ecke. Elea zuckte zusammen, sie wollte schreien, doch die Frau deutete ihr still zu sein. Sie hatte dickes, braunes Haar und ihre Augen waren dunkel umrandet. Sie wirkte wie ein Schatten, doch etwas einzigartig Geheimnisvolles umgab sie und ein verborgenes Lächeln lag auf ihren tiefroten, spitzen Lippen.
„Was macht ihr hier? Wer seid ihr?“, fragte Elea verschreckt.

Die Fremde zog das Kleid an ihrem Dekolleté ein wenig zu Seite und die schwarzen Konturen einer Rose kamen zum Vorschein, deren dorniger Stiel einen Dolch verschlang. „Ihr habt mir den Brief geschrieben!“
Sie nickte zustimmend: „Ich bin Paola.“
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Re: Re:Die Straßen von Minas Tirith
« Antwort #9 am: 25. Nov 2010, 20:14 »
„Was macht ihr hier?“, fragte Paola „Was ist in Briannas Wohnung vorgefallen, dass ihr so schnell wieder heraus seid?“
„Ich habe ihr gesagt, dass Araloth in den Verliesen ist und nicht in Dol Amroth“, antwortete Elea „Dies war ein Schlag ins Gesicht für sie. Sie war so aufgebracht, sie war so ungehalten, ich sah den Hass in ihren Augen. Sie hasst mich.“
Etwas überrascht schauten ihr die smaragdgrünen Augen Paolas entgegen: „Sie hasst dich doch nicht. Nein, ganz im Gegenteil. Sie hat nur das Temperament ihrer Eltern in sich. Du musst sie verstehen, zwei ihrer meist geliebten Menschen haben sie hintergangen, sie ist verletzt, aber sie hasst dich nicht. Deine Entscheidungen waren die richtigen.“
„Ich bereue auch nicht, was ich getan habe. Zumindest nicht gegenüber Brianna.“
„Nur die Tatsache, dass du deine Familie allein gelassen hast?“, fragte die Kurtisane.

Elea dachte einen Moment an Helluin, an seinen langen Schatten als er gegen den Sonnenuntergang und aus Imladris ritt: „Ja, meine Familie bzw. was davon übrig blieb. Mein Sohn genießt nun eine umfassende Kampfausbildung weit entfernt, verborgen. Und dies alles tut er vermutlich nur um seinem Vater zu folgen…“, demonstrativ zeigte sie auf die eingravierten Buchstaben in der Steinkammer.
„Und denkst du, er hätte sich den Kampf nicht lehren lassen, wenn du bei ihm geblieben wärst?“
„Wenigstens hätte ich ihn schützen können.“
„Du bist seine Mutter, nicht seine Leibgarde. Im jedem Leben kommt der Punkt wo sich zwei Wege voneinander trennen nur um später wieder auf neue zu treffen. Ich glaube wir sind, wonach wir streben und was wir bereit sind dafür zu geben. Du hast dich bereit erklärt hierher zu kommen und ich denke du sollst nun die Rolle spielen, die das Schicksal für dich vorgesehen hat.“
„Und wie soll das Leben hier mit mir spielen?“
„Die Obersten der Gefolgschaft Aragorns sind gefangen und sie werden früher oder später wegen Hochverrats hingerichtet werden. Wir brauchen jemanden, der stark ist und in dem mehr Mut steckt als man ihm zutrauen würde. Und das hast du getan in den Heilhäusern. Du bist über dich selbst hinaus gewachsen. Wir brauchen dich an unserer Seite, Elea.“
„Aber was ist mit Herumor… und Helluin“, fragte die Dunedain.
„Die Erpressung? Herumors Arm mag lange genug sein um ihn zu erreichen, doch er muss aufpassen, dass sein Feind ihn nicht abschlägt. Das ist gewiss. Was sagst du nun?“
„Diese Entscheidung kann ich wohl kaum sofort treffen. Du hast mich geradezu überrumpelt.“
„Dann nimm dir Zeit, solange wir noch etwas davon haben… Geh nun, ehe die zwei da draußen Verdacht schöpfen. Ich werde dich finden zu gegebener Zeit. Leb wohl.“

Und so wie Paola aus dem Schatten der Tür gekrochen kam, so verschwand sie auch wieder. Elea nahm die Fackel aus ihrer Wandhalterung und öffnete die schwere Eichentür. Die zweit Gesichter der Korsaren blickten überrascht auf sie.
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Re: Re:Die Straßen von Minas Tirith
« Antwort #10 am: 26. Nov 2010, 18:23 »
Karthull hatte gerade ein Gespräch mit Krohlon anfangen wollen, als die Tür aufgezogen wurde. Schnell half Karthull der Frau und zog die schwere Tür hinter ihr wieder zu.
"Es ist spät geworden." , sagte sie während sie den Staub, von dem in dem Raum offensichtlich viel aufgewirbelt worden war von ihrem Kleid rieb.
"Ich möchte nach Hause." , sagte sie und gab Krohlon die Fackel in die Hand. Aus ihrem vorher schnellen und zielgerichteten Schritt war nun ein eher spazierendes Gehen geworden. Sie scheint über irgendetwas zu grübeln, aber was? In dem Raum war doch nichts außer einer Wand voll Buchstaben? Vielleicht war ja doch jemand im Raum... Karthull schielte über die Schulter zur Tür zurück. Er sah etwas huschendes, doch als er sich ganz umdrehte und rufen wollte war da doch nichts mehr. "Trödel nicht herum Karthull du hast sie gehört wir sollen sie nach Hause bringen."
"Hast recht Krohlon, ich hätte nur schwören können, dass da gerade jemand war."
Den Weg fanden Karthull und Krohlon relativ gut, bis auf ein oder zwei Mal wo sie nachfragen mussten, Elea blickte dann etwas verwirrt auf, sagte dann aber wolang es ging.
Als sie die Gasse im vierten Ring erreicht hatten sahen sie schon von weitem drei weitere Männer vor der Tür. Karthull und Krohlon sollten nach den Stunden der Bewachung abgelöst werden und wurden darauf von dem dritten Mann zu weggeführt. Zuerst dachte Karthull es ging zu ihren Unterkünften, doch als sie in die immer höher gelegenen Ringe kamen fand er es selbst fragwürdig. Es ging schließlich in einen engem Raum mit einem Tisch und ein paar Stühlen in dem sie warten sollte bis "er" kommen würde.
"Wer ist er?" , fragte Karthull noch, doch die Tür wurde schon zugeknallt. Krohlon und er mussten eine gute Weile warten, bis Herumor in eiligem Schritt den weißen Raum betrat.
"Was gibts ich hab nicht so viel Zeit?!" , polterte er los.
"Ähm... Verzeihung Herr aber wir wurden direkt von der Frau Elea hierher gefüh..."
"Achso genau." , schnitt ihm Herumor das Wort ab: "Wo war sie und was hat sie gemacht?"
"Die ganze Zeit seit wir bei ihr waren?" , fragte Krohlon.
"Nein, nur den Anfang!" , spottete der sichtlich gehetzte Herumor: "Natürlich die ganze Zeit, aber fass dich kurz!"
Sie schilderten wo sie gewesen waren und wielange. Herumor ging nach Ende der Erzählung raus und kam kurze Zeit später wieder herein. "Es scheint als seid ihr recht zuverlässig, mein Spitzel der euch heute beobachtet hat sagt, dass ihr die Wahrheit sprecht."
Wir wurden beobachtet? Den ganzen Tag über, der Mann muss ja unglaublich misstrauisch sein, wenn er seine eigenen Wächter beobachten lässt.
"Ok und jetzt geht raus, der Soldat zeigt euch eure Gemächer. Ha Ha, vergesst nicht, das er euch in den Wachplan für die nächsten Wochen auch einträgt."
Die beiden gingen hinaus und taten, was Herumor ihnen befohlen hatte. Das viele gelaufe wird mir langsam lästig und immer auf und ab. Im dritten Ring stand ihre Barracke, ein heruntergekommener Gebäudekomplex, der wohl bei der Belagerung durch die Heerscharen des Hexenkönigs mehreren Katapulten zum Opfer gefallen war und nur notdürftig repariert wurde. "Eine Schande ist es, als Aragorn zum schwarzen Tor zog sollte dies Gebäude wiederaufgebaut werden, doch nichts ist passiert seit die Stadt unter Saurons Banner weht." , erklärte der sie führende Soldat ihnen, als sie über eine Leiter den Rundgang des ersten Obergeschosses erklommen.
"Hier stand die Treppe." Der Soldat deutete auf den breiten Spalt, durch den sie mit der Leiter hochgeklettert waren. Der gesamte Rundgang war durch ihn gespalten und um auf die andere Seite zu kommen musste man entweder weit springen können oder den ganzen Umweg des Kreises gehen.
Die Zimmer waren eigentlich geräumig und schöner als die, die Karthull zuvor bewohnen durfte, doch waren sie zu sechst in einem Zimmer, das eher für vier Personen vorgesehen war. Die beiden schliefen hier mit den andern Männern die auch Elea bewachten, diese jedoch sollten Nachts vor ihrem Haus stehen und tagsüber hier in den Betten schlafen, die Nachts für Karthull und Krohlon herhalten mussten.


Karthull zur Kaserne im dritten Ring
 Elea in ihr Haus im vierten Ring
« Letzte Änderung: 19. Feb 2016, 12:09 von Fine »

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Re: Re:Die Straßen von Minas Tirith
« Antwort #11 am: 6. Dez 2010, 21:26 »
Karthull kommend von der Kaserne im dritten Ring


Die Häuser zogen sich entlang den Straßen und mehrere Male lief Karthull den gesamten dritten Ring von einem Fels bis zu dem auf der andern Seite der Stadt. Er war tief beeindruckt von der ernormen Größe dieser vielerorts leerstehenden Gebäude und ihren aufwendigen Verzierungen und Türen und Fenstern, die Fassaden strahlten in der winterlichen Mittagssonne und reflektierten das wärmende Licht.
Die Gegend südlich des Berges war nicht die schönste und nur ärmlicher gekleidete Leute sah er hier auf den Straßen, doch waren die Gebäude nur heruntergekommen und nicht von sich aus marode oder gar hässlich wie Karthull empfand. Der Fels der den Ring im Westen begrenzte war glatt und die Mauer des vierten Rings ragte in atemberaubende Höhe. Karthull hatte seine ganze Erkundungstour über nichts gesagt und nur still staunend die Architektur der Stadt bewundert, jetzt kam er zu dem Schluss, dass er Elisabeth Lûdhra von dieser wunderschönen Stadt mit den vielen Häusern berichten musste. Wenn ich einmal reich wäre würde ich mir hier einen großen Hof kaufen, den ganzen Dreck wegmachen und ihn in neuem Glanz erscheinen lassen. Die Leute müssen das doch loswerden wollen und froh sein wenn jemand die alten Gebäude hier  pflegt.
Ein wenig sponn Karthull den Gedanken noch weiter, bis er zu dem Schluss kam der Ort müsse in einem Gedicht angepriesen werden, doch verstand sich er sich nicht so auf das Reimen und Dichten. Bis ich bei den Lûdhras bin, muss ich mir was ausgedacht haben oder ich lass es sein mit dem Dichten.
Es wurde später und so warm die Sonne auch gewesen war, sie verschwand recht schnell und es wurde früh am Nachmittag schon dunkel, was auch durch die heraufziehenden Wolken verursacht wurde. Die Straßen waren wenig beleuchtet und nur ab und zu sah Karthull eine Laterne vor einem Haus, die ihm etwas Licht spendete. Er war noch nicht weit vom Berg entfernt als er auf ein paar komische Menschen traf, sie schienen vornehm gekleidet und doch trieben sie sich im Dunkeln herum und wichen Karthull seiner Ansicht nach in übertriebenem Maße aus, denn die Straße war leer und so breit, dass zwei Wagen ohne Probleme aneinander hätten vorbeifahren können. Diese Herren wie Karthull vermutete wichen trotzdem auf die andere Straßenseite aus.
Er schaute ihnen kurz nach bis ihre Umrisse mit dem Schatten verschwommen und er weiterging. Das alles hätte nicht im geringsten Karthulls Aufmerksamkeit erregt, doch als in den folgenden Minuten immer mehr Herren und auch Frauen auf diese Weise in die Richtung der beiden ersten geschlendert kamen fragte er sich was da wohl lossein könnte. Gut zwei Dutzend dieser Gestalten beobachtete er bis zum Tor in den vierten Ring, dannach traf auf keine dieser Leute mehr oder nahm sie nicht mehr so wahr, da auf den Straßen wieder mehr andere Menschen waren.
Als er die Kaserne erreichte erblickte er erstaunt den Hilfsanführer der Korsaren mit denen er gekommen war. Dieser unterhielt sich energisch mit einem prunkvoll gekleideten Hauptmann der Wache, Karthull blieb erst stehen und schlich sich dann im Schutz der Häuserfassade nun unendeckt an die beiden heran, um sie zu belauschen.
"Es kommt nicht in Frage! Befehl ist Befehl, das gilt auch für Ostlinge und Korsarenpack. Wenn Herumor jemanden aus ihrer Abteilung für Sonderzwecke einsetzt steht ihm das zu und sie haben ohne Widerrede folge zu leisten ist das verstanden?!" , wies der Hauptmann den großen Kosar zurecht.
"Ich kann Abhilfe schaffen, die zwei Taugenichtse würde ich für meine besten zwei Männer eintauschen, die sind diszipliniert und gehormsam glaube mir! Ich kann es nur nicht haben wenn diese Idioten mit einer besseren Unterkunft belohnt werden, obwohl sie es nicht verdienen. Als meine Jungs das erfahren haben waren sie stocksauer und die Moral der Truppe ist nun im Keller, also würde ich vorschlagen, dass..."
"Nichts da!" , unterbrach der Hauptmann die mit Gesten unterstrichenen Schilderungen des Korsaren: "Befehl ist Befehl und jetzt verschwindet."
"Ihr werdet ja schon noch sehen, wenn ich die beiden zu packen kriege werden sie nicht mehr so prahlen und strahlen, darauf könnt ihr euch verlassen." , der Kosar ging und der Hauptmann rief ihm nach: "Dann pass auf, dass dir das nicht in ihrer Dienstzeit passiert, denn dann hast du wohl oder übel dein Leben verwirkt." Leiser fügte er noch mehr zu sich selbst gewandt hinzu: "Obwohl es schon einen gewissen Reiz hat die Feinde sich gegenseitig bekämpfen zu sehen."
Karthull setzte sich geschockt und erschreckt auf eine Bank in der Nähe des Tors der Kaserne: Anscheinend hatte Krohlon doch nicht so ganz unrecht mit den missmutigen Absichten der anderen Wachen. Ich muss ihm von dem Vorfall erzählen, aber nein dann würde er wieder so hysterisch werden... Was mach ich nur? Ich wünschte ich würde diesen Beregond endlich treffen, damit ich mich wenigstens einem offenbaren kann.
Nach einiger Zeit des Grübelns ging Karthull nun doch in die Kaserne und er hatte Glück, denn er kam noch rechtzeitig zum Abendessen.


Karthull in die Kaserne im dritten Ring
« Letzte Änderung: 12. Feb 2016, 08:35 von Fine »

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Re: Re:Die Straßen von Minas Tirith
« Antwort #12 am: 7. Jan 2011, 19:46 »
Karthull und Krohlon von der Kaserne im dritten Ring
Elea und Herumor vom Haus des Truchsess



Als Karthull und Krohlon mit einer Vielzahl von Leuten auf den Platz nahe dem Stadttor strömten trafen sie auf einige Wachen die sie von der Kaserne aus kannten. Nach Krohlons Begrüßung erklärten sie freundlich was sie hier taten: "Wir sollen hier auf die Sicherheit der Versammlung achten, denn bei solch einem Volksauflauf muss auch ein entsprechendes Aufgebot an Wachen anwesend sein. Passt außerdem auf Taschendiebe auf, in so einer Masse wittern sie gute Beute."
"Danke für den Ratschlag, dann will ich hoffen, dass es für euch nicht zu viel zu tun geben wird." , bedankte sich Karthull bei den Wachen und sie gingen weiter in die nun schon schnell angewachsene Menschenmasse. Doch es wurden bald so viele Menschen auf dem Platz, dass die Wachen einige weitere Schaulustige zurückweisen und wegschicken mussten, allerdings konnte Karthull erkennen, dass manche auch von der Mauer des zweiten Rings hinabblickten.
Für Karthull und Krohlon war es ganz offensichtlich: Seit langem hatte es in Minas Tirith kein solches Spektakel mehr gegeben. Sie suchten sich eine geeignete Stelle von der aus sie das Podest, dass am Rand der Straße direkt vor der Mauer des zweiten Rings errichtet worden war und den Galgen, der unmittelbar davor stand gut im Blick hatten. Sie hatten sich auf der gegenüberliegenden Seite also kurz vor der äußersten Mauer auf einige Bänke gestellt um über die Menschenmasse vor ihnen schauen zu können.

Dann begann es.
In den letzten Sonnenstrahlen des Tages glitzerten die Fanfaren die hochoben von der nun anscheinend doch geleerten Mauern des zweiten Rings das Signal zum Beginn des Spektakels bliesen.
Keine Frage ein Fest, dass dem König zu Ehren stattfinden würde hätte ich mir nicht feierlicher vorstellen können. Was für ein Hohn! , Karthull schaute ein wenig verbittert um sich und erblickte die in weiter Ferne das Dunkel des Grenzgebirges von Mordor. Irgendwo dort ist vielleicht der wahre König dieser Stadt. Er wendete sein Blick wieder ab. Krohlon stubste ihn an und sagte: "Du bist wirklich ein komischer Kauz. Alle Tage hast du Zeit die Landschaft und den Ausblick von der Stadt aus zu sehen, aber ausgerechnet bei einer Hinrichtung drehst du dich um."
"Ich weiß", Karthull wusste nicht wie im zumute war. Er wollte noch etwas sagen wie: "Wir sind doch noch gar nicht so lange hier.", doch Krohlon schaute schon wieder wie gebannt nach vorne. Nahezu gierig schien er die Hinrichtung zu erwarten.
"Da." Krohlon deutete auf ein paar Wachen die einen Weg bahnten.
"Ich wusste doch das er das ganze angeleitet hat."
"Wer?" Karthull reckte sich und da erkannte er sie. Arm in Arm schritten Herumor und Elea auf das Podest auf dem auch einige Stühle wie eine Art Tribühne aufgebaut waren.
Elea hätte ich nicht zugetraut, dass sie Herumor auf die Hinrichtung begleitet. Karthull erinnerte sich an ihr ungewöhnliches Verhalten bei dem Raum vor dem Krohlon und er hatten warten sollen. Karthull war sich noch nicht im klaren was er von ihr halten sollte, genauso wenig wie er nicht wusste was ihn bei der Hinrichtung erwarten sollte, denn innerlich hatte er alle die fröhlich aufgeregten Menschen noch nicht mit der Tötung eines anderen Menschen verbunden.
Weitere gut gekleidete Personen trafen ein und setzen sich zu Elea auf die Stühle des tribühnenartige Podests Herumor blieb stehen.
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Thorondor the Eagle

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Re:Die Straßen von Minas Tirith
« Antwort #13 am: 7. Jan 2011, 21:38 »
Schweigend saß Elea auf ihrem Stuhl. Es kostete sie viel Kraft erhobenen Hauptes in die Menge zu schauen und den teilweise vorwurfsvollen Blicken standzuhalten. Aber schlimmer war noch, die Genugtuung, die sie aus vielen Gesichtern lesen konnte.

…Da steht ihr alle und schaut. Seit gekommen, wie die Geier zum Aas… Sicherlich ist es die erste öffentliche Hinrichtung seit Monaten, aber ihr wisst nicht wieviele getötet wurden ohne eure lechzenden Blicke… Ist das nun der Auftakt zu einer noch dunkleren und noch grausameren Zeit… einer Zeit in der es mehr Hinrichtungen geben wird als Kinder das Licht der Welt erblicken… in der Unrecht zu Recht wird? Was wird er nur verkünden vor all den Menschen? Was will er nur erreichen und wen will er hängen?...


Herumor erhob die Hand und nach und nach breitete sich Stille über den ganzen Platz aus. Die Schlinge war noch leer, doch der Henker stand bereits unterhalb davon.
„Erben Numenors, Menschen von Gondor! Endlich, nach so langer Zeit und zahllosen Kämpfen und Kriegen haben wir endlich das Gesicht unseres Feindes gesehen und es hat mich erschüttert. Wenige Tage ist es nur her, dass wir hier, innerhalb unserer wohlbehüteten Mauern - in unserer Stadt - den Feind ertappten, als sie Pläne verwirklichen wollten die unsere Vernichtung bedeuten würden. Ich war bestürzt und zutiefst enttäuscht als ich an jenem Abend einem nur scheinbar treuen Kollegen und auch Freund Auge in Auge gegenüber stand. Er hat mich schamlos belogen und euch alle verraten und dies alles unter einem nur all zu bekannten Banner – dem silbernen Schwan!
Ja, ein hoher Gesandter Dol Amroths ist er und zweifelsohne vertritt er die wahren Einstellungen dieser Stadt, die sie schon viel zu lange vor uns verborgen halten. Der Fürst und sein Gefolge können nicht weiter verleugnen, wer sie sind und was sie versuchen zu erreichen. Aber heute wird er hängen um unseren Feinden zu präsentieren, dass ihre Intrigen und Lügen aufgeflogen sind und dass sie einen Riesen geweckt haben, den sie nicht mehr bändigen können.“

Elea wurde ganz mulmig im Bauch. Sie hatte Angst, dass Herumor Araloth hängen lassen würde. Aufgeregt versuchte sie den Verurteilten zu erspähen. Die Trompeten stießen laute Töne aus, als der Henker den Gefangenen zum Galgen führte. Es war das Mitglied des Stadtrates, das an der Versammlung in den Heilhäusern teilgenommen hatte. Er war sehr groß und etwas dick. Er schloss die Augen und Elea glaubte Tränen neben der Nase aufblitzen zu sehen.

„Möge ihm der Weg in die Hallen unserer Väter verwehrt bleiben und dort landen wo Verräter ihr restliches Schicksal abbüßen müssen“, gab Herumor den versteckten Befehl.
Der Henker führte den Verurteilten und stülpte ihm schließlich einen blauen Sack mit dem silbernen Schwan über den Kopf. Er legte ihm die Schlinge um den Hals und zog sie bis zum Anschlag zusammen. Mit einem kräftigen Stoß fiel er über den Rand des Galgens und augenblicklich schnürte ihm der Strick die Luft ab.

Elea sprang auf und schaute erschrocken zu, wie die Beine des Verurteilten wild umher schlugen. Sie schlug ihre Hände zusammen und zog sie schockiert vor ihren Mund. Verwundert richtete sich der Blick Herumors auf sie. Auch die Bevölkerung fixierte die Dunedain, denn ihr Klatscher war wohl lauter als sie es wahrgenommen hatte. Die Frau musterte den überraschten Anblick ihres Verlobten und begann in ihrer Verzweiflung laut zu applaudieren. Ihre Beobachter stimmten ein.

In sich gekehrt und voller Scham über ihre Reaktion flüsterte sie sich selbst zu: „Gnade brauchen dir die Herren des Westens nicht gewähren, denn du hast nichts unrechtes getan... Leb wohl.“
Ein letztes Zucken war zu sehen, ehe seine Beine regungslos zu Boden hingen und jeglicher Hauch von Leben aus ihm entwich.

Der Applaus verging langsam als Herumor mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen zu sprechen begann: „Ohne Zweifel haben die Bewohner der Schwanenstadt noch nicht erkannt, dass Freiheit nicht immer gleichzusetzten ist mit Freiheit. Gondor ist anmutig und stolz, doch niemals zu stolz um Hilfe anzunehmen, wenn wir sie dringend brauchen. Ich denke es ist Zeit die Tore zu öffnen, für all jene die auf unserer Seite stehen und die fähig sind unseren Feind an der Küste zu Fall zu bringen. Der Verrat an Minas Tirith und an Gondor, war das letzte was Fürst Imrahil zustande gebracht hat.“

Das Volk wurde unruhig bei den abschließenden Worten Herumors. Sie begannen laut zu diskutieren und zu schreien. Manche starrten noch wortlos auf den regungslosen Körper. Weit hinten an der Mauer sah Elea, ein beginnendes Gerangel und hörte wüste Beschimpfungen. Die Rede hatte manche wohl ganz schön mitgenommen.
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Re: Die Straßen von Minas Tirith
« Antwort #14 am: 9. Jan 2011, 17:59 »
Brianna und Paola von Briannas Haus in der Spielmannsgasse


„ Nicht so schnell Paola“, keuchte Brianna, die ihr waldgrünes Kleid angehoben hatte, um mit der leichtfüßigen Kurtisane Schritt zu halten.
Der Pferdeschwanz der Kräuterfrau zuckte hinter ihr her, wie der Schwanz eines Löwen, der hinter einer Gazelle her stürmt.
„ Es ist nicht mehr weit“, rief Paola, die bereits um die zwanzig Meter zwischen sich und Paola gebracht hatte.
Die eisige Luft schnitt Brianna in die Lunge und sie hatte das aufkeimende Bedürfnis stehen zu bleiben und sich an die Mauer zu stützen. Doch lief sie weiter hinter Paola her, die auf einmal in eine kleine Seitengasse eingebogen war.
Der Aufprall mit der Menschenmenge hatte weh getan und Brianna landete auf ihrem Hinterteil.

„ Tut mir leid Brianna, alles in Ordnung?“, sagte Brianna lächelnd und reichte ihr die Hand.
Die braunhaarige Frau nickte nur, bevor sie lauthals zu Lachen anfing. Sie wusste gar nicht genau über was sie lachte, über ihre eigene Torheit, den Sturz oder die Ereignisse der letzten Zeit. Sie wischte sich ein paar kleine Freudentränen aus den Augenwinkeln, bevor ein eisiger Blick einer Frau vor ihr das Lachen im Hals erstickte.
Erst jetzt realisierte Brianna die Maßen von Menschen, die sich in der kleinen Gasse und den Platz zu dem sie führte, versammelt hatte. Ihre Augen erspähten alle möglichen Leute. Von vornehmen Damen, die auch in den Zeiten der bitteren Not die feinsten Kleider trugen, über die mittelständigen Marktleute und Handwerkerfamilien, bis hin zu den Bettlern der Stadt, die sich vor allem in den Seitenflügeln des ersten Ringes, in den Armengassen, tummelten.

Gerade heute wurde ihr erschreckend bewusst, dass Minas Tirith eine Stadt der verwitweten Frauen war. Die wenigen Männer, die sie erblickte, waren entweder Teils der Soldaten Herumors, reiche Adlige, die sich von der Teilnahme an den Kriegen stets frei gekauft hatten, oder Kinder, die gerade erst am Anfang des Mannesalters standen.

“… und dies alles unter einem nur all zu bekannten Banner – dem silbernen Schwan!“
Die gröllende Stimme des Mannes und der Aufschrei, der auf seine Worte durch die Menge gingen rissen Brianna aus ihrer Musterung und sofort fixierte sie den Mann, der da in Mitten der Blicke der Menschen Minas Tiriths, auf dem Podium stand.
Alles was Brianna darauf noch vernehmen konnte waren Worte, wie Dol Amroth, hängen, Intrigen und Lügen
Araloth schoss es Brianna durch den Kopf und sofort versuchte sie sich durch die Menschenmenge nach vorne zu kämpfen; doch sie machten keinen Platz, verzweifelt versuchte sich Brianna Platz zu schaffen, aber die Bevölkerung der weißen Stadt blickte wie versteinert auf Herumor und die Hinrichtung des Mannes aus Dol Amroth. Wie Stein waren auch ihre Körper und Brianna zerschellte an ihnen wie die Wellen an einer Steinfelsküste.

Als ihre Ohren das laute Knacken vernahm, das ihr klar machte, dass der feste Strick das Genick ihres Mannes gebrochen hatte, fing sie verzweifelt an zu schreien.
„ NEEEEEEEEEEIN!!“, schrie sie und packte die Menschen vor sich und riss sie gewaltvoll nach hinten. „ NEIN, NEIN, NEIN“, brüllte sie und ihre Lunge schmerzte vor Leid. Das Herz zerbarst ihr in diesen Moment, „ Araloth!“.
Sie zwängte sich durch die letzte Reihe von Menschen und stolperte auf den Platz, wo sie auf die Knie sank, wo sie den reglosen Körper baumeln sah. Es versetzte ihr einen Stich in der Magengegend, als wüsste ihr Kind, dass ihr Vater dort oben baumelte und sie traute sich nicht die maronenbraunen Augen zu heben. Sie traute sich nicht zu Atmen. Stattdessen wollte sie auf den kalten Steinboden sitzen bleiben, selbst zu Stein erstarren und nichts mehr empfinden.

Es schien als wäre ein Ballon in ihrem Kopf aufgeblasen worden, denn sie vernahm das groteske Klatschen nicht mehr wirklich, sondern spürte nur noch, wie eine Hand sie hoch zog und zu einer der Bänke zog.

„ Brianna beruhige dich. Es war nicht Araloth, der gehängt wurde. Es war einer der Stadträte“, redete Paola dringlich auf sie ein, die ihre Hände auf Briannas Wangen gelegt hatte und ihr tief in die Augen schaute.
„ Was“, wisperte Brianna und sie richtete ihren Blick auf das Podest und erkannte die Konturen des dicklichen Mannes, der keineswegs Araloth sein konnte. Des Weiteren erkannte sie auch eine weitere Person. Es war Elea, die Seite an Seite mit Herumor die Tribüne verließ.
„ Paola, ich möchte noch nicht heim“, sagte Brianna, die sich langsam wieder fasste, „ Ich möchte noch nicht in die leere Wohnung.“
Die Kurtisane lächelte und stand auf. „ Komm wir gehen in die kleine Taverne um die Ecke und trinken etwas. So wie es sich für Spielleute gehört“. Brianna musste lächeln und folgte der Kurtisane in die Taverne.


Brianna und Paola in die Taverne zum schwarzen Bären
« Letzte Änderung: 19. Feb 2016, 15:14 von Fine »


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