...Brianna von ihrem Haus Elea schien ziemlich aufgebracht. Ich hoffe ihr geht es gut, vielleicht hat sie die Sache mit Herumor schon von anderer Seite erfahren. Ich muss noch einmal mit Paola sprechen„ Guten Tag“, begrüßte sie ein zartes Mädchen mit rosigen Wangen, heller Haut und feuerroten Haaren.
Brianna hatte das Klingeln überhört, und schrak zusammen als das Mädchen plötzlich vor ihr stand. Sie trug ein rotes Kleid, was ihre Haut nur noch blasser erschienen ließ. Außerdem hatte sie unzählige Sommersprossen auf den Gesicht.
„ Guten Tag, wie kann ich Ihnen helfen?“, setzte Brianna dennoch freundlich hinzu.
Das Mädchen schlenderte, ohne etwas zu sagen durch den Laden, und fuhr mit ihren Fingern über sämtliche Gläser und Bücher, die in den Regalen standen. Hier und da klopfte sie mit ihren Nägeln gegen ein Gefäß, was ein klirrendes Geräusch verursachte, oder zog ein wenig an den herabhängenden, getrockneten Kräutern und Gemüse. Sie bewegte sich dabei so bewusst weiblich, dass Brianna schnell klar wurde, dass sie eine der Kurtisanen, unter Paolas Aufsicht, war.
„ Ach du bist gekommen, um den Heiltrank für Herleif zu holen nicht wahr?“, fragte Brianna lächelnd, obwohl sie die Antwort schon kannte, und kurz im Lager verschwand, um den Trank zu holen.
Sie kam mit vier Flaschen, voll roter Flüssigkeit zurück, die sie auf den Tresen stellte. Das Mädchen blätterte derweil, mit einem Gesichtsausdruck der sowohl Freude, wie auch Langeweile ausdrückte, in einen der Bücher über
Kräuter des Nordens.
„ Hier bitte schön. Ich habe zwei verschiedene Tränke gebraut, die ihr Herleif verabreichen könnte.“ Sie deutete auf den dunkelroten, der einen leichten Purpurstich hatte. „ Diesen bekommt sie die ersten drei Tage verabreicht. Es ist ein starkes Konzentrat. Ich habe ein wenig Holunder beigemischt, damit er nicht ganz und gar bitter schmeckt. Der andere“, er hatte einen helleren, rosigeren Farbton“, darf sie mit Wasser verdünnt, dann eine weitere Woche trinken. Die beiden fördern die Wundheilung von ihnen und mindern die Infektionsgefahr, oder die Gefahr von Fieber.“
Das rothaarige Mädchen stellte das Buch verkehrt herum in das Regal zurück und hüpfte beherzt zum Tresen, wo sie die Flaschen in Empfang nahm.
Sie kramte in den winzigen Beutel, den sie um ihren Körper trug, und legte drei Goldmünzen auf den Tisch.
„ Hier bitte schön, für eure Mühen!“.
Brianna legte Lächelnd die Finger auf die Münzen und schob sie wieder in Richtung des Mädchens, „ Nein danke! Ihr müsst mich nicht dafür bezahlen. Ich bin froh euch helfen zu können.“
Das Mädchen schüttelte hartnäckig den Kopf streckte die Zunge heraus und lief aus den Laden, während sie noch schrie: „ Wenn ihr das Geld zurückgeben wollt, dann müsst ihr schon zu Paola persönlich gehen und es zurückgeben!“.
Brianna lachte und schüttelte den Kopf, während sie die Münzen aufsammelte, denn das Mädchen hatte ihren gesamten Beutel auf den Boden verteilt und es waren bestimmt schon an die 35 Goldmünzen, die Brianna vom Boden aufgelesen hatte.
Heute kommt sicherlich niemand mehr. Ich denke ich werde wirklich Paola aufsuchen. Ich muss sie noch ein paar Sachen fragen, außerdem will ich mich nach Herleif erkunden und fragen, wie es wohl ihren Wunden geht.Sie legte den weißen Schal um die schmalen Schultern, bevor sie den zitronengelben Mantel überstreife. Sorgfältig vergewisserte sie sich noch einmal, dass alle Fenster geschlossen waren und Lichter gelöscht, bevor sie den Laden verließ und zusperrte.
Die Sonne war gerade dabei, hinter einer schwarzen Wolke zu verschwinden, als Brianna auf die Straße trat. Ihr Geschäft lag im dritten Ring der Stadt und von hier aus hatte man schon einen relativ guten Überblick über die restliche Stadt. Das alles war natürlich nichts gegen die Aussicht, die sie von den Heilhäusern aus genossen hatte.
Sie ging ein paar Schritte auf die Mauer zu und blickte über sie hinweg in den zweiten Ring hinunter, in dem die winzigen Menschen emsig umher wuselten.
Brianna wollte sich gerade umdrehen, als ihr Blick auf das Tor der Stadt fiel. Auf dem weißen Gestein, welches seitdem sie angekommen war unbemannt gewesen war, standen rechts und links vom Tor zwei Standartenträger. In ihren Händen eine Flagge haltend, die Brianna einen Stich ins Herz versetzte. Ein verzehrtes, grausames blutrotes Auge, auf pechschwarzem Hintergrund, flatterte im Wind, wie zum Hohn über die Bürger Minas Tiriths. Brianna konnte nicht erkennen, ob es Menschen oder Orks waren, die die Standarte hielten.
So geht die Stadt der großen Menschen vor die Hunde. Solange habe ich nicht die direkten Auswirkungen des Krieges in Minas Tirith gespürt, aber langsam und schleichend holt mich der Krieg wieder ein.Brianna wurde mulmig und sie dachte an Herleif, wie sie blutend in der Gosse gelegen hatte, und sie stürmte sie noch einmal in ihr Geschäft, um den kleinen Dolch zu holen, den sie in die Innenseite ihrer Stiefel steckte. Sie setzte sich auf ihren Stuhl hinter den Tresen, erschöpft und auf eine gewisse Weise traurig.
Ich vermisse Araloth. Wann kommt er denn wieder? Es war bereits stockdunkel, als Brianna den Laden verlies und sich selbst für ihre Dummheit rügte, gewartet zu haben bis es dunkel war. Sie stellte sich nochmal bis an den Rand der Mauer, um sicher zu gehen, dass die Banner des dunklen Landes noch immer auf den Zinnen des Tores flackerten. Zu ihrem Leidwesen war das Zeichen der Verachtung noch immer gegenwärtig. Es schien erstaunlich kalt für diesen Herbsttag zu sein und als Brianna ihren üblichen Weg nahm, um nach Hause zu gehen, schlug sie trotz der späten Stunde den Weg zum Haus der Kurtisanen ein.
Es war ein relativ kleines Haus für die Menge an jungen Mädchen und Frauen, die dort lebten. Seine Fassade stach vor allem durch die Blumentöpfe heraus, die an den Fensterläden hingen und die mit roten Vorhängen verhangen Fenster. Brianna kam es bizarr vor, dass ihr, als sie davor stand, dass Haus in seltsamer Weise an die Banner Mordors erinnerte. Sie klopfte nur kurz und trat hinein.
„Hallo? Paola seid ihr da?“, rief sie, während sie ihren Mantel und Schal abnahm und an den Haken neben der Tür hing.
„ Ah Brianna da seid ihr ja“, kam ihr Paola entgegen, die seltsam angespannt wirkte, „ habt ihr schon das Neueste gehört? Eines meiner Mädchen hat einen der Neun bei uns in der Stadt gesehen!“
Die Neun? Ich habe schon so viel über diese Wesen gehört, aber genaueres weiß ich nicht.Brianna zum Haus der Kurtisanen