Das Schicksal Mittelerdes (RPG) > Isengart
Die Tunnel von Isengard
Tom Bombadil:
Behutsam setzte Nerblog einen Fuß vor das abmontierte Gitter und schwenkte die Fackel in die Finsternis, die im Inneren der Mine geradezu waberte. Zum ersten Mal in dieser Nacht hatte der Ostling das abscheuliche Gefühl, dass er tiefer in dieser alten Mine auf etwas stoßen könnte, dass nicht menschlich, nicht natürlich war. Es war mehr als nur eine dumpfe Vorahnung, die banale Angst eines Kindes vor dem Dunkeln. Etwas hatte die uralten, animalischen Instinkte des Ostlings geweckt, die in jedem Menschen, ob Ostländer, Rohirrim oder Gondorianer lauerten und es benötigte nur einen bestimmten Reiz, um sie zu wecken. Mit diesem Gefühl, dem Wissen von der Anwesenheit einer, fremden, schrecklichen Existenz vielleicht nur wenige Schritt von ihm entfernt, entflammte in ihm auch das unbändige Verlangen, dieses Etwas zu zerstören, und den Rest des Stammes davor zu bewahren, koste es sein Leben oder nicht.
Herausfordernd fletschte Nerblog die vergilbten Zähne, beugte sich nach vorn und ließ die stählerne Spitze des Speeres auf- und abschwanken.
Er spürte Arafaron hinter sich, doch er wagte nicht, sich zu ihm herumzudrehen, in der Angst, etwas könne aus dem Tunnel hetzen und sich auf ihn stürzen, als abgelenkt war. Nach den ersten zwei Biegungen war das flackernde Licht des Ganges hinter ihnen verschwunden. Sie waren nun komplett umhüllt von einer tiefschwarzen, undurchdringlichen Nacht.
Nerblogs Herz überschlug sich in seiner Brust und das laute Klopfen schwoll beinahe zu einem tobenden Crescendo in Nerblogs Schädel an. Der Ostling wollte das Ding, das in der Mine lauerte, töten, er wollte jagen.
MCM aka k10071995:
Etwa zehn Minuten marschierten die zwei Krieger den dunklen Gang entlang, vorbei an ausgebrannten Fackeln und an den Kuhlen, die die ehemaligen Arbeiter in die erzhaltigen Wände geschlagen hatten. Der Weg führte immer leicht bergan, gerade und ohne einen auch nur winzigen Knick. Untypisch für eine Mine. Arafaron vermutete, dass hier früher nicht als Hauptzweck nach Erzen gegraben worden war.
Unvermittelt teilte sich der Weg. Der Winkel zwischen den beiden Abzweigungen lies kein einfaches Geradeauslaufen zu. Man wäre frontal gegen einen Felsvorsprung gelaufen. Der Waldläufer leuchtete erst in den einen, dann in den anderen Gang. Bei keinem konnte er erkennen, dass es sich um eine kurze Sackgasse handelte.
"Und nun?, " erschallte es hinter ihm, "Wo gehen wir jetzt lang?"
"Lass mich ein wenig den Boden absuchen. Vielleicht finde ich eine Spur. Bleib bitte hinter mir, damit du die Spuren nicht verwischst, und sei bitte leise, damit ich mich konzentrieren kann."
Er kniete sich auf den Boden und blickte auf den Fels. Ja, hier verliefen zwei Adern unterschiedlichen Gesteins, den Abzweigungen nach. Wenn er an ihnen horchen würde, müsste er die Schritte des Diebes zuordnen können. Arafaron legte sein rechts Ohr auf den linken Boden. Urplötzlich erfüllte ihn ein leises, aber andauerndes Trampeln von hunderten Füßen.
Er stand auf und fragte den Ostling:
"Was schätzt du, wie weit sind wir hier von der Oberfläche Weg, und unter was sind wir ungefähr? Unter dem Haupttor, kann das sein?"
"Ja, sollte ungefähr hinkommen."
"Und wie tief? Einhunderfünfzig Schritt?"
"Weniger. Eher fünfzig oder fünfunsibzig."
Arafaron blickte nach oben, die Decke an. Drei Schritt hoch, von einem anderen Gestein als die beiden Wege. Eigentlich...
"Kannst du mir helfen, damit ich an der Decke horchen kann?"
"Warum im Namen aller Götter das?"
"Ich habe da eine Vermutung. Und wenn sie stimmt, kann uns dieser Kartendieb egal sein."
Tom Bombadil:
Nerblog runzelte leicht verwirrt die Stirn, doch etwas sagte ihm, dass es klüger war, dem Nordländer einfach zu vertrauen. Ein spezieller Ton in der Stimme Arafarons verhieß ihm einen Hauch von Hoffnung, aber auf morbide Art auch eine Art finstere Vorahnung.
"Ich... Wir könnten eine Räuberleiter machen." Fragend blickte der kleine Ostling in die dunkelbraunen, eindringlichen Augen seines Gegenüber.
Dieser nickte nur knapp und bedeutete Nerblog, anzufangen.
Der Ostling formte mit beidne Händen eine Schale und ging leicht in die Hocke. Arafaron setzte vorsichtig seinen rechten Fuß hinein und streckte das Bein durch, sodass er sich fast den Kopf an der Decke der Mine stieß.
Behutsam legte er ein Ohr an den rauhen Fels und lauschte einige Augenblicke, während er sich auf Nerblogs Schulter abstützte.
Schließlich sprang er leichtfüßig herunter und ein merkürdiges, wissendes Lächeln legte sich über sein Gesicht.
"Ich kann dir nicht genau sag, was dort oben geschieht, aber eines ist sicher: Viele Stiefel stampfen dort auf den Boden Isengards. Das kann nur zwei Dinge bedeuten: Entweder rückt das Heer Isengards aus", Arafaron amchte eine beudetende Pause, "oder ein anderes kommt gerade dort an."
Nerblogs Augen weiteten sich erstaunt. "Aber... Wer..."
Arafaron unterbrach ihn mit einem leichten Kopfschütteln. "Spielt das jetzt eine Rolle? In beiden Fällen ist das die Gelegenheit, unser Gefängnis hier zu verlassen! Wir müssen zurück in den Hauptgang und uns aufteilen. Jeder Gefangene wird dort oben gebraucht werden! Und jetzt schnell!"
Ohne zu zögern rannte der Nordländer zurück in Richtung des Ganges. Nerblog folgte ihm etwas langsamer und empfand etwas wie Bewunderung für die absolute Zielstrrebigkeit des Mannes, warf nochmal einen nachdenklichen Blick zurück in die beiden Tunnel und folgte seinem Kameraden dann eilig.
Tom Bombadil:
Die Wege der beiden trennten sich an einer Gabelung des Ganges. Wortlos machte Arafaron einige Schritte in Richtung der Hauptbaracken, dann wandte er sich noch einmal um, und für einenkurzen Moment sahen sich die beiden Männer schweigend in die Augen. Im Blick des Nordländers lag etwas Endgültiges, das Nerblog nicht zu erfassen vermochte, doch mit einem Mal erfüllte sich sein Herz mit Stolz, Seite an Seite mit ihm gekämpft zu haben.
Er reichte Arafaron die Hand und dieser schüttelte sie kraftvoll. Dann fuhr er herum und eilte in Richtung des unteren Lagerraums, wo die Arbeiter der Nachtschicht wohl gerade ihr Frühstück verspeisten. Es musste inzwischen Morgen geworden sein.
Nerblog verschwendete keinen Gedanken mehr an Unwichtigkeiten. Zielstrebig eilte er immer tiefer hinab in das Labyrinth, dass ihm nun mehr mehrere Wochen als Zuhause diente. In der Rechten lag noch immer der Speer, oder besser der Stab, den Arafaron ihm gegeben hatte. In der Linken führte er eine leichte Fackel, die allerdings inzwischen erloschen war, sodass der Ostling sie achtlos fallen ließ. Es war nicht mehr weit.
Nerblog zum Unteren Lagerraum
MCM aka k10071995:
Arafaron beschwingte Schritte hallten an den Wänden wieder. Sie würden hier herauskommen! Er würde dem Mund sein Schwert in den Wanst rammen! Wieder Bücher lesen!
"Wie ich an eurer Körpersprache ablese, habt ihr den Aufruhr bemerkt."
Arafaron fuhr herum und riss sein Schwert aus der Scheide. Ihren Ork-Führer könnte er jetzt auch töten. Das war schon viel zu lange überfällig.
Der Waldläufer sah sich um. Es gab keinen Seitengang, aus dem der Ork hätte kommen können.
"Wo bist du her gekommen? Selbst du kannst nicht aus dem Nichts auftauchen, selbst wenn es manchmal so scheint."
"Ich habe hier an der Wand gelehnt. Ihr habt mich in eurer Euphorie ganz einfach übersehen."
"Warum bist du hier? Du weist, dass ich dich töten werde."
"Nein, das werdet ihr nicht. Wisst ihr, was ihr an eurem ersten Tag zu euren Männern gesagt habt?"
Arafaron erinnerte sich dunkel an seinen Befehl, dass die Dunländer den Ork in Ruhe lassen sollten, weil er einen Grund habe, unangetastet bleiben zu müssen.
"Ja. Und weiter?"
"Dies gilt immer noch. Ich habe auch heute einen Grund, unangetastet zu bleiben."
"Der lautet?"
Mit einem Boshaften Grinsen fügte er noch hinzu:
"Und er muss sich schon verdammt gut änhören."
"Direkter Zutritt in den Weinkeller des Orthanc? Reicht das?"
"Weinkeller? Der Mund hat einen Weinkeller?"
"Nein, er war es einmal, als in diesem Land noch Ordnung geherrscht hat."
"Und, was ist er jetzt?"
"Das werdet ihr noch sehen. Also, braucht ihr noch mehr?"
"Hast du denn noch mehr anzubieten?"
"Vor den Fuß des Orthanc, vor einem kleinen Pfad in die Berge, in eine Warggrube, und so weiter und so fort."
"Das klingt gut. Aber warum hilfst du mr überhaupt? Ich bin dein Feind."
"Die ganze Welt ist für mich feindlich. Ihr oder der Mund-das ist für mich nichts anderes."
"Das ist noch lange kein Grund, mir zu helfen."
Der Ork grinste, sodass seine gelben Zähne hervorstachen.
"Nun, einmal im Leben darf auch ich mir berechenbarkeit erlauben. Natürlich verlange ich eine Gegenleistung.
Zuerst sollte ich euch erzählen, wieso ich überhaupt hier unten und nicht bei meinem Herrn oben im Orthanc bin. Das liegt daran, dass ich euch von den noch unverschlossenen Ausgängen abhalten soll. Er wäre natürlich nicht begeistert, wenn eines Tages dreihundert Dunländer in seinem Schlafzimmer stehen.
Nun ja, inzwischen hat er alle verschlossen."
Snaga bleckte die Zähne zu einem schelmisch-gehässigen Lächeln.
"Zumindest alle, von denen ich ihm erzählt habe."
"Wir waren bei der Gegenleistung. Was hat die damit zu tun?"
"Eben weil ich diese Tunnel so gut kenne, muss ich hier bleiben.
Saruman ließ mich vor langer Zeit aus den Tunneln Morias hier herunter verschaffen. Ich war dort einer der führenden Stammeshäuptlinge. Meinem Sohn befahl ich, zwei Monate die Stellung zu halten und meinen Posten zu verteidigen. Das war vor zwanzig Jahren, vermutlich wartet dieser Idiot immer noch am Haupttor auf mich und hat noch nichtmal gemerkt, dass er inzwischen abgesetzt wurde."
"Warum verschwindest du nicht einfach? Du kennst die Katakomben doch so gut. Und was ist die Gegenleistung?"
"Saruman hat mich hierhergeholt, weil ich mich so gut mit Gestein und Tunneln auskenne. Ihm war klar, dass er mich hätte keine zwei Tage hier behalten können. Also band er mich mit seiner Magie an diesen Ort."
"Verstehe. Und wie soll ich diesen Bund vernichten?"
"Nun, Saruman ist vieles gewesen, aber bestimmt nicht dumm. Er hat seinen Zauber gegen alles erdenkliche abgesichert. Es gibt nur eine Möglichkeit, ihn zu vernichten: Das Blut der Numenor muss auf dem schwarzen Boden dahinfließen. Und nicht irgendeines: Das des Königs."
"Ich bin kein König."
"Doch, dass seid ihr. Ihr führt eine kleine Armee. Das macht euch bereits zum König."
"Aha. Und warum kommt ihr damit jetzt und nicht schon früher?"
"Ich glaube nicht, dass ich euch zu einem Selbstmord-Kommando hätte überreden hätte können. Dreihundert gegen Dreitausend. Dazu seid selbst ihr nicht in der Lage."
"Auch richtig.
Aber was passiert, wenn ich dich jetzt einfach töte und damit eine eventuelle Falle einfach ausschalte?"
"Nun, der Orthanc ist nicht zu zerstören. Ihr könnt vielleicht derjenige sein, der eine ellenlange Belgagerung abgewendet hat."
"Woher weiß ich, dass dies keine Falle ist?"
"Ihr müsst mir einfach glauben. Es besteht die Möglichkeit auf Ruhm und die Möglichkeit auf euren tot. Mit dem Ruhm geht jedoch das Weiterleben vieler euerer Verbündeten einher. Ihr Menschen seid doch immmer so selbstlos und mutig."
Er zuckte die Achseln.
"Aber offensichtlich ist das nur lehres Gelaber."
Arafaron lachte auf.
"Du weißt, wie man mit den Gefühlen der anderen spielt. Und genau deshalb kann ich dich unmöglich am Leben lassen. Wenn du der Herr von Moria bist, wird eine Belagerung tausendmal mehr Leben fordern als die, die ich vielleicht retten kann!"
"Seid ihr wirklich sicher? Ja, ich glaube nicht, dass sich einer von den anderen Häuptlingen in Intelligenz auch nur ansatzweise mit mir messen kann. Aber weil ich eben so intelligent bin, kann ich ebenso Leben retten. Ich werde keine aussichtslose Belagerung führen."
Arafaron blickte den Ork eine Weile an.
Plötzlich zog der Ork einen Dolch aus seinem Gürtel und ritzte sich einen kleinen Schnitt in die Handfläche. Er streckte Arafaron die Hand hin.
"In meinem Volk werden Packte mit Blut geschmiedet. Ihr werdet eures später geben-jetzt bin ich dran."
Eine Minute blickte der Waldläufer auf die vernarbte Krallenhand. Dann schlug er ein.
Arafaron zum Fuß des Orthancs
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