Das Schicksal Mittelerdes (RPG) > Lothlorien
Taur Orthonn / Südliche Wälder Lothlóriens
Khamul:
Gleiches Schicksal? Was er wohl damit meint? Ich beantworte wohl lieber seine Frage, ansonsten wird er womöglich wieder so wütend wie gerade eben.
Jutans Wut von gerade eben war noch nicht vollständig verraucht, doch er musste trotzdem versuchen, ruhig zu bleiben.
Verdammt nochmal, ich bin kein Elb! Die können ihre Gefühle viel besser verstecken!
Er konzentrierte sich einen Moment lang. Er fühlte die Feuchtigkeit seiner Hände, roch den leicht säuerlichen Geruch von zu lange getragenen Kleidern, und hörte seinen eigenen Atem. Endlich verließ ihn die Wut! Er sagte: "Ich bin über den hohen Pass gekommen. In Bruchtal habe ich mich in einem Wagen, der zur Truppenversorgung nach Lorien sollte, versteckt, doch während der Reise über den hohen Pass wurde der Trupp von Orks angegriffen, und ich wurde entdeckt. Eine Elbin namens Gwilwileth nahm sich mir an. Wir waren in Richtung Caras Galadorn unterwegs, doch ich musste mal, und jetzt bin ich hier."
Es herrschte einen Moment lang Stille.
"Wie ist denn dein Name?"
Gnomi:
"Name... was bedeuten schon Namen.
Namen sind vergänglich. Ich werde Nîdanadh genannt, wenn du das meinst.
Dieser Name wurde mir von den Waldläufern gegeben. Genauer will ich jetzt nicht darauf eingehen.
Was ist mit den Elben mit denen du hergekommen bist? Vermissen die dich nicht?"
Khamul:
"Warum sollten sie? Ich bin doch keine fünf Minuten weg. Als ich vom letzten Wagen abgesprungen bin, hat mich keiner gesehen... Mist! Ich muss ja zurück, ansonsten komme ich nicht nach Caras Galadorn!"
Schnell wandte er sich wieder ab, als er an der Straße angekommen war, hielt er jedoch kurz inne und blickte sich noch einmal um. Nîdanadh stand noch immer da, der Blick des Mannes wirkte irgendwie traurig.
Jetzt weiß ich erst wieder nicht, warum ich ein ähnliches Schicksal haben soll als er... Egal, ich muss zuerst die Wagen einholen, sonst komme ich nicht in die Elbenstadt!
Jutan begann, zu rennen. Nach wenigen Metern schweifte die Straße leicht nach Links ab, und dann sah er sie, die weißen Mallorn-Bäume von Caras Galadorn.
Nein! Ich bin zu spät!
Jutan rannte weiter den Weg entlang, wollte zwischen den Bäumen hindurch zur Stadt, doch plötzlich traten ihm zwei Elben in den Weg. Einer ihn fragte ihn: "Wo willst du hin?"
Jutan sah den Elb genau an. Er hatte langes blondes Haar und ein rundes, gleichmäßiges Gesicht. Alles an ihm schien perfekt, bis auf seine Augen... Diese waren hellblau und so kalt wie Eis, ohne jegliche Regung der Gefühle, ohne jegliches Feuer des Temperaments.
Er fragte den Wächrer höflich: "Ist hier vor kurzem ein Wagenzug aus Bruchtal angekommen?"
Der Elb erwiderte kalt und tonlos: "Vor wenigen Minuten passierten einige Wagen aus Imladris dieses Tor"
Was ist denn Imladris? Die Bezeichnung der Elben für Bruchtal?
"Ich gehöre zu diesen Wagen hinzu..."
Der Wächter zeigte keine Regung.
Glaubt er mir nicht? Ein Mensch würde mich verspotten, wenn er mir nicht glauben würde! Was macht ein Elb?
Endlich gab der Elb einige Wörter von sich, doch diese erfreuten ihn nicht: "Es tut mir leid, es ist nur Elben erlaubt, Caras Galdorn zu betreten."
"Fragt nach Gwilwileth. Sie kann es bestätigen..."
"Ich werde keine Ausnahme machen", unterbrach der Wächter Jutan, aber in irgendeiner ruhigen weise, die er noch nie zuvor erlebt hatte. So höflich war ihm noch nie jemand ins Wort gefallen.
Noch immer war keine Regung in seinen Augen oder im Gesicht des Wächters zu erkennen, die auf etwas zu schließen ließe. Jutan sah ein, dass es zwecklos war, es hier weiter zu versuchen. Er musste wohl oder übel im Wald übernachten, denn es dämmerte schon. Ohne die beiden Elben eines weiteren Blickes zu würdigen ging er aufrecht den Weg, den der gekommen war, zurück.
Gwilwileth wird mich sicher suchen. Ich werde am Rand des Weges bleiben, sodass sie mich einfacher finden kann.
Irgendwie wollte Jutan jedoch die Nacht über nicht alleine sein. Da war ja noch Nîdanadh! Wenn er noch immer dort war, wo Jutan ihn eben verlassen hatte, waren sie beide wenigstens nicht alleine!
Gnomi:
Nachdem der Rohanjunge ihn verlassen hatte drehte sich Nîdanadh um.
Er wusste, dass in der Nähe ein kleiner See war, dessen Wasser nicht verhext waren.
Nachdem er sich den Geruch und die unangenehme Dusche von Jutan beseitigt hatte überlegte er, was er tun sollte. Seine Kleidung war noch nass, aber das machte ihm nichts aus.
Schlafen würde er nicht, er hatte den halben Tag geschlafen, die Nacht würde er wach bleiben.
Schlaf...wer braucht das schon.
Mit triefender Kleidung setzte er sich an einen Baumstamm und schaute gen Himmel - oder besser dahin, wo der Himmel wäre, wenn die Bäume ihn nicht verdecken würden.
Dieser Junge von vorhin...Jutan. Es war der erste Mensch, den er als Mensch akzeptierte, seit er von Bree verstoßen worden war. Als Mensch, der auch emotionale Stimmungen entwickeln kann...
Gerade als Nîdanadh begann vollständig in seinen Gedanken zu versinken hörte er auf einmal die Stimme von Jutan.
"Nîdanadh, da bist du, ich habe dich schon gesucht.
Ich kam nicht mehr rechtzeitig in die Stadt und dan habe ich dich gesucht, damit ich nicht ganz alleine bin."
Nîdanadh musste zum ersten Mal seit langem lächeln, als er den Jungen so vor sich sah.
"Ich bin die Nacht über immer hier draußen alleine.
Aber Probleme hatte ich noch nie, aber ich kann verstehen, dass andere gerne Gesellschaft haben, auch wenn ich dir gleich sage: Die beste Gesellschaft bin ich nicht gerade."
Doch er rutschte ein bisschen zur Seite, sodass neben ihm genug Platz war, dass sich der Junge setzen konnte.
Khamul:
Lange saßen die Beiden wortlos nebeneinander. Nîdanadh hatte Recht behalten, er war wirklich keine so gute Gesellschaft.
Immerhin ist es besser, als alleine im Wald zu sitzen!
Jutan blickte zu dem Menschen. Seine Augen blickten traurig in den See. Irgend etwas schien ihn zu bedrücken.
An was er wohl denkt? Sicher an dieses Schicksal, dass ähnlich wie meines sein soll.
Wird es wohl gut gehen, wenn ich ihn danach frage?
Nein, ich sollte es nicht so direkt machen...
Er fasste sich ein Herz und fragte ein wenig scheu: "Nîdanadh? An was denkst du gerade?"
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