Das Schicksal Mittelerdes (RPG) > Lothlorien
Caras Galadhon
Thorondor the Eagle:
Amrûn erschrak als ihn die unbekannte Hand von hinten fasste. Mit einem Satz drehte er sich um und blickte in die Augen Aphadons, seine Frage drängte sich gerade zu auf.
Einen Moment lang gab der Elb keine Antwort. Er wollte, Amrûn wollte ihm alles sagen über seine Reise nach Imladris, Mithlond und seine endgültige Reise nach Valinor, in ein Land in das ihm kein Mensch folgen könnte. Aber er schwieg. Der Augenblick war noch nicht gekommen.
„Vorerst werde ich Celebithiel suchen. Ich habe sie schon lange nicht mehr gesehen. Kommst du mit?“
Der Mensch nickte ihm zu. Nebeneinander gingen sie zwischen den pompösen Stämmen der Mallornbäume entlang. Sie folgten einem schmalen Pfad zu einer Lichtung. Kein Mensch war zu sehen.
„Aphadon, etwas habe ich mit dir noch gar nicht besprochen“, setzte der Elb an „Hier in Lothlorien ist es zwar schön, doch ewig werden wir nicht bleiben. Nein ganz im Gegenteil sogar, die Abreise rückt schon in greifbare Nähe, die Pässe des Nebelgebirges werden bald frei von tosenden Schneestürmen sein. Wie sieht euer weiterer Plan aus? Ihr seid ein Mann des Ostens, geht ihr zurück in eure Heimat, oder werdet ihr hier bleiben? Wollt ihr euch uns weiterhin anschließen und uns in unbekannte Gefilde folgen?“
Tom Bombadil:
Bei den Worten des Elben kniff Aphadon die Augen zusammen, als wäre er zuvor über heiße Kohlen gelaufen. "Ich habe meine Vergangenheit hinter mir gelassen. Sie ist für mich nicht mehr greifbar, sie bremst mich nur noch, und nachdem ich mich seit langer Zeit immer mehr von ihr distanziert habe, habe ich mich von ihr getrennt. Nerblog... er existiert nicht mehr."
Aphadon legte eine kurze Pause ein und warf einen raschen Blick in die Tiefen des Waldes jenseits des schmalen Pfades. In diesem Teil Lothloriens wuchsen zwischen den Bäumen kaum Sträucher; der Boden war fast ausschließlich mit kniehohem Gras bedeckt, was eine für einen Wald unglaubliche Weitsicht unter den Baumkronen erlaubte. Aphadon blieb kurz stehen und betrachtete fasziniert den Wald. Amrûn wartete geduldig.
Schließlich drehte Aphadon sich langsam herum und sah in die tiefblauen Augen des Elben.
"Celebithiel half mir dabei. Ich werde sie mit euch suchen gehen. Ich möchte mich bei ihr bedanken."
Thorondor the Eagle:
Amrûn schmunzelte während die beiden die Pfade entlang gingen. "Wenn ich eines gelernt habe in der langen Zeit in der ich nun schon lebe, dann dass es viel zu wenig gibt, was man tatsächlich hinter sich lässt und viel zu viel, dass dich wieder einholt. Elrond sagte einst zu mir, dass man Menschen an ihrer Geschichte misst, an ihren Taten, an ihrer Familie. Sie verrät uns, wie sich Personen verhalten werden und wie sie sich entwickeln. Aber mache dir darüber keine Gedanken. Hier bist du Aphadon, ein Mann des Ostens. Was in ferner Zukunft passiert ist jetzt nicht von belangen.“
„Hast du nichts in deinem Leben was du bereust, was du verdrängt hast?“, fragte der Mensch.
„Wer hat dies nicht? Aber ich mußte damit leben, ich habe mich den Geistern meiner Vergangenheit gestellt und ihnen die Stirn geboten. Zumindest habe ich es früher gemacht, aber schließlich haben sie mich doch überrannt“, in Amrûns Stimme versteckte sich schwerer Kummer.
„Du sprichst doch nicht etwa hiervon oder?“, sagte Aphadon und zeigte mit seiner Hand auf das Heft des Schwertes und zog es behutsam aus der Scheide, so daß die elbischen Runen sichtbar wurden.
Der Elb musterte es gründlich: „Ja, das Schwert. Ein Relikt meiner Vergangenheit. Weißt du Aphadon, einst bekam ich es vom letzten Hochkönig der Noldor. Es war ein Geschenk für eine siegreiche Schlacht, lange bevor du geboren wurdest. Gil-Galad hat mir das Leben gerettet.“ Amrûn strahlte bei dem Gedanken an die altvordere Zeit in Mithlond.
Tom Bombadil:
"Gil-Galad", wiederholte Aphadon. Der Tonfall, indem Amrûn den Namen ausgesprochen hatte, machte dem Menschen klar, dass es sich dabei um eine bedeutende Persönlichkeit in der Geschichte der Elben und Mittelerdes handeln musste. So bedeutend, dass Aphadon sich schämte, nichts über ihn zu wissen. Bei einer Kindheit, in der die einzigen Informationen über die Elben und ihre Vergangenheit verworrene Hassreden übellauniger Prediger am Galgenplatz Gortharias gewesen waren, kein Wunder. Dennoch war es Aphadon unangenehm.
Die Noldor, Hochkönige, Gil-Galad...
Nichts davon sagte ihm etwas... nur vom Wort "Noldor" meinte er schon etwas gehört zu haben. Eine uralte Art der Elben, Licht- oder Hochelben genannt. Woher er das gehört hatte, wusste er nicht.
Um einem beschämendem Gespräch auszuweichen, sah Aphadon Amrûn in die Augen und sagte: "Sag, Amrûn, wie alt seid ihr eigentlich?"
Thorondor the Eagle:
„Ja, das ist eine gute Frage mein lieber Freund. Lange schon habe ich aufgehört zu zählen. Denn was spielen Jahre für eine Rolle? Sie zeigen dir nur wie lange wir nun schon alleine sind, wie lange wir von unserer Heimat getrennt sind, oder wie viel Zeit schon ungenützt verstrichen ist. An jenem Tag als die ersten Sonnenstrahlen die Berggipfel streichelten, schenkte auch meine Mutter mir das Leben und seit dem bin ich hier. Gezeichnet von Kriegen, Verlust und Schwäche.“
Einen Moment lang hielt er inne. Der Elb vergrub sich in seinen Gedanken und lies nichts an sich heran. Sorgenfalten breiteten sich auf seiner Stirn aus, aber dann folgte ein Lächeln – zaghaft und doch unerschütterlich. „Aber viel zu oft vergessen wir die guten Seiten des Lebens: die Liebe, die Freundschaft unsere Heimat. All das was uns wirklich ausmacht. Ich freue mich schon auf die grauen Anfurten, da ist meine wohlgeborgene Heimat. Warst du schonmal so weit im Westen?“
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