Das Schicksal Mittelerdes (RPG) > Lothlorien

Caras Galadhon

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Tom Bombadil:
"Wo denkt ihr hin? Der westlichste Punkt, an dem ich je gewesen bin, sind wohl die Minen Isengarts... Aber ich hoffe, das wird sich bald ändern." Aphadon lächelte zuversichtlich und hob den Kopf. Einige Sonnenstrahlen lugten durch das glitzernde Blätterdach und kitzelten seine Nase. Er verkniff sich ein Niesen und fuhr fort.
"Für euch Elben mag die Zahl eurer verstrichenen Lebensjahre keine Bedeutung haben, doch für uns Menschen hat sie das sehr wohl- unsere Zeit auf Erden ist begrenzt, und das Alter ist ein wichtiges Maß, um sein Gegenüber einschätzen zu können. Ich bezweifle, dass das Alter für euresgleichen eine so entscheidende Rolle spielt."
Aphadon seufzte kurz.
"Und darum beneide ich euch."

Thorondor the Eagle:
"Beneiden...", fragte der Elb unglaubwürdig "Beneiden!"
Über ihnen glitten die Wolken hinfort während die immer stärker werdene Sonne ihre Lichtstrahlen durch die noch dicht belaubten Kronen der Mallorn warf. Baum für Baum liesen sie hinter sich auf der schier endlosen Suche nach ihrer Weggefährtin.
"Ihr wisst nicht wie es ist so viele Jahre zu überdauern. Während unsere glanzvolle Jugend noch Heil scheint, beginnt die Zeit bereits Spuren zu hinterlassen. Wir entdecken alle Facetten des Lebens. Und während wir jung bleiben, altern unsere Freunde und scheiden dahin. Und deren hochgeachtete Nachfahren aus Stolz und Neid zum Feinde geworden, werden von den tosenden Wogen des Meeres verschlungen. Die Zeit vergeht, Kriege kommen und gehen und während wir unser Leben fristen, nagt der Kummer am uns. Bis zu dem Zeitpunkt an dem wir den Wundern Mittelerdes überdrüssig geworden sind. Der Weg führt uns zwar weiter, doch mit dem Wissen auch dort eines Tages der Welt müde zu werden und zu verenden. Es mag reizvoll klingen unsterblich zu sein, doch dies täuscht. Ihr Menschen werdet nicht vor diese Entscheidung gestellt, sie wurde euch einfach auferlegt."

Amrûns Hände wurden zittrig bei den negativen Gedanken die ihn übermannten. Er beschwor eine Zukunft die ihn eines Tages erwarten würde, egal ob er wollte oder nicht. Aratinnuíre war seine einzige Rettung.

Tom Bombadil:
Aphadon sah kurz zu Boden, um nachzudenken. Er glaubte, zu verstehen, wovon Amrûn sprach, doch vollends nachvollziehen konnte er dies nicht. Sicher musste es schwer sein, zu sehen, wie langjährige Freunde im ewigen Kampf gegen das Böse dahingerafft werden oder, im Falle eines Menschen, einfach entschliefen; und all dies wissend, ewig mit dem Schmerz dieses Verlustes leben zu müssen.
Sahen die Elben den Tod also als eine Art Erlösung? Unwahrscheinlich, dachte Aphadon. Aber das hing von der Vorstellung der Elben ab, was nach dem Tod käme. Doch der Mensch bezweifelte, dass er das begreifen könnte.
Viel mehr interessierte ihn Amrûns Vergangenheit. Aphadon wollte jedoch vermeiden, den Elben erneut melancholisch zu stimmen, und fragte nach jenem Teil seiner Vergangenheit, das ihn scheinbar als einziges zu erheitern vermochte.
"Erzählt mir von diesen Grauen Anfurten!"

Thorondor the Eagle:
„Die grauen Anfurten. Mithlond in unserer Sprache ist meine Heimat. Einst gründete sie Cirdan der Schiffbauer. Er ist wohl älter als alle anderen Elben Mittelerdes und weise. Aber stets war er an die Meere gebunden genau wie ich. Der Ort wird dir gefallen Aphadon. Tagtäglich fallen die wärmenden Sonnenstrahlen über die östlichen Hügel und werfen die Stadt an den Ufern des Meeres in tausende verschiedene Farben. Man schmeckt die salzige Luft und erfreut sich an dem im Wind spielenden Haar. Im Frühjahr blühen die alten Kirschbäume die zahlreich an den Hängen der abfallenden Küste seit Jahrhunderten wachsen. Wie feiner Schnee bedecken die Blütenblätter die Straßen und Häuser bis in die frühen Sommertage. Und Abend für Abend genießen wir bei schönen Festen und Traditionen die unter dem Horizont verschwindende Sonne. Ein Ort, so zauberhafter wie Lothlorien selbst, wenn auch auf eine andere Art und Weise. Du wirst sehen wie es dort ist. Am Westende von Mittelerde hat Sauron noch keine Macht, dort ist die Welt noch in Ordnung. Ich hoffe du wirst dich von dort wieder fortreißen können“, sagte Amrûn lächelnd. Er mochte es über seine Heimat zu reden. Es gab ihm ein Gefühl von Geborgenheit und viele alte Erinnerungen wurden bei den Gedanken entfacht.

„Früher war dies nicht so. zweimal schon standen Eriador und vor allem Lindon an den Fronten. In der ersten Schlacht zog ich mir meine wohl schwerste Verletzung zu. Mein Arm, gespalten vom Speer eines Trolles, und seit dem unbrauchbar.“

Vorsichtig hob der Elb den rechten Ärmel seines Hemdes und offenbarte seine Narbe. Sie war niemals schön verheilt, aber wenigstens konnte er sie unter seinem Gewand verstecken.
„Dank diesem überragendem Sieg und der Vertreibung von Sauron aus dem Westen, überreichte mir mein König dieses Schwert. Die Runen darauf erzählen heute noch diese Geschichte.“

Mit dieser Geschichte verflogen die schrecklichen Gedanken an die Zukunft des Elben. Gloreich waren die Tage seiner Vergangenheit.

Thorondor the Eagle:
Für einen Moment dachte Amrûn daran, das Schwert mit nach Valinor zu nehmen. Als Erinnerung und als Erbstück. Es war einzigartig in seinem Charakter. Andererseits, verband er damit auch unangenehme Gefühle, kaum zu ertragen in einer perfekten Welt. Er schüttelte den Kopf um den Gedanken wieder zu verwerfen. Zu lange schon grübelte er in der Vergangenheit, aber es war nun viel wichtiger an die Zukunft zu denken.

Ein leichter Frühlingsregen war nun eingetreten und befeuchtete die Haut der beiden. Ihre Schritte wurden schneller und sie suchten Schutz unter einer der gold-braunen Kronen. Sie verfolgten das Schauspiel der Natur, wie der Regen stärker wurde und die Wiese vor ihnen leicht überflutete, wie der Dunst über den Boden kroch und langsam die oberen Luftschichten erklomm. „Früh kommt heuer die Wärme zurück. Die ersten Frühlingsschauer ziehen über das Land und es ist erst Ende Februar. Es ist ein eigenartiges Jahr, ein grauenvolles aber prägende…“, Amrûns Stimme stockte. Vor sich glaubte er etwas zu sehen; tatsächlich, die verschwommenen Umrisse einer Person. Zuerst unscharf, doch dann immer klarer werdend. Eine Elbin, deren Gesicht ihm vertrauter war als vieles andere was er die letzten Monate wahrgenommen hatte, es war niemand anderer als Celebithiel.

Einsam stand sie im Zentrum der Lichtung. Ihre Haare waren nass und ihre Kleider klebten an der weichen Haut. Ihr Blick war leer.
Ohne jegliches zögern und ohne an den Sturm zu denken rannte er zu ihr. „Amrûn!“, schrie Aphadon noch überrascht, doch der Elb lies es hinter sich. Nicht einmal einen halben Meter vor ihr, hielt er an und sah auf ihr durchnässtes Haar.

Aber ich sehe wie Celebithiel zerbricht – erinnerte sich Amrûn an die Worte die er zu Galadriel sagte.
„Du bist ganz nass“, begann er mit ihr zu sprechen.
Ihr Blick fokusierte sich und versteifte sich nun ganz auf den Elben. In ihren Augen sah er nun die gleiche Trauer und den gleichen Schmerz den er auch schon bei Galadriel wahrgenommen hatte.
„Du bist ganz durchnässt“, wiederholte er verzweifelt.
„Ich weiß“, antwortete sie „Du auch!“ Ein gezwungenes Lächeln huschte über ihre Lippen.
„Ich weiß es. Was machst du hier ganz alleine?“
„Ich warte“
„Und worauf?“
„Dass endlich etwas geschieht; dass sich die Wellen meiner Entscheidungen ausbreiten.“
„Wovon sprichst du, Celebithiel?“, frage er. Er konnte nicht eindeutig ausmachen, ob sein Gegenüber weinte. Die Regentropfen die ihre Wange hinunter kullerten ließen es ihn nicht erkennen „Was hast du getan?“. Mit beiden Händen packte er sie an den Schultern.

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