Das Schicksal Mittelerdes (RPG) > Lothlorien

Caras Galadhon

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Tom Bombadil:
Interessiert betrachtete Aphadon die beiden Elben, doch selbst auf die kurze Distanz, die ziwschen ihnen lag, konnte er nur Schemen durch den immer noch stärker werdenden Regen erkennen. Im Schutze des Baumes, unter dem Amrûn  und er gestanden hatten, hatten sie nur wenige Tropfen abbekommen,d ie durch das dichte, goldene Blätterdach gesickert waren, doch nun würde Amrûn einige Zeit brauchen, um seine Kleidung trocken zu bekommen.
Amrûn.... Der Elb wurde Aphadon immer suspekter. Häufig sprach er in Rätseln, machte vage Andeutungen darauf, dass er bald irgendwohin  gehen würde, über ein Meer nach Westen.
Dennoch: Amrûn war der einzige, der Aphadon hier im Goldenen Wald zum Anfang ihres Aufenthalts unterstützt und mit ihm gesprochen hatte, und dafür und für seine Begleitung seit den Geschehnissen in Isengart im letzten November war Aphadon ihm sehr dankbar.

Eine ruckartige Bewegung riss Aphadon aus seinen Gedanken: Es schien so,als rüttele Amrûn Celebithiel an den Schultern. Stritten die beiden etwa? Ihn überkam ein jähes Gefühl der Neugierde und machte ein paar Schritte auf die Elben zu.
Er hörte Amrûn eindringlich auf die Elbe einreden. "Was hast du getan?"

Vexor:
Sie spürte wie Amrûns kräftige Hände ihre Schultern packten. Sie spürte wie der Regen in unaufhörlicher Masse auf sie niederprasselte. Sie spürte Aphadons Blick, der sich in ihren Rücken bohrte, wie ein Schwert in der Dunkelheit. Sie spürte Amrûns Griff und wie er anfing sie zu schütteln, als sie stumm blieb. Das alles spürte sie. Es waren kurzlebige und temporäre Gefühle. In ihrem Inneren dennoch blieb es leer und stumm und ihr Herz ward in Dunkelheit gehüllt.
Celebithiel blieb weiterhin stumm und so ließ Amrûn von ihr ab. Er musterte sie noch eine Weile mit seinen gütigen Augen, die versuchten so viel Mitleid und Verständnis wie möglich aufzubringen. Celebithiel stand jedoch nur da und als sich die beiden zum gehen wenden wollte, da fing Celebithiel zum Lachen an. Sie lachte so herzlich und herzzerreißend zugleich, dass Aphadon und Amrûn sich irritiert anblickten und nicht wussten, was sie tun sollten.
Die silbergekrönte Elbenmaid strich sich das klatschnasse rotblonde Haar hinter die Ohren und sank auf die Knie, während sie weiterhin unaufhörlich lachen musste. Keiner der anderen vermochte sie zu rühren, so verdutzt waren sie vom Verhalten der Elbe. Einzig Amrûn schaffte es sich nach einer Weile aus seiner Starre zu lösen und hob Celebithiel hoch und nun sah er, dass ihre Augen ganz verquollen vom Weinen waren. Sie vergrub sein Gesicht in seiner Brust und Amrûn trug sie hinauf in die Gemächer Galadriels und Celeborns und bettete sie auf weichen Kissen und legte sich neben sie. Tröstend fuhr er ihr durchs Haar und stimmte ein Lied an und verweilte neben ihr bis sie eingeschlafen war und das Schluchzen erloschen war.
Amrûn pustete die Kerzen aus, die ihr Gemach erleuchtet hatten und trat hinauf auf den Flur, wo Celeborn in einer weißen Kutte auf einem Sessel ruhte. Behutsam sagte er, „ Ich denke dir Amrûn, für alles was du für sie getan hast. Es sind wahrlich schwere Zeiten durch die sie gehen muss.“
„ Schwere Zeiten? Das ist gar kein Ausdruck für die Bürde, die Gandalf ihr auferlegt hat“, erklang eine Stimme, die distanziert klang, und Amrûn wandte sich erschrocken um und erkannte die schemenhaften Umrisse Galadriels, die in einer dunklen Ecke des Raumes vom Schatten verschluckt wurde. „ Ihr alle könnt nicht verstehen, was in ihr vorgeht. Einzig ein Ringträger kann nun ihren Schmerz fühlen. Den Schmerz den sie durchlebt hat und noch durchleben wird.“
„ Aber was ist nun mit ihr? Von welchen Entscheidungen redet sie?“, durchbrach Amrûns Stimme, die ein wenig erzürnt ob Galadriels distanzierter Haltung klang, die monotone Stille. Ohne ein weiteres Wort streckte Galadriel ihre Handfläche aus und auf ihr offenbarte sich im dumpfen Licht ein Ring, der mit einem feuerroten Rubin besetzt war.
„ Sie hat sich gegen Narya und gegen ihre Bürde entschieden, Amrûn. Sie gab mir den Ring, da sie ihn nicht länger tragen möchte. Sie will in den Westen segeln, die unsterblichen Lande aufsuchen.“ Und schlagartig gewann Galadriels Stimme Farbe und überschlug sich, umso länger sie redete. „ Sie verlässt Mittelerde. SIE! Sie hat noch lange nicht den Schmerz durchlebt, den ich durchleben musste. Sie existiert erst seit kurzer Zeit, während ich mein Leben lang mich danach sehne, endlich nach Valinor zurückzukehren. SIE verlässt uns. Sie macht das, was ich nicht tun kann und hinterlässt mir eine weitere Bürde.“
Und schluchzend ging Galadriel zu Boden und ihr Gemahl sprang sofort auf, um seine Frau wieder aufzurichten. Amrûn, der von Galadriels Worten irritiert war, verließ die beiden ohne ein weiteres Wort und rannte hinaus in die Dunkelheit. Er stand oben auf einen Flett und blickte in die unendliche Weite des goldenen Waldes. Die Regentropfen vielen in Massen hinab, wie die Tränen der Valar, die um Celebithiel, die silbergekrönte Elbenmaid, trauerten.

Der nächsten Morgen war von zärtlichen, warmen Sonnenstrahlen durchdrungen und Celebithiel trug ein schneeweißes Kleid und kniete neben Gandalfs Bahre auf dem saftig grünen Boden. Sie hielt eine einzelne, weiße Lilie in der Hand, an der sie genüsslich schnupperte. Eine weitere hatte sie sich ins Haar gesteckt und liebevoll strich sie mit der Lilie über Gandalfs Körper, der dort friedlich ruhte.
„ Ach Mithrandir, was würde ich nur für deinen Seelenfrieden geben. Ich finde hier keinen mehr…“. Fast panisch blickte sie sich um, als sie Amrûn und Aphadon erblickte, die die schmalen Stufen zu ihnen herunterstiegen. Celebithiel verstummte und stand nicht auf. Sie schaffte es auch kaum Amrûn in die Augen zu sehen, da sie ansonsten wohl wieder in Tränen ausgebrochen wäre. Nach einem Moment des peinlichen Schweigens, richtete sie sich auf und sagte mit belegter Stimme:
„ Es tut mir leid Amrûn. Ich kann dir nicht lange Lebewohl sagen. Mir fällt es schon schwer überhaupt zu sprechen. Die Worte…die Worte-“. Aber Amrûn umarmte sie einfach und vergab ihr zu verstehen, dass er verstand. Er küsste sie auf die Stirn und flüsterte ihr ins Ohr, „ Wir finden uns. Wir werden uns immer finden!“
Nachdem er sich von Gandalf verabschiedet hatte und die Stufen hinaufsteigen wollte, um sich auch noch von Galadriel und Celeborn zu verabschieden schrie Celebithiel: „ Halt!“ Amrûn drehte sich schlagartig um und empfing die weiße Lilie, die Celebithiel aus ihrem Haar genommen hatte. Sie erwiderte seinen Kuss und beobachtete, wie er und Aphadon die Stufen hinaufstiegen.

„ Passt gut auf sie auf“, sagte er zu den Herren des Lichtes. „ Soll ich Narya nun zurück zu Cirdan zu den grauen Anfurten bringen?“ Galadriel schüttelte den Kopf und ihr goldenes Haar reflektierte das Sonnenlicht.
„ Ich verwahre ihn…für sie! Sie wird die Dunkelheit überwinden…da bin ich sicher…nein ich weiß es!“
Und Amrûn verstand und lächelte, auch wenn er am liebsten weinen würde, wenn er daran dachte seine beste Freundin hier zurücklassen zu müssen. Er drehte sich ein letztes Mal um und erblickte Celebithiel, die nun wieder am Boden kniete und ihren Kopf auf Mithrandirs Brust gebettete hatte.
Eine einzelne Träne rann ihm über die Wange und wurde von einem aufmunternden Lächeln gefolgt.


Celebithiel hinaus vor die Stadt
Amrûn und Aphadon zum Weg über das Gebirge

Vexor:
Aus der Sicht Galadriels:


Das Schlafgemach der Elbenkönigin war lichtdurchflutet und winzige Staubteilchen tanzten durch die hereinfallenden Sommerstrahlen.
Galadriel war gerade dabei sich das Gesicht zu waschen und bürstete sich die goldenen Haare, welche sich wie Seide an ihrem Körper schmiegten. Ein Lächeln huschte ihr über die Lippen, als sie sah, dass eine kleine, schwarze Amsel durch das offene Fenster hinein geflattert kam und eine weiße Blume, vermutlich Simbelmyne, auf den kleinen Tisch vor Galadriel fallen ließ.
Behutsam streckte sie die langen, anmutigen Finger aus und schnupperte an ihr.
Celeborn, dachte die Elbe und war erleichtert wieder von ihrem Mann zu hören, seitdem er Lórien mit dem Elbenheer verlassen hatte, um  den Menschen in Aldburg beizustehen.
Sie selbst war im goldenen Wald geblieben, um den verbliebenen Elben und Menschen Hoffnung und Trost zu spenden. Die Befreiung Rohans im vergangenen Jahr hatte Euphorie hervorgerufen, die jedoch nicht lange angehalten hatte. Der Fall des Erebors und die rasche Rückeroberung des Düsterwaldes durch Khamûl trübten die Gedanken der Bewohner des Waldlandreiches. Es war nur eine Frage der Zeit bis die schaurigen Geisterhände des Nazgûl sich auch nach Lothlórien verzehren würden.

Galadriel streifte sich ein silbrig-graues Gewand über und stieg die Stufen ihrer Gemächer hinab, die ganz oben in Caras Galadhon waren. Eine laue Brise frischte auf und Galadriel verstand es als erste Anzeichen des nahenden Sommers.
„ Mae Govannen“, grüßte sie einige Elben, die ihren Weg kreuzten und sich demütig vor einer der ältesten Elben, die noch in Mittelerde verweilten, verneigten.
Zielstrebig führte ihr Weg, die hochgewachsene blonde Elbe, durch die Wege und Trampelpfade Lóriens. Der Wald schien wie leergefegt, denn nur wenige Lebewesen kreuzten ihren Pfad und sie war froh darum.

Das kühle Moos, welches die Steinstufen bedeckte hatte, kitzelte ihre nackten Füße und behutsam stieg Galadriel sie hinab. Vor ihren blauen Augen lag die flache Schale, die viele Galadriels Spiegel nannten.
Ihre Finger fuhren zärtlich über die Ränder der Schale aus edlem Metall. Feuchter Tau perlte an seiner Oberfläche und mit einer Mischung aus Trauer und Sehnsucht beobachte sie die wässrige Oberfläche.
„ Versuchen wir Rat in der Zukunft zu finden, Altáriel?“, ertönte eine ruhige und verträumte Stimme.
Galadriel wirbelte herum und erschrak sich beim Anblick des Zauberers, der auf einer Baumwurzel saß und gerade ein Eichhörnchen streichelte.
„ Bei allen Vala, Radagast, du hast mich fast zu Tode erschreckt“, entfuhr es Galadriel gereizter als sie es wollte, aber ihre Anspannung, die in den letzten Monaten stetig wuchs, war fast greifbar.
Entweder hatte sie der Istari nicht gehört, oder er ignorierte ihre Gereiztheit wissentlich und fuhr mit gewohnt ruhiger und verträumter Stimme fort.
„ Schreit die Elster dem Kaninchen zu, verändert sich der Lauf der Sterne im Nu!“.
Galadriel seufzte, denn so sehr sie Radagast mochte und sie seine Gesellschaft schätzte, so waren seine Worte für sie, selbst als eine der weisesten dieser Welt, oft ein Rätsel. Einzig Mithrandir war in der Lage gewesen sich stets einen Reim auf die Gedichte und Lieder des braunen Zauberers zu machen.
„ Das sich etwas verändern wird ist mir klar Radagast, doch mein Herz verzehrt sich nach der Frage, wie es ablaufen wird. Es bringt mich noch um den Verstand diese Unwissenheit…“, entgegnete Galadriel und ließ sich niedergeschlagen auf einen Steinsockel sinken, der in der Nähe des Spiegels stand.
Radagast, immer noch vollkommen auf das Eichhörnchen fixiert, dass voller Elan um und auf ihn herum hüpfte, antworte im ersten Moment nicht.
„ Schau dir dieses kleine winzige Lebewesen an. Es tollt herum, lebt wie es seinem Herzen beliebt“, fuhr Radagast mit einem Lächeln auf den Lippen fort, wodurch sich sein Gesicht in tiefe Falten legte.
„ Und dennoch…“, doch er verstummte, blickte auf, schüttelte den Kopf und sah die Elbe fragend an: „ Worüber haben wir gerade geredet?“.
Galadriel richtete sich auf, sichtlich genervt von diesem unbefriedigenden Gespräch und wandte sich zum gehen. Es schien dem Alten nicht einmal aufzufallen, als sie die Stufen hinauf schritt. Erst als sie die letzte hinter sich gelassen hatte, drang die Stimme des Zauberers zu ihren Ohren:
„ Vielleicht ist das dein Problem meine Liebe“, sprach Radagast, der sie nun ausnahmsweise direkt anblickte, „Vielleicht handelst du schon zu lange nicht mehr nach deinem Herzen!“.
Die Elbe nickte, auch wenn sie nicht wusste, wie ihr das helfen sollte und schlenderte zurück in Richtung Caras Galadhon.

Der Frühling war im vollen Gange, doch auch die blühenden Pflanzen und Gräser, die ihren Weg kreuzten vermochten Galadriels Stimmung nicht zu bessern. Sie nicht großartig beachtend hatte sie wieder ihr Gemach erreicht und ließ sich auf einen Stuhl auf einer der Plattformen sinken, von denen man große Teile des Waldes überblicken konnte.
Sie schloss die Augen, lehnte sich zurück und ließ sich von den Sonnenstrahlen einhüllen, die durch die Baumwipfel fielen.

„ Ein Schläfchen, dass Kummer und Sorgen vertreiben soll?“.
Im ersten Moment dachte die Elbe es wäre wieder Radagast, der ihr gefolgt war, um sie mit weiteren seiner Weisheiten zu verwirren, doch die Stimme die dort sprach kam ihr nicht bekannt vor. Sie war seltsam dunkel, als hätte sie lange kein Westron gesprochen und dennoch auf eine Weise anziehend und magisch, dass Galadriel voll Neugier die Augen öffnete.
Sie hätte aufgeschrien, wären ihre Augen nicht im ersten Moment von den Sonnenstrahlen geblendet worden, sodass sich ihr Gegenüber nur schemenhaft offenbarte.
Nach und nach trugen ihre hellblauen Augen die Informationen zusammen. Ein Mann, ungefähr in ihrer Größe mit langem gräulichem Haar, vollkommen in einem aquamarinblauen Mantel gekleidet saß ihr gegenüber. Seine Gesichtszüge waren schwer und irgendwie wirkte er müde. Seinen verwitterten, ebenfalls blauen Hut, hatte auf die Spitze seines Stabes gelegt, der an seinem Stuhl lehnte.
Der erste Gedanke, der Galadriel durch den Kopf schoss, als sich das Bild des Mannes vor ihren Augen verdeutlichte war, dass Gandalf ihr gegenüber saß. Jener jedoch lag schlafend, von Saruman betäubt, ein paar Räume weiter neben an.
„ Man hat viel über dich erzählt, Galadriel, Elbenkönigin des goldenen Waldes. Nichte Feanors. Bis in die äußersten Winkel des Ostens, hört man Geschichten und Sagen über die Macht, die Wut und die Schönheit deinerseits“.
Die Worte des Mannes schmeichelten Galadriel im selben Maß, wie sie sie verschreckten und ängstigten, doch sie war nicht in der Lage aufzustehen oder zu sprechen.
„ Aber ich bin nicht nach Lórien gekommen, um mit dir zu plaudern, obwohl es mir Aiwendil nicht gerade leicht gemacht hat. Er redet immer noch gerne und viel“, er machte eine kurze Pause und lachte, „…wenn auch nicht immer sinnvolles.“

Allmählich dämmerte es Galadriel und sie erinnerte sich an Erzählungen Mithrandirs und Curunírs über zwei weitere Istari, die noch Mittelerde entsandt worden waren, mit derselben Mission.
Galadriels Stimme klang seltsam trocken und belegt und so fragte sie: „ Ihr seid einer der Ithryn Luin, nicht wahr?“.
„ Pallando“, sagte der Istari, räusperte sich und machte eine gespielte Verbeugung vor Galadriel.


Die folgende Stunde verbrachten die beiden und Radagast damit über die Geschehnisse zu reden und zu diskutieren, die seit der verlorenen Schlacht am schwarzen Tor vor sich gegangen waren. Immer wieder versuchte Galadriel Informationen zu Pallandos Aktivitäten vor und während des Ringkriegs in Erfahrung zu bringen, doch geschickt wusste der blaue Zauberer das Thema zu wechseln und zu verdeutlichen, dass dies nicht Gegenständ und Thema dieses Gesprächs sein würde.
„ Aber nun sagt, warum seid ihr hier in Lórien? Was ist euer Begehr?“, sagte Galadriel und musterte Pallando scharf. Jener lächelte, lehnte sich zurück und legte die Fingerspitzen aneinander.
„ Nun denn, wenn die Herrin des goldenen Waldes nach dieser Antwort verlangt, werde ich sie ihr geben. Doch ob sie ihr gefällt, dessen bin ich mir nicht sicher.
Wie ihr sicherlich wisst ist Olórin von Saruman betäubt worden, er hat ihn seinen Stab gestohlen und somit fast gänzlich seine magische Macht zurückerlangt!“
Galadriel nickte, während Radagast sich den Spatzen zugewandt hatte, die auf den Balkon herum pickten.
„ Aber wir wissen nicht, was er vorhat. Seit jener Nacht gibt es kein Lebenszeichen mehr von ihm“, ergänzte die Elbe mit Nachdruck. Wieder huschte ein neckisches Lächeln über Pallandos Lippen, welches den alten Zauberer etwas ungemein Jugendliches verlieh.
„ Da komme ich ins Spiel. So begab es sich, dass Saruman im Dezember letzten Jahres zu mir und Alatar nach Gortharia kam. So energisch und mit solchem Wahnsinn versehen, hatte ich ihn noch nie gesehen. Er forderte mich und Alatar auf sich seinem Plan anzuschließen.“
Er machte eine dramatische Pause und trank etwas Wasser, dass ihn Galadriel bereit gestellt hatte.
„ Er wollte, dass wir uns mit ihm verbünden. Wir sollten Rhûn aufwiegeln und Saurons Diener aus dem Land vertreiben. Im Gegenzug würde er sich an den freien Völkern rächen, für die Demütigung, die sie ihn in Helms Klamm zugefügt hatte und später Olórin, als er ihn aus den Orden verstieß und seinen Stab zerbrach. Gemeinsam sollten wir drei uns dann gegen Sauron stellen, um endgültig über Mittelerde zu herrschen.“
Galadriel stockte der Atem und in ihren Augen las Pallando die Frage, die ihr auf der Zunge brannte.
„ Wie er das anstellen will? Er hat sich tief in die Schächte und Gänge Khazad-Dums zurückgezogen und versucht dort die Orks und sonstigen Kreaturen des Nebelgebirges für sich zu gewinnen.“
„WAS?!“, entfuhr es Galadriel, die entsetzt aufgesprungen war, sodass die Spatzen aufschreckten und davonflogen.
„ Ruhig Galadriel. Alatar und Ich haben ihn nicht unterstützt, er drohte uns zwar, schien sich aber nicht siegessicher genug seine Drohungen in die Tat umzusetzen. Ich glaube kaum, dass er mit seinem Plan schon sonderlich viel Erfolg hat, sonst hätte er uns mehr unter Druck setzen können. Aber dennoch müsst ihr auf der Hut sein. Die Gefahr droht jetzt nicht nur aus Süden. Sie wuchert mitten in eurem Herzland.“

Galadriel ließ sich auf den Stuhl sinken und plötzlich umfing sie Dunkelheit.
Schweißgebadet wachte sie auf und merkte, dass es finstere Nacht war. Nur einzelne Lampions, die im Wald leuchteten, trugen Licht in ihr Gemach hinein.
Das war alles nur ein Traum., kam es Galadriel in den Sinn und erleichtert stieg sie aus dem Bett. Sie wanderte in ihrem Zimmer auf und ab, sich immer sicher werdend, dass sie das Gespräch mit einen der blauen Zauberer nur geträumt hatte.
Gerade als sich die Gewissheit in ihr Gehirn eingeschlichen hatte, sah sie die Simbelmyne, die in einer Vase auf ihren Nachttisch stand und die Erkenntnis traf sie wie ein Pfeil im Herzen.


„Herrin was ist los?“, ertönte die Stimme des braunhaarigen Elben Antien, nach dem Galadriel hatte rufen lassen.
„ Mein Junge, du musst nach Lindon reisen. Du musst dorthin reisen und die Überbringung Gandalfs überwachen. Es ist hier nicht mehr sicher für ihn“, antwortete sie niedergeschlagen.
„ Nicht mehr sicher, aber…was meint ihr. Ich verstehe nicht“, entgegnete der Elb, der sichtlich verwirrt zu sein schien.
„ Glaub mir. Tu es für mich, Tu es für ihn!“
Antien nickte und machte sich auf seine Sachen zu schultern.


Noch nie hatte sie sich so allein gefühlt, wie in dieser Nacht. Sie eilte pfeilschnell durch die kühle Nacht und hatte sie gestern noch den Hauch des Sommers gespürt, so lachte die hämischen Ausläufer des Winters diese Nacht über sie. Die Stufen hinab zu ihrem Spiegel waren eisig kalt.
Die Sterne funkelten im stillen Wasser der silbrigen Schale und als Galadriel hineinblickte, flossen bittere Tränen als sie das flammende Rot sah.

Vexor:
Aus der Sicht Galadriels:

„Auf mit dir! Flieg so schnell du kannst“, wisperte die sanfte Stimme Galadriels der Nachtigall hinterher, die sich in die Lüfte erhob.
„Mithrandir wird es im Alten Wald gefallen…“, gluckste Radagast, der neben Galadriel stand und auf dessen Schultern und Stab sich verschiedene Vögel niedergelassen hatten.
„ Das glaube ich auch….das glaube ich auch“, seufzte die Elbenherrin und sank auf einer kleineren steinernen Bank nieder.
Die beiden hielten sich im Garten Galadriels auf, der ganz im Zeichen des Frühlings stand. Überall sprang ihnen der süßliche Geruch der frisch blühenden Blumen und Kräuter entgegen.
Radagast alberte derweil noch mit den Vögeln herum, während die Elbenherrin ihr Gesicht tief in den Händen vergrub.
Schwarze Ringe hatten sich unter ihre strahlend blauen Augen gelegt und zeichneten ihre Alabasterhaut schlimmer als Narben.
„Radagast können wir ihm vertrauen?“, sprach Galadriel mit schwacher Stimme.
„Radagast?!“, setzte sie lauter nach, als der Zauberer nicht reagierte und weiter mit den Vögeln tollte.
„Hmm was?“, stotterte der Zauber und ließ vor lauter Schreck fast seinen Stab fallen. Die Spatzen, die sich auf ihn niedergelassen hatten, schnatterten verärgert.
„Entschuldige“, murmelte der Braune und Galadriel war sich nicht sicher, ob diese Floskel ihr oder den Vögeln gegolten hatte.
Dennoch trottete der Zauberer zu ihr und ließ sich stöhnend neben sie sinken. Als er sprach fürchtete sich Galadriel fast von der Klarheit mit der seine Worte und Stimme erfüllt waren.
„ Bereits letztes Mal sagte ich dir, dass du schon lange nicht mehr mit deinen Herzen gedacht hast, Tochter des Lichts.
Du bist dabei ein Netz aus Verzweiflung und Angst zu weben, welches dich stetig lähmt. Du hast dir die Nöte aller zu Eigen gemacht und siehst nicht, wie du daran langsam zerbrichst.“
Die Klarheit und treffende Präzision Radagasts Worte erschreckten Galadriel und trafen sie wie ein Dolch mitten ins Herz. Sie konnte nicht anderes tun als weiter den Worten des braunen Zauberers zu horchen.
„Du fragtest mich, ob wir Pallando trauen können und ich sage dir ich weiß es nicht. Ich dachte auch, dass wir Curunír vertrauen können, ihm vertrauen müssen. Doch da lag ich falsch. Vielleicht bin ich wirklich Radagast der Einfältige und Narr, wie mich Saruman stets verhöhnte.
Ich verstehe mich eben nur auf alles was wächst und nicht für sich selbst sprechen kann, so wie es meine Herrin Yavanna mir aufgetragen hat.
Den Geist und das Wesen von Mensch, Elb und Zwerg zu ergründen war nie meine Stärke gewesen…darin war Mithrandir immer der geschicktere gewesen.“
Bei den letzten Worten klang eine tief traurige Resignation mit, die Galadriel bei Radagast nie erwartet hätte.
Ihre Stimme bebte leicht, als sie zu sprechen anfing.

„Manchmal…manchmal wenn die Machtlosigkeit mich übermannt, dann Frage ich mich, ob ich damals nicht falsch gehandelt habe.
Ob ich damals als der Halbling mein Reich betrat seinen Bitten nicht hätte nachgeben sollen. Vielleicht hätte ich das alles verhindern können, wenn ich den Ring an mich genommen hätte. Wenn mein Wunsch nach Valinor zurückzukehren nicht stärker gewesen wäre, als der Wunsch Sauron aus Mittelerde zu verjagen.
Ach…ich merke nur wie schrecklich müde ich langsam werde…“
„Müde sind wir doch alle Galadriel. Egal ob Elb, Istari oder diese Vögel hier. Aber blick dich um. Schau an, wie Yavannas Werk aus den Poren Mittelerdes sprießt. Rieche den Duft der Blüten und Blätter deines Gartens…ist das nicht herrlich.“

Galadriel nickte und umarmte den braunen Zauberer. Das Gefühl der Machtlosigkeit und der drohende Schatten auf ihren Herzen waren zwar noch nicht gewichen, aber dennoch hatte Radagast ihr Hoffnung und Mut gegeben. Hatte etwas Licht in ihr gepflanzt, welches hoffentlich wie die Frühlingsblumen in ihr bald wachsen und gedeihen würde.
Sie blickte den braunen Zauberer hinterher, als jener tiefer in den Wald hinein wanderte und dachte sich, Die Leute verkennen dich Radagast der Braune. An Weisheit und Güte stehst du Mithrandir nichts hinterher, nur muss man dich erst besser kennen, um sie in vollen Zügen zu erfahren.


„Herrin Galadriel, Herrin Galadriel!“, stürmte der blonde Elb in Galadriels Gemach, die gerade gedankenverloren Nenya betrachtete.
„Orophin beruhigt euch, was ist denn passiert?“, erwiderte sie verdutzt, als sie Orophin hinein rennen sah.
„ An der Grenze sahen Rumil und ich Orks…aber es waren keine normalen Orks. Die Statur hatten sie wie Orks aus dem Nebelgebirge vermutlich aus dem verfluchten Khazad-dûm. Aber..“
Der Elb musste nicht weitersprechen, sie wusste, was als nächste kommen würde.
„…sie waren viel besser gerüstet – schwer gepanzert müsste man sagen und sie…sie…trugen eine weiße Hand auf ihren Schilden…die weiße Hand Sarumans.“
Galadriel sprang auf, nahm Orophins Kopf zwischen seine Hände und blickte ihm tief in die Augen.
„Bist du dir ganz sicher?“
Der Elb nickte und Galadriel versuchte jegliche Panik aus ihrer Stimme zu verbannen.
„Schick sofort nach Faendir und Antien, sie müssten heute aus dem Alten Wald zurückgekommen sein. Bring sie zu mir! Ich hab einen Auftrag für sie. Als nächstes bereitest du Schattenfell und Kaladh vor. Sie brauchen die schnellsten Pferde, um nach Dol Amroth zu kommen..“
„Dol Amroth?“, erwiderte der Elb verdutzt.
„Geh!“

Als Orophin hinaus gestürmt war, fiel die Fassade Galadriels und sie zitterte am ganzen Leib.
Feuer und Schatten…


Faendir und Antien nach Dol Amroth

Vexor:
Oronêl, Amrûn, Celebithiel, Antien, Faendir, Amrothos und Irwyne von der Grenze

Der frische Waldgeruch stieg Celebithiel in die Nase, als sie auf dem schwarzen Ross langsam trabend durch die immergrünen Ränder Lothlóriens streiften.
Sie hatte die seidenen Handschuhe abgestreift, die sie vor der frühlingshaften Kälte der weiten Steppen Rohans beschützt hatte und fühlte wie die wärmende Atmosphäre des Waldlandreiches ihre Fingerspitzen zum Kribbeln brachte. Aber vielleicht waren es auch einfach die positiven, Heimligen Gefühle, die sie mit diesen Jahrhunderte alten Wald verband, der außerhalb von Raum und Zeit zu existieren schien.
„Dein Lächeln, so selten es sein mag, erfreut einen immer wieder aufs Neue den Tag“, schmunzelte Amrûn, der mit Irwyne neben ihr ritt. Celebithiel legte den Kopf schief und merkte, wie Blut in ihre Wangen schoss, welches ihnen einen zarten Rosaton verlieh.
„Ich kann es schon sehen!“, pfiff Antien vergnügt durch die Lippen und als alle ihren Blick nach vorne wandten wurde ihnen auch klar, was er meinte. Caras Galadhon mit seinen riesigen Stamm und goldenen Blättern ragte vor ihnen empor, wie ein Riese und Celebithiels ozeanblauen Augen wurden feucht beim Anblick des Wohnsitzes von Galadriel und Celeborn.
Wie hofft habe ich diesen Wald in meinen Träumen heimgesucht? Wie oft hat mein Herz ihre Gesichter ersehnt. Es stimmt also Heimat ist dort, wo Menschen sind, die du ins Herz geschlossen hast.
„Aber, aber…“, frohlockte Oronêl, der mit Amrothos jetzt an ihr vorbeigezogen hatte, „…sieht man die Elbenprinzessin jetzt zu Tränen gerührt“, während er ihr ein schneeweißes, besticktes Taschentuch reichte.
Celebithiel hingegen winkte freudig ab, während die letzte Freudenträne über ihre Wangen strich.
„Heimat…“, flüsterte sie und gemeinsam setzte sich der Tross fort, bis sie am Fuße Caras Galadhons angekommen waren.

„Seid gegrüßt ihr tapferen Reisenden! Amrûn, Celebithiel schön euch wieder zu sehen“, empfing sie zur Verwunderung aller Radagast der Braune am Fuße der Treppe.
„Der braune Zauberer“, verschlug es Oronêl den Atem, da es auch für einen alten Elben eine Besonderheit darstellte einen der Istari persönlich zu treffen.
„Sei gegrüßt Radagast!“, lächelte Celebithiel, während ihre Augen besorgt über die Treppe huschten, um ihre Ziehgroßmutter Galadriel zu erblicken. Der alte Mann lächelte betrübt, als er ihren suchenden Blick erkannte, beugte sich vor und flüsterte ihr ins Ohr.
„Mein liebes Kind. Der goldenen Herrin geht es nicht so gut, sie fühlte sich nicht stark genug euch heute willkommen zu heißen. Vielleicht schaust du nachher alleine mal nach ihr.“
Großväterlich tätschelte ihr dabei die Schulter und die Elbenmaid nickte nur, dass sie verstanden hatte.
„Ihr anderen Mensch und Elb…lasst uns hier draußen nicht versauern und den Gras beim Wachsen zu schauen, obwohl das eine interessante Tätigkeit ist, wenn ich das mal so anmerken darf – also wo war ich? Achja genau lasst uns herein gehen. Dort drinnen wartet Speiß und Trank auf euch!“

Gemeinsam stiegen sie die Treppe hinauf, wobei sich Celebithiel bei Antien untergehakt hatte und eine laue Brise umschlang sie für einen kurzen Moment, indem sie inne hielt und ihre scharfen Elbenaugen einen Mann fokussierten, der im Halbschatten aus einen der oberen Gemächer hinab schielte.
Antien bemerkte ihren Blick, neigte seinen Kopf zur Seite und mit seiner freundlichen Stimme wisperte er: „Das ist Palando, einer der Ithryn Luin. Er ist vor nicht ganz einen Moment hier aufgetaucht und hat uns über Sarumans Machenschaften aufgeklärt. Seitdem verweilt er im Palast und berät Radagast und Galadriel. Es war auch seine Idee Gandalf in den Alten Wald zu Tom und Goldbeere zu bringen.“
Beim Namen ihres Freundes und Mentors versetzte es der Elbe einen kleinen Stich ins Herz und instinktiv wanderte ihre Hand zu der feinen Silberkette, an deren Mitte Narya, der Ring des Feuers, baumelte.
Daraufhin setzte die Gruppe ihren Weg die Treppe hinauf fort, hinein in die prächtigen Hallen und Gemächer des Caras Galadhon, den Celebithiel noch nie so leer und trist gesehen hatte. Ebenso hielt sie kurz inne und von der erhöhten Position wanderte ihr Blick nochmal über ihre Heimat, aber sie schien sie nicht wiederzuerkennen. All die Eindrücke, die vorgeherrscht hatte, als sie vom Celebrant aus geritten waren, schienen wie wegblasen. Wie ein Tagtraum, aus dem man schnell und ruckartig gerissen wurde. Der Wald wirkte kühl und blass, als hätte jemand ein graues Tuch aus Furcht, Angst und Melancholie gewoben und es zum Schmucke über die Wipfel und Äste der standhaften Bäume gelegt.
Selbst in der Schlacht mit den Hexenkönig hatte Celebithiel den Wald noch nie so niedergeschlagen erblickt.

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