Das Schicksal Mittelerdes (RPG) > Dol Amroth

Am Hafen

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Vexor:
Celebithiel vom Lazarett


Die letzten Tage waren verrückt gewesen. Die Anschläge auf Oronêl hatten Celebithiel kaum schlafen lassen und so wälzte sie sich oft in ihrem Bett und wachte schweißgebadet auf.
Überall sah sie einen Schatten, ein verborgenes Messer, weswegen sie die Einsamkeit suchte.
Wer könnte es auf den Ring abgesehen haben?
Woher könnte man es erfahren haben?
Es muss jemand sein, der Ahnung vom Schmieden der Ringe hat!
….Saruman?!

Irritiert schüttelte sie den Kopf und rieb sich das Gesicht. Es war finstere Nacht, als sie durch das Fenster hinaus auf das Meer blickte und ihr fahles, müdes Antlitz erblickte.
Das ist Unsinn Celebithiel, wie sollte er nach Dol Amroth kommen. Wie könnte er davon erfahren haben…

Sie entschied sich einen Spaziergang zu machen, um die Müdigkeit aus ihren Beinen und ihren Geist zu verbannen.
Celebithiel hatte die rotblonden Haare zu einem freudlosen Pferdeschwanz gebunden und ein nachtblaues Kleid übergezogen, als sie durch die gepflasterten Straßen der Schwanenstadt schlenderte.
Wie friedlich die Stadt in den frühen Morgenstunden ist. Jungfräulich und sorglos. Wie ein Neugeborenes, das noch nicht den verpesteten Atem unserer Welt gerochen hat…
Ihre Füße trugen sie zum Hafen, wie so oft in den letzten Tagen. Das salzige Meer hatte nichts von seiner Verlockung, seiner Anziehungskraft verloren. Aber diesmal zog sie es nicht zum Wasser. Diesmal nahm sie die steinerne Treppe, die an den Klippen entlang zum Leuchtturm führte, der an der höchsten Stelle der Stadt thronte und über jene zu wachen schien.

Der Himmel hatte einen zarten Rosaton angenommen und die Wellen schlugen mit brachialer Gewalt gegen die Steilküste, die sich metertief unter Celebithiel erstreckte.
Ein paar Möwen kreisten neben ihr, wie zum Hohn über einen Elben, der die Lüfte erobern wollte, bevor sie sich in die Tiefe stürzten, um zu jagen.
Frei, wie ein Vogel. Frei von Angst und Not. Wäre das nicht schön?...Nein! Was wären wir ohne Angst und Sorge? Ist es nicht das, was unser Leben ausmacht? Wodurch wir uns definieren. Zeige mir ein Wesen voller Glück und ohne Zweifel und ich zeige dir ein Wesen, das selbst den größten Zweifel hegt…den letzten Zweifel…die letzte Sorge; nämlich all dies wieder zu verlieren.
Nur ein rissiges Seil trennte die Elben nun noch vor dem sicheren Tod in den Gewässern dieser Welt. Die Spitze des Leuchtturms und das kleine Plateau, welches um ihn angelegt war, war nicht mal eine Armlänge breit. Celebithiel musste sich mit dem Rücken zur Wand drücken, um nicht abzurutschen.
Erst als sie das innere des Leuchtturms betrat merkte, wie schnell ihr Herz raste und wie ihr der Schweiß von der Stirn tropfte.

Vielleicht sind die Vögel doch nicht frei…vielleicht spüren sie ebenfalls das Adrenalin?!
Mit diesen Gedanken ließ sie sich niedersinken und erblickte wie eine gleißende Sonne über den östlichen Ausläufern des Meeres aufstieg und die Welt in eine absolute Friedlichkeit tauchte.
„Wunderschön..“, flüsterte Celebithiel und eine Träne, die der Schönheit der Natur gebührte, kullerte über ihre Wange.
„Ich wusste nicht, dass Celebithiel, die silbergekrönte Elbenmaid, zum Fliegen geschaffen wurde?“.

Einen Moment dachte Celebithiel, dass die Sonne mit ihr sprechen würde, aber dann erkannte sie die Stimme. Erinnerte sich an die Freude, aber auch an den Schmerz, der damit verbunden war.
„Antien…aber wie…woher?!“
Sie sprang hastiger auf, als sie es gewollt hatte, und fiel dem dunkelhaarigen Elben um die Arme, während sie ihn freundschaftlich küsste.
„ Es freut mich auch dir wieder in die unergründlichen blauen Augen zu sehen Celebithiel, aber es ist keine frohe Kunde, die uns wieder zusammengeführt hat. Unser aller Herrin Galadriel schickt mich und Faendir…“
„Saruman!“, entfuhr es Celebithiel ohne, dass sie wusste woher sie die Gewissheit nahm.
Als Antien nickte blickten die ozeanblauen Augen zu der gleißenden Sonne, die in der relativ kurzen Zeit ein beträchtliches Stück zurückgelegt hatte. Doch irgendetwas war anders und Celebithiel erkannte schwarze Flecken auf ihr.

Was wären wir nur ohne Ängste und Zweifel…


Celebithiel, Amrûn, Faendir und Antien in die Stadt

Eandril:
Edrahil, Imrahil, Hilgorn, Elphir, Lóthiriel und Chatara vom Palast


Die Sonne schob sich gerade über den dünnen Morgennebel, als Edrahil den Hafen erreichte. Chatara erwartete ihn bereits, eskortiert von drei Soldaten und, wie er gelinde überrascht feststellte, von Hilgorn, dem frischgebackenen Oberbefehlshaber der südlichen Streitkräfte von Dol Amroth.

Am Fuß der Laufplanke, die zum Schiff hinaufführte, hatten sich Imrahil und seine in der Stadt anwesenden Kinder, Elphir, Erchirion und Lóthiriel versammelt um Edrahil zu verabschieden, wie es schien. Zuerst erreichte er Hilgorn, der ihn ungestüm in die Arme schloss und meinte: "Mögen die Valar auf eurem gefährlichen Weg über euch wachen, Edrahil. Diese Stadt verdankt euch viel, ebenso wie ich. Ohne eure Fähigkeiten hätte wir diesen Angriff nie abschlagen können, und ich wäre nie zum Oberbefehlshaber ernannt worden. Ich danke euch, und ich wünschte, ich könnte mehr für euch tun."

"Diese Stadt verdankt nicht nur mir viel, sondern auch euch, Hilgorn. Ohne euren Einsatz am Tor wären wir womöglich trotz meiner Pläne besiegt worden, und ihr habt euch euren Titel und all eure Ehre selbst verdient. Und wenn ihr etwas für mich tun wollt, so verteidigt den Fürsten, seine Familie und sein Volk gut, bis ich wiederkehre. Mögen die Valar auch über euch wachen."

Dann stand er Chatara gegenüber, die ihn mit unbewegter Miene musterte. "Das war ja rührend. Ihr habt also eure Ziele nun erreicht, und schenkt mir euer Vertrauen. Denkt ihr, das ist klug?", fragte sie, ihn unverwandt weiter anstarrend.

"Nein, ist es nicht," antwortete Edrahil, "und ich tue es auch nicht. Ich vertraue euch nicht mehr als bei unserer ersten Begegnung, ich denke nur, dass eure Worte es wert sind, angehört zu werden. Deshalb werden wir auch nicht alleine reisen. An Bord des Schiffes erwartet uns einer meiner besten Leute, der uns begleiten wird. Mehr braucht ihr nicht zu wissen.", schloss er, und dachte bei sich, wie weise es sich erweisen könnte, Galban mitzunehmen.
Chatara lächelte ihn wölfisch an und erwiderte: "Ihr seid klüger, als ich dachte. Wohin wird uns das Schiff bringen?"
"Wie gesagt, das braucht ihr nicht zu wissen. Ihr werdet es früh genug erfahren, und im übrigen werdet ihr bis zu unserer Ankunft in eurer Kabine bleiben.
Ohne ein weiteres Wort wandte er sich um, und ging weiter auf das Schiff und den wartenden Fürsten zu, doch er merkte, wie Chatara ihm folgte.

"Edrahil," begrüßte Imrahil ihn, "wollt ihr wirklich selber gehen? Die Stadt - Ich - könnte euch hier brauchen."

"Es tut mir Leid, mein Fürst, aber es muss sein. Doch ihr habt eure Söhne an eurer Seite und viele andere gute Männer, Hilgorn, meinen Stellvertreter Amrodin, Amros von Edhellond, Ardamir von Belfalas und noch andere. Und ihr selbst seit der beste von allen, der Truchsess von Gondor und Fürst von Dol Amroth. Ihr werdet dieses Land beschützen, wie ihr es immer getan habt.", erwiderte Edrahil, verneigte sich und sagte noch: "Wünscht mir Glück, das ich Erfolg habe und die Feinde Gondors gespalten und uneins werden."

Imrahil nickte nur und Edrahil wandte sich ab und stand nun Prinzessin Lóthiriel gegenüber, die sagte: "Auch ich möchte euch danken. Ihr habt mich sicher von Tolfalas hierher geleitet, und diese Stadt und damit auch mein Leben. Ich wünsche euch Glück, und werde für eure sichere und erfolgreiche Heimkehr beten." Sie beugte sich vor und küsste ihn leicht auf die linke Wange, wandte sich dann ab und blickte in Richtung der See.

Edrahil machte unwillkürlich eine Bewegung in ihre Richtung, doch besann sich eines besseren.

Es schickt sich nicht! Sie ist die Tochter des Fürsten, und ich der Sohn eines Fischers. Ich habe nicht das Recht, mich um ihre Gefühle zu sorgen.

Also bestiegt er stattdessen die Planke zum Schiff, und hörte, als er beinahe das Deck erreicht hatte, Chataras verschwörerisch klingende Stimme hinter sich: "Sie ist doch ein süßes Ding, nicht wahr, Edrahil?" Er wandte sich abrupt um und stand ihr praktisch Nase und Nase gegenüber. "Sie ist die Tochter des Fürsten, die Prinzessin von Dol Amroth, und es steht euch nicht zu so über sie zu sprechen, noch in diesem verschwörerischen Ton mit mir zu sprechen, als wären wir mehr als eine Zweckgemeinschaft und als würde ich euch auch nur im entferntesten trauen. Beherzigt das, und es wird keine weiteren Schwierigkeiten zwischen uns geben."
Er drehte sich wieder um und bestieg das Schiff, das ihn auf seine Mission nach Harad bringen würde.


Edrahil und Chatara nach Umbar...
Imrahil, Elphir und Hilgorn zurück zum Palast

--Cirdan--:
Endlich an Land

Merian, Angbor, Odjana und ihre Begleiter auf einem Handelsschiff aus der Bucht von Belfalas

Wunderschön und mächtig ragte die gigantische Festung Dol Amroth vor ihnen auf. Die Dächer der weißen Türme reflektierten die Strahlen der Sonne, die Merian an Bord des Schiffes angenehm in die Augen stachen.
Ein Kriegsschiff aus der Flotte Dol Amroth segelte ihnen entgegen und befahl den Stopp. Die Kapitäne erkannten sich jedoch schnell und ihrem Schiff wurde die Durchfahrt in den Hafen der Schwanenstadt erlaubt.

„Wir werden dort rechts anlegen“, verkündete ihr Steuermann, „nahe des Turmes der Lóthiriel.“
Merian blickte in die Gesichter der Männer Umbars, die ebenfalls an Bord standen und den Blick auf die prächtige Stadt und das Treiben im Hafen warfen. Sie sahen ängstlich aus, denn ihnen war bewusst, dass sie sich hier für ihre Taten verantworten müssten. Nur Odjana wirkte keinesfalls eingeschüchtert. Sie schaute interessiert und aufgeweckt und bei den Worten des Steuermannes sah Merian kurz ein Funkeln in den Augen der Frau. „Lóthiriels Turm?“, fragte Odjana nach. „Sehr wohl“, rief der bärtige Mann am Steuerrad, „Imrahils Tochter liebt den Blick auf die See und den Hafen. Ihr Vater lies zu ihrem zehnten Geburtstag den Aussichtsturm errichten. An nicht wenigen schönen Sommertagen kann man Lóthiriel auf dem Turm stehen sehen, wie sie Ausschau hält, als warte sie auf ein Schiff, das sie weit hinaus auf die See und in neue Lande trägt.“   
Merian wollte sich grade zu Odjana stellen und sie auf ihre möglichen Pläne ansprechen, als ihm Angbor von hinten auf die Schulter klopfte. „Das wird eine Überraschung geben!“, freute sich Angbor, „ich bin auf das Gesicht des Fürsten gespannt. Begleitet ihr mich in die Ratshallen um Bericht zu erstatten Kriegsveteran Merian?“ „Nennt mich nicht so“, schüttelte Merian Angbors Hand von seiner Schulter, „aber begleiten werde ich euch natürlich gerne.“

Als sie angelegt und das Schiff verlassen hatten, übergab Angbor die Gefangenen aus Umbar an die Stadtwache von Dol Amroth. Einer der Soldaten packte nach Odjana, die sich mächtig wehrte: „Herr! Der Mann tut mir weh!“, rief sie zu Angbor herüber. Merian verdrehte die Augen und sprach zu ihr: „Was hast Du erwartet? Einen königlichen Empfang?“ „Immerhin habe ich dich und nicht wenig andere vom Ertrinken gerettet“, argumentierte Odjana, „und in Linhir habe ich die Menschen aus ihren Gefängnissen befreit.“
„Lasst die Frau los“, befahl Angbor“, Du wirst dich nicht von meiner Seite bewegen Odjana, bis über dich entschieden ist. Alle Anderen werden in die Kaserne gebracht und bewacht.“ Abschließend ordnete Angbor an den Palantir im Laderaum des Schiffes an Bord und verdeckt zu halten.
Auf dem Weg zum Palast unterhielt sich Angbor noch einige schnelle Worte mit dem Kommandanten des Hafens und ließ sich über die neusten Entwicklungen und des Eintreffens des Prinzen Elphir in Begleitung vom Südländer Qúsay berichten.


Merian und Angbor mit Odjana zum Platz der tausend Schwanenfedern

Link korrigiert

kolibri8:
Qúsay und Dirar vom Fürstenpalast.

Nach einem kurzen Stopp am Stall, in dem sie ihre Pferde holten, ritten Qúsay und Dirar hinunter zum Hafen. Ein Gondorer, namens Túon begleitete sie, als Gesandter Imrahils. Als solcher trug er Urkunden bei sich, die Qúsay als Herr über Harondor und Vasall Gondors auswiesen, sowie Dokumente für den neuen Bürgermeister von Linhir, dessen Wahl mittlerweile stattgefunden haben müsste, sofern Túrin Elphirs Befehle richtig ausgeführt hatte.

Am Hafen wurden sie bereits von einem prächtigen Schiff aus weißem Holz erwartet, der Bugsteven hatte die Form einen Schwanenkopfes und das Banner mit dem weißen Schwan wehte an der Spitze des höchsten Mastes. Der Kapitän des Schiffes erwartete sie schon und brachte sie zügig und recht Wortkarg an Bord.

Qúsay, Dirar und Túon mit dem Schiff nach Linhir.

--Cirdan--:
Die Entführung der Prinzessin

Merian aus der Stadt
Elune vom Palast

Merian erinnerte sich an lange Gespräche mit Odjana in Linhir und einen Brief, den er nur durch pures Schicksal zu lesen bekam. Welch Worte wählte fremder Fürst im weiten Land? Welch Plan hatte Suladan geschmiedet um das Hause Dol Amroths zu brechen? Merian erinnerte sich an gelesene Worte, die die treusten Diener Suladans dazu aufriefen die Kinder des Fürsten Imrahil zu entführen und nach Harad zu bringen. Doch konnte Odjana tatsächlich glauben, sie könnte Lóthiriel oder einen der Söhne des Statthalter Gondors direkt aus Dol Amroth entführen? Wahnsinnig wäre es. Dennoch lief es Merian kalt den Rücken herunter, als er darüber nachdachte.

Seine Schritte führten ihn zurück in den Hafen und  vorbei an dem Handelsschiff mit dem er hergekommen war. Einige Männer waren grade dabei, wohl auf Imrahils Befehl, den riesigen Palantír von Bord zu hieven. Angrenzend an die Kaianlagen stand der Turm der  Lóthiriel, den sowohl Merian als auch Odjana schon bei ihrer Ankunft in der Schwanenstadt betrachtet hatten. Eine hölzerne Tür in Wasserrichtung schien der einzige Eingang zu sein. Vorsichtig drückte Merian gegen die Tür, die langsam aufschwang. Merian trat in einen großen leeren Raum. An der Wand erkannte er eine Wendeltreppe die hinauf zu höheren Ebenen führte. Leise Stimmen vernahm der Steinmetz von oben und blieb zu nächst wie angewurzelt stehen und lauschte einige Zeit.

Er hörte drei Frauen, die sich unterhielten. Nach Kurzem stellte sich eine Stimme als die Odjanas heraus und eine Andere war die Stimme von Elune, der jungen meist weiß gekleideten Frau, der er schon in Linhir begegnet war. Die letzte Person konnte nur Lóthiriel, schloss Merian. Die drei Frauen unterhielten sich anregend, aber nicht streitend. Sie blickten wahrscheinlich aus den Fenstern des Turmes auf das Meer hinaus und verfolgten mit ihren Blicken ein Schiff am Horizont. Merian hörte Lóthiriel vom wegsegelnden Qúsay berichten, ihrem Ehemann der im Osten wichtige Angelegenheiten zu klären hatte. „Und Euch verlangt es nicht nach Osten?“, hörte Merian die Stimme Odjanas. Lóthiriel widersprach: „Auch meine Interessen sind östlich von hier. Mein Vater überschrieb mir das Fürstentum Tolfalas, meine geliebte Insel die ich schon bald wieder besuchen will.“
Merian wagte es nicht sich im Erdgeschoss zu bewegen, während er lauschend das Gespräch im oberen Teil des Turmes verfolgte. „Warum wartet ihr? Warum zögert ihr aufzubrechen in euer Land?“, hörte er jetzt wieder Odjana sprechen und kurz danach mischte sich Elune ein: „Meine Herrin und Freundin Lóthiriel, überhastet nichts. Tolfalas einen Besuch abzusuchen ist sicher nicht verkehrt, aber wäre Edrahil jetzt hier, würde er sicherlich davon abraten.“
„Ist er aber nicht“, entgegnete Lóthiriel als wolle sie sofort aufbrechen. „Euer Vater wird es euch nicht erlauben“, erklärte Elune.
„Wir brechen sofort auf“, schlug Odjana vor, „ihr seid die Tochter des Statthalters. Ihr fordert ein Schiff und segelt zu eurem Fürstentum. Noch bevor euch euer Vater  widersprechen kann, sitzt ihr längst auf eurem Thron auf Tolfalas.“
Merian vernahm Zustimmung bei Lóthiriel und Widerworte von Elune: „Ihr wart schon immer so leichtsinnig meine Herrin!“ Schritte auf der Treppe hörte Merian und stolperte daraufhin rückwärts aus dem Turm heraus. Die drei Frauen kamen den Turm herunter und traten hinaus auf die Straße des Hafens. Merian versteckte sich hinter einer Häuserecke, noch immer unschlüssig, was er tun sollte. Er beobachtete, wie Odjana etwas aus ihrem Umhang holte und mit Lóthiriel und Elune auf eine baldige Überfahrt anstieß.

Der Steinmetz faste einen Entschluss. Er wusste verhindern das Lóthiriel nach Tolfalas segelte, denn dort war sie bei weitem nicht sicher vor den Plänen der Haradrim und Odjanas. Er musste Angbor oder Golasgil oder Imrahil und Elphir informieren, aber er würde wohl kaum alleine in die Zitadelle gelassen und er hatte keine Ahnung, wo sich Angbor aufhielt.  Neben einem Karren auf dem in diesem Moment der Palantir abtransportiert wurde, stand ein Botenjunge der Zitadelle. Merian ging schnellen Schrittes auf den Jungen zu um ihn um Hilfe zu bitten.
Merian stockte der Atem, als er das Kind erkannte. Sein Kind, seinen Sohn. Merian lief, so schnell es sein noch immer schmerzendes Knie zuließ. Sein Sohn erschreckte, erkannte seinen Vater jedoch schnell und Beide schlossen sich fest in die Arme. Merian entglitten einige Tränen, während er die Wärme seines Kindes spürte. Sein Sohn hatte viele Fragen, die Merian versuchte in Kürze zu beantworten. Er blickte allerdings auch immer wieder in den Hafen und verfolgte beiläufig wie Lóthiriel mit einem Schiffkapitän der Flotte Dol Amroths sprach. Merian musste seinen Sohn in seinen Berichten wie es ihm ergangen war unterbrechen, obwohl es ihn sehr interessierte und er es liebte die Stimme seines Sohnes zu hören. „Kannst Du mir helfen? Jetzt gleich?“, fragte Merian, „ich befürchte Suladan plant Imrahils Tochter Lóthiriel zu entführen.“ Merian überlegte auch von Odjana zu erzählen, aber er fand es besser, wenn sein Sohn nicht wusste wie gut er diese Frau kannte.
„Die Pläne sind bekannt“, entgegnete Merians Sohn, „ich hörte wie sie in der Zitadelle darüber sprachen. Frau Lóthiriel wird rund um die Uhr von der in weiß gekleideten Kämpferin begleitet.“ „Elune heißt sie, ich weis“, entgegnete Merian, „aber dennoch. Eile bitte hinauf zur Zitadelle und finde jemandem mit Einfluss der dir Gehör schenkt.“
Merians Sohn blickte seinen Vater noch einmal lange an, dann lief er.

Merian hingegen wandte sich wieder zum Hafen. Odjana konnte er nirgends erblicken, aber Elune erkannte er auf einem Schiff des weißen Schwanes an Deck hingekniet. Er umrundete das halbe Hafenbecken und als er vor dem Zweimaster stand bemerkte er Lóthiriel, wie sie auf den Planken des Schiffes lag. Elune tupfte ihr das Gesicht und der Kapitän sah besorgt nach umstehender möglicher Hilfe. Als Merian das Schiff betreten wollte wurde er aufgehalten, was ihn nicht verwunderte. Mit seinen schmutzigen Lumpen und den Stiefeln des alten Fischers von Tolfalas musste er ebenso wie ein bemitleidender Fischer -oder Steinmetz- aussehen.
„Elune“, rief Merian vom Anlegesteg die junge Frau auf dem Schiff  jetzt direkt an, „ihr kennt mich aus Linhir. Lasst mich helfen. Ich muss euch etwas Wichtiges sagen und euch warnen!“
„Ihr!“, rief Elune aus als sie Merian erkannte und erhob sich ruckartig von der immer noch am Boden liegenden Lóthiriel, „ihr seid ein Sympathisant der Korsaren von Umbar.“
Merian erschreckte: „Nein, Fürst Imrahil hat mich freigesprochen als ich ihm meine Geschichte erzählte. Nicht ich bin der Korsar, sondern Odjana. Wo ist sie?“
Elune ließ nicht mit sich reden und der Kapitän ließ Merian festnehmen und an seinen Schiffsmast binden. Eine befremdliche Situation, die schnell zur Gefahr werden sollte.

Odjana kehrte aus der Stadt zurück und mit ihr die Korsaren. Merian hätte erwartet, dass sie in Dol Amroth sofort erkannt und aufgehalten werden würden. Jedoch wimmelte die Stadt vor fremden Personen, vor allem Kriegsflüchtige aus den unterschiedlichsten Regionen Mittelerdes, die hier in der Stadt des Widerstandes, wie sie genannt wurde, Schutz suchten oder sich zusammen taten.
Odjana und ihre Männer setzten Fuß auf das Schiff und erst jetzt erkannten Elune und der Kapitän die finsteren Gesellen. Trotz Merians warnenden Rufen wurden die Beiden und die paar wenigen Mann Besatzung auf dem Schiff überwältigt, entwaffnet und von Bord gestoßen. Die Seile zu den Stegen wurden gekappt wodurch sich das Schiff langsam vom Land entfernte.
Die Wachen am Hafen hatten die Situation bemerkt. Hörner wurden geblasen und die Besatzung eines im Hafen liegenden Kriegsschiffes machte sich zum Ablegen bereit. Einige Männer spannten ihre Bögen und legten Pfeile auf die Sehnen, was Merians Ängste nicht minderte, da er noch immer ungeschützt und bewegungsunfähig angebunden an dem Schiffsmast dastand.
Er beobachtete die Korsaren, die versuchten eilig Segel zu hissen oder mit Rudern das Schiff aus dem Hafen zu steuern. Odjana unterdes kniete vor Lóthiriel und flößte aus einem kleinen Fläschchen der Prinzessin Dol Amroths eine Flüssigkeit ein. Lóthiriel erwachte daraufhin erschreckt und wurde von Odjana dolchführend zum Heck des Schiffes getrieben. Odjana rief laut in den Hafen hinein und drohte den Soldaten Dol Amroths ihr nicht zu folgen, denn sonst würde es Lóthiriel schlimm ergehen.
Als das Schiff den Hafen längst verlassen hatte, nachdem die Soldaten am Hafen unsicher gezögert hatten, erkannte Merian seinen  Sohn sowie Fürst Imrahil, der auf einem Pferd in den Hafen geritten kam. Welchen Befehl dieser jedoch gab, konnte Merian nicht erahnen. Er hatte ohnehin jetzt ganz andere Sorgen; Gefangen auf einem von Korsaren entführtem Schiff.


Merian, Odjana, Lothíriel und die Korsaren in die Bucht von Belfalas

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