Ich möchte gern noch mal auf den Beitrag von Mornen zurückkommen, in dem er uns fragt, weshalb wir den dritten Hobbit nicht mögen. Ich kann an der Stelle selbstverständlich nur für mich sprechen:
Sind es die Schauspieler, Kostüme, Handlung, Regie, Drehorte, ... die euch nicht gefallen?
Ich finde es für mich persönlich sehr interessant, dass ich eigentlich bei den von dir genannten Punkten von keinem sagen könnte, dass ich ihn wirklich schlecht fände.
Die Schauspieler haben meiner Meinung nach zu einem großen Teil wunderbar gepasst und ganz ordentliche Arbeit abgeliefert (Martin Freeman, Luke Evans, Ian McKellen, sofern er zählt, auch Benedict Cumberbatch, und für mich auch Richard Armitage als Thorin).
Die Kostüme sind bei einer HdR-Produktion sowieso immer vom Feinsten, über die könnte ich mich nicht beschweren. Gleiches gilt für die Drehorte.
Auch die Handlung war zu 90% in Ordnung. Sie folgt ja immerhin dem roten Faden des Buches. Die 10%, die nicht in Ordnung waren, sind Nonsens a la Kili-Tauriel, die Bedeutung des Erebor für die Wiedererrichtung Angmars und dergleichen. Ich könnte über diese Unsinnigkeiten sehr wohl hinwegsehen, warum ich es aber nicht tue, darauf komme ich gleich.
Und zu guter Letzt die Regie...für mich ein sehr schwieriger Begriff, übrigens. Wann soll ich den Regisseur als "gut", wann als "schlecht" einstufen? Jackson hat in dieser Reihe drei phänomenale Filme herausgebracht, zwei ganz ordentliche und einen absolut furchtbaren. Soll ich jetzt sagen, dass er 5/6 gut und 1/6 schlecht ist? Ich sage es oft, ich halte Jackson für einen absolut fähigen Mann (HdR, King Kong, etc.). Aber auch er ist menschlich, damit fehlerhaft und liefert somit irgendwann mal weniger gute Arbeit ab. Auf ihn schieben, will ich es also auch nicht.
Worauf ich es aber schiebe, ist eine völlige Missachtung all dessen, wofür Tolkien gestanden hat, wofür auch die ersten HdR-Filme gestanden haben. Eine Missachtung, die eben hier im dritten Teil besonders offenkundig wird.
Was macht Tolkien und die ersten HdR-Filme also so speziell? Authentizität und Realitätsnähe! Tolkien unterwirft in seinen Werken so gut wie immer so gut wie jeden den Gesetzen der Natur, wie wir sie kennen. Dass gewisse Wesen davon ausgenommen sind (Valar, Maiar, etc.) macht es umso notwendiger, diese Gesetze bei anderen eben NICHT aufzuheben. Was hebt denn eine Gottheit von einem nicht-göttlichen Wesen ab, wenn letzteres plötzlich Dinge tun kann, die physikalisch unmöglich sind?
Ihr ahnt vermutlich schon, worauf ich hinaus will. Das Paradebeispiel hierfür ist Legolas. Ich könnte hier Seiten füllen mit den Dingen, die er tut, die aller Physik spotten. Mach ich aber nicht. Die Lächerlichkeit, mit der seine Heldenhaftigkeit dargestellt wird, schlägt wirklich alles! Meine Vermutung ist, dass die Tatsache, dass Legolas im Hobbit nicht sterben kann, da er ja später noch am Leben ist, als Freikarte dafür gesehen wurde, ihn "unverwundbar" zu machen.
Nur: Warum sollte ich Legolas' letzte Worte in "Die Rückkehr des Königs" bezüglich seines nahenden Todes und dem Kampf an der Seite eines Zwerges ernst nehmen, wenn er doch Orks mit seinem kleinen Finger töten kann? Warum soll ich überhaupt annehmen, er befände sich je in irgendeiner Gefahr, wenn er doch sein ganzes Tun so genau planen und vorhersehen kann, dass er einen Troll kampfunfähig machen, ihn in einen Turm steuern, den somit zum Umfallen bringen, damit eine Brücke bauen, darauf einen Kampf mit Bolg beginnen, über FALLENDE Steine NACH OBEN springen, und Bolg schließlich mit einem lächerlichen Brakedance-Move töten kann? Wo bleibt da der Nervenkitzel? Legolast ist dabei ja nie in Gefahr.
Ähnliches passiert leider auch mit weniger "gottgleichen" Figuren in anderen Szenen. Warum soll ich glauben, Bard könnte sterben, wenn er im Angesicht des Todes eine funktionstüchtige Armbrust auf der Schulter seines Sohnes errichten kann, und es auch noch schafft, einen lässigen Spruch dabei abzulassen?
Warum sollen mir Kilis und Filis Tode ans Herz gehen, wenn ich beide zuvor Orks wie Gras abschneiden hab sehen?
Und, und, und.
Auch in den anderen Hobbit-Teilen war das schon präsent (Sturz in die Orkhöhle, Flussjagd, etc.) und sogar teilweise im Herrn der Ringe (Legloas' Schwung auf das Pferd, Aragorn überlebt den Sturz mit dem Warg, etc.). Aber nirgendwo war es so peinlich wie hier! Ja, ich sage peinlich! Und in allen anderen Fällen hat für mich das restliche Drumherum diese Schwächen wieder ausgeglichen. Nur war hier das Drumherum auch so schwach, dass ich nicht umhin konnte, mich im Kino neben meinem Vater (der von meiner Begeisterung über Mittelerde weiß) für das, was wir gerade sahen, zu schämen.
Das alles gepaart mit einer übertriebenen Neigung zu CGI, wobei dieses stellenweise Welten schlechter aussieht, als noch vor 15 Jahren, machen vor allem den dritten Hobbit für mich zu einem Desaster.
So, damit genug von mir.