Als Kind habe ich erfürchtig geglaubt, aber mit der fortschreitenden Reife meines Verstandes habe ich dann den Glauben abgelegt, als ich begriff, dass sich Gott erstens nirgendwo in der Natur feststellen lässt, und zweitens, dass es gar nicht so unwahrscheinlich ist, dass sich eine Sekte innerhalb von Jahrtausenden zur Weltreligion erhebt. Menschen können sehr gedulgig, fleißig und grausam sein, wenn es um die Verbreitung ihrer Überzeugungen geht.
An eine Seele oder ein Jenseits glaube ich folglich auch nicht: Wir Menschen sind ein kurzweiliger Zustand in den bizarren Wechselwirkungen der Naturgesetze, dieses biochemische System, das unsere Persönlichkeit ausmacht, erlischt mit dem Absterben des Gehirns. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass enorm fortgeschrittene Technik ein Gehirn, dass die Arbeit vor kurzem eingestellt hat, wieder anwerfen kann, nachdem strukturelle Schäden behoben worden sind, aber grundsätzlich halte ich eine magische Art von Auferstehung wie in den Religionen für ein Produkt menschlicher Fantasie.
Zu meiner atheistischen Überzeugung gehört aber auch, dass wir Menschen in keiner Form GEWOLLT sind oder irgendeine Art von Funktion im Gefüge des Universums ausüben. Ich kann mit diesem Nihilismus in der Welt ohne weiteres Leben und mir ein Floß aus Optimismus und Lebensfreude bauen, aber ich kann mir denken, dass es vielen nicht behagt, so im Nichts zu baumeln.
Religion ist meiner Ansicht nach eine Art Droge, um die menschliche Angst vor der Nichtexistenz oder Bedeutungslosigkeit zu unterdrücken. Ihre Funktion zur Erklärung der "einfachen" Phänomene der Natur (so wie Tageslicht, Entstehung der Lebewesen, aber nicht generell die Existenz des Universums, die ist ein "schweres" Phänomen) hat sie außer bei besonders zurückgebliebenen Individuen längst verloren, seitdem es die Naturwissenschaften gibt.
Dass die Religion die Naturwissnschaft behindern kann, ist leider auch wahr. An der Stelle möchte ich den hochgeschätzten Einstein zitieren, und zwar seine Worte, mit denen er die Quantentheorie, heute fester Bestandteil der theoretischen Physik, abgetan hat:
"Der liebe Gott würfelt nicht."
Ich belächle religiöse Gefühle gerne mal, aber eigentlich bin ich sehr froh, dass die meisten Menschen nicht meine Überzeugung teilen, da es Menschen selten gut tut, zu wissen, dass es keine Werte gibt außer denen, die man sich erfindet. Atheismus kann auch leicht in grenzenlose Gier und Egoismus münden, das DDR-Regieme war auch atheistisch.
Und die Predigten der Pfarrer helfen mir kein bisschen, auch, wenn ich es früher mal gedachte habe, da denke ich lieber selbst nach und schaffe mir meine eigene Philosophie.^^