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Autor Thema: Die Große Oststraße  (Gelesen 30689 mal)

Logrim

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Die Große Oststraße
« am: 1. Apr 2008, 02:07 »
Drellirs Start:

Es war in einer kalten Nacht am Rande der Oststraße, der Himmel war sternenklar und somit verflog die Wärme des Tages gänzlich. Man hörte nur die Eulen in den Wäldern, die Grillen und das leise rauschen des Windes in den Blättern der Bäume. Drellir wandelte in Gedanken versunken im Wald, unweit von der eigentlichen Straße, die er dennoch im Sichtfeld hatte. Wo genau er sich befand, wusste er nicht, zu sehr war er abgelenkt und hatte das Zeitgefühl verloren. Die Unentschlossenheit ob er für sich selbst die richtige Entscheidung getroffen hatte, plagte ihn schon seit Tagen. Es begann schon vor Monaten als die schwarzen Angreifer damals in Bree eindrangen, seitdem hat sich seine Lage maßgeblich verändert. Man merkte die andauernden Kämpfe in Mittelerde, die Handelswege nach Bree wurden kaum noch genutzt. Die wenigen die noch kamen, waren meist nur die Versorgung, welche gut bewacht waren, denn das Auftreten von Orks aus dem Nebelgebirge in den Wäldern nahe den Handelswegen, erhöhte sich zunehmend. Nachdem der dunkle Lord zurück gekehrt war und Gondor und Rohan fiel, wurde Bree beinahe zur Totenstadt. Die meisten Leute flohen weiter in Richtung Norden, aus Angst oder entschieden sich, sich dem Widerstand anzuschließen. Drellir hätte ebenfalls weiter Richtung Norden gehen müssen um dort wie gehabt zu leben. Doch Mittelerde steht kurz vor dem Fall, es würde nicht lange Dauern bis der dunkle Herrscher auch den Norden erreicht, er würde vielleicht ein Platz zum Überleben finden oder einen Weg finden der Slaverei zu entgehen.
Als andere Option stand nur sich dem Widerstand anschließen. Doch mit den "Guten" und "Gerechten" auf einer Seite zu stehen, das störte ihn ziemlich. Er hegt keine Sympathie für Elben, Zwerge oder die meisten Menschen, dennoch mehr als für Orks und das andere Getier. Dazu kam noch, dass er gesucht war, würde jemand ihn erkennen, hätten sie ihn sicher auch zu Zeiten des Krieges für seine Morde hingerichtet. Er sah seine Chance nur bei den Elben, denn sie kannten ihn nicht und wussten auch nichts von seinen Taten, er wüsste auch nicht wie sie dies in Erfahrung bringen sollten. Doch all dies frustrierte ihn seit so langer Zeit und er holte aus und schlug mit seiner Faust gegen den Baum neben ihm. Die Rinde war rau und hart, doch der Schmerz war ihm gleich. Mit aller Kraft schrie er sich seine Wut aus dem Leib und sank auf die Knie, sein Kopf fiel langsam in Richtung Brust. Mit seinen Fingern griff er durch das nasse Gras und fühlte den kalten Erdboden auf dem er kniete. Minutenlang weilte er dort und allmählich verstummten die Eulen, der Wind wurde stärker und pfeifte zwischen den Bäumen, er wehte aus Richtung Osten. Drellir erhob sein rechtes Bein und bewegte unauffällig seine linke Hand zum Griff seines Anderthalbhänders auf seinem Rücken.
Dieser Geruch kann nur von einer Kreatur stammen...
Er zog blitzschnell sein Schwert, richtete sich mit einer Drehung auf und schnitt dabei quer über die schwarze Gestalt hinter sich. Nur ein unregelmäßiges Röcheln war zu hören bis der leblose Körper in das Gras fiel.
Orks! Wie lange warst du schon unachtsam?
Drellier hockte sich hin und steckte sein Schwert zurück in die Scheide und ergriff sein Kampfmesser an seinem Gürtel. Von Baum zu Baum schlich er sich leise voran und sah dann auf der vom Mond erleuchteten Straße eine Gruppe Orks.
Ich Tor habe sie vermutlich mit meinem Geschei auf mich aufmerksam gemacht, verflucht nochmal, so etwas hat mir gerade noch gefehlt.
Nach wenigen Minuten fanden sie die Leiche ihres Spähers, "Findet diese elende Made und bringt mir seinen Kopf!", sprach der Anführer zu den anderen. Kaum hatten sich seine Orks von ihm entfernt, packte ihn eine Hand im Gesicht und zog ihn nach hinten. Bevor er ein Laut abgeben konnte, schnitt ihm ein Messer seine Schlagadern und seine Stimmbänder durch, vor Schmerzen lies der Ork seine Waffe aus den Händen gleiten. Nicht mehr in der Lage sich zu wehren, brach er zusammen und konnte nicht einmal mehr im Todeskampf ein Ton von sich geben. Drellir blickte verachtend zu ihm herab, als dieser sich am Boden windete und allmählich verblutete. Zwei Orks hielten Wache auf der Straße, ständig in den Wald schauend, doch die Kronen waren so dicht, dass kaum ein Mondstrahl durchdringen konnte und somit kaum etwas erkennen war. An einem Baumstumpf kauernd, saß Drellir und wartete auf seine Chance zwischen ihnen hindurch zu schlüpfen, was ihm dann nach einiger Zeit des Versteckens auch endlich gelang.
Er bewegte sich nun im Laufschritt Richtung Bruchtal, doch auf dem Weg dorthin beschloss er, dass dies nicht sein Ziel werden sollte. Das Reich der Elbenhexe, dies klang für ihn noch angenehmer und er sah dort seine Chance unter den Flüchtlingen abzutauchen einfach größer, bis dahin hatte er aber noch einige Tagesmärsche vor sich.
Der schwierigste Teil stellte der Hohe Pass dar, es wimmelt dort nur so vor Orks aber allein war die war die Chance entdeckt zu werden weit aus geringer und das Glück war ihm auch hold. Ohne weiter Zwischenfälle passierte er das Nebelgebirge und wanderte weiter gen Süden, zum goldenen Wald.


Drellir nach Lothlórien
« Letzte Änderung: 16. Feb 2016, 10:43 von Fine »

Thorondor the Eagle

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Auf dem Weg nach Imladris
« Antwort #1 am: 6. Feb 2010, 20:38 »
Elea und Helluin von der Feste der Dúnedain


Mittlerweile waren sie schon kurz vor der Pforte in das versteckte Tal, doch die Dunkelheit der Nacht hatte mittlerweile überhand genommen und deshalb schlugen die beiden das letzte Nachlager vor ihrer Ankunft auf.

„Gott sei dank ist es hier in Eriador noch friedlich“, sagte Elea zu ihrem Kind.
„Selbst wenn, Mama, sie haben es hier mit zwei echten Dunedain zu tun. Wir schaffen eine ganze Armee“, sagte Helluin mit tapferer Stimme, holte sein Schwert aus den Taschen und wirbelte damit wild durch die Luft.
„Helluin!“, fauchte Elea ihn an „Ich will nicht das du ein Schwert trägst. Woher hast du es überhaupt?“
Der Junge erstarrte und fixierte seinen Blick auf die Waffe: „Es ist Papa's Schwert gewesen... Ich fand es zu Hause.“
Der Frau stockte der Atem als sie das aus dem Mund ihres Sohnes hörte. Eilig stand sie auf, ging zu ihm und riss es ihm förmlich aus der Hand. „Keiner meiner Männer fasst jemals wieder eine Waffe an“, herrschte sie ihn an.

Helluin brach ihn Tränen aus, als er sah wie die Wut seine Mutter übermannte und schon erweichte ihr Herz. „Es tut mir Leid“, sagte sie und strich ihm sanft durch die Haare „Ich habe nur solche Angst. So große Angst noch jemanden zu verlieren.“
„Aber Mama, früher oder später kommen die Orks und dann muss ich auch kämpfen. Ich will meine Heimat verteidigen.“
„Nicht solange es einen Fluchtweg gibt“
„Nie im Leben werde ich vor diesen dreckigen Orks fliehen!“, antwortete er entsetzt.
„Du bist genau wie dein Vater und genauso wirst du enden.“
„Wenigstens laufe ich nicht davon!“, gab er nochmals forsch zurück.
„Nein! Nein!“ schrie Elea außer sich „Ich lasse dich nicht in den Tod gehen, eher sperre ich dich ein, bis du einsichtig wirst. Das hätte ich auch mit deinem Vater tun sollen. Er hat mich einfach alleine gelassen. Ich hasse ihn dafür, ich hasse ihn!“

Elea sank auf die Knie. Die kalte Klinge glitt ihr aus den Händen und ihre Haare bedeckten das Gesicht. Helluin saß gegenüber von ihr. Er fürchtete sich vor seiner Mutter, doch andererseits hatte er tiefes Mitgefühl. Er vermisste seinen Vater ebenfalls.
Es kostete ihn viel Zeit, aber schließlich setzte er sich neben Elea und legte ihr den Arm um die Schultern.

„Soweit ist es gekommen, dass du deine schwache Mutter trösten musst“, stotterte sie und seufzte laut.
„Du bist nicht schwach Mama, du hast nur einen schwachen Moment. Wir haben Papa verloren, da darf man auch einmal die Kontrolle verlieren und schwach sein..“
Sie griff sich auf die Schulter und nahm dabei Helluins Hand. Lange Zeit verharrten sie in dieser Position, bis sie sich endlich schlafen legten.
In jener Nacht träumte sie von Haldar. Der Traum zeigte ihr die erste Begegnung mit ihrem Mann. Damals wusste sie noch nicht, dass sie ihn heiraten würde, denn sie waren noch Kinder. Sie spielten im bunten Herbstlaub, dass Trolle die hilflose Erelieva gefangen genommen hatten und ihre Cousins und Haldar sie befreien mussten. Nach dem gefährlichen Kampf stand er neben Elea und griff nach ihrer Hand. „Jetzt bist du in Sicherheit. Jetzt kann dir nichts mehr passieren“, flüsterte er ihr ins Ohr. Sie fühlte sich geborgen und küsste ihn sanft auf die Wange.

Elea riss es aus ihren Träumen. Keuchend saß sie mit aufrechtem Oberkörper auf der dicken Decke. Die Morgendämmerung war bereits hereingebrochen, denn ein schwaches blau-grau zeichnete den ganzen Himmel. Ihr war kalt in den Händen und in den Füßen, denn der Winter brach schon über das Land herein. Stundenlang saß sie nur da und dachte an ihren Traum, dabei musste sie lächeln und weinen zugleich.
„Helluin“, weckte sie schließlich ihren Sohn „Helluin. Lass uns losreiten.“


Elea und Helluin nach Imladris
« Letzte Änderung: 22. Feb 2016, 22:06 von Fine »
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Thorondor the Eagle

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Die Pfade zu den Grauen Anfurten
« Antwort #2 am: 17. Okt 2010, 22:57 »
Celebithiel, Aphadon, Aratinnuíre und Amrûn von den Straßen von Imladris



Lange begleiteten die Krieger aus Bruchtal Amrûn und seine Gefährten. Der Tag verging und in eiligem Galopp näherten sie sich stündlich den grauen Anfurten. Zu Mittag passierten sie die Wetterspitze, die sich nördlich der Straße hoch auftürmte. Die alten Ruinen waren noch immer unverändert, seit der Elb sie das letzte Mal gesehen hatte. Kurz darauf stärkten sich sowohl Pferde als auch Reiter in einem Gasthaus des Breelandes, doch lange blieben sie nicht, denn die Krieger schienen es eilig zu haben.
Als die Dämmerung herein brach und die satten Herbsttöne der jungen, nördlichen Wälder grau wurden hielten sie vor einer kleinen Einbuchtung neben dem Weg. Die Elben stiegen von ihren Reittieren und sahen sich in der nahen Umgebung um. Einer von ihnen stieß einen lauten vogelähnlichen Pfiff aus, danach war es ganz still. Nicht einmal der Wind regte sich.

Plötzlich kamen aus den Schatten der Bäume grün-brauen Gestalten. Ihre Gesichter waren von Kapuzen verhüllt und auf ihrem Rücken trugen sie Bögen und Köcher.
„Die Waldläufer“, sagte Amrûn überrascht und versuchte ein paar der Gesichter zu erspähen.
„Guten Abend“, sagte einer unter ihnen.
„Welch eine angenehme Überraschung unsere Freunde aus Bruchtal zu sehen. Was bringt ihr denn für Neuigkeiten von Herrn Elrond?“
„Mit wem spreche ich?“, frage der Elb höflich, da er sein Gegenüber nicht kannte.
„Ich bin Helluin, Haldars Sohn. Meine Mutter Erelieva und ich waren lange Zeit bei euch in Bruchtal, ehe ich hier meinen Platz einnahm. Als Herr des Stammesrat.“
„Verzeiht. Arwen erzählte mir von euch und von ihr bringe ich auch Kunde. Ein Heer brach auf vor wenigen Tagen nach Aldburg um von dort aus euren Verwandten des Südens Unterstützung zu geben. Euch jedoch sollte es noch mehr ein Anliegen sein, dass Gondor und euer König wieder frei ist. Schickt alle die ihr entbehren könnt nach Süden. Eine Schlacht wartet dort.“
„Jene die ich entbehren kann sind mir schon abhanden gekommen. Täglich schickte ich Späher hinaus in die fernen Wälder und täglich kommen weniger zurück. Ich weiß nicht ob sie tot sind oder noch am Leben, aber ich fürchte noch mehr meiner Männer kann ich nicht aus der Heimat wegschicken. Das wäre zu riskant und der Weg ist wahrlich lang und gefährlich.“
„Dann kommt mit nach Dol Amroth“, platzte es aus Celebithiel heraus.
Überrascht schauten sie auf die Elbe: „Ich segle mit den Hütern von Mithlond nach Dol Amroth. Dort heißt es die Stadt unsere Verwandten aus Edhellond zu verteidigen. Es ist die letzte Bastion in Freiheit.“
„Obwohl der Weg ein einfacherer ist, fehlen mir dazu die nötigen Männer. Gerne würde ich unseren Freunde und Verwandten helfen.“
„Nachricht habt ihr erhalten, dies war das vorrangig wichtigste. Schlimme Zeiten und Kämpfe könnten auch Imladris erreichen und wir hoffen dann auf eure Unterstützung, denn derzeit sind unsere Mauern unbewacht, unsere Türme nicht bemannt und unsere Rüstkammern leer“, sagte der Elb.
„Seit jeher sind unsere Völker befreundet und teilen eine gemeinsame Heimat. Hilfe werdet ihr von uns erhalten, solltet ihr sie benötigen.“
„Danke. Machts gut, Helluin.“
Genauso heimlich wie sie gekommen waren verschwanden sie auch wieder.

„Nun unsere Aufgabe ist erfüllt, meine Freunde“, sagte der Elb nun zu ihnen „Wir werden zurück nach Imladris kehren. Aber der Weg der vor euch liegt ist sicher. Gleich hinter der Kuppe liegt die Brandyweinbrücke und nach dem Auenland erreicht ihr die Turmberge und somit die Vorboten von Mithlond. Lebt wohl. Möge euch das Glück hold sein in diesen dunklen Tagen.“
Die vier Gefährten taten wie ihnen gesagt und kurz vor der Morgendämmerung sahen sie am Horizont die drei schneeweißen Türme der Elben.


Celebithiel, Aphadon, Aratinnuíre und Amrûn zu den Grauen Anfurten
« Letzte Änderung: 26. Jan 2017, 16:36 von Fine »
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Fine

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Die Große Oststraße
« Antwort #3 am: 19. Jul 2015, 23:16 »
Kerry, Rilmir, Lónar und Magrochil von der Wetterspitze


Der Morgen kam und mit ihm Sonnenstrahlen, die zum ersten Mal seit mehreren Tagen die Wolkendecke durchstießen. Kerry blinzelte müde und unterdrückte ein Gähnen. So möchte ich jeden Tag geweckt werden, dachte sie. Ein Sonnenstrahl kitzelte ihre Nase und sie stand auf. Die Schrecken der Nacht waren verflogen, dennoch war sie den ganzen Vormittag über sehr einsilbig und stapfte die meiste Zeit über schweigend hinter dem Rest der Reisegruppe her.
Magrochil fiel es beinahe sofort auf, doch obwohl sie mehrfach nachfragte mochte Kerry nicht mit ihrer Freundin darüber reden, was geschehen war. Ich hab' dem Dúnadan und seinen unheimlichen Freunden versprochen, nichts auszuplaudern. Ich muss nicht mit ihr über all das reden.
Und Worte sind ohne Taten sowieso nichts wert,
fiel ihr ein altes Sprichwort ein.

Sie kamen nach dem Abstieg von den Hängen des Amon Súl nun in flacheres Gebiet. Vor ihnen breiteten sich die Ebenen von Eriador aus, die einst zum alten Reich Cardolan gehört hatten. Das Nördliche Königreich war vor vielen Jahren in drei Teilreiche zerbrochen, welche untereinander Krieg um den Besitz des Wachtturms dessen Ruine Kerry gesehen hatte geführt hatten. Rilmir erzählte ihnen solche und viele andere Geschichten über das alte Königreich des Nordens gerne, wenn sie an Orten wie der Wetterspitze vorbeikamen. Aber auch über scheinbar unwichtige Orte wie einen Kreis verwitterter Steine oder eine alte Statue hatte der Waldläufer einiges zu erzählen, denn er kannte in diesen Gegenden nahezu jeden Felsen und jede Eigenschaft des Landes. Kerry bewunderte das Wissen des Dúnadans über sein Heimatland. Über ihre eigene Heimat wusste sie erschreckend wenig.
Aber das liegt hinter mir.

Am späten Vormittag erreichten sie die Große Oststraße, die sich einem langen Band gleich quer zu ihrer Reiserichtung durch die leeren Lande östlich von Bree zog. Nahe der Straße gab es einen steinernen Unterstand in dessen Rückseite sieben stilisierte Sterne eingraviert worden waren. Hier rasteten sie einige Zeit.
Kerry flocht sich gerade gedankenverloren die Haare zu einem breiten Zopf als mit einem Mal auf der Straße mehrere Stimmen zu hören waren. Ein schneller Blick zeigte ihr dass Rilmir sich nicht mehr bei der Gruppe befand. Sie stand auf und verließ den Unterstand, dicht gefolgt von Magrochil und Lónar.
Der Waldläufer stand in einiger Entfernung mitten auf der Straße, östlich von ihrer Position. Bei ihm war eine Gruppe - Kerry schätze sie auf etwa zwei Dutzend - hochgewachsener Gestalten in grausilbrig schimmernden Umhängen. Außerdem sah sie mehrere Reiter auf weißen oder hellbraunen Pferden, die blitzende Lanzen trugen.

"Das sind Elben!" entfuhr es Lónar neben ihr. Und es stimmte, denn nun kamen die Reisenden heran. Die meisten hatten langes dunkles Haar und trugen Gewänder in unterschiedlichen blassfarbenen Tönen. Die Reiter waren in silbern glänzende Rüstungen gehüllt und ihnen fielen lange tiefrote Umhänge von den Schultern herab. Ihre Pferde waren die anmutigsten Tiere, die Kerry je gesehen hatte. Staunend trat sie einige Schritte näher als die Elben beinahe heran waren und strich einem der Rösser sanft durch die blonde Mähne. Der Reiter ließ es geschehen und lächelte. Er blickte sie an und sagte etwas auf elbisch.
"Aiya, rocconilmë. Mára aurë atanavendë!"
"Selber Finger weg!" gab Kerry zurück, die nichts verstanden hatte. "Ich wollte deine Stute nur kurz streicheln. Kein Grund unhöflich zu werden!"
Der Reiter lachte, und Rilmir stimmte lauthals mit ein, denn er war neben ihn getreten. "Er hat dir einen guten Morgen gewünscht, Kerry, und sich gefreut dass dir sein Ross gefällt," erklärte er.
"Dann soll er mir das so sagen dass ich es verstehe," sagte Kerry missmutig.
"Ich nahm an, du wärest ebenfalls eine der Núnataní wie mein Freund Rilmir hier," entschuldigte sich der Reiter nun in der Gemeinsamen Sprache. "Das Quenya geht uns derzeit leichter über die Lippen, da das Land dieser Tage gefährlich sein kann. Schlimme Nachrichten haben uns erst kürzlich aus dem Osten ereilt, und es mag sein dass weitere folgen werden. Doch davon wollen wir nun nicht sprechen, denn ich sehe, dass dein Gemüt bereits bedrückt ist, Kerevalline."

Kerry riss überrascht die Augen auf. Wer hat ihm das verraten? Wenn ich denjenigen erwische... Doch bevor sie nachfragen oder weiter darüber nachdenken konnte teilte sich die Gruppe der Elben die um sie herum standen und die schönste Frau die Kerry jemals gesehen hatte trat hinzu. Sie trug dunkelblaue Reitkleidung, eine lange Elbenklinge an der Seite und hatte einen ernsten Ausdruck im Gesicht.
Rilmir neigte ehrfürchtig das Haupt, doch die Elbin schien keine Zeit für Ehrerbietungen zu haben. Sie zog den Waldläufer beiseite und sprach leise und eindringlich auf elbisch mit ihm. Dieser zog schließlich einen Gegenstand hervor den Kerry als den Brief erkannte, den sie vor einigen Tagen zufällig bei Rilmirs Gepäck entdeckt hatte. Der Gesichtsausdruck der Elbin hellte sich auf, als sie die Zeilen rasch überflog. Dann gab sie dem Waldläufer das Pergament zurück und trat zu den drei übrigen Reisegefährten.

"Ich bin Arwen von Imladris, und grüße euch, Freunde Rilmirs," sagte sie nicht unfreundlich, aber mit einem gewissen Unterton den Kerry nicht ganz einschätzen konnte. "Meine Gefährten und ich sind auf dem Weg in das Land der Halblinge. Rilmir möchte sich uns anschließen. Ich lasse euch nun die Wahl, ob ihr uns ebenfalls zu begleiten möchtet, denn wir haben erfahren dass sich das Ziel eurer Reise geändert hat."
Meine Güte, die scheint ja über alles und jeden Bescheid zu wissen, dachte Kerry die sich nicht sicher war was sie von der Situation halten sollte. Erst heute morgen hat der Dúnadan die Nachricht erhalten dass das Paket ins Auenland soll und nicht in dieses Dorf nahe Tharbads. Ist mir aber sowieso lieber so.

"Edle Frau Arwen, wir würden euch sehr gerne begleiten," sagte Magrochil, die den Blick von einem der Elben zum anderen wandte und der großes Staunen in den Augen stand.
"Ist mir ebenfalls Recht," ließ sich Lónar vernehmen.
Alle Blicke wandten sich nun Kerry zu.
"Ihr geht ins Auenland? Na dann macht euch auf was gefasst," sagte sie und zog eine Augenbraue hoch. "Das letzte Mal haben wir dort ziemlichen Ärger mit den Spießgesellen von diesem Scharker gehabt. Und die Hobbits sind auch nicht sonderlich gut auf mich zu sprechen. Anscheinend mache ich ihnen zu viel Wirbel in ihrem verschlafenen Ländchen.
Oder vielleicht sind sie einfach verwirrt von meinem guten Aussehen," fügte sie scherzhaft hinzu.
"Sie übertreibt," sagte Rilmir.

"Der Grund unserer Reise ist kein froher," fuhr Arwen fort; "Ein Halbling aus dem Auenland lebte viele Jahre in Gastfreundschaft in Imladris. Nach seinem Tod vor kurzer Zeit haben wir uns nun entschlossen, ihn zur letzten Ruhe in seine Heimat zurück zu bringen. Dein Ruf dort ist nicht von Belang."
"Wie überaus rücksichtsvoll von euch," sagte Kerry die dafür einen warnenden Blick von Rilmir erntete. "Nun gut, ich will keine Spielverderberin sein. Wir gehen alle mit dir und deinen hinreißenden Begleitern," sagte sie mit einem Seitenblick auf den Elbenreiter.
"Dann lasst uns aufbrechen," antwortete Arwen und gab den Elben ein Zeichen.
Kurz darauf setzte sich die um Kerrys Reisegruppe erweiterte Gemeinschaft in westlicher Richtung auf der Straße in Bewegung.
« Letzte Änderung: 9. Mai 2019, 08:02 von Fine »
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Gedanken an die Vergangenheit
« Antwort #4 am: 30. Jul 2015, 12:09 »
Am Abend des selbem Tages rastete die Reisegemeinschaft ein kleines Stück südlich der Straße an einem windgeschützten Platz. Ein ausgetrockneter Bach verlief in der Nähe, dennoch wurde die Umgebung langsam grüner und bewachsener.
Eine willkomene Abwechslung zur felsigen Einöde der Wetterberge, dachte Kerry, die am Ufer des Baches stand und abwesend in die Ferne blickte. Schon begann es zu dämmern und die ersten Sterne wurden sichtbar.

Es ist nicht mehr weit bis Bree. Sie freute sich darauf, denn sie besuchte die Stadt gerne und hatte dort einige Bekanntschaften. Als sie erfahren hatte, dass man die Gasthäuser im Allgemeinen und das Tänzelnde Pony im Besonderen geschlossen hatte war sie sehr aufgebracht gewesen, denn sie war dort immer gerne zu Besuch gewesen seitdem sie nach Norden gekommen war. Schon immer hatte sie sich am liebsten mit fröhlichen Leuten umgeben und Gesang und Heiterkeit genossen. Ihre frühsten Kindheitserinnerungen beinhalteten den Klang einer Laute und von zwei Stimmen, eine tief und fröhlich, die andere hoch und samten.
Ohne dass sie es verhindern konnte war sie unvermittelt wieder an jenem Ort:
Eine Festung, hoch oben in den Wolken. Die siegreiche Rückkehr der Helden. Die hoffnungsvolle Stimmung am Tag, an dem die Soldaten gegen den Feind ausgerückt waren. Und dann das böse Erwachen in den Wochen darauf. Ich bin gerannt und gerannt, und habe nie zurückgeblickt. Denn dort gibt es nichts mehr für mich. Alles was ich habe - alles was ich brauche - ist hier. In Arnor.

Als sie an das Land dachte, fiel ihr ein altes Gedicht ein, das sie vor einigen Jahren über dessen Bewohner gehört hatte:

Hohe Schiffe, hohe Herrscher,
Drei mal drei,
Was brachten sie aus versunkenem Land
Über das flutende Meer?
Sieben Sterne und sieben Steine
Und einen weißen Baum.

Eine Berührung an der Schulter riss sie aus ihren Gedanken, und sie stieß einen erschrockenen Schrei aus.
"Maggie! Du hast mich beinahe zu Tode erschreckt!"
"Tut mir Leid!", kam die Antwort. "Ich wusste nicht, dass du mit offenen Augen schläfst, Kerra."
"Ich habe nicht... ich habe die Sterne beobachtet!"
"Sicher hast du das," tat ihre Freundin die Bemerkung ab. "Sieh mal, wer hier ist!"
Erst jetzt sah Kerry den Elb der mit Magrochil gekommen war.
"Ach, du wieder," sagte sie, denn es war der Reiter mit dem sie am Vormittag gesprochen hatte. "Der Pferdefreund."
"Eigentlich ist mein Name Lindir," gab der Elb zurück und schmunzelte. "Allerdings habe ich schon gehört, dass ein jeder es erwarten kann, von dir einen besonderen Spitznamen zu erhalten, Kerevalline."
Sie blickte ihn wütend an. "Ich frage mich, woher du all dieses Wissen über mich hast," sagte sie misstrauisch.
"Man hört so einiges unter den Wanderern in der Wildnis, zu denen unter anderem mein guter Freund Rilmir von den Dúnedain gehört. Mehr als deinen Namen und eine grobe Beschreibung weiß ich aber nicht. Rilmir hat mir nur erzählt, mit wem er gerne durch die Lande reist."
"Er hat gesagt er reist gerne mit mir?" fragte sie eilig nach.
"Nun... mit dir, dem guten Lónar und mit Magrochil," sagte Lindir, der wohl nicht ganz wusste was er von ihrer Frage halten sollte.
Magrochil lachte. "Du bist so offensichtlich, Kerra."
"Bin ich überhaupt nicht!" wehrte diese sich. "Erzähl uns doch bitte etwas mehr über den Grund eurer Reise, Pferdefreund. Was genau wollt ihr im Auenland?"
"Hast du vorhin nicht aufgepasst?" warf Magrochil ein, doch Lindir hob die Hand und lächelte. "Ich werde die Tatsache dass dies wohl ein Versuch ist, von einem anscheinend heiklen Thema abzulenken außer Acht lassen. Wir bringen den Halbling Bilbo Beutlin zurück in seine Heimat, die er verlassen hatte um bei uns in Imladris zu leben. Er war ein außergewöhnlicher Hobbit und ein guter Freund," fügte er mit ernster Stimme hinzu.
"Ihr wollt also mit einem toten Hobbit im Gepäck einfach so ins Auenland platzen? Keine gute Idee," sagte Kerry.
"Oh, wir kennen einige verborgene Pfade. Die Leute werden uns kaum bemerken."
"Das hoffe ich für euch. Dort hat sich in den letzten Jahren einiges geändert."

Lindir setzte sich mit den beiden Mädchen an eines der nahen Feuer, denn die Elben hatten mehrere angezündet, die seltsamerweise kaum zu rauchen schienen. Auch warfen sie kein weit scheinendes Licht, spendeten aber dennoch ausreichend Wärme.
Diese Elben, dachte Kerry. Für alles scheinen sie eine Lösung zu haben.
Sie unterhielten sich einige Zeit mit Lindir über dies und das. Schließlich fragte er sie, wo sie ursprünglich herkamen.
"Ich stamme aus Arandol," sagte Magrochil. "Es ist eine kleine Stadt in den Pinnath Gelin. Fürst Elatan lebt dort mit seinem Gefolge. Meine Eltern sind reiche Grundbesitzer aus der Umgebung und haben ein großes Haus in Arandol. Es ist beinahe schon ein Palast. Dort bin ich aufgewachsen."
"Wieso kamst du in den Norden?" wollte Lindir wissen.
"Ich wollte ein Abenteuer erleben," antwortete Magrochil schulterzuckend. "Ich schloss mich einer Gruppe Flüchtlinge aus dem Osten Gondors an, die durch die Stadt zogen und auf dem Weg nach Arnor waren. Doch jetzt, wo Enedwaith und die Gegenden südlich des Breelandes immer unsicherer werden kann ich nicht mehr zurück. Nicht dass ich das wollte. Ich bin nicht geschaffen für das Leben einer Dame am Hofe irgend eines Fürsten oder Statthalters."
Lindir nickte. "Du bist mutig, Magrochil. Ohne Sorgen kamst du hierher und gabst den Reichtum deiner Familie auf. Das war keine leichtfertige Entscheidung."
Er schwieg einen Moment und wandte sich dann Kerry zu. "Was ist mit dir? Was ist deine Geschichte?"
"Oh, da gibt es nicht viel zu erzählen," entgegnete sie leichthin. "Ich habe in Archet ein Huhn gestohlen und bin seitdem auf der Flucht vor dem Gesetz."
"Du hast ein Huhn gestohlen?" fragte er ungläubig.
"Nicht irgendein Huhn. Das Lieblingshuhn des Ortsvorstehers. Es war was ganz Besonderes, denn es legte goldene Eier. Es hatte..."
"Schon gut, schon gut," unterbrach Lindir ihre Erzählung lachend. "Ich sehe, dass du deine Vergangenheit noch niemandem preisgeben willst. So sei es denn. Aber mein Herz sagt mir, dass du erst Frieden finden wirst wenn du deine Last mit jemandem teilst."
Kerry blickte als Antwort nur schweigend in die Flammen des Lagerfeuers.

Kurz darauf löschten sie die Feuer und stellten Wachposten auf. Am folgenden Tag würden sie Bree, die große Menschenstadt im Norden erreichen.


Arwen, Lindir, Kerry, Rilmir, Lónar, Magrochil und die Elben von Imladris nach Bree und Umgebung
« Letzte Änderung: 18. Jan 2017, 12:19 von Fine »
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Fine

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Ein ungewöhnliches Treffen
« Antwort #5 am: 19. Aug 2015, 23:48 »
Arwen, Lindir, Kerry, Rilmir, Magrochil, Lónar und die Elben Bruchtals aus ihrem Lager nahe Bree
Die Elben Lothlóriens von der Nord-Südstraße



Arwen und ihre elbischen Begleiter reisten wie schon in den vergangenen Tagen auf der Straße östlich von Bree in einem eher gemächlichen Tempo. Eilig schienen sie es nicht zu haben. Kerry war das recht, denn so konnte sie sich im Laufen mit den verschiedenen Angehörigen der Reisegruppe unterhalten. Das Land veränderte sich während sie weiter nach Westen reisten, denn nach einiger Zeit wichen die Hügel südlich der Straße einer dunklen Reihe Bäume, die den Saum des Alten Waldes bildeten. Kerry lief einige Zeit mit Magrochil an der Spitze der Gruppe, ließ sich dann später zurückfallen um mit einigen Elben am Ende des Zuges zu sprechen und ging gegen Mittag einige Zeit neben Lindir her, der sein Pferd Súletál am Zügel führte und mit dem sie Scherze austauschen konnte.

"Das ist doch wirklich nicht so schwer, Kerevalline. Lind-dír. Lindir. Ein Wort. Zwei Silben. Geht das in deinen Kopf?"
"Sehr witzig, Pferdefreund. Ich verstehe trotzdem kein Elbisch."
"Du könntest es lernen! Es ist eine anmutige und fließende Sprache. Aber eigentlich geht es mir darum, dass du dir keine Namen merken kannst," sagte Lindir halb fröhlich, halb resignierend.
"Kann ich wohl!"
"Ist das so? Dann weißt du bestimmt noch, wie die edle Dame direkt vor dir heißt?"
"Die Prinzessin Abendstern?" schlug sie vor.
"Sie ist eigentlich keine Prinzessin, da ihr Vater kein König ist..."
"Du lenkst vom Thema ab, Herr Elb."
"Das ist doch - " Er unterbrach sich, und machte eine Geste gespielter Verzweiflung. "Also gut. Nochmal von vorne. Vielleicht war meine Frage zu schwer, und -"
"War sie nicht!"
" - und deshalb mache ich es dir noch leichter. Der Waldläufer mit dem du reist, wie lautet sein Name?"
"Du meinst den Dúnadan?"
Lindir klopfte ihr aufmunternd auf die Schulter. "Ja, richtig, er ist ein Dúnadan. Und weiter?"
"Wie, und weiter?"
"Es gibt viele Dúnedain. Woran unterscheidet man sie? An ihrem - "
" - Gesicht?" warf Kerry ein, worauf sie und Lindir sich nicht mehr halten konnten und in Gelächter ausbrachen.
"Du bist wirklich unmöglich, meine junge Freundin. Wir werden noch viel Spaß miteinander haben, " sagte Lindir, nachdem sie sich halbwegs wieder beruhigt hatten.
"Oh, das hoffe ich," gab sie zurück.

In diesem Moment kam einer der Reiter, die ihre Pferde inmitten der Gruppe im Schritt gehen hatten lassen zu Arwen nach vorne geprescht und glitt gewandt aus dem Sattel.
"Ela, Undómiel, Laurelindórenan tú lar," sagte er eilig, worauf die Elbin die Reisegruppe mit einer Handbewegung anhalten ließ.
"Warum halten wir?" wollte Kerry wissen, doch Lindir wies einfach nur in östlicher Richtung die Straße entlang. Sie folgte seinem Blick und riss die Augen auf.
Eine große Anzahl Elben schloss gerade zu ihrer Gruppe auf, und es wurden immer mehr. "Das sind Elben aus Lothlórien!" erklärte Lindir. Kerry sah den Unterschied zu jenen aus Imladris deutlich - viele von ihnen trugen graue Gewänder und Umhänge, deren Farbe schwer zu bestimmt zu sein schien. So viele Elben auf einem Haufen hatte sie noch nie gesehen. Hauptsächlich schienen es einfache Leute zu sein. Krieger waren nur wenige unter ihnen.

Arwen trat neben Lindir, und auch Rilmir kam nun hinzu. Mehrere der Elben Lóriens eilten herbei und grüßten sie mit freundlichen Gesten.
"Mae govannen! Ungewöhnlich ist dies Treffen, doch nicht unerfreulich!" sagte einer von ihnen. Arwen erwiderte die Begrüßung und erkundigte sich, weshalb die Elben in so großer Zahl auf der Oststraße reisten.
"Wir sind auf dem Weg nach Mithlond, arachíril ," erklärte ihr Gegenüber. "All jene, die nicht bereit sind, Saruman in seinem Krieg zu unterstützen oder nicht mit Mithrellas nach Gondor gehen mochten sind nun in den Norden gereist, um in Lindon Schutz zu suchen. Für kurze Zeit rasteten wir in Rohan, dank der Gastfreundschaft der Rohirrim. Doch nun führt uns unser Weg weiter zu den Elbenlanden, wo wir sicher sein werden."
"Also hat der Krieg im Osten erneut begonnen?" fragte Arwen.
"Ein großes Heer brach gen Norden auf," antwortete der Elb. "Glorfindel führt es an. Mehr kann ich dazu nicht sagen."
"Ging mein Vater mit ihm?"
"Nein, Herrin. Meister Elrond kam mit uns nach Eriador, doch vor kurzem trennten wir uns als er in Begleitung Herrin Galadriels und von Herrn Celeborns in Richtung eines der Wälder hier aufbrach - er lag in nordwestlicher Richtung. Wir anderen folgten der Straße weiter nach Norden bis zur Kreuzung, welche die Menschen die Grünwegkreuzung nennen. Nun reisen wir von hier aus weiter nach Lindon."
"Dann ist mein Vater also in den Alten Wald gegangen? Ich frage mich, was seine Gründe dafür waren," sagte Arwen.
"Er hat sie uns nicht mitgeteilt. Herrin Galadriel sprach davon, dass sie sich um eine wichtige Angelegenheit kümmern müssten."

Kurze Zeit später stand Rilmir bei Arwen, die sich mit Lindir unterhielt. Die Elben Lóriens waren nun vollständig heran gekommen und sammelten sich zu beiden Seiten der Straße.
"Ich weiß, wo mein Vater hinwollte. Und da Galadriel bei ihm ist, werde ich gehen und sie aufsuchen. Lindir, du und die anderen können mit den Galadhrim hier auf uns warten, bis wir gemeinsam mit ihren Anführern zurückkehren.
"Ve merityë, herya," antwortete Lindir zustimmend und gab die Anordnung an die restlichen Elben von Imladris weiter.
"Lasst mich Euch begleiten, Herrin," sagte Rilmir. "Ich benötige den Rat Eures Vaters. Seine Weisheit wäre mir von großem Nutzen."
Arwen bedachte ihn mit einem prüfenden Blick, dann nickte sie zufrieden. "Gut, du und deine Begleiter mögen mit mir gehen."
"Wir sollten sie fragen," warf Kerry ein.
"Willst du denn mit?" sagte Rilmir prompt.
"Was? Natürlich! ... natürlich komme ich mit dir mit!" stieß sie hervor. "Ich meinte doch Maggie und den Zeichner!"
Rilmir zuckte die Schultern und ging, um die Beiden zu holen. Arwen bedachte Kerry mit einem Blick, der zu gleichen Teilen aus Verständnis und Belustigung zu bestehen schien. Eine Pause entstand, da Kerry ausnahmsweise nichts zu sagen hatte. Was sollte ich auch groß sagen? Selbst die Prinzessin Abendstern hat mit nur einem einzigen Blick erkannt, was der Dúnadan mir bedeutet.

Gleich darauf kehrte Rilmir mit Lónar und Magrochil zurück.
"Auf einen Umweg durch den Wald kann ich gut verzichten. Tut mir Leid, Mädchen," sagte Lónar entschuldigend. "Ich denke, ich werde hier bleiben und endlich meine Zeichnungen vollenden. Die Pause kommt mir sehr gelegen.."
"Und ich würde den Wald auch lieber auslassen, Kerra - sieh doch nur wie unfreundlich er aussieht. Nicht gerade einladend und auch irgendwie gruselig, findest du nicht?," sagte Magrochil, doch Kerry sah ihr an, dass ihr der Abschied nicht leicht fiel. "Ach Maggie, jetzt mach' doch nicht so ein Gesicht," sagte Kerry und umarmte sie herzlich. "Wir sehen uns doch schon bald wieder, das verspreche ich dir."
"Ohne dich wird es nur halb so lustig werden," erwiderte Magrochil.
"Damit musst du leben, meine Liebe."
"Mach's gut, "Lothíriel"!"
"Mach's gut, Angsthase," erwiderte Kerry grinsend. Wir sehen uns bald wieder.

Lónar und Magrochil kehrten zu den Elben zurück, die nun begonnen hatten, nahe der Straße ein Lager für die Nacht zu errichten.. Kerry winkte ihnen zum Abschied und trat dann zu Arwens Gruppe, die nun nur noch aus Rilmir, Kerry, zwei Elbenkriegern in silberner Rüstung und ihr selbst bestand. Zu fünft verließen sie die Straße und traten kurz darauf in die Schatten der Bäume des Alten Waldes ein.


Arwen, Kerry und Rilmir in den Alten Wald
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Aufbruch nach Westen
« Antwort #6 am: 16. Okt 2015, 14:44 »
Gandalf, Elrond, Galadriel, Celeborn, Pallando, Arwen, Celebithiel, Kerry und Rilmir aus dem Alten Wald


Die kleine Gruppe trat aus dem Schatten der Bäume des Alten Waldes hervor und erreichte kurz darauf die Straße, wo sie von den Galadhrim empfangen wurden. Die Elben Lóriens hatten in Erwartung ihres Eintreffens ihr Lager bereits abgebaut und waren bereit zu erneuten Aufbruch. Doch nicht alle würden mit ihnen nach Lindon gehen. Kerry entdeckte auch Magrochil, die ihr fröhlich zuwinkte.
"Meine Tochter und die Bewohner von Imladris werden mich dorthin zurück begleiten, und Pallando der Blaue wird mit uns gehen," erklärte Elrond, der bei Galadriel, Celeborn und Celebithiel stand. "Ich werde sehen, was ich von dort aus gegen den Einfluss Sarumans über Eriador tun kann."
"Es ist gut," antwortete Celeborn. "Eure Rückkehr nach Imladris verschafft uns viele Möglichkeiten."
Sie besprachen noch einige weitere Angelegenheiten, doch Kerry wurde vom Anblick Gandalfs abgelenkt, der den Wagen entdeckt hatte den die Elben von Imladris mit sich geführt hatten. Schnell ging sie hinüber sah, dass Gandalf mit kummervollem Ausdruck den verstorbenen Hobbit im Inneren betrachtete.
"Kanntest du ihn?" fragte sie schließlich leise.
"Er war ein sehr guter Freund," antwortete Gandalf mit brüchiger Stimme. "Ich wusste nicht, dass er gestorben ist."
"Die Elben bringen ihn nach Hause," sagte Kerry mitfühlend.
"Dann werde ich sie dabei begleiten," antwortete Gandalf.
Der Zauberer hatte die Hand zur Faust geballt. Einige Augenblicke standen sie schweigend da, bis schließlich die Elbin Celebithiel dazu trat, die mit ihnen von Tom Bombadils Haus hierher gereist war. Sie begann, leise auf elbisch mit Gandalf zu sprechen. Als Kerry sich gerade abwenden wollte (denn es erschien ihr, als wäre es eine sehr persönliche Unterhaltung), hielt Celebithiel sie am Arm fest und sagte: "Du denkst ebenfalls, dass Gandalf seinen Mut und seine Entschlossenheit verloren hat, nicht wahr?"
Kerry nickte rasch, unsicher darüber was nun kommen würde.
"Dann wird dies vielleicht sein Gemüt befeuern," sprach die rothaarige Elbin, und zog einen Ring von ihrem Finger. Sie legte ihn in Gandalfs Hand, und schloss sie mit ihrer eigenen darum.
"Nimm zurück was du mir einst gabst, denn ich kann ihn nicht länger verwenden," sagte sie leise. "Narya wird dich mit neuer Entschlossenheit erfüllen, so hoffe ich zumindest."
Gandalf erwiderte lange Zeit nichts. Schließlich jedoch wandte sich Kerry zu. "Reicht Sarumans Einfluß auch bis ins Auenland?" wollte er wissen.
"Es gehen dort Dinge vor, die mir gar nicht gefallen," antwortete sie. "Es würde Sinn ergeben, wenn er dahinter steckt."
"Dann werde ich gehen. Nicht zu den Anfurten, doch eine direkte Konfrontation mit Saruman werde ich jetzt dennoch nicht wagen. Aber ich werde tun, was ich kann, um im Auenland wieder Frieden einkehren zu lassen. Um Bilbos Willen."
"Und du gehst mit ihm, und erinnerst ihn an seine Aufgabe, ja?" verlangte Celebithiel.
"Das mache ich!" erwiderte Kerry. "Das mache ich."
Gandalf stand auf und richtete seinen Stab gen Westen. "Dann lasst uns aufbrechen."

Der Zauberer sprach anschließend einige Zeit mit Galadriel und schließlich wurde beschlossen, den verstorbenen Bilbo als symbolischen Akt mit einem der Schiffe, die an den Grauen Anfurten lagen, nach Westen zu schicken. "Dort wird er die Ruhe finden, die er verdient," sagte Gandalf.
Kerry verabschiedete sich von Magrochil und Lónar, die gemeinsam weiter in die Ered Luin reisen wollten. "Ich wollte schon immer einmal die Hallen der Zwerge sehen," sagte Magrochil.
"Hab' nicht zu viel Spaß ohne mich, Maggie," antwortete Kerry und umarmte ihre Freundin lange. Anschließend machte sie sich gemeinsam mit Gandalf und Rilmir auf den Weg nach Westen.


Gandalf, Kerry und Rilmir ins Auenland
« Letzte Änderung: 11. Nov 2015, 11:27 von Fine »
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Die Oststraße
« Antwort #7 am: 17. Okt 2015, 19:44 »
Aus der Sicht Pallandos:

Es schien, als gingen der Morgen und der Abend Seite an Seite Hand in Hand. Leise sprachen sie zueinander, bis der Abend schließlich wich und nur der Morgen blieb, der dem blauen Istar entgegen kam.

„Oh, hohe Frau Galadriel, meine Herrin“, begann Pallando, „gekommen bin ich um Abschied zu nehmen. Es erfreute mich, euch im Alten Wald noch einmal wieder zu treffen, nachdem wir zuvor keine Gelegenheit mehr hatten uns voneinander zu verabschieden.“
„Ich bin froh, dass ihr noch einmal zu mir kommt. Lasst uns ein Stück wandern auf der Straße nach Westen in den Spüren von Mithrandir und seinen Begleitern.“
Sie Beide betraten die große Oststraße und folgten ihr. Nebeneinander her gingen sie, die in weiß gekleidete Herrin und der blautragende Zauberer.
„Ich habe euch zu danken, ihr Jäger Oromes“, sagte Galadriel, „währet ihr nicht gewesen in Lothlorien, so hätten viele mehr ihr Leben verloren. Durch eure Warnung, dass der Feind naht, wurde Vielen das Leben gerettet, auch wenn wir letztendlich Caras Galadhon verloren. Zudem ward mir berichtet von eurem Einsatz und Opfern auf der Furt des Nimrodel. Das Volk der Galadhrim schenkt euch Dank.“ Pallando winkte bescheiden ab. Für ihn war es das einzig Richtige gewesen und er bereute es keineswegs.

„Und nun trennen sich uns unsere Wege erneut“, sprach Galadriel weiter, „Meister Elrond lässt euch keine Ruhe, wie es mir scheint.“ Pallando nickte und versuchte nicht komplett in die Gedanken an seine zukünftige Aufgabe zu versinken. „Mein Herr Elrond Halbelb scheint der Letzte zu sein, der sich anschickt das Schicksal Mittelerdes  beeinflussen zu wollen und dabei einen höheren Plan zu haben“, sagte Pallando und versuchte dabei nicht vorwurfsvoll gegenüber Galadriel zu klingen, die sich nach Mithlond zurückziehen würde.

„Nach Angmar soll ich gehen“, keuchte Pallando nach kurzem Schweigen.
„Klären werdet ihr, welche Gefahr von dort ausgeht, ob ein neuer Herrscher sich dort niederlässt und warnen werdet ihr das freie Land im Falle eines Angriffes wie schon in Lothlorien“,  erklärte Galadriel mit wissendem Blick. Die hohe Herrin blieb stehen und richtete ihr Augenmerk auf das Land vor ihnen. Der Alte Wald zu ihrer Linken endete und vor den beiden Weisen breitete sich das Bockland aus. Einige Zeit blieben sie schweigend stehen, bis sie schließlich den Rückweg antraten.
„Pallando“, sprach Galadriel den blauen Zauberer nun direkt an, „du hast in Imladris meine Enkelin kennen gelernt. Sage mir, wie wirkte sie auf euch?“
Arwen Abendstern, überlegte Pallando, wie war sie? Gastfreundlich, ja, aber irgendwie auch kühl. Ganz Bruchtal lag unter einer Traurigkeit, die sich in Elronds Tochter bündelte. Schwach war Arwen, wie das ganze Reich der Elben, in diesen Jahren der Dunkelheit.
Pallando sah der ehemaligen Herrin von Lothlorien in die Augen um zu ergründen, welches Ziel sie mit dieser Frage verfolgte. Doch ihr Herz war verschlossen und ihr Wille stärker.

„Als Anführerin meines Volkes habe ich versagt“, erklärte Galadriel schließlich, „nun will ich zu Mindestens als Großmutter nicht scheitern. Meiner Tochter Tochter suchte meinen Rat und Erlösung gleichermaßen. Ihr Auftreten ist nur noch ein Schauspiel früherer Zufriedenheit und Zuversicht. Ich sah in ihrem Herzen tiefste Trauer um ihren Verlobten. Wie ihr wisst Pallando, hält sich Sauron Aragorn noch immer als Gefangenen und foltert ihn. Das Band, durch das Arwen und Aragorn miteinander verbunden sind, lässt auch Arwen Qualen durchleben und hält wahrscheinlich einzig Aragorn am Leben. Arwen bat mich um Hilfe, doch was soll ich tun? Ich will meine Enkelin nicht auch noch, wie meine Enkel Elladan und Elrohir, an den dunklen Herrscher verlieren. Ich würde sie sofort über das Meer schicken, doch will sie nicht und es wäre wohl der Tod des Hoffnungsträgers der Menschen. Glaubt denn noch irgendwer daran, dass Aragorn jemals befreit werden kann aus den Fängen des Roten Auges, oder ist das nur ein Wunschgedanke um dem Leben ein erstrebenswertes Ziel zu geben?“
Pallando unterbrach die alte Elbin, obwohl er selbst nicht wusste, was er daraufhin zu Antworten hatte. Es ehrte ihn, dass Frau Galadriel sich ihm anvertraute in dieser solch persönlichen Angelegenheit.
„Letztendlich kann nur Arwen entscheiden, welchen Weg sie einschlägt. Ob sie nach Westen geht, oder weiter das Dunkel in sich eindringen lässt um Aragorn am Leben zu erhalten“, begann Pallando vorsichtig, „dass sie euch, als ihre Großmutter, um Hilfe und Rat fragt ist nur natürlich, meine ich.“

„Ich bin schwächer als so Mancher denkt. Auch meine Macht ist mehr eine Täuschung, als vorhanden. Der Zauber der Elben verliert sich in der Dunkelheit der Welt. Und wende ich mein Blick nach Mordor um Aragorn zu sehen, so höre ich nur Saurons Stimme, die mich ruft zu ihm“, Galadriel machte eine Pause, in der sie überlegte, ob sie Pallando auch ihre restlichen Gedanken offenbaren sollte. Pallando sah eine Träne Galadriels Wange herunter laufen. Sie schüttelte ihr goldenes Haar und sprach dann leise voller Trauer weiter: „Ich hatte einst die Gelegenheit den Geliebten meiner Enkelin zu retten, doch habe ich sie nicht ergriffen, denn ich fand den Preis zu hoch. Ob ich am heuten Tage genauso entschieden hätte, wage ich jetzt zu bezweifeln.
Der dunkle Herrscher sprach zu mir, als Isengart befreit und der Mund getötet wurde. Den Ring der Elben wollte er, den der nie besessen hatte. Nenya wollte er ihm Tausch für den rechtmäßigen König von Gondor und Arnor. Doch ich konnte ihn nicht abgeben, nicht, solange das Scheitern der Elben in Mittelerde nicht besiegelt war.“

Pallando spürte den Schmerz in Galadriel und die Vorwürfe, die sie sich selber machte. „Und heute, da ist ein Tausch ausgeschlossen?“, fragte der Zauberer behutsam.
„Heute sind die Mächte der Welt anders verteilt. Aragorn wird nie freigelassen werden, solange er ihm als Druckmittel gegen das aufstrebende Gondor braucht. Grade jetzt, wo der Verräter Saruman über den Anduin drängen wird, kann sich Sauron nicht erlauben, dass die Menschen des Südens sich neu hinter ihrem freigelassenen König sammeln.
Ich fürchte um Arwen. Lange wird sie nicht mehr standhalten können und es gibt nichts, was ich tun kann.“
Pallando guckte zur Seite. Es gab nichts was er sagen oder tun konnte. Eine wahrhaft dunkle Welt war dies. Sauron war hunderte Meilen entfernt, doch selbst hier vermochte er Schmerz und Trauer zu verbreiten.

Pallando und Galadriel nahmen Abschied voneinander, als sie wieder bei den anderen Elben angekommen waren. Vielleicht ist es ein Abschied für die Ewigkeit, überlegte Pallando.
Viele weitere Verabschiedungen gab es, denn in verschiedene Richtungen brachen die Elben auf.


Pallando, Elrond, Arwen und eine kleine Gruppe der Elben Bruchtals wanderten auf der großen Oststraße durch das Breeland und Wilderland nach Imladris.

Galadriel, Celeborn, Celebithiel und die meisten Elben brachen mit dem Leichnam Bilbo Beutlins in nördliche Richtung zu den Grauen Anfurten auf.


« Letzte Änderung: 11. Feb 2016, 23:48 von Fine »

Eandril

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Re: Die Große Oststraße
« Antwort #8 am: 9. Okt 2016, 23:59 »
Oronêl und Gefährten aus Bruchtal...

Sie passierten die Bruinen-Furt nur kurze Zeit nach ihrem Aufbruch von Bruchtal, und folgten der großen Oststraße weiter nach Westen. Valandur plante, der Straße nach Westen bis zur Wetterspitze zu folgen, und dann den entlang der Wetterberge nach Nordwesten zu ziehen. Dieser Weg würde zwar deutlich unbequemer sein, als auf der Straße bis nach Bree zu gehen und von dort auf der Nord-Süd-Straße nach Fornost, doch Oronêl nahm die Bedenken des Waldläufers, der die von Saruman beherrschte Stadt umgehen gerne umgehen wollte, ernst.
Einen Tag nach ihrem Aufbruch begannen sich nördlich von ihnen bewaldete Höhenzüge zu erheben, die Cúruon als Trollhöhen bezeichnete.

Oronêl nutzte den Anfang ihrer Reise, um seine Gefährten besser kennen zu lernen. Valandur, der ein kleines, zähes Pferd mit sich führte, war ein schweigsamer und grimmiger Mann, der nur ungern über sich und sein Volk redete. Dennoch gewann Oronêl schnell den Eindruck, dass das Bündnis seines Volkes - wenn man es so nennen konnte - mit Saruman den Waldläufer ebenso schwer belastete, wie Gefangenschaft ihres alten Anführers Aragorn im schwarzen Turm. Valandur kannte sich ebenso wie Cúruon sehr gut in den Ländern zwischen Bree und Bruchtal aus, und würde ihnen ein ausgezeichneter Führer sein.
Gelmir und Faronwe waren eng befreundet, und hatten sich dem Elbenheer in Lórien angeschlossen. Nach dem Bündnis mit Saruman waren sie allerdings nach Bruchtal zurückgekehrt, denn der Fall des Zauberers besorgte sie tief. Gelmir war ein Nachfahre des Gelmir, der einst Túrin und Orodreth vor dem Fall Nargothronds gewarnt hatte und nach diesem benannt. Oronêl fand diesen Zufall interessant, schließlich war sein Vater Ardir bei der Ankunft des ersten Gelmir in Nargothrond zugegen gewesen.
Cúruon, der Wächter der Grenzen stammte aus einem uralten Haus der Noldor, das einst in den Diensten der Söhne Feanors gestanden hatte. Er war früh im Dritten Zeitalter in Imladris geboren worden, und hatte Eriador nur selten verlassen, doch dafür kannte er diese Lande umso besser. Seine Tochter Mírwen war noch jung nach den Maßstäben der Elben, begleitete ihren Vater jedoch schon lange auf seinen Streifzügen rund um Bruchtal. Sie trug eine zwergisch gearbeitete Armbrust auf dem Rücken, und ein elbisches Kurzschwert an der Seite. Oronêl vertraute sie an, dass sie das Volk der Zwerge im Gegensatz zu den Elben faszierend fand und gerne eine Zeit unter ihnen leben würde - was dieser kein bisschen nachvollziehen konnte.
Glorwen war eine typische Elbin aus Lórien, die Bäume liebte und bevorzugt mit dem Bogen in den Kampf zog. Wenn sie den Untergang ihrer Heimat für einen Moment vergaß konnte sie fröhlich und abenteuerlustig sein, doch meistens lastete der Fall Lóriens schwer auf ihr. Sie und Orophin kannten sich von früher, und die gemeinsamen Erinnerungen schienen die beiden unzertrennlich zu machen.
Und dann war da noch Finelleth, mit der Oronêl sich von Anfang an verbunden gefühlt hatte. Er konnte mir ihr über vieles sprechen - über Lórien und das Waldlandreich, ihren Kampf gegen den Schatten, Irwyne - und dennoch, eine gewisse Distanz zwischen ihnen blieb. Noch immer wurde sie vorsichtig und reserviert wenn das Gespräch auf ihre Vergangenheit und Abstammung kam, was Oronêl mit der Zeit etwas enttäuschte, zumal er sich das Hirn zermartete, woher ihre Ähnlichkeit mit Calenwen kam und wem sie noch ähnlich sah.

Am Morgen des dritten Tages überquerten sie die Brücke über den Mitheithel, denn auf der gepflasterten Straße kamen sie rasch voran. Finelleth war als erste über die Brücke gegangen und hatte einen Blick über den Hügel, den die Straße auf der anderen Seite geworfen. Nun stand sie oben, und beobachtete wie der Rest der Gruppe nacheinander über die Brücke ging, als sie plötzlich einen Ruf ausstieß und alle erstarrten und zu ihr aufblickten.
"Neun sind von Bruchtal aufgebrochen", sagte sie. "Aber jetzt sind wir zehn."
Oronêl, der zwischen Mírwen und Orophin gegangen war, wandte ebenso wie alle anderen unwillkürlich den Kopf nach hinten, zum letzten Mitglied ihrer Gruppe, das sich ihnen heimlich angeschlossen haben musste. Die schmale Gestalt war in einen grauen Mantel aus Lórien gehüllt, und deshalb im schwachen Licht der Sonne, die durch die schweren Regenwolken aus dem Westen schien, nur schwer zu sehen. Sie warf die Kapuze ab, und Oronêl erkannte Irwynes schuldbewusstes Gesicht.
Er blickte zu Finelleth hinüber, doch auf ihrem Gesicht sah er die gleiche Mischung aus Überraschung und Entsetzen widergespiegelt, die er selbst empfand.
"Es tut mir leid!", sagte Irwyne mit zerknirschter Miene. "Aber ich konnte euch einfach nicht alleine gehen lassen."
Oronêl schüttelte den Kopf um seine Gedanken zu ordnen, und sagte dann, schroffer als er eigentlich beabsichtigt hatte: "Du musst zurück. Sofort."
Er sah Irwynes Unterlippe beben, doch bevor er etwas hinzufügen konnte um seine Worte etwas weicher erscheinen können zu lassen, wandte Cúruon plötzlich den Kopf nach Norden, sog tief die Luft ein und sagte: "Orks. Sie sind fast über uns."
Instinktiv zogen die Elben und Valandur die Waffen.
"Auf die Brücke", schlug Gelmir vor. "Dann können sie nur von einer Seite kommen, wenn sie in der Überzahl sind."
"In der Überzahl sind sie sicherlich", meinte Glorwen, und befühlte mit grimmiger Miene die Sehne ihres Bogens. "Sonst würden diese Geschöpfe nicht auf die Idee kommen, uns anzugreifen."
Glorwen, Orophin und Mírwen, die ihre zwergische Armbrust vom Rücken genommen und bereits einen Bolzen aufgelegt hatte, liefen ans östliche Ende der Brücke, von wo aus sie die Orks in sicherer Entfernung unter Beschuss nehmen konnten.
"Du bleibst hinter ihnen", wies Oronêl Irwyne an, die sofort gehorchte. Er hatte die Axt aus Rohan bereits gezogen, und postierte sich nun zwischen Valandur und Cúruon, die ihre Waffen ebenfalls kampfbereit hielten, am Westende der Brücke. Hinter ihnen bildeten Finelleth, Gelmir und Faronwe eine zweite Kampfreihe, und ihm gleichen Moment brach die Orkhorde aus dem Wald nördlich der Straße. Dass ihre Opfer sich auf die Brücke zurückgezogen hatten, überraschte die Kreaturen offenbar für einen Augenblick, in dem Orophin, Glorwen und Mírwen bereits zu schießen begannen und erste Lücken in ihre Reihen rissen.
Der Blutgeruch ihrer gefallenen Kameraden schien die Orks in Raserei zu versetzen, und sie stürmten nun auf die Verteidiger zu, als wilder Haufen ohne jegliche Schlachtordnung. Die nächsten Minuten waren blutig, denn obwohl sie weit in der Überzahl waren, hatten die Orks ihren Gegnern nur wenig entgegenzusetzen. Neben Oronêl schwang Cúruon sein großes Schwert in weiten Bögen, und trieb die Orks somit immer wieder auseinander. Auf seiner anderen Seite kämpfte Valandur mit seinem Langschwert in verbissenem Schweigen, und hinter ihnen hatte Finelleth zunächst einige der Anstürmenden mit gezielten Messerwürfen niedergestreckt, und sich dann mit Schwert in der Hand ins Getümmel gestürzt. Gelmir und Faronwe hatten sich etwas von der Gruppe gelöst, und kämpften gemeinsam in einem offenbar lange einstudiertem Tanz, immer Rücken an Rücken. Sie schlugen eine blutige Schneise durch die Orks, die schon bald, nachdem über die Hälfte von ihnen gefallen waren, begonnen in Panik zu geraten. Auch Mírwen hatte nun, nachdem ihr die Bolzen ausgegangen waren, ihr Schwert gezogen und sich ins Getümmel gestürzt.
"Lass nicht zu, dass einer entkommt!", versuchte Oronêl, der gerade seine Axt aus dem Hals eines niedergestreckten Orks befreite, und Orophin und Glorwen, deren Pfeilvorrat unerschöpflich schien, streckten jeden Orks nieder der versuchte das Schlachtfeld zu verlassen. Oronêl hatte das Zeichen der Weißen Hand auf einigen der Orks entdeckt, und er wollte unbedingt vermeiden dass Sarumans Diener früher als unbedingt nötig von ihrer Anwesenheit erfuhren.
Ein letzter Ork wich quiekend vor Angst vor Cúruon zurück, wandte sich um und begann den Abhang im Norden zu erklimmen. Oronêl erwartete jeden Moment einen Pfeil der ihn niederstreckte, der jedoch nicht kam. Offensichtlich waren den Bogenschützen nun doch die Pfeile ausgegangen, und er wollte gerade loslaufen, dem Ork hinterher, als eine Axt pfeifend durch die Luft flog und den Ork knirschend in den Rücken traf.
Als Oronêl der Flugbahn der Waffe folgte, fiel sein Blick auf Finelleth, die über ihren gelungenen Wurf zufrieden grinste. Cúruon rammte sein Schwert mit Wucht einem Ork dessen Arme noch gezuckt hatten, in den Rücken und sagte nachdem er einen Blick über das Schlachtfeld geworfen hatte: "Nun, so einen schönen Kampf hatte ich lange nicht mehr."

Auch Oronêl ließ den Blick über die Brücke und die Straße davor schweifen. Etwa fünf dutzend Orks lagen tot auf dem Schlachtfeld, und von seinen Gefährten waren die meisten unverletzt gewesen. Lediglich Gelmir blutete aus einem Schnitt am Oberschenkel, winkte aber auf die besorgten Blicke der anderen hin ab. "Nur ein oberflächlicher Kratzer", sagte er.
Da alle wohlauf waren, konnte Oronêl sich nun wieder dem unerwarteten zehnten Mitglied ihrer Gemeinschaft zuwenden. Irwyne hatte während des gesamten Kampfes hinter den Bogenschützen auf der anderen Seite gestanden, doch nun kam sie über die Brücke. "Das habt ihr großartig gemacht!", und obwohl ihre Stimme ein wenig zitterte, leuchtete ihre Augen.
"Wir haben eben Übung, Mädchen", erwiderte zu Oronêls Überraschung der Waldläufer Valandur mit freundlicher Stimme.
"Aber du nicht", warf Oronêl so streng wie möglich ein, und wechselte einen Blick mit Finelleth, die allerdings keine Miene verzog. "Also musst du zurück."
"Aber wir können sie nicht alleine gehen lassen", sagte Finelleth ruhig, und Cúruon fügte hinzu: "Und wir können auch niemanden entbehren, um mit ihr zurückzugehen, und wir können auch nicht umkehren." Valandur und Faronwe nickten zustimmend, und Oronêl schüttelte ungläubig den Kopf.
"Heißt das, ihr wollt sie mitgehen lassen?" Bei seinen Worten hob Irwyne, die bislang betreten zu Boden geschaut hatte, den Kopf. "Nun... ja", erwiderte Finelleth, und die Augen des Mädchens begannen zu strahlen.
Oronêl seufzte. "Also gut... Aber du musst mir eines versprechen!", sagte er an Irwyne gewandt. "Wenn es zu Kämpfen kommt, wirst du dich immer so weit entfernt davon halten, wie es dir möglich ist."
"Ich verspreche es", erwiderte Irwyne ernst. "Und ich verspreche euch, ich werde euch auf keinen Fall eine Last sein. Wenn jemand verwundet ist, kann ich danach sehen, denn ich habe schon vieles gelernt."

Über ihren Eifer musste selbst Oronêl lachen, wurde aber bald wieder ernst. "Wir sollten hier nicht verweilen.", meinte er mit einem Blick auf die Leichen des Orktrupps. "Wo ein Trupp Orks ist, da kann auch ein zweiter sein."

« Letzte Änderung: 12. Okt 2016, 12:48 von Eandril »

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Re: Die Große Oststraße
« Antwort #9 am: 10. Okt 2016, 18:11 »
Am Abend des selben Tages suchte Oronêl das Gespräch mit Irwyne, die Cúruon zusah wie er ein kleines, rauchloses Feuer nach Art der Hochelben in Gang brachte.
"Warum bist du uns nachgelaufen?", fragte er, und setzte sich neben sie auf einen Stein. Sie hatten ihr Lager nördlich der Straße, auf einem bewaldeten Hügel aufgeschlagen. Glorwen und Orophin hatten etwas von "die Gegend auskundschaften" gemurmelt, und waren gemeinsam verschwunden, Mírwen half ihrem Vater beim Feuer machen, und Valandur nahm ein Kaninchen aus, dass Glorwen auf seine Bitte hin erlegt hatte.
"Ist das nicht klar?", antwortete von der anderen Seite Finelleths Stimme, und die Elbin ließ sich rechts neben Oronêl nieder. Oronêl nickte, denn sie hatte recht.
"Du wolltest helfen, nicht wahr?", fragte er, und Irwyne, die die Beine angezogen und die Arme um die Knie geschlungen hatte, nickte ebenfalls. "Ja. Es kam mir... falsch vor, einfach in Bruchtal zu bleiben und euch ziehen zu lassen."
Oronêl seufzte tief, und blickte über die Baumwipfel am gegenüberliegenden Hang, wo die ersten Sterne am Himmel zu leuchten begannen. "Ich verstehe. Verstehst duch auch, warum ich dagegen war, dass du mitkommst?"
"Ja, ich weiß es", antwortete das Mädchen. "Aus dem gleichen Grund, warum du nicht wolltest dass ich mit nach Dunland gehe. Und warum Cyneric mich nach Imladris geschickt hat." Sie stieß mit der Fußspitze nach einem kleinen Stein, der direkt ins Feuer flog und Funken aufwirbelte, und erntete dafür einen tadelnden Blick von Valandur, der gerade das fertig ausgenommene Kaninchen über dem Feuer befestigte.
"Genau. Weil wir uns Sorgen um dich machen", meinte Oronêl sanft, doch Irwyne war nicht besänftigt. "Aber ich kann auf mich selbst aufpassen! Ich bin vielleicht keine Kriegerin, aber trotzdem!"
"Und was hättest du auf dem Hohen Pass gemacht, wenn ich nicht dort gewesen wäre, hm?" In Finelleths Stimme schwang nur der leiseste Vorwurf mit, Oronêl merkte wie Irwyne sich neben ihm anspannte und musste trotz der Lage leise lachen.

"Auf dich muss man aufpassen, junge Dame. Aber nun bist du hier, zurückschicken können wir dich nicht, zurückgehen auch nicht... du hast es geschickt angestellt."
"Bist du sehr wütend auf mich?" Irwyne klang besorgt, doch Oronêl schüttelte den Kopf. Er erinnerte sich daran, wie Mithrellas ihm und Amdír einst nachgeschlichen war, als sie eine Gruppe Orks an den Grenzen Lórinands ausspähen wollten. Seine Tochter hatte genau den selben Ausdruck im Gesicht gehabt wie Irwyne, und auch damals war er, nachdem der erste Schock vergangen war, nicht länger wütend gewesen.
"Nein, bin ich nicht. Vielleicht kannst du ja tatsächlich nützlich sein." Bei seinen Worten hellte sich Irwynes Gesicht auf und sie wollte aufspringen, doch Oronêl hielt sie zurück. "Wie hast du es eigentlich geschafft, uns zu folgen?"
"Ach, das war eigentlich nicht schwer. Ich bin ganz früh aufgestanden, und habe mich noch vor euch nach draußen geschlichen. Ich glaube, Radagast könnte mich gesehen haben, aber er hat nichts gesagt, und außerdem hatte ich ja einen Mantel." Irwyne strich zärtlich über den Stoff des Mantels, den sie in Lórien bekommen hatte. "Dann habe ich gewartet bis ihr vorbeigezogen seit, und bin euch bis zur Brücke in sicherem Abstand gefolgt."
Die Wege von Zauberern sind unergründlich... Oronêl war sich sicher, dass Radagast Irwyne sehr gut gesehen hatte, und auch ihre Absichten durchschaut hatte. Vielleicht hatte der Zauberer irgendeinen verborgenen Sinn darin gesehen, Irwyne mit ihnen gehen zu sehen.
"Nun ja, ich glaube ich helfe Valandur mal mit seinem Kaninchen und lasse euch zwei, äh... unter euch." Und schon war sie unten am Feuer, und rasch in ein Gespräch mit dem Waldläufer vertieft.

Oronêl warf Finelleth einen verwirrten Blick zu. Das war nun schon das zweite Mal, dass Irwyne auf diese Art und Weise reagierte, und er konnte sich noch immer keinen Reim darauf machen - Finelleth jedoch schon, wenn er ihr verschmitztes Lächeln bedachte. "Würdest du mir vielleicht dieses Mal erklären, was das soll? Ist das irgendeine Verschwörung von euch beiden?" Finelleth lachte, und erwiderte: "Inzwischen bin ich mir sicher, aber ich lasse dich gerne noch ein wenig zappeln. Offensichtlich wird man mit den Jahren nicht nur klüger... Ich hoffe, du kannst heute Nacht schlafen ohne die ganze Zeit darüber nachzugrübeln."

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Re: Die Große Oststraße
« Antwort #10 am: 13. Jan 2017, 23:53 »
...vom Hohen Pass

Erinnerungen und Erkenntnisse
Die Nebelwölfe marschierten den Pass hinab, immer wieder blickten sie nach hinten als erwarteten sie noch einen letzten Gruße vom Gebirge. Aber dieser blieb aus, lediglich der Nebel legte sich wieder über die Bergspitzen. Nach einer kurzen Beratung beschloss man eine Rast am Fuße der Berge einzulegen und zu besprechen wie es weitergehen soll. Die Erschöpfung nagte allmählich an allen, nicht nur die Überquerung des Passes sondern auch die Tage davor forderten nun ihren Tribut.
Die Straße war fast wie ausgestorben, kein Lebewesen war zu sehen. Eine trügerische Ruhe lag über dem Tal, der neuen Heimat der Nebelwölfe.
An den Ausläufern angekommen, richtete man sich etwas versteckt zwischen Felsen einen Rastplatz ein. Einige Männer wurden gesandt um Feuerholz zu sammeln, Wachen wurden ebenfalls abgestellt. Ausnahmslos alle freuten sich auf das Feuer, nach der bitteren Kälte in den Bergen war dies bitter nötig.
Gromnir trat an den Häuptling heran und legte diesen den Orkhelm und das Schwert zu Füßen. "Das haben wir im Gebirge gefunden" raunte Gromnir. Úlfrik wusste genau was diese Formulierung zu bedeuten hatte, ein kurzes Grinsen konnte er sich nicht verkneifen. Doch das Grinsen verschwand wieder ganz schnell als er das Zeichen auf dem Helm erblickte. Gromnir kniff das Auge zu "Du weißt was das zu bedeuten hat" deutete er Úlfriks Reaktion. "...und du weißt auch wer dieser Saruman ist" fügte er an. Der alte Mann blickte ernst drein "Was hat der Ork gesagt?" wollte er wissen. Gromnir dachte nach. "Wir sollen uns Saruman beugen...oder so" meinte dieser salopp und schnaubte. "Also?" voller Ungeduld wippte er mit dem rechten Fuß. Úlfrik nahm auf einen Stein platzt. "Vor etwa sechs Monaten kam eine Schar Dunländer in unser Lager, auch sie trugen dieses Zeichen" begann er...

Rückblick
Etwa Anfang des Jahres 3022 D.Z.

Ein Dutzend Dunländer auf pechschwarzen Pferden kamen durch das Tal und steuerten auf das Heim der Nebelwölfe zu. Der Anführer, welcher völlig kahl wart, weder Skalp noch Bart besaß stieg von seinem Ross und begab sich in das Zentrum der Siedlung. "Stamm der Nebelwölfe, wo ist euer Häuptling" donnerte es. Auf seinem Harnisch aus festen Leder prankte ebenfalls die weiße Hand die er voller Stolz trug. Nach einigen Momenten trat Úlfrik heran. "Ich bin Úlfrik, der Stammesführer. Mit wem hab ich die Ehre?". "Ich bin im Dienste Sarumans hier um eure Treue einzufordern" brachte er sein Anliegen auf den Punkt. Úlfrik runzelte die Stirn, Höflichkeit war ihm schon immer wichtig und dieser Dunländer hatte wohl noch nie gehört wie man sich als Gast benimmt. "Die Nebelwölfe genießen den Ruf fähige Krieger zu sein, schliesst euch uns an und es soll euer Schaden nicht sein" fuhr der Dunländer fort. Fordend blickte er dem Häuptling ins Gesicht "Wir wollen nichts mit euren Kriegen zu tun haben, Dunländer. Sagt eurem Herren wir lehnen ab". Der Dunländer schnaubte und blickte auf das Gebirge hinauf. "Seid ihr sicher, alter Mann?" fragte er mit bedrohlichen Unterton. "Der Krieg wird noch lange weiter toben und es ist nur eine Frage der Zeit wann er euch verschlingt...auf die eine oder andere Weise". In Úlfriks Gesicht stieg Zornesröte auf. "Verschwindet, bevor ich dich und deine Lakaien vierteilen lasse! Die Nebelwölfe dienen niemanden!" stellt dieser klar. Der Dunländer wandte sich wieder ab, schwang sich auf sein Ross. Mit einem letzten "So sei es, ihr Narren!" und so galoppierte die Meute wieder davon.

Zurück zur aktuellen Situation
"Kurz darauf wurden die Angriffe immer heftiger wie du dich sicher erinnern kannst" schloss der alte Mann ab und sah Gromnir an. "Wo war ich denn da? Ich kann mich nicht an irgendwelche Dunländer erinnern" grübelte dieser. "Du warst auf der Jagd" kam die ganz banale Antwort. "Dieser Dunländer trug ebenfalls die weiße Hand auf seiner Brust und sprach von Saruman als seinen Herren". Nachdenklich strich sich Gromnir durch den Bart. Dunländer und Orks? Scheinbar sammelte dieser Saruman alle möglichen Wesen um sich. Die Tatsache dass dieser Saruman mit Orks arbeitet, ist für Gromnir mehr als verwerflich. Mit Dunländern hätte er keine Probleme gehabt aber mit Orks Seite an Seite zu kämpfen, käme niemals in Frage. Kein Nebelwolf würde dies gutheißen. Innerlich brodelte es wieder in ihm, so atmete er tief durch.
"Wir sind nun hier, wie geht es weiter?" erkundigte er sich dann. Der alte Mann überlegte kurz "Ich werde mich mit Kibli besprechen, erstmal rasten wir". Gromnir nickt es ab und suchte sich nun ebenfalls ein Plätzchen, einen Stein an der sich lehnte und die Augen schloss.
« Letzte Änderung: 23. Jan 2017, 22:31 von Deeman »

Deeman

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Re: Die Große Oststraße
« Antwort #11 am: 14. Jan 2017, 14:26 »
Neue Gefilde
Úlfrik blickte nachdenklich drein. Wurden die Nebelwölfe bereits vom Krieg verschlungen? Hatten sie sich einen Feind geschaffen ohne es zu merken. Der alte Mann ging in seinen Gedanken hin und her, dennoch kam er immer wieder zum selben Schluss. Mit der Absage an die Dunländer hatte sich die Wölfe den Zorn der weißen Hand auf sich gezogen und als Antwort hetzte man wiederholt Orks auf die Siedlung. Anders konnte er es sich nicht erklären. Aber es waren bisher nur Vermutungen, viele Geschichten kursieren in diesen Landen. Úlfrik fasste einen Entschluss...

Gromnir, welcher sich in etwa der Mitte der Wolfsmeute befand betrachtete ausgiebig die neue Gegend. Mittlerweile hatte er jeden Widerstand aufgegeben und sich damit abgefunden dass man sich eine neue Heimat suchen muss. So schlecht schien ihm der Eriador auch gar nicht zu sein und die größte Stärke der Wölfe war schon immer ihre Anpassungsfähigkeiten. Die Verluste waren bisher überraschend gering, ob die Altvorderen über die Wölfe wachen? Gromnir war überzeugt davon. Bei der Blutmondnacht würde man angemessen um die Verstorbenen trauern. Seine Gedanken schweiften doch wieder zum Gespräch mit Úlfrik. Hat der alte Mann die Wölfe unwissentlich in einen Krieg gezogen? Er verbrachte bisher sein ganzes Leben mehr oder weniger abschieden vom Rest der Welt. Das Handeln überließ er lieber den Bauern des Stammes, die diplomatischen Gesprächen lagen ohnehin immer bei den Ältesten. Dennoch war es vielleicht Zeit sich neuen Dingen zu öffnen?

Fast im Gleichschritt marschierten die Wölfe der Straße entlang. Überschritten sogar einen größeren Fluss. Einer der Zwerge meinte dass es der sogenannte Weißquell sei. Ob dies stimmt, konnte Gromnir nicht wissen, vertraute aber auf das Urteil seiner bärtigen Grummelfreunde. In der Ferne konnte man schon turmähnliche Berge erblicken. Ein kahler, wellenförmiger Kamm offenbarte sich und es schien als wären sie frei von Pflanzenbewuchs. Endlich ein bekanntes Bild und dennoch war es fremd für die Wölfe. Trotzdem war es ein guter Orientierungspunkt für sie und so hielten sie immer weiter darauf zu. Dort angelangt wollte man die nächste Rast einlegen.

...zu den Wetterbergen
« Letzte Änderung: 23. Jan 2017, 22:30 von Deeman »