Maethor, Nîdanadh und Aiwyn aus den Wäldern Lothlóriens IIGwilwileth und Drellir aus den Wäldern LothlóriensJutan aus Caras GaladhonThanderin und Wogrin von der Ankunft in LórienLiutasil und Weldalas aus den Wäldern Lothlóriens IIAus der Sicht CelebornsDunkle, formlose Schatten zogen über den Goldenen Wald.
Als würde sie ein ungreifbarer Wille beherrschen, der stärker war als jeder Wind, sammelten sie sich und türmten sich zu gewaltigen Wolkenfestungen auf. Jegliches Sonnenlicht wurde verschlungen und ein zwielichtiges Halbdunkel ruhte auf Mittelerde.
Celeborn, der Herr von Lothlorien atmete schwer aus. Die Abwesenheit der wärmenden Sonnenstrahlen schien seine Sinne abstumpfen zu lassen. Nur selten in seinem langen Leben hatte der hohe Elb sich so matt und leer gefühlt.
Er stand auf dem Balkon seines Schlafgemaches und ließ seinen Blick über den Wald, sein Reich streifen. Viel Leben hatte sich nach Lorien gerettet. Viele suchten Zuflucht vor dem nahenden Grauen...
Und doch war es näher, als sie glaubten. Celeborns Augen sahen mehr am Horizont, als ein Mensch auch nur erahnen könnte. Dort wo sich Himmel und Erde berühren, vermochte er über den Rand der Welt hinaus sehen.
Aber was er sah, bereitete ihm Unbehagen.
Mit unaufhaltsamer Zielstrebigkeit näherte sich eine Streitmacht dem goldenen Wald. Wie ein unstillbarer Hunger breitete die finstere Woge sich über Mittelerde aus und verwüstete alles auf ihrem Weg. Über den gierenden Kriegern thronte ein lidloses Auge am Firmament, umrandet von Flammen.
ER beobachtete sie ebenfalls. Womöglich lachte er, ergötzte sich an der Furcht und dem Leid, welches er über alles Lebende brachte.
Die Armee wurde von seinem höchsten Diener angeführt. Celeborn sah eine Eisenkrone, die auf einem unsichtbaren Haupt ruhte. Mit hoch erhobener Klinge ritt er auf einem hohen schwarzen Rappen an der Spitze der Schlachtreihen.
Lothlorien war stark, aber es war keine uneinnehmbare Festung. Wie sollten seine Bäume gegen einen solchen Sturm standhalten?
Wie sollten sie überleben?...
Ein sanfter Lufthauch wanderte durch das Zimmer, fand seinen Weg durch den offenen Balkon und brachte Celeborns Haare in eine leichte Bewegung.
Gerade noch hatte sich der Elb alt und müde gefühlt. Nun verspürte er, wie seine Sorgen und Ängste langsam zerschmolzen. Wie eine lange vergessene Erinnerung vernahm er mit einem Mal den Duft von blühenden Hyazinthen, Orchideen und Lilien. Ein wohliges Gefühl des Mutes ging von seinem Herzen aus und erfüllte seinen gesamten Körper.
Er liebte diese Eigenschaft seiner Gemahlin. Er liebte alles an ihr.
„Ein Schatten aus alter Zeit zieht erneut über Mittelerde...“, flüsterte Galadriel hinter ihm. Ihre zarten Hände umschlossen seine Hüften. „Doch egal was passiert, wir dürfen nicht aufgeben...“ Sie hauchte ihrem Gemahl einen Kuss auf die Wange, so sanft wie der Flügelschlag eines Schmetterlings.
„Ich danke dir, Liebste... Ohne deine Hoffnung wäre diese Welt wohl schon vergangen.“
Langsam ging die Herrin des Lichtes auf die rechte Seite von Celeborn, nahm seine Hand, die auf dem feinen Geländer ruhte und blickte ebenfalls über den Wald.
„Hoffnung ist alles, was uns in dieser Welt bleibt. Wir müssen hoffen, weil wir sonst verzweifeln.... Der junge Frodo Beutlin hat die Hoffnung von uns allen getragen und die ihm auferlegte Aufgabe angenommen. Doch aus unerfindlichen Gründen kam der Feind ihm zuvor.“
Ihre Hand schloss sich immer fester um die Seine.
Nun drehte sich Celeborn zu ihr um und küsste sie. In ihren Augen sah er einen Schein, als hätte das Licht Earendils den verhüllten Himmel verlassen und hier Zuflucht gesucht.
„Doch noch haben wir Mittelerde nicht verlassen.“, sagte er, „Die Hoffnung lebt weiter...“
Es war ein Moment, der nur einen Wimpernschlag lang andauerte und doch Äonen auszufüllen schien. Den unsterblichen Elben waren solche Augenblicke nur selten gewährt, da die Zeit für sie einen anderen Wert besaß. Doch erlebten sie es einmal, konnten sie in keinem Gedicht, keinem Lied, keinem Gemälde dieses Gefühl der tiefsten Einverständnis und Liebe jemals nacherzählen.
Mit bedächtigen Schritten gingen der Herr und die Herrin von Lorien zurück in ihre Gemächer. Celeborn trat zu einem massiven hölzernen Schrank und öffnete beide Flügeltüren. Seine Rüstung aus alten Tagen hing dort. Das fein gearbeitete Mithril glänzte selbst im Halbdunkeln silberweiß. Filigrane Linien zogen sich über die einzelnen Panzer und bildeten das Muster eines dichten Blattwerkes.
Die Rüstung war ein Geschenk aus einem anderen Zeitalter gewesen. Lange hatte er sie nicht mehr tragen müssen und im Stillen hatte er immer gehofft, dass sich dies nie ändern würde...
Er sah zu seiner Gemahlin.
„Geliebte, würdest du mir die Ehre erweisen, wie in alter Zeit?...“
Galadriel lächelte nur und hob den federleichten Brustharnisch von der Halterung.
-
Celeborn betrat in seiner strahlend silbernen Rüstung einem kleinen Flet und sah auf die wahrscheinlich letzten Verteidiger von Mittelerde hinab. Er sah viele Elben, aus Lorien wie aus dem Düsterwald und selbst ihre Verwandten aus Imladris waren zu ihnen geeilt. Überall standen vereinzelt einige Menschengruppen aus Rohan oder Gondor. Sie hatten sich so gut auf den bevorstehenden Kampf vorbereitet, wie sie nur konnten. Nun gab es nichts mehr zu tun, als den Feind zu erwarten.
Mithrandir nickte dem hohen Elben zu. Er, Glorfindel und Thranduil hatten ihn auf dem Flet erwartet. Sie hatten in den letzten Tagen die Verteidigung von Lothlorien ausgearbeitet. Nun galt es, die Elben und Menschen in ihren Plan einzuweihen und ihren Mut zu wecken.
Sie alle wussten, dass der Feind um ein Vielfaches überlegen war. Sie alle blickten in stummer Furcht auf zu ihnen und warteten auf einen stillen Funken der Hoffnung.
„Es ist Zeit.“, sprach Mithrandir. In seinen Augen spiegelte sich eine tiefe Trauer, vermischt mit altem Trotz. Der Verlust Frodo Beutlins hatte den alten Zauberer tief bestürzt, doch gleichzeitig bekämpfte er den dunklen Herrscher nun stärker denn je. All seine verbliebenen Kräfte warf er gegen Sauron in den Kampf...
Celeborn dankte ihm still und trat an den Rand des Flets.
„Menschen und Elben von Mittelerde. Meine Freunde aus den Landen des Lichtes. Meine Waffenbrüder in der bevorstehenden Schlacht.
Der Tag, den wir mit allen Kräften zu verhindern versucht haben, ist schließlich gekommen. Der Feind hat den einen Ring. Die Armee Mordors wird schon bald die Grenzen des goldenen Waldes erreichen. In seinem Hochmut eifert der dunkle Herrscher unserem Ende entgegen...
Doch hier wird es nicht enden!“
Die Krieger unter ihm schreckten auf, als sie die lauten Worte hörten.
„Noch haben wir Mittelerde nicht den Rücken gekehrt. Hier wird es nicht geschehen! Noch tragen wir Hoffnung tief in uns. Hier wird sie nicht vergehen! Noch können wir uns dem Feind entgegenstellen und ihm den Zugang verwehren.
Der Schatten von Mordor ist erneut über Mittelerde gekommen. Doch heute stehen ihm erneut mutige Elben und Menschen entgegen. Der Feind glaubt, in seiner Stärke gewachsen zu sein. Aber einen Gegner wird er nie besiegen können. Er glaubt, sich gegen jeden Angriff schützen zu können. Aber ein Stoß wird ihn zu Boden zwingen.
Der Gegner sind wir, die freien Völker dieser Welt. Der Stoß ist der unerschütterliche Glaube an die Freiheit und die Hoffnung auf einen neuen Morgen.“
Celeborn hielt kurz inne und sammelte sich. Die Soldaten scharten sich nun um das Flet und viele schienen aufrechter zu Stehen als vor einigen Momenten.
Nun musste er ihnen den riskanten, fast schon wahnsinnigen Plan erläutern. Er war sich bewusst, dass diese Taktik viele Opfer fordern würde, aber sie war die Einzige, mit der sie einen möglichen Sieg erringen konnten...
„Heute werden wir der Armee des Feindes die Stirn bieten, meine Brüder. Wir werden ihn zurückschleudern und unsere Heimat verteidigen. Unsere Grenzen werden von uralter Magie geschützt und auch wenn der Feind glaubt, sie brechen zu können, so werden Mithrandir, Radagast und Galadriel sie stärken, sodass der Vormarsch zum Erliegen kommen wird.
Dies wird unser Moment des Triumphes sein. Glorfindel wird mit einer kleinen Streitmacht und unter dem Schutze eines Tarnzaubers versuchen, den Hexenkönig von Angmar und seine Vasallen zu besiegen. Er führt die Armee an und ohne ihn werden die Orks von Mordor panisch die Flucht ergreifen.
Um den Feind von diesem Unterfangen abzulenken, wird unsere Hauptstreitmacht gleichzeitig einen Angriff durchführen. Wir werden den Gegner frontal angreifen und so Glorfindel und seinen Kriegern die nötige Zeit verschaffen. König Thranduil und ich selbst werden diesen Ausfall anführen.
Dies wird unsere Schlacht. Dies ist der Weg, auf dem wir unsere Heimat verteidigen können.
Wir werden kämpfen. Und wir werden siegreich zurückkehren.
Und bald schon mag der Tag anbrechen, den der Feind mit allen Kräften zu verhindern versuchen wird. Der Tag, an dem der finstere Herrscher zurück in die Unterwelt geschickt wird!“
Etwas Unerwartetes geschah in diesem Moment. Etwas, dass seit langer Zeit nicht mehr in Lorien vernommen wurde.
Tosender Jubel brach von den Kriegern aus. Sie alle waren aufgesprungen, schlugen ihre Waffen aneinander und schienen ihren Hoffnungsschimmer gefunden zu haben. Mithrandir trat an Celeborn und lächelte ihn an.
„Krieger der freien Völker!“, sprach der Zauberer nun. „Ihr habt die Worte des Herrn von Lothlorien gehört. Die Zeit des Jubels wird noch kommen, das verspreche ich euch. Nun müssen wir unsere Kräfte aufteilen. Glorfindel hat bereits einige seiner treuesten Krieger für seinen Angriff zusammengestellt. Doch jede weitere starke Klinge ist ihnen willkommen. Wer von euch fühlt sich der Aufgabe gewachsen und will den goldenen Reiter bei seinem Angriff begleiten?“
Einige Elben reckten ihre silbernen Klingen in die Luft und gaben ihre Zustimmung.
„Ich, Aldaril aus Bruchtal, werde den goldenen Reiter begleiten!“
„Das Schwert von Cohathal wird ihm zur Seite stehen!“