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Der Thron von Mittelerde / Nord-östlich der Evendim Hügel(Arnor)
« Letzter Beitrag von >Darkness< am Heute um 15:03 »Nord-östlich der Evendim Hügel
Octavia im Lager der Armee von Arnor…
Octavia hoffte noch weiter beständig darauf, dass Indro überlebt hatte. Wenn die Pascima-Rebellen nicht da gewesen wären, hätte sie es rechtzeitig geschafft. Stattdessen wurde sie gefangen genommen. Sie musste dringend mit Robben sprechen. Sie musste wissen was während der Schlacht passiert war.
Als sie das Lager mit Hildamar und seinen Männern erreichte, machte sie sich sofort auf den Weg, um Robbens Zelt aufzusuchen.
Mit schnellen Schritten stürmte sie hinein, hatte schon etliche Vorwürfe auf der Zunge liegen. Doch sie musste feststellen, dass der junge Fürst gar nicht in seinem Zelt war. Sie seufzte. Wie sollte sie ihn unter all den Männern im Zeltlager finden? Octavia sah sich etwas um. Auf einem Tisch lagen viele Schriftstücke. Viele von ihnen trugen das Wappen der Familie Stark von Angmar und die Unterschrift von Lady Lynn. In den meisten tauschten sie sich scheinbar über die Lage des gesamten Nordens aus, über Gold und Soldaten. Alles für Octavia eher uninteressant. Ein Brief erregte allerdings doch ihre vollste Aufmerksamkeit und ließ sogar ihr Herz für einen kurzen Moment stocken. Lady Lynn sprach in diesem Schriftstück über die Befreiung des gesamten Nordens und von einer Hochzeit, die Angmar und Arnor gegen Kiana Vaneryen und auf alle Zeit vereinen sollte. Und wortwörtlich sprach sie über die Hochzeit von Robben Rogwyne und Lynn Stark, die er sogar schon zugestimmt haben musste. Auch schien Robben vorher etwas von einer Waffe gesprochen zu haben, da Lady Stark darauf antwortete und erfreut war endlich, dass sie etwas hatten, was gegen die Krone und Kiana half.
Octavia war mehr als getroffen, als sie die Worte las. Noch am Vorabend hatte sie für einen kurzen Moment gedacht, dass Robben doch wirklich etwas für sie empfand. Wahrscheinlich irrte sie sich wie so oft nur wieder und er sah sie, wie all die anderen, nur als Mittel zum Zweck, bei der Robben nicht abgeneigt war, sie zwischendurch in sein Bett einzuladen.
Dieser Mistkerl.., ärgerte sie sich innerlich. Auch wenn sie nicht ganz wusste warum. Immerhin hatte er ihr nichts versprochen und nicht gesagt, dass er sie liebte und alleinstehend war. Doch sie hatte wieder all seine Berührungen, seinen Geruch und seine Blicke im Sinn. Wie konnte ich mir auch nur etwas darauf einbilden… Ich bin eine Kriegerin… Für mich ist so etwas sowieso falsch und macht mich nur schwach…, spielte sie es nur enttäuscht herunter.
"Du bist eine Frau, der man nicht vertrauen kann…", hörte sie plötzlich die Stimme Robbens hinter sich, die sie erstarren ließ. Octavia hoffte, dass der junge Fürst nicht sah, dass sie in seinen Briefen stöberte. Doch wahrscheinlich war es naiv zu glauben, er hatte erst vor kurzem den Raum betreten.
Verdammt! Sie fühlte sich mehr als ertappt und biss sich nervös auf der Unterlippe herum. Was sollte sie auch dazu sagen.
"...Du bist eine Frau, die Männer verrückt werden lässt…", sagte er weiter, während er näher auf Octavia Schritt, die ihn noch weiter erschrocken anstarrte. Sie fragte sich was er damit meinte und schwieg zunächst.
"War es von Anfang an nur dein Plan, mich gefügig machen, damit du abhauen konntest?", hakte er mit hochgezogenen Augenbrauen nach.
"N-nein!", entgegnete sie sofort. "Ich wollte die Schlacht abwenden… Indro wollte sich ergeben…".
"Und dann lässt er dich entführen? Das hat ja scheinbar einwandfrei funktioniert!", stellte Robben mit einem Lächeln fest.
"Es war nicht Indro! Es waren Pascima Rebellen!", verteidigte sie ihren ehemaligen Mentor.
"Das ist bedauerlich…".
"Ja, er und die Utarra-Rebellen sind jetzt umsonst gestorben, obwohl er sich dir unterwerfen wollte!", fauchte Octavia.
"Indro ist nicht tot… Ich wusste doch, wie sehr du an ihm hängst… Er und viele seiner Leute haben schnell kapituliert…", erwiderte Robben ruhig.
Indro nicht tot ? Diese Nachricht freute sie natürlich. "Wo ist er?", wollte sie direkt wissen.
"Er wurde mit einigen anderen nach Fornost gebracht…".
Octavia seufzte erleichtert. Sie wunderte sich nur über seine Aussage. Warum sollte er sich darum kümmern wer ihr wichtig war? Nachdem sie die Briefe las und so wie er herüber kam, war er ja sonst eher egoistisch eingestellt.
"Aber warum hast du überhaupt angegriffen, anstatt auf mich zu warten?", fragte sie verdutzt.
"Weil ich dachte dir sei etwas zugestoßen…".
"Ja und was interessiert es dich wenn ich sterbe? Ist das nicht das was du eigentlich willst?", hakte sie weiter. Der junge Mann lächelte sie daraufhin an und lehnte sich an den Tisch. "Ich kann dich jetzt nicht sterben lassen…".
"Ach stimmt… Ich bin nur ein Mittel zum Zweck…", keifte sie. Robbens Blick wurde ernst und er verschränkte seine Arme.
"Ich kümmere mich um deine lieben… Mache mir Sorgen um dich… Und trotzdem hasst du mich, entstellst mein Bild und kritisierst mich…", beschwerte er sich und sah getroffen drein.
"Du hast doch keine Ahnung…", entgegnete Octavia betrübt. Sie spürte wie ihre Augen glasig wurden, versuchte es allerdings zu unterdrücken. Vor dem jungen Fürsten zu weinen war das letzte was sie wollte.
"Was ist wenn das alles vorbei ist oder ich dir nicht hilfreich bin? Dann ist es dir egal wenn ich sterbe ?", fragte sie mit brüchiger Stimme. "Du heiratest Lady Lynn… Und was ist dann? Was ist mit den übrigen Rebellen und… mit mir?".
Der junge Fürst ging einige Schritte auf sie zu und hielt mit seiner linken Hand ihre Hüfte und seine rechten legte er an ihr Gesicht.
"Du bist das wunderschönste, was mir jemals passiert ist!", hauchte er sie an, während seine rechte Hand an ihren Hinterkopf wanderte. Octavia sah zu ihm auf. Die junge Frau wunderte sich über die Worte. Wollte er sie nur wieder um den Finger wickeln?
"Ich bin dazu geneigt, das Versprechen mit Lady Stark zu brechen, weil du so wundervoll bist...".
Octavia spürte, wie die linke Hand Robbens an ihr Gesäß wanderte.
"...Und dazu trägst du das Blut eines Miars in dir… Wir sollten heiraten und zusammen die Welt verändern!".
Octavia war eigentlich keine Frau, die sich an einen Mann binden wollte. Aus welchen Gründen auch immer, war sie in diesem Moment davon nicht abgeneigt.
"Ich liebe dich…", rutschte es ihr heraus, "...Und ich weiß dass du mich liebst…".
Die beiden küssten sich und landeten schließlich auf dem Boden, sodass Octavia auf ihn war. Sie wusste, dass es für den ganzen Plan eine schlechte Sache war, ich ausgerechnet in ihn zu verlieben. Aber sie konnte nicht anders, egal wie sehr sie sich innerlich dagegen wehrte.
Am Abend saß Octavia mit Robben und seinen Hauptmännern an aufgestellten Tisch und aßen gemeinsam. Octavia saß direkt bei Robben. Die Hauptmänner aus Arnor und Angmar sprachen und scherzten über die Schlachten. Die junge Frau schwieg die meiste Zeit.
"Wenn ihr König von Arnor seid, mein Lord, dann wird das Land wieder aufblühen so wie damals in den alten Zeiten!", rief einer der Hauptmänner mit hochgehaltenen Becher. Die anderen jubelten ihm zu.
"Das einzige was mich verärgert ist, warum dieses Mädchen an unserem Tisch sitzt…".
Octavia hörte schon gar nicht mehr hin. Sie kannte die üblichen Anfeindungen der Menschen im Norden aufgrund ihres Vaters schon.
"Nun…", fing Robben an, "...Bald schon werdet ihr sie als eure Königin von Arnor kennen… Meine Frau!".
Octavia verschluckte sich fast, als sie gerade einen Schluck trank und er seine Absichten preisgab. Der jungen Frau blieb nicht aus, mit welcher Überzeugung er dies sagte und mit einer zufriedenen Tonlage. Allerdings fragte sie sich nur, ob er einfach nur befriedigt des Beischlafs wegen war, oder ob er es wirklich ernst meinte. Sie selbst hatte das schon fast vergessen. Immerhin wusste sie, dass es sicher keine gute Idee war, wenn sie noch mit den anderen Rebellen Pläne schmiedete. Auch wenn sie deshalb inzwischen gegenüber Robben ein schlechtes Gewissen bekam. Unter den Anwesenden brach großes getuschelt aus. Octavia selbst war das etwas unangenehm.
"Mein Lord, ihr habt Lady Lynn schon ein Versprechen gemacht… Wo wäre unsere Ehre, wenn wir nicht uns nicht daran hielten!", warf Hildamar ein.
"Ich kann euch verstehen, Lord Rogwyne. Sie ist äußerst hübsch und ich wäre nicht abgeneigt das Bett mit ihr zu teilen…", sagte ein weiterer Hauptmann und lachte dabei, "...Aber ihr dürft nicht vergessen wer sie ist: Die Tochter eines Maiars und Halbschwester von Königin Kiana!".
Octavia ahnte schon, dass es wieder Konflikte verursachte. Als sie zu Robben sah, bemerkte sie seinen finsteren Blick.
"Ich kann das so nicht hinnehmen! Deshalb werde ich mit meinen Männern nach Angmar zurückkehren! Ich bin dem Hause Stark treu und kann es nicht dulden, wenn ihr euch mit einem Monster vermählt…", sagte ein weiter der Hauptmänner. Er erhob sich und und verließ den Tisch. Weitere standen auf und folgten ihm. Octavia vermutete, dass es wohl die anderen Anführer aus Angmar waren. Plötzlich herrschte eine unglaubliche Stille.
"Mein Fürst, ihr könnt es nicht ernst meinen… Sie ist ein Monster… Ist kein Mensch…", fing Hildamar an.
"Lady Lynn ist im Vergleich zu mir eine alte Frau und... Hinterfragt ihr etwa meine Entscheidungen, Lord Rohstt?", entgegnete Robben genervt.
"Mein Herr… Ihr könnt euch nicht euren Gelüsten hingeben… Ihr seid kein Junge mehr! Ihr habt Verantwortung!", schrie Hildamar Rohstt schon fast.
Octavia beobachtete Robben weiter. Er sah wütend aus und spielte mit einem Messer in in seiner Hand herum, indem er es imme wieder in den Tisch drückte.
"Ich bin euch dankbar, dass ihr meiner Familie immer treu wart und mir so vieles beibrachtet, Hildamar… Ich denke ich habt aber langsam ausgedient…", schimpfte der junge Fürst.
"Habt ihr den Verstand verloren? Dieses Mädchen hat euren Kopf total verdreht… Ihr seid verrückt...Ihr solltet vielleicht in euer Bett gehen…".
Im selben Moment sah Octavia nur, wie ein Messer an ihr vorbei flog und in Hildamars Brust landete. Erschrocken sprang sie auf und starrte auf das Geschehen. Der alte Mann hielt sich seine Wunde und sackte zu Boden.
"Wie mir scheint gilt die Treue von einigen nicht mir, sondern vielmehr Lady Lynn! Wir wollen Arnor wieder auferstehen lassen und dabei können wir niemanden gebrauchen, der uns daran hindern will!", rief er laut. "Wer braucht schon die alten Fürsten, egal ob von Angmar oder Arnor… Wir werden gemeinsam Arnor erstarken lassen! Versteckt ihr euch auch hinter der alten Ehre und riskiert den Verlust des Ziels, oder steht ihr hinter eurem König und kämpft für mich, koste es was es wolle?".
Die Hauptmänner erhoben sich, zogen ihre Schwerter und riefen immer wieder den Namen Robbens.
Auch wenn Octavia noch schockiert war, faszinierte sie der junge Fürst. Einmal weil er scheinbar hinter ihr stand -damit war er ja fast der einzige- und zum anderen, dass er seine Männer trotz allem auf seine Seite ziehen konnte.
Für sie selbst war es gleichzeitig gut, da sie das Vertrauen Robbens genoß und sich seine Armee gleichzeitig scheinbar verkleinert hatte. Sie musste dringend mit Phelan Belatan sprechen, sobald sich die Möglichkeit ergab…
Octavia im Lager der Armee von Arnor…