Soll das etwa heißen, dass sie feige fliehen? Warum kämpfen sie nicht für die Welt, in der sie leben?
Da Jutan dies Wissen wollte, rannte er sofort dorthin, wo er glaubte, dass der Anführer des Trupps sein könnte. Die Elben rasteten gerade, doch einige stiegen bereits wieder auf ihre Pferde auf. Einer stellte sich gerade vor allen anderen auf, es sah so aus, als wolle er ihnen etwas verkünden. Noch ehe der Elb seine Worte begonnen hatte, brach Jutan aus dem Gebüsch neben ihm hervor. "Was wollt ihr hier?", fragte er den Elb. Mit einem Schlag war er nicht mehr schüchtern, sondern äußerst entschlossen. Dies geschah immer in Situationen, in denen es um Wichtiges ging, und dabei kam er sich selbst ein wenig verändert, beinahe ausgewechselt vor. In solchen Situationen konnte ihn, der er sonst nicht so entschlossen durchbiss, wirklich nichts von seiner Meinung abbringen!
Langsam sahr der Elb zu Jutan hinüber. Seine Augen schienen Jutan wie Eiskristalle, ohne jegliches Feuer des Temperaments. Er war es, der Elb der ihm den Eintritt nach Calas Galadhon verwehrt hatte. Ebenso langsam, wie er sich zu Jutan gedreht hatte, begann er auch zu sprechen: "Wir ziehen in die unsterblichen Lande außerhalb von Mittelerde, denn diese Welt ist im Schwinden, und wir sehnen uns nach dem Lichte der Insel Valinor!"
Gwilwileth hat tatsächlich recht! Sie wollen also fliehen, diese Feiglinge!
"Warum flieht ihr, warum kämpft ihr nicht um eure Heimat?"
Der Elb schien einen Moment lang nachzudenken, Jutan konnte jedoch nichts aus seinem Gesicht deuten: "Wir lebten hier, wir hatten Haus und Familie, wir hatten Glück. Nun aber droht uns dieses Glück zu verlassen, und wir suchen dieses in den unsterblichen Landen wiederzufinden."
Diese Aussage des Elben stellte Jutan jedoch nicht zufrieden. Er musste wohl tiefer in ihn hineingraben! Diese Elben durften Mittelerde nicht verlassen, ansonsten würde die Schönheit der Wälder Loriens für Immer verblassen! Er nahm all seinen Mut, all seinen Zorn auf die Feigheit dieses Elben zusammen, und erwiderte dem Elben: "Vor wenigen Tagen hattest du deine Heimat noch verteidigt, und nun willst du sie im Stich lassen? Seid ihr Elben tatsächlich so wankelmütig?"
Er glaubte, eine leichte Andeutung der Gereiztheit im Gesicht seines Gegenübers erkennen zu können. Der Elb antwortete ihm knapp: "Ihr Menschen wisst nichts über die Entscheidungen von uns Elben, vor Allem nicht ein Kind wie du."
"Auch wenn ich nicht so gebildet bin wie ihr Elben hier, und auch nicht so viele Jahre auf dieser Welt wandle, so weiß ich doch, dass es sich lohnt, für etwas, das man liebt, zu kämpfen, auch wenn es noch so aussichtslos erscheint!"
Jutan wandte sich um. Einige der Elben blickten neugierig zu ihm hinüber. Wenn er es jetzt geschickt anstellte, so könnte er vielleicht einige von ihnen dazu bringen, doch noch in Mittelerde zu bleiben!
Er wandte sich zu den anderen Elben und sprach zu ihnen: "Ihr Elben, gibt es nicht etwas in dieser Welt, das euch etwas bedeutet? Lasst ihr nichts zurück, was ihr in diesen unsterblichen Landen vermissen werdet? Ich sage euch: Es lohnt sich, auch noch für das letzte bisschen Schönheit in dieser Welt zu kämpfen! Habt ihr denn keinen Stolz? Was würden die Bewohner dieser unsterblichen Lande sagen, wenn sie erführen, dass ihr feige geflohen seid?"
Die Elben waren zu gut darin, ihre Gefühle zu verbergen! Jutan konnte einfach nichts aus ihren Gesichtern ablesen! Der Elb, mit dem Jutan eben noch gesprochen hatte, schien jedoch etwas bedrohliches erkannt zu haben, denn auch er wandte sich jetzt an seine Weggefährten: "Hört nicht auf ihn! Was bleibt euch hier noch, außer dem Tod? Was könnt ihr erreichen, wenn ihr euch Sauron entgegenstellt, jetzt, wo er den Ring hat, und seine Macht schier unendlich scheint?"