Drellir von der Großen OststraßeDie Sonne ging im Osten auf und die ersten Sonnenstrahlen drangen durch das dichte Blätterdach der Bäume. Sie enthüllte, was der Nacht verbarg und der Mond im anderen Licht erschienen ließ. Noch nie hatte er so etwas gesehen, wie sich ein Wald von Tag zu Nacht so wandeln kann, alles wirkte so warm. Schon in der Nacht als er die Grenzen Lothloriens betrat, merkte er, dass dieser Wald nicht wieder andere zu sein scheint, es wirkte eine Mysthik in diesem Wald und das Mondlicht legte einen blauen Schleier um ihn und jetzt wo der Tag anbrach, schien eine gold-gelbe Aura ihn zu berühren. Die Natur war in den letzten Jahren seines Lebens, das einzige was ihn noch erfreuen konnte, er blicke in die Kronen der Bäume, wie die Vögel anfingen zu singen, in seiner Heimat waren diese schon lange verstummt, hier schien die nahende Dunkelheit kein Platz zu nehmen und er fühlte sich auch das erste mal seit vielen Jahren wieder irgendwo geborgen, doch er musste weiter.
Nun wandelte eine dunkle Gestalt von Baum zu Baum, er wollte erst einmal nicht gefunden werden und da sich ihm bis jetzt noch keine andere Lebensform als Tiere gezeigt hatten, ging er davon aus, dass er auch noch nicht entdeckt wurde. Die Sonne erwärmte langsam den Wald. Drellir begann nun beim Laufen durch das Untelholz zu schwitzen, der Schweiß lief ihm die Stirn herunter und endete in seinem schwarzen Mundtuch. Das Licht verengte seine Pupillen und man sah seine braunen Augen mit der grünen Iris, das einzige was man von seinem Gesicht sah, der Rest wurde bedeckt durch die Kapuze und das mundtuch. Sein Ledermantel beengte ihn, er hatte ihn sich mit dem Gürtel um die Hüfte festgebunden. Drellir blieb an einem Ort stehen, wo er nicht so leicht zu erkennen war und öffnete seinen Gürtel, doch er fiel mit dem Gewicht seines Kampfmesser und der kleinen Tasche daran zu Boden. Die Reise hatte ihn erschöpft, wenig Schlaf und das viele Laufen zerrten an seinen Kräften, so dass er nicht einmal mehr seinen Gürtel in diesem Augenblick festhalten konnte. Er kippte seinen Kopf leicht nach hinten und schloss die Augen, sein Atem war schneller als sonst, ihm war warm und ihm waren schon vor über einem Tag die Wasservörräte ausgegangen. Der Durst trieb ihn voran, in der Hoffnung bald einen Wasserstelle zu finden. Er band sich seinen Gürtel wieder um und setzte sich weiter in Bewegung. Auch der Liederriemen auf seiner Schuler, der sein Schwert hielt, drückte und scheuerte auf seinem Schlüsselbein und Schulter. Seitdem er den Orks auf der Oststraße begegnete, war er nahezu rastlos unterwegs.
Der Tag war inzwischen angebrochen und Drellir entdeckte auf seinem Weg einige kleine Lager von Flüchtlingen aus den Königreichen der Menschen, doch er wollte diesen Schritt noch nicht tun und zog weiter. Dann war seine Suche endlich erfolgreich, er sah von weitem zwischen den Bäumen ein Gewässer und schlich zu einem großen Baum, nahe dem See vor ihm. Er stellte sich mit dem Rücken an ihm und blickte vorsichtig links und rechts ob sich jemand in der Nähe befand, doch er erkannte nichts.
Du Narr, wer soll dir denn hier draußen schon begegnen?Drellir rannte zu einem Baum, der nur wenige Meter vom Ufer entfernt war und zog den Lederriemen, andem seine Schwertscheide hing, über den Kopf. Danach seinen Bogen, Köcher und den kleinen Rucksack. Er machte seine Kapuze zurück und sein hellbraunes Haar kam zum Vorschein, seinen Mantel legte er auf sein Schwert und den Gürtel auf den Mantel. Als Letztes zog er seine dunkelblaue Tunika aus, darunter trug er noch eine grün-beige farbene Tunika aus dünnem Stoff, seine Sommertunika. Sie hatte schon im Laufe der Zeit helle Flecke bekommen und war auch nicht mehr im besten Zustand. In Eile schnappte er seine drei Trinkflaschen aus dem Rucksack und lief zum Ufer, drückte eine Flasche unter die Wasseroberfläche, nach wenigen Sekunden nahm er sie wieder raus und trank alles aus. Schmiss sie ans Ufer und griff mit seinen Händen in das Wasser und drückte sich eine große Fuhre Wasser ins Gesicht. Das Wasser tropfte an seinen Augenbrauen, der Nase und Bart wieder zurück in den See, es war wie ein Segen. Danach trank er noch etwas und füllte seine drei Flaschen wieder und kehrte zum Baum zurück. Es war windig geworden und im Schatten wurde es kühl, er legte seinen Gürtel wieder an, seinen Mantel und setzte die Kapuze wieder auf. Die dunkelblaue Tunika packte er mit den Flaschen in den Rucksack und setzte sich an die Wurzeln des Baumes, lehnte sich an die Rinde und kam endlich wieder zur Ruhe und hatte einen Ort zum rasten...